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Von der gesellschaftlichen Verantwortung zur individuellen Hilfestellung

Von der gesellschaftlichen Verantwortung zur individuellen Hilfestellung. Beitrag zur burgenländischen Fachtagung „Sag mal ... kannst net lesen?“ Analphabetismus in der Wissensgesellschaft – Individuelles Problem oder gesellschaftliche Herausforderung? am 4. Dezember 2008 in Eisenstadt.

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Von der gesellschaftlichen Verantwortung zur individuellen Hilfestellung

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Presentation Transcript


  1. Von der gesellschaftlichen Verantwortung zur individuellen Hilfestellung Beitrag zur burgenländischen Fachtagung „Sag mal ... kannst net lesen?“Analphabetismus in der Wissensgesellschaft – Individuelles Problem oder gesellschaftliche Herausforderung? am 4. Dezember 2008 in Eisenstadt Dr. habil. Gertrud Kamper, Berlin

  2. Gegebene Fragen: • Wie erkennen wir das Problem? • Wie sprechen wir es an? • Was können wir tun? • Bevor man eine Frage zu beantworten versucht, empfiehlt sich immer eine Vergewisserung, ob man die Frage sowie alle ihre Teile zutreffend und ausreichend verstanden hat. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  3. nicht lesen und schreiben können (AnalphabetInnen i.e.S., Il-Literate) oder rudimentär lesen (und noch etwas weniger schreiben) können und mit eindeutig unzureichender Grund- bildung auskommen müssen (Semi- Literate) ein Problem? Wie erkennen wir das Problem? Welches Problem? In welcher Hinsicht ist die Existenz von erwachsenen Mit-bürgern und Mitbürgerinnen, welche Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  4. Wer hat ein Problem? • Die betroffenen individuellen Menschen (Männer und Frauen) und ihre Familien • leiden individuell unter Scham und erlebter Verachtung - ein weit verbreitetes Vorurteil setzt Lesen+(Recht-)Schreiben mit Klugheit gleich • leiden individuell und als Familie unter ökonomischen Schwierigkeiten wg. schlecht bezahlter Arbeiten oder Arbeitslosigkeit • erleben laufend Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden, Banken, Versicherungen usw. usf. • können viele ihrer Rechte nicht wahrnehmen - als Konsumenten, als Staatsbürger etc. • leiden darunter, daß ihre schulpflichtigen Kinder häufig denn gleichen Weg gehen Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  5. Wer hat ein Problem? • Die Gesellschaft (Zivilgesellschaft und Staat) • kann diese Menschen nicht (mehr) in Arbeitsprozesse ein-gliedern - verzichtet auf einen Teil der potentiellen Arbeits-kräfte • Verzichtet damit auf deren Beiträge zur gesellschaftlichen Wirtschaftskraft incl. Steuern, Sozialabgaben etc. • Hat mehr Kosten zu tragen für Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe, für das Behandeln unnötiger gesundheit-licher Probleme und Fehler etc. • Verstößt gegen den Paragraphen 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (von Österreich 1958 ratifiziert) • Verzichtet auf die potentiellen Talente und Begabungen eines ganzen Teils ihrer Bevölkerung Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  6. Fähigkeiten müssen von jeder Generation wieder angeeignet werden. Wird diese Kette unterbrochen, geht die entsprechende kulturelle Errungenschaft für die Gesellschaft verloren. • Diskos von Phaistos (Kreta), vermutlich mehr als 3.500 Jahre alt, 1908 ausgegraben, bis heute nicht entziffert Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  7. Für die betroffenen Individu-en und ihre Familien, wenn sie z.B. aus der als beschämend erlebten Situation heraus- wollen das Selbst-Erleben als dumm u. minderwertig nicht mehr ertragen Hoffnung haben, mit Hilfe besserer Bildung bezahlte Arbeit zu finden ihren Kindern das gleiche Schicksal ersparen möchten Für die Gesellschaft, wenn sie z.B. sich für alle ihre Mitglieder verantwortlich fühlt auch diese Menschen braucht (als Arbeitnehmer, Staatsbürger, an der kultu- rellen Entwicklung Teil- habende etc.) die Folgekosten senken will nicht gegen die Allgemeine Erklärung der Menschen- rechte verstoßen möchte/darf Ein PROBLEM sind die benannten Zustände erst, wenn sie auf andere Zielvorstellungen, Notwendigkeiten stoßen Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  8. Das Recht auf Bildung - ein kulturelles Menschenrecht (§26) ... aber: „Österreich hat beispielsweise sowohl den Internationalen Pakt über bürger-liche und politische Rechte, als auch den Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und auch die Kinderrechtskonvention mit Erfüllungsvor-behalt ratifiziert. Gegenüber dem UN-Menschenrechtsausschuss beispiels-weise beruft sich die Republik darauf, dass der Pakt für Österreich rechtlich nicht verbindlich sei und betrachtet auch Entscheidungen des UN-Ausschusses über Individualbeschwerden als unverbindlich. Der Verfassungsrang der Europäischen Menschenrechtskonvention in Öster-reich stellt ein Best-practice-Beispiel in Europa dar. Dennoch ist der Katalog der Grund- und Menschenrechte in der österreichischen Verfassung lückenhaft. Der Menschenrechtsschutz in der Verfassungsollte dringend um wirtschaft-liche, soziale und kulturelle Rechte, um das Recht auf Asyl und um Kinder-rechte erweitert und ein Diskriminierungsverbot verankert werden (Gleichheits-grundsatz), das sich nicht auf StaatsbürgerInnen beschränkt.“ Aus: Briefing Paper von Amnesty International Österreich 2008http://menschenhandel.at/presse/2008/Hintergrundinfo_60%20Jahre%20AEMR.pdf Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  9. Gruber, Elke (2005): Alphabetisierung und Grundbildung – Grundlagen beruflicher undgesellschaftlicher Teilhabe http://www.uni-klu.ac.at/ifeb/eb/aufsaetze.htm • „Alphabetisierung und Grundbildung sind Voraussetzung für: • Teilhabe an Erwerbsarbeit und Beruf • Teilhabe an Demokratie und Gesellschaft • Entwicklung einer biographischen Identität • Wahrnehmung von Glück und die Gestaltung eines erfüllten Lebens“ „Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum als notwendige, wenn auch nicht hinreichende Voraussetzung für Teilhabe an Bildung“ Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  10. Wie erkennen wir das Problem unzureichender Grundbildung?Semi-Literalität, Il-Literalität, Analphabetismus? Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  11. Das gesellschaftliche Problem erkennen durch Vergleichen gesellschaftlicher Zielvorstellungen zur minimalen Grundbildung jedes Menschen mit den realen Zuständen, z.B. Angaben • zur Anzahl der Schulabgänger u. -abgängerinnen ohne mind. Hauptschulabschluß während der letzten ca. 40 Jahre • zur Nicht-Vermittelbarkeit von „nicht- u. gering Qualifizierten“ aus den Arbeitsämtern • zum Ausstieg aus bzw. Verweigerung von Weiterbildungsmaß- nahmen durch Arbeitslose (auch Nachholen von Hauptschul-Abschlüssen) • aus Berufsschulen für Küchenhilfen, Gärtner, Maurer, Anstreicher u.ä. in den theoretischen Fächern (v.a. Deutsch/ Kommunikation und elementares Rechnen) • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  12. Das individuelle Problem erkennen, d.h.jene individuellen Menschen erkennen, welche über nur unzureichende Grundbildung verfügen oder gar nicht lesen+schreiben können, z.B. • sind sie bei „Multiplikator/innen“ bekannt - Berufen, die u.a. auch mit vielen Menschen in prekären Situationen zu tun haben (als Patient/innen, Eltern von Kindergarten- u. Schul-kindern, als „Fälle“ in Arbeits- u. Sozialämtern, als Pfarrkinder etc.) • sind sie häufig im engeren Familien- und Nachbarskreis be-kannt, welche auch durch schriftliche Anzeigen/Plakate etc. erreichbar sind • melden sich manche nach direkter Ansprache über vorwiegend audio-visuelle Massenmedien wie TV und Radio – wenn Lern-möglichkeiten angeboten werden • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  13. Unter welchen Bedingungen erkennen betroffene Menschen eigene unzureichende Grundbildung als Problem an?bzw. Unter welchen Bedingungen bemühen sie sich aktiv um eine Lerngelegenheit? • Seelische Belastung – Angst vor Entdeckung, Druck des Verheimlichens • Berufliche Schwierigkeiten – einen Arbeitsplatz zu finden oder den vorhandenen zu behalten, notwendige Weiterbildungen nicht zu schaffen • Das eigene Kind kommt in die Schule • Familiäre Schwierigkeiten – eine Partnerschaft hält nur noch durch die Abhängigkeit von Hilfe zusammen • etc. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  14. aus: Hamburger Erklärung zum Lernen im Erwachsenenalter, UNESCO-Weltkonferenz 1997 http://unesdoc.unesco.org/images/0011/001161/116114gero.pdf • „Grundbildung für alle bedeutet, dass Menschen ungeachtet ihres Alters die Möglichkeit haben, als Einzelne oder in der Ge-meinschaft ihr Potenzial zu entfalten. Sie ist nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht und eine Verantwortung gegenüber anderen und der Gesellschaft als Ganzem. Es ist wichtig, daß die Anerkennung des Rechts auf lebenslanges Lernen von Maßnah-men flankiert wird, die die Voraussetzungen für die Ausübung dieses Rechts schaffen. Mit den Herausforderungen des 21. Jahr-hunderts können Regierungen, Organisationen oder Institutionen allein nicht fertig werden; sie brauchen die Energie, die Phantasie und schöpferische Kraft der Menschen und ihre umfassende, un-eingeschränkte und tatkräftige Mitwirkung in allen Lebensberei-chen. Lernen im Jugend- und Erwachsenenalter ist eines der wichtigsten Mittel, um Kreativität und Produktivität im weitesten Sinne erheblich zu verstärken, und dies wiederum ...“ Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  15. Wie sprechen wir das Problem an? Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  16. Wie sprechen wir das Problem an? Moment mal ... wem gegenüber? • Den verschiedenen gesellschaftlichen „Stufen“ gegenüber, über die sich die gesellschaftliche Verantwortung bis zu individuellen Hilfestellung vermittelt? • Den „Multiplikator/innen“ gegenüber, welche betroffene Menschen kennen und zur Wiederaufnahme des Lernens ermutigen sollen? • Den Massenmedien gegenüber, print und audio-visuell • Möglichen Kooperationspartnern gegenüber? • Den betroffenen Menschen gegenüber, denen eine Lernmöglichkeit angeboten wird? • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  17. Angenommen, gesellschaftliche Verantwortung für eine Grundbildung (incl. Alphabetisierung) Erwachsener wird akzeptiert: Gesellschaftlichkeit von Bildung – ihre Vermittlung läuft über mehrere „Stufen“: • in der Gesetzgebung • in der Verwaltung (Finanzen u. Organisation) • in den Bildungseinrichtungen • in den Finanzabteilungen • in den einzelnen Programmen oder Projekten • in den Beratungen, Kursen, Einzelbetreuungen etc. • Die individuelle Hilfestellung ist jene Stufe der gesellschaftlichen Verantwortung, von der ihre Einlösung letztendlich abhängt – welche aber ohne die vorhergehenden Stufen nicht möglich ist. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  18. Wie sprechen wir „es“ an? • Vielleicht als: • ein gesellschaftliches Problem, unter welchem Individuen und ihre Familien leiden • ein Menschen-Recht (einklagbar?) • etwas, das dem Einzelnen vorenthalten wurde - woran er/sie nicht „schuld“ war (speziell nicht als Kind!) - wofür sich keiner zu schämen braucht • etwas, das nichts mit „Dummheit“ zu tun hat, sondern mit mangelndem Angebot zur rechten Zeit und in der rechten Art • etwas, wofür es nicht zu spät ist, nie Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  19. Das hängt auch davon ab, an welchen Vorstellungen von der Art des Problems wir selbst uns orientieren und welche Vorstellungen die Anzusprechenden im Kopf haben z.B. wie homogen oder heterogen wird die Struktur der potentiell betroffenen Bevölkerungsgruppen gesehen? was wird unter grundlegender Bildung verstanden und wie wird Literalität bestimmt? bei wem wird die Verantwortung für eine Lösung gesehen? (Die Frage, wer für die Existenz des Problems verantwortlich ist, ist meist eher nicht produktiv.) Wie sprechen wir das Problem an? Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  20. eingeborene Bevölkerung dominante Sprache als Erstsprache Zweitsprache (ethnische/kulturelle Minor.) Alter Geschlecht sozioök. Sit. zugewanderte Bevölk. illiterat in der Erstsprache dominanten Spr. des Landes erste Generation zweite u. weitere Gen. Alter Geschlecht sozioök. Sit. Kultureller Hintergr. u. Perspektiven Il- u. Semi-Literalität in industrialisierten Ländern Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  21. Aus den Schlussfolgerungen (Ziffer 26) des Europäischen Rates von Lissabon: Fünf NEUE Basisqualifikationen • IT-Fertigkeiten • Fremdsprachen • Technologische Kultur • Unternehmergeist (entrepreneurship) • soziale Fähigkeiten Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  22. Analphabeten sind sie vermutlich nicht ... aber wenigstens grundlegend gebildet? bereit für‘s lebenslange Lernen? Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  23. Gruber, Elke (2005): Alphabetisierung und Grundbildung – Grundlagen beruflicher undgesellschaftlicher Teilhabe • „Um lebenslang Lernen zu können, benötige ich eine ausreichende Grundbildung und Literarität,verfüge ich über diese, fällt es mir leichter, selbständig zu lernen, womit die Chancen steigen, auch meine Grundbildung ständig weiter zu verbessern. • Umgekehrt bedeutet das jedoch auch: verfüge ich über keine ausreichende Grundbildung und Literarität, fällt es mir schwer, selbständig zu lernen, so wird auch die Teilhabe am lebens-langen Lernen – zumindest in der aktuell geforderten Form der Anpassung an Modernisierungsprozesse – schwierig.“ Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  24. Fähigkeitsbereiche (skills domains) - mit Bezug zur Europäischen Kommission 2004: • Kommunikation in der Muttersprache/Erstsprache • Kommunikation in einer Fremdsprache • Mathematische Literalität und Grundkompetenzen in Naturwissenschaft und Technik • Digitale Kompetenzen • Lernen zu lernen • Interpersonale und staatsbürgerliche Kompetenzen • Entrepreneurship(Unternehmerische Einstellungen und Fähigkeiten) • Kultureller Ausdruck Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  25. Ein sehr gelungenes Plakat - bitte NICHT als Rahmen für IHR Verständnis von Literalität verwenden Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  26. Lesen & Schreiben verstanden als „Kulturtechniken“ in den Blick genommen als relativ unabhängige Fähigkeiten von Individuen „autonomer“ Ansatz werden einmal erworben VERSUS Literalität(en) als schriftsprachliche Praktiken – „soziale Praxen“ eingebunden in die Lebensvollzüge der Menschen durch deren gesellschaftliche Rollen und Orte bestimmt Erlernen u. Praktizieren – „was & wie“ nur im Kontext der sozialen Macht-Verhältnisse verständlich den Lebensweg begleitender Prozeß Vorstellungen von LITERALITÄT • UND • Literalität von vornherein als eines der Elemente einergrundlegenden / existentiellen Bildungverstehen Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  27. Literalitäten im Plural (Multi-Literacies) • Kommunikative Kompetenzen in unterschiedlichen Lebensbereichen • Schriftsprachkompetenzen in verschiedenen Sprachen • Numerische Kompetenzen „numeracy“ • Arts Literacy „künstlerische Bildung“ • Information Literacy - suchen und finden von und umgehen mit Informationen (div. Medien) • Health Literacy „Gesundheits-Bildung“ • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  28. Was können wir tun? (Die Aufgabe ist groß und komplex, deshalb – Humor nicht verlieren!) Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  29. Gruber, Elke (2005): Alphabetisierung und Grundbildung – Grundlagen beruflicher undgesellschaftlicher Teilhabe • „Was tun? - einige Gedanken • Öffentliche Anerkennung des Problems • Grundbildung als originärer Bestandteil von Erwachsenenbildung • Frühe Grundbildung – Lernen über die Lebensspanne • Forschung intensivieren • Grundbildung als existentielle Bildung“ Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  30. Was können wir tun? Angenommen: „wir“ meint die Verantwortlichen auf den verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Vermittlung von Bildung • Das Phänomen und den Auftrag integrativ verstehen • Aufklären ( öffentliche Anerkennung der Aufgabe) • Werben (informieren und ermutigen) • Lernangebote und -orte einrichten • Personal ausbilden und anstellen • Forschung initiieren • Stabile Infrastruktur für Erwachsenen-Grundbildung (incl. Alphabetisierung) aufbauen und aufrecht erhalten • Netzwerke aufbauen, Kooperationen in die Wege leiten Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  31. Das Phänomen und den Auftrag integrativ verstehen Erweiterte Plattform für eine LLL-Strategie: Erweiterung der ökonomischen Perspektive um soziale, politische und kulturelle Ziele • „Aufsuchende Unterstützung und Förderung bei bestimm-ten Zielgruppen insbesonde-re im Zusammenhang mit: • Migration • Bildungsbeteiligung älterer Menschen • wirksamer Kompensation für frühen Schulabgang und Dropouts aus dem Bildungswesen“ „Diese Politik muss explizit mit allen Querverbindungen zu den Prioritäten für eine LLL-Strategie berücksichtigt werden.“ Lorenz Lassnig (2007)"Lifelong Learning" einmal anders: Grenzen wirtschaftsorientierter Paradigmen und Strategien und ihre Alternativen.http://www.equi.at/de/team/Lorenz+Lassnigg Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  32. Aufklären: • die Allgemeinheit über die Existenz und Hintergründe „des Problems“ • die Individuen über ihr Recht auf grundlegende Bildung incl. Alphabetisierung • die Mitarbeiter/innen aller Einrichtungen mit Publikumsverkehr über ihre Möglichkeiten, Betroffene anzusprechen und auf Lern-Angebote aufmerksam zu machen – z.B.: Bürgerämter, Arbeitsämter, Arztpraxen, Schulen u. Kindergärten (wg. Eltern!), Kirchen, Postämter, Banken, Firmen usw. usf. • Einrichtungen der Erwachsenen-Bildung über ihre Pflicht zu Grundbildungs-Angeboten • (Bildungs)Politiker/innen über ihre entsprechenden Pflichten • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  33. Werben – informieren und ermutigen: • Direkte Präsenz (mündlich): große Märkte, Feste, Sport-Veranstaltungen etc. • Medien, audio/audio-visuell: TV und Radio • Medien, print: Boulevard-Zeitungen, Illustrierte (für Semi-Literate u. Angehörige, aber Vorsicht vor reißerischer Aufmachung/Ausbeutung) • Poster (Gestaltung!): für alle Arten öffentlicher u. halb-öffentlicher Orte • Multiplikator/innen informieren und schulen - in allen Einrichtungen mit Publikumsverkehr etc. • telefonische Beratungsstelle • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  34. Lernangebote und -orte einrichten • An vielen Orten (wohnort-nah, dezentral, evtl. mobil) • Mit verschiedenen zeitlichen Vorgaben (Vollzeit-, Vormittags-, Abend-Kurse etc.) • Als Kleingruppen mit (personellen u. räumlichen) Möglichkeiten zu Binnendifferenzierung und Einzel-unterstützung (incl. psychologischer Beratung) • Mit Ergänzung durch Übungsmöglichkeiten im Internet • Als „Fern-Lehrgänge“ via TV oder Internet mit telefonischer Betreuung • Zielgruppen-spezifisch, auch als familien-orientierte Angebote • Ermäßigung bzw. Erstattung von Kosten • Institutionelle und/oder örtliche Einbindung in andere Weiterbildungsangebote - mit Übergangsmöglichkeiten • In Kooperation mit Angeboten zu lebenspraktischer Unterstützung nach Bedarf (Sozialarbeiter, Familienhelfer etc.) • Als Dauer-Angebote, nicht als kurzatmige Projekte • usw. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  35. Personal ausbilden und anstellen • Es handelt sich um eine sehr anspruchsvolle Lehrtätigkeit mit überdurchschnittlich großen Anteilen von Beratung und Betreuung. • Lehrerbildung als auch EB-Studium bilden dafür nicht aus. • Personal muß über Aus-/Fortbildungen qualifiziert werden. • Personal sollte gebunden werden: Hohe Fluktuation ist pädagogisch schädlich und ökonomisch verschwenderisch • Klären: • Wer wird zugelassen zur Aus-/Fortbildung? • Wer finanziert sie, wer organisiert sie? • Wer bestimmt ihre Inhalte und Methoden? • In welchen Beschäftigungsverhältnissen arbeiten diese Lehrkräfte? Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  36. Forschung initiieren • Zur Grundbildung und Alphabetisierung Erwachsener liegen Resultate von Forschung und von Entwicklung aus vielen Ländern vor. • Diese sollten aufgearbeitet und den eigenen Interessen entsprechend ausgewertet werden - um nicht jedes Rad neu zu erfinden. • Auf die eigene spezifische Situation hin sind Forschungs-fragen zu formulieren und zu bearbeiten. • Forschung sollte eng verzahnt sein mit Praxis wie auch mit Aus-/Fortbildung. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  37. Stabile Infrastruktur für Erwachsenen-Grundbildung aufbauen und aufrecht erhalten • Grundbildung Erwachsener (incl. Alphabetisierung) • ist eine Dauer-Aufgabe • ist ein Element im Konzept des Lebenslangen Lernens • kann auch als existentielle Bildung verstanden werden • braucht entsprechende Gesetze • braucht verläßliche Finanzierung (nicht Projektitis) • braucht angestelltes Personal • braucht Kommunikation und Austausch, auch international • braucht das Aufbauen von Erfahrung und das Weiter-entwickeln von Kenntnissen+Können Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  38. Netzwerke aufbauenKooperationen in die Wege leiten • innerhalb des gesamten Bildungssystems (von Früh-förderung u. Kindergarten bis zur Lehrerbildung und zu Leihbüchereien) • innerhalb der verschiedenen Einrichtungen der EB • mit Einrichtungen der Berufsvorbereitung, Reha und Berufsbildung • mit Einrichtungen, welche Menschen in Armut (oder von Armut bedrohte) betreuen und unterstützen • mit Gruppen, welche sich zivilgesellschaftlich engagieren (vom Sportverein bis ...) • usw. • und selbstverständlich untereinander Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  39. Zum Abschluß, besser: zum Aufbruch • Es mag verdienstvoll sein, zu den ersten zu gehören, die ein Problem anpacken. • Aber es hat eindeutig auch Vorteile, ein wenig später zu beginnen: • Eine Reihe von Erfahrungen, welche andere gemacht haben, kann man auswerten - so kann man seine eigenen Fehler u. Erfahrungen machen - und muß nicht unbedingt die der anderen wiederholen. • z.B. sind im Bereich der Alphabetisierung die österreichischen Lehr-gänge der Entwicklung in Deutschland durchaus voraus. • Begreifen Sie Grundbildung/existentielle Bildung incl. Alphabeti-sierung als Daueraufgabe - und bauen Sie eine entsprechend stabile Infrastruktur dafür auf. • Auf daß Sie nicht eine befristet funktionierende Struktur alle (paar) Jahre wieder neu aufbauen müssen. Dr. Gertrud Kamper, Berlin

  40. Ein Problem ist zu lösen - Denkansatz:Funktion - nicht Tradition und die herkömmlichen Wege führen nicht zum gewünschten Erfolg gefragt ist Kreativität wichtig nicht vergessen! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Gertrud Kamper, Berlin

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