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Giddens – Werlen – Barker

Giddens – Werlen – Barker. Kompatibilitäten und Differenzen von Strukturationstheorie und Handlungsorientierter Sozialgeographie in Bezug auf die Behavior Setting Theorie. Übersicht. Die Strukturationstheorie von Giddens Die Intention Das Konzept

Anita
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Giddens – Werlen – Barker

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Presentation Transcript


  1. Giddens – Werlen – Barker Kompatibilitäten und Differenzen von Strukturationstheorie und Handlungsorientierter Sozialgeographie in Bezug auf die Behavior Setting Theorie

  2. Übersicht • Die Strukturationstheorie von Giddens • Die Intention • Das Konzept • Verwandte Begriffe zu behavior setting und ihre Anwendung/Bedeutung • Die Handlungsorientierte Sozialgeographie von Werlen • Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Giddens und Werlen • Anregungen zur Verbindung von Barker und Werlen

  3. 1. Ausgangsbasis der Strukturationstheorie „Trotz Parsons' Rede vom ‚handlungstheoretischen Bezugsrahmen‘ kann kein Zweifel daran bestehen, dass in seinem theoretischen Schema das Objekt (die Gesellschaft) das Subjekt (den bewusst handelnden Menschen) beherrscht.“ „Die vom hermeneutischen und phänomenologischen Lager am Objektivismus - und der strukturtheoretischen Soziologie - geübte Kritik hat einige wesentliche Unzulänglichkeiten [des Objektivismus] zutage gefördert. Umgekehrt nähern sich diese Schulen bedenklich dem Subjektivismus. So klafft die konzeptuelle Lücke zwischen dem Subjekt und dem sozialen Objekt so weit wie eh und je.“ (A. GIDDENS 1997, S. 34)

  4. Zur Intention der Strukturationstheorie „Mit der Formulierung der Theorie der Strukturierung möchte ich den Dualismus von Objektivismus und Subjektivismus überwinden.“ (A. GIDDENS 1997, S. 41) • Verbindung von individualistischen und holistischen Konzepten • nicht mehr Dualismus, sondern Dualität von Objektivismus und Subjektivismus sowie von Struktur und Handlung

  5. Grundannahme der Strukturationstheorie Die Konstitution von Handelnden und Strukturen betrifft nicht zwei unabhängig voneinander gegebene Mengen von Phänomenen - einen Dualismus, sondern beide Momente stellen eine Dualität dar. Dualität der Strukturen: doppelter Charakter von Strukturen zur Ermöglichung und zur Restriktion von Handlung, als Medium und als Resultat von Praxis. Strukturierung: „Bedingungen, die die Kontinuität oder Veränderung von Strukturen und deshalb die Reproduktion sozialer Systeme bestimmen.“ (A. GIDDENS 1997, S. 77)

  6. Jede Sinnübertragung bzw. Beschreibung unterliegt einem doppelten Prozess der Übersetzung, Interpretation, Verzerrung. Doppelte Hermeneutik „Soziologische Beschreibungen haben die Aufgabe, die Bedeutungssysteme zu vermitteln, an denen die Akteure ihr Verhalten ausrichten. Diese Beschrei-bungen aber sind interpretative Kategorien, die ebenfalls Übersetzungsanstrengungen verlangen, um sie in das in soziologische Theorien enthaltene Bedeutungssystem und wieder zurück zu transferieren.“ (A. GIDDENS 1997, S. 338)

  7. Reflexive Steuerung des Handelns (Intentionalität) Unbeabsichtigte Handlungsfolgen A. GIDDENS 1997, S. 56 „Intentionalität als die Fähigkeit zur selbstreflexiven Kontrolle im laufenden Verhalten.“ (H. JOAS in A. GIDDENS 1997, S. 13) Handlung Unerkannte Handlungs-bedingungen Handlungsrationalisierung Handlungsmotivation

  8. Bewusstsein und Handlung • unbewusste Motive/Wahrnehmung - allgemeine Orientierung • praktisches Bewusstsein – Routinen • diskursives Bewusstsein – Reflexivität, intentionale Steuerung

  9. Die a-räumliche „Struktur“ der Struktur(en) „Die wichtigsten Aspekte der Struktur sind Regeln und Ressourcen, die rekursiv in Institutionen eingelagert sind.“ (A. GIDDENS 1997, S. 76)

  10. Dimensionen der Regeln • Intensiv (Sprachregeln) vs. Oberflächlich • Stillschweigend vs. Diskursiv • Informell vs. Formalisiert • Schwach vs. Stark Sanktioniert (Gesetze) Regeln Regeln werden nicht nur als formalisierte Vorschriften gedacht, sind auch als Spielregeln, als Normvorgaben, v. allem aber als Signifikationscodes. Regeln implizieren methodische Vorgangsweisen sozialer Interaktion. Man handelt immer aufgrund von mehreren Regelkomplexen. Regeln konstituieren Sinn (Signifikation) und sanktionieren soziale Verhaltensweisen (Normen).

  11. Ressourcen Autoritative Ressourcen: An der Generierung von Macht beteiligte nichtmaterielle Ressourcen, die sich aus dem Vermögen, die Aktivitäten menschlicher Wesen verfügbar zu machen, herleiten; ergeben sich aus der Herrschaft von Akteuren über andere Akteure. Allokative Ressourcen: An der Generierung von Macht beteiligte materielle Ressourcen einschließlich der natürlichen Umwelt und physischer Artefakte; leiten sich aus der Herrschaft des Menschen über die Natur her.

  12. Strukturen Theoretische Sphäre Institutionelle Ordnung Signifikation Theorie des Codierens Symbolische Ordnungen / Diskursformen Herrschaft Theorie der Autorisierung und Allokation der Ressourcen Politische und Ökonomische Institutionen Legitimation Theorie der normativen Regulierung Rechtliche Institutionen Quelle: A. GIDDENS 1997, S. 84 Institutionen

  13. Ra(e)um(lichkeit) und Zeit(lichkeit) des Handelns „Stellt man die Raum-Zeit-Problematik in den Mittelpunkt der Sozialtheorie, kommt man nicht umhin, über die disziplinären Grenzen zwischen Soziologie, Geschichtswissenschaft und Geographie nachzudenken.“ (A. GIDDENS 1997, S. 35) • Übernahme des objektivistischen Raum- und Zeitbegriffs von Hägerstrand; Raum-Zeit-Rhythmen und -Routinen • Erweiterung um das Konzept der subjektiven Zeit(en) wird angerissen, teilweise mit Bezug auf Goffman operationalisiert • Die Raum-Zeitlichkeit des Handelns, nicht aber der Struktur(en)

  14. Verwandte Begriffe zu behavior setting • Bezug auf Goffmans Konzept der „Kopräsenz“; Kritik an der unsystematischen Aufarbeitung durch G. • ‚Begegnung‘; ‚Situation‘ • Rolle von Körperlichkeit, Positionierung (räumlich und sozial), Mimik, Gestik, Takt vs. Zynismus, etc. ... • Serialität (vgl. Barker) als zeitliche Klammerung • vorder- und rückseitige Regionen (z.B. Rolle der totalen Institutionen) • Raum-Zeit-Wege (Hägerstrand), aber auch räumlich gesehen; ‚constraints‘ wie z.B. Begrenztheit des räumlichen Fassungsvermögens (vgl. ‚overmanning‘); locales‘, Regionalisierung;

  15. Kopräsenz, Situation, Begegnungen „Nach Merleau-Ponty ‚besetzt‘ der Körper Raum und Zeit nicht in derselben Weise wie dies materielle Objekte tun. ... Die um den Körper zentrierten Raum-Zeit-Beziehungen der Anwesenheit sind nicht auf die 'Räumlichkeit' von Stellungen, sondern - nach Merleau-Ponty - auf die Räumlichkeit von Situationen ausgerichtet.“ (A. GIDDENS 1997, S. 117) „Die Untersuchung der Interaktionen unter den Bedingungen der Kopräsenz ist eine grundlegende Komponente der ‚Einklammerung‘ von Raum und Zeit, die sowohl Bedingung als auch Ergebnis sozialer Beziehungen von Menschen ist. ... Beziehungen unter den Bedingungen von Kopräsenz bestehen aus dem, was Goffman treffend Begegnungen genannt hat... . Er [Goffman] ist einer der wenigen Soziologen, die die Raum-Zeit-Beziehungen als fundamental für die Produktion und Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens behandeln ... .“ (A. GIDDENS 1997, S. 90)

  16. Interaktionstypen in Kopräsenz nach Goffman • Zusammenküfte (Versammlungen von 2+ in Kopräsenz; gegenseitige reflexive Steuerung; eher lose) • Soziale Ereignisse (Vielzahl von Personen; Fabrik, Büro, Schule; hier bilden sich viele Zusammenkünfte; Verwandtschaft zu ‚setting‘!) • nicht-zentrierte Interaktionen (alles, was zwischen Individuen aufgrund ihrer Kopräsenz in einem bestimmten Kontext kommuniziert werden kann) • zentrierte Interaktion (2+ koordinieren ihre Handlungen mittels einer Verschränkung von Sprache und Mimik) • davon a: Begegnung • b: Routine

  17. Kopräsenz und gesellschaftliche „Makrostruktur“ „Ich halte es für einen Fehler, Begegnungen, die unter den Bedingungen von Kopräsenz stattfinden, als die Basis zu betrachten, auf der umfassendere oder ‚makrostrukturelle‘ soziale Eigenschaften aufgebaut sind. ... Auf der anderen Seite sind freilich Interaktionen zwischen kopräsenten Akteuren im Vergleich zu Institutionen als ausgedehnten und chronisch reproduzierten Gebilden auch keine bloßen Epiphänomene.“ (A. GIDDENS 1997, S. 39f.)

  18. Regionalisierung • z.B. Tag- und Nachtbenützung von Zimmern im Haus; oder an der Uni • Bestimmte Sitzordnung im Hör- oder Sitzungssaal • Raumaufteilung beim Fußballspiel, etc... • „‘Regionalisierung‘ sollte nicht bloß als Lokalisierung im Raum verstanden werden, sondern als Begriff, der sich auf das Aufteilen von Raum und Zeit in Zonen und zwar im Verhältnis zu routinisierten sozialen Praktiken bezieht.“ (A. GIDDENS 1997, S. 171) • Nachbildung repetitiver Raum-Zeit-Wege • Klassifikation verschiedener Regionalisierungsweisen (wie Dauer, Charakter, Form, Spanne)

  19. Orte (locales), Regionalisierung, Handeln „Orte (locales) sind nicht einfach Plätze (places), sondern Bezugsrahmen von und für Interaktionen ... Doch Rahmenbedingungen sind zugleich in einer Weise regionalisiert, dass sie den seriellen Charakter von Begegnungen stark beeinflussen und durch diesen beeinflusst werden. Die Raum-Zeit-‘Stabilität‘ meint normalerweise auch soziale Festigkeit; der wesentlich ‚gegebene‘ Charakter des physischen Milieus des Alltagslebens ist mit der Routine verwoben und hat starken Einfluss auf die Konturen der institutionellen Reproduktion. Die Regionalisierung hat zudem eine starke psychologische und soziale Resonanz im Hinblick auf die ‚Verhüllung‘ einiger Typen des Handelns und der Handelnden und die Enthüllung anderer.“ (A. GIDDENS 1997, S. 39)

  20. „Anwesenheits-Verfügbarkeit“ und die „Konsequenzen der Moderne“ „Gemeinschaften mit einer hohen Anwesenheits-Verfügbarkeit waren in allen Kulturen - bis vor nur einigen hundert Jahren - Gruppierungen von Individuen in enger physischer Nähe zueinander. ... Die Medien der Kommunikation waren mit denen des Transports identisch. ... Aber die radikalste Trennung, die in der modernen Geschichte von Bedeutung ist (und deren Implikationen bis heute noch lange nicht ausgeschöpft sind), ist die durch die Entwicklung des elektronischen Fernmeldewesens vollzogene Trennung der Kommunikations- von den Transportmitteln, die immer auf irgendeine Weise die Mobilität des menschlichen Körpers vorausgesetzt hatten. Morses Erfindung des elektromagnetischen Fernschreibers markiert einen ebenso tiefen Einschnitt in der menschlichen Kulturentwicklung wie das Rad oder irgendeine andere technische Erfindung.“ (A. GIDDENS 1997, S. 175)

  21. Einige Kritikpunkte • Inkonsistente Operationalisierung von Zeit und Raum. • Keinerlei quantitative Aussagen. • Konzeptuelles Stehenbleiben auf Ebene der Kopräsenz, obwohl Entankerungsmechanismen der Moderne (vgl. „Konsequenzen der Moderne“) erwähnt werden. • Giddens unterschätzt Abhängigkeit mancher Bevölkerungsgruppen von den Strukturen (z.B., dass ca.15 % der Bevölkerung größere Fixkosten als Einnahmen hat). • Ermöglicht Zwang immer neue Handlungs-möglichkeiten (Sklaven, Arme, Häftlinge ...) ?

  22. Weitere Themenbereiche bei Giddens • Angst und Vertrauen (Erikson) • Sprachl. Fehlleistungen (Freud) • Wandel, Evolution und Macht (z.B. Parsons) • Das Unbewußte, Zeit und Gedächtnis • Zusammenhang von Struktur und Zwang

  23. 2. Die Handlungsorientierte Sozialgeographie von Werlen • Vom Verhalten zum Handeln • Metatheoretische Grundlegung der Handlungsorientierten Geographie • Gesellschaftszentrierte statt raumzentrierte Geographie (Raumontologien, Raumexorzismus) • Berücksichtigung spätmoderner Entankerungen

  24. (Meta)theoret. Grundlagen im Laufe der Zeit • 1987 (Diss.) Bezug auf Popper und Schütz • In Folge Entwurf einer dreiteiligen Handlungstheoretischen Geographie, die mit Bezug auf subjektivistische und objektivistische Metatheorien gerechtfertigt wird • Später (Habil.) starke Rezeption der Strukturationstheorie von Giddens • Beibehalten der Handlungstheorie; Formulierung einer Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen

  25. Subj. Bewusst-seinszust. Ideen; Soziale Welt Physisch-Materiell Die 3 Welten von Popper und die Reifikationen der Geographen • nur materielle Gegenstände haben auch Raumbezug und seien verortbar • zahlreiche Reifikations- und Projektionsprobleme der traditionellen Geographie beim Lesen der Welt

  26. Raum und Gesellschaft; Gesellschaft und Raum „Sicher: ‚People produce history and places’. Doch die Behauptung umzukehren und zu postulieren, ‚people are produced by history and places’, weist genau jene Implikationen auf, die in der Fachgeschichte bereits so oft zum Problem geworden sind. Orte und Wissen über vergangene Ereignisse sind für soziales Handeln sicher in hohem Maße bedeutsam. Aber nicht in unmittelbarer Weise, sondern immer in Bezug auf bestimmte Aktivitäten, spezifisch interpretierte Bedeutungszusammenhänge.“ (Kritik an Pred von B. WERLEN 1997, S. 124)

  27. Basisproblem: Es ist schwierig, einen Raumbegriff zu finden, der allen ‚drei Welten‘ gleichartig gerecht wird. Vorher Gesellschaft, dann Raum ? • Bobek: Reduktion des Sozialen auf das Physisch-Materielle • Hartke: Raum als ‚Registrierplatte‘ Handlungstheoretischer Raumbegriff (B. WERLEN 1987, S. 218f.) • Viele Handlungen seien körpergebunden • Räumliche Anordnung materieller Artefakte vermitteln eine persistente Sozialität • Materielle Artefakte als Vehikel symbolischer Codierung

  28. Gesellschafts- statt Raumzentrierung • Konzentration auf Menschen statt auf Dinge • Raumprobleme sollen als Probleme des menschlichen Handelns gesehen werden „Im Fokus stehen nicht mehr „Räume“, sondern das Handeln der Subjekte unter bestimmten räumlichen und zeitlichen Bedingungen.“ (B. WERLEN 1995, S. 243) „... Ziel ist die wissenschaftliche Erforschung des alltäglichen Geographie-Machens. Das impliziert die Wende von der traditionellen Regionalgeographie zur Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen der Lebenswelt.“ (B. WERLEN 1995, S. 245)

  29. zweck-rational normorientiert verständigungs-orientiert Subjekt homo rationalis homo sociologicus homo communicans Zielorien-tierung Kosten-/Nutzen-Maximierung Sozial-kulturelle Kompetenz Verständigung Bezugs-rahmen Objektives Wissen / subjektiver Wissensvorrat Abstimmung verschiedener Bedürfnisse Intersubjektive Bedeutungen Situation Gewissheit / Ungewissheit Reproduktion von Werten / Normen Kopräsenz / Abwesenheit Handlungsmodelle Quelle: B. WERLEN 2000, S. 324

  30. formal Klassifikato-risch / Relational Beispiele zweck-rational metrisch klassifikator. Kalkulation Bodenmarkt Standortwahl norm-orientiert Metrisch, Körper-zentriert klassifikator. Relationale Präskription NationalstaatHörsaal verständi-gungsorien-tiert Körper-zentriert Relationale Signifikation Heimat, Wahrzeichen Handeln und Raum Quelle: B. WERLEN 2000, S. 329

  31. Verwandte Begriffe zu behavior setting • „locale“ wird jetzt Schauplatz genannt; bestimmtes Anordnungsmuster von materiellen Gegebenheiten und Personen • Region als räumliche Interaktionsstruktur, die veränderbar ist • Kritik an ‚Form, Spannweite, Dauer der Regionalisierung‘ bei Giddens, da diese sehr vage sei • Beispiele autoritativer Ressourcen und disziplinierender Macht über den Raum (Schule, Fabrik, Gefängnis) • Erweiterung der Kopräsenz um glokale Entankerungen, die für die Moderne charakteristisch seien (siehe später) Rezeption von Giddens u. Erweiterung

  32. Körperlichkeit und Raum • Kopräsenz und face-to-face-Interaktion • - non/verbale Kommunikation • - vier Distanzen • - Kritik an Giddens Konzeption von vorderseit. Region / Zurschaustellen und Rückseit. Region / Verbergen • Raum und Routine (Übernahme von Giddens) • institutionalisierte Zshge., mittelbare Interaktion • - Raumzeitliche Ausdehnung führt zur Unterscheidung von lokaler und globaler Kommunikationsebene • - raumzeitliche Trennung involviert Interpretationsprozess, in der der Konsument wichtiger ist als der Produzent • - Artefakte als dauerhaftes Medium der Verbreitung, als Mittel der Speicherung; man benötigt eine „Gebrauchsanweisung“ zur Identifikation der Artefakte

  33. Traditionelle vs. Spät-moderne Gesellschaften • Lebenskontext: lokale Gemeinschaft vs. Globales Dorf • Kommunikation: face-to-face vs. abstrakte Systeme • Soziale Bande: Verwandtschaftsbeziehungen vs. Globale Generationskulturen • Positionszuweisungen: Herkunft, Alter und Geschlecht vs. Produktionsprozesse Fazit (B. WERLEN 1997, S. 33f.):  Schon Hartke hätte darauf hingewiesen, dass Räume gleichartigen Handelns auszuweisen seien. Aber bei ihm wie bei Bobek oder Vidal de la Blache sei noch immer die eigenartige Idee „der erdräumlichen Kammerung der Gesellschaft aufgrund gleichförmiger Eingriffe der Sozialgruppen in die Natur“ zu beobachten.

  34. „Alltägliche Regionalisierungen werden als Ausdruck der Strukturation und Konstitution der Gesellschaft unter spät-modernen Bedingungen verstanden.“ (B. WERLEN 1997, S. 212) Regionalisierung und Spät-Moderne „Regionalisierungen in spät-modernen Gesellschaften können definitiv nicht mehr aufgrund kulturlandschaftlicher Indikatoren erfasst werden. ... Die Erfassung der körperbezogenen Aktionsräume spiegelt die sozialen Verhältnisse nur unzureichend wider.“ (B. WERLEN 1997, S. 38) Krise der Lesbarkeit der Landschaft durch die Globalisierung, das „Spurenlesen“ (Hard) werde vor höchst anspruchsvolle, wenn nicht sogar unlösbare Probleme gestellt.

  35. Einbezug des Globalen „Diese Entankerungsmedien ermöglichen also Interaktionen über große raum-zeitliche Distanzen hinweg und implizieren in vielfacher Hinsicht eine Anonymität der Interaktion. Gleichzeitig ermöglichen sie aber auch die Kontrolle über nicht anwesende Personen und Güter.“ (B. WERLEN 1997, S. 180) „Die raum-zeitlichen Distanzierungsmöglichkeiten führen zunächst dazu, dass die räumlichen Bedingungen für die soziale Kommunikation wesentlich an Relevanz verlieren, da sie interaktiv nicht mehr jene Bedeutung erlangen können wie in kopräsenten Situationen.“ (B. WERLEN 1997, S. 181)

  36. Haupttypen Forschungsbereiche Produktiv-Konsumptiv Geographien der Produktion und Konsumption Normativ-Politisch Geographien normativer Aneignung und politischer Kontrolle Informativ-Signifikativ Geographien der Information und der symbolischen Aneignung Typen alltäglichen Geographie-Machens Quelle: B. WERLEN 2000, S. 337

  37. Die verbleibende Rolle der klassischen Regionalgeographie „Es wird immer weniger sinnvoll, sich in raumwissenschaftlicher Manier auf Ausschnitte der Erdoberfläche zu konzentrieren, und diesen so genau wie möglich zu erforschen. Die Vorstellung vom flächendeckenden Wissen ist in dieser Hinsicht obsolet, und allumfassende – vom Muttergestein bis zur Religion reichende Abgrenzungsvorschläge – wissenschaftliche Regionalisierungen werden immer problematischer.“ (B. WERLEN 1995, S. 242) „Die Bedeutung der Ergebnisse deskriptiver Regionalgeographie mit ihrem wissenschaftspropädeutischen Status sind in alltagsweltlicher Hinsicht gerade in globalen Lebensbezügen nicht zu unterschätzen. Doch sie kann letztlich eben nur propädeutischen Wissenschaftsstatus erlangen.“ (B. WERLEN 1995, S. 242)

  38. Kritik / Anmerkungen • Ungeklärter Subjektbegriff; anthropozentrische Konzeption. • Extreme Rezeption von Giddens, aber leider kaum von Bourdieu. • Ökologischer Vernetzungen/Probleme werden außer acht gelassen; Naturprozesse werden ausgeklammert; ‚Dingblindheit‘ der Soziologen wird teilweise übernommen. • Zu scharfe Trennung von physisch-materieller und sozialer Welt (Humanökologisches Argument). • Die drei Welten bei Popper (und auch bei Schütz) nimmt Werlen zweifellos viel zu wörtlich.

  39. Kritik / Anmerkungen II • Länderkundliches Argument: Es ist statistisch nachgewiesen, dass der Nationalstaat noch immer der wichtigste Behälter von Handlungen ist. • Gegenargument: Andererseits könnte die Erfindung der Nationalstaaten selbst als Teil des Entankerungsprozesses gesehen werden. • Keine Operationalisierung der global-lokalen Lebenswelt; keine Konzeption von Vergesellschaftung an unterschiedlichen Orten zu gleichen/unterschiedlichen Zeiten; würde man ein solches Konzept erfinden, so könnte eine darauf aufbauende „differenzierte Behälterraumanalyse raumzeitlich getrennter Orte“ wieder Sinn machen.

  40. Kritik / Anmerkungen III • Sein Raumexorzismus wirkt eigenartig, wo er selbst Gesellschaften nach traditionell / lokal verankert und global / entankert klassifiziert. • Fazit: Werlen gibt die Behälter-Raum-Vorstellung nicht auf, sondern erzeugt (seit Habil.) selbst nur eine neue. (Die Erde als Behälter, nicht mehr die Region.) Dies ist wahrscheinlich eine passendere Konzeption, aber kein Raumexorzismus. • Reifizierte und mechanistische Sicht der Entankerungen • Seßhaftwerden des Menschen (davor Jäger und Sammler) spricht z.B. für eine Ver- statt Entankerung. • die aus heutiger Sicht relativ geringen Entankerungen früherer Zeiten mögen subjektiv genauso bedeutend gewesen sein wie globale Ströme von Bildern, Geld, Musik, etc... für uns heute.

  41. 3. Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Giddens und Werlen • beide Konzepte sind sehr theoretisch und wenig anwendungsbezogen (anders als bei Barker oder Bourdieu) • weit differenzierterer Handlungsbegriff bei Werlen, dafür aber meist auf der höchsten Bewusstseinsstufe gedacht (auf Ebene der ‚reflexiven Steuerung‘ bei Giddens) • bei Werlen stärkere Subjekt- und Handlungszentrierung; das Wesen der Strukturen wird nicht so stark thematisiert (in Habil. mehr als in der Diss.) • Schauplatz statt ‚locale‘; inhaltlich Verbesserungen von W. • mechanistische Sicht der ‚Entankerungen‘, v. allem bei Werlen • Entankerungen werden bei Giddens erwähnt, aber nicht ins Konzept eingebaut, bei Werlen schon (‚global-regionale Lebenswelt‘)

  42. Rezeption anderer Autoren im Vergleich Hypothese: Es ist deutlich ein Rezeptionsmuster erkennbar, welches von Goffman über Giddens bis zu Werlen reicht.

  43. Rezeption anderer Autoren im Vergleich (Werlen)

  44. Rezeption anderer Autoren im Vergleich (Werlen II)

  45. Regionalisierung zu un/gleicher Zeit an verschiedenen Orten sollte berücksichtigt werden; eine reine Analyse von Kopräsenz reicht nicht aus. 4. Ideen zur Verbindung vonBarker und Werlen • Bei Barker ist die quantitative Operationalisierung besser, bei Werlen die (meta)theoretische Grundlage. • Messungen von Synomorphien und Behavior Settings über Interaktions- und Interdependenzmaße übernehmen. • Flexiblere Sichtweise der 3-Welten-Ontologie bei Werlen ist notwendig (z.B. Transaktionalismus). • Idee der Raum-Zeit-Ausdehnungen und der damit global-regionalen Lebenswelt wird bei Werlen erörtert, aber nicht konsequent in das Konzept übernommen.

  46. Am gleichen Ort An zwei unterschiedlichen Orten (medialisiert) Zur gleichen Zeit Kopräsenz; face-to-face-Interakion; zweiseitige Kommunikation z.B. Telefon, Live-Übertragungen im TV, Internet-Chat; Real-Time-Transaktion am Finanzmarkt Zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten (Artefakte bzw. medialisiert) „Spurenlesen“; Museumsbesuch; einseitige Kommunikation, z.B. email-Kommunikation, Zeitschriften, Spielfilme, Bücher Ideen zur Operationalisierung einer ‚globalisierten Regionalisierung‘ • „Regionalisierung an unterschiedlichen Schauplätzen zu un/gleichen Zeitpunkten“; Beispiel Kommunikation

  47. Beispiele für settings an un/gleichen Zeiten zu un/gleichen Orten • Information und Sprache: Sehen derselben TV-Übertragungen; Lesen des gleichen Buches/Zeitung • Waren: gleiche Konsumstile, ähnliche Produktionsmethoden; ökologische Problematik • Geld: Akteure an Finanzmärkten (z.B. global cities); Zahlungsgewohnheiten; Spar- und Investitionsverhalten, etc... • Wohnen: ähnliche Wohnformen an unterschiedlichen Orten (z.B. weit verbreitetes Phänomen der gated communities) • Aufzeigen der globalisierten Lebenswelt wird möglich; damit Aufzeigen der Abhängigkeiten und Vernetzungen, die uns umgeben (z.B: unser Fleisch kommt aus Argentinien, Holz der Tische aus Brasilien, Bestandteile des Computers aus 10 versch. Ländern, etc. etc.)

  48. Man lernt verstehen, warum z.B. der Preis, den ein äthiopischer Kaffeebauer erhält, weitgehend von Akteuren an der New Yorker Warenbörse (mit)bestimmt wird. Oder allgemeiner: wie wirken globale und lokale Ströme von Geld, Sprache, Waren und Menschen zusammen? Eine Beschreibung und Operationalisierung der Ausbreitung von Mode-, Musik-, Konsumstilen etc. wird damit möglich. Umgehen der Globalismusfalle auf der einen Seite und eines „fortgeschriebenen Hüterbubensyndroms“ auf der anderen. Soziologische Konzepte wie Individualisierung (Partikularisierung, Fragmentierung) vs. Vereinheitlichung (Globalisierung) werden beschreib- und messbar; eine Operationalisierung der Strukturationstheorie wird möglich Vorteile einer verraumzeitlichten Regionalisierung

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