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Bad Neustadt 11 / 2006

Bad Neustadt 11 / 2006. Der Beitrag der zeitgenössischen Säuglingsforschung in seiner Bedeutung für die analytische Körperpsychotherapie www.a-k-p.at. Relevanz der SF für Psychotherapie allgemein.

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Bad Neustadt 11 / 2006

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Presentation Transcript


  1. Bad Neustadt 11 / 2006 Der Beitrag der zeitgenössischen Säuglingsforschung in seiner Bedeutung für die analytische Körperpsychotherapie www.a-k-p.at

  2. Relevanz der SF für Psychotherapie allgemein “Wenn Entwicklung grundsätzlich einen Veränderungsprozess repräsentiert, dann ist Psychotherapie in ihrer Essenz angewandte Entwicklungspsychologie” (Schore 2003).

  3. SF und PA • Die Säuglings-, Kleinkind- und die neurobiologische Forschung haben bewirkt, dass sich der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit vom symbolisch-sprachlichen hin zum konkret-handelnden Austausch verlagert hat

  4. Entwicklung • Entwicklung geschieht fundamental in menschlichen Beziehungen, in Interaktionen • Diese Interaktionen sind basal körperlicher Natur • Mit dem Entstehen einer „theory of mind“ beginnt die Entwicklung symbolischer Interaktionsformen

  5. „Enactment“ (unbewusster Handlungsdialog) • Die Handlungsdimension umfasst nonverbale Aspekte der Interaktion, und darunter v. a. solche, die sich in einem Mikrobereich abspielen • Ein offenes Setting begünstigt eine breite Palette von Handlungsmöglichkeiten

  6. Wichtigkeit des nonverbalen Hintergrundes • In jeder Psychotherapie, ob verbal zentriert oder nicht, ist der nonverbale Beziehungsgrund entscheidend im Hinblick auf den Verlauf des therapeutischen Prozesses und auf seine Effektivität (sog. „unspezifische Wirkfaktoren“)

  7. Vermittlung von Beziehungserfahrungen • Beziehungserfahrungen bestimmten nicht nur die Entwicklung der Strukturen des Unbewussten, sondern die auch die Entwicklung der entsprechenden neurophysiologischen Korrelate: sie bestimmten, wie sich anlagebedingte Merkmale entfalten, welche Gene dazu an- und ausgeschaltet werden (Bauer 2004), und welche Dichte die Nervenverbindungen zwischen verschiedenen Hirnzentren ausbilden (Hüther 2001) • Wie lassen sich Beziehungserfahrungen am besten vermitteln? Durch das was man miteinander tut! Die Vermittlung geschieht in der Interaktion

  8. Entwicklungspsychologie der nonverbalen Kommunikation Im Baby- und im frühen Kindesalter ist diese Ebene die einzige Ebene des kommunikativen Austausches. Durch die zunehmende Entwicklung der Sprache tritt sie mehr und mehr in den Hintergrund. Sie bleibt als kommunikativer Hintergrund aber stets erhalten. Quantitativ ist sie auch im Erwachsenen-Alter dominierend: 90% der ausgetauschten Signale laufen auf der nonverbalen und nur 10% auf der verbalen Ebene.

  9. Relevanz für die PA 7 Beebe & Lachmann (2004) • Die Säuglingsforschung interessiert uns, weil sie basale Interaktionsprozesse zu erklären vermag.

  10. Beebe & Lachmann • Die Psychoanalyse ist derzeit auf der Suche nach einer erweiterten Interaktionstheorie. • Die Säuglingsforschung legt den Grundstein für eine Interaktionstheorie der Psychoanalyse.

  11. Beebe & Lachmann • Die Säuglingsforschung ist für Psychoanalyse fruchtbar, nicht weil in der Erwachsenenbehandlung frühere Zustände wiederholt werden (wie in älteren Theorien angenommen – wenngleich dies vorkommen mag), sondern weil sich die basalen nonverbalen Interaktionsprozesse lebenslang so ähnlich bleiben.

  12. „In der analytischen Körperpsychotherapie wird die Wirksamkeit von Handlungsdialogen – auch wenn sie überwiegend auf der nichtsprachlichen Handlungsebene ablaufen – sowohl aus ihrer konkreten wie A U C H aus ihrer S Y M B O L I S C H E N Bedeutung für den Patienten erklärt. Des Weiteren wird hier mit den unbewusst ablaufenden wie A U C H mit bewusst eingesetzten Handlungsdialogen gearbeitet

  13. Elterliche Kompetenzen (intuitiv parenting) – H. + M. Papousek • Universell angelegt, kultur- und geschlechtsunabhängig, biologisch verankerte Verhaltensdispositionen – komplementär angelegt zu den Prädispositionen des Säuglings. • Sie ermöglichen es Eltern, ihr Verhalten von Moment zu Moment auf die Bedürfnisse des Säuglings abzustimmen.

  14. Beispiele • Eltern ändern unwillkürlich Tonlage und Melodie der Stimme, sie suchen mit rhythmischen Bewegungen und Lauten Kontakt herzustellen und belohnen die Zuwendung des Kindes mit überakzentuierten Grußreaktionen. • Beruhigungstechniken – Halten, Steicheln, Wiegen, wodurch Eltern intuitiv die Affektregulation des Kindes unterstützen

  15. Eltern strukturieren die alltäglichen Interaktionen beim Spielen, Füttern, Wickeln, Baden, indem sie sich instinktiv körperlich zu ihrem Kind in Beziehung setzen, einfache prototypische und gestische Ausdrucksformen wiederholen und sich bei einfachen interaktiven Spielchen intuitiv der kindlichen Toleranzgrenze von Erregung und Entspannungsbedürfnis nähern.

  16. Affektregulierung • Akzentuieren positiver Affektsignale des Säuglings + Dämpfung der negativen – auf diese Weise werden die affektiven Charakteristika der Interaktion in Intensität, Rhythmus und zeitlicher Kontur gestaltet. Durch die Wiederholung solcher Abstimmungsprozesse entwickeln sich Repräsentanzen von affektiven Beziehungserfahrungen

  17. Matching • = Kindlichen Signalen ein Echo geben • Gemeint ist v. a. der akustische Bereich und dass wir mit unserem Gesichtsausdruck den Gesichtsausdruck des Kindes spiegeln. Das Kind erfährt dadurch, dass es in Kontakt mit einem Anderen ist. • Das Baby macht auf diese Weise die Erfahrung, dass seine Signale Wirkung hervorrufen – Selbstwirsamkeit, Effektanz – eine Grundlage des späteren Selbstbewusstseins

  18. Forts. Matching • Beinhaltet ist im Begriff „Matching“ auch das Wiedergeben eines Affektzustandes. Negative Gefühle (z. B. Wut) werden dabei in der Regel von der Elternperson nicht 1 : 1 wiedergegeben. Das negative Gefühl wird „positiv regulierend“ wiedergegeben. D. h. die Eltern können mit einem solchen Gefühl umgehen (lassen sich nicht überwältigen), und das Baby lernt genau das auch.

  19. In der normalen Interaktion geschieht mehr Mismatching als Matching – und das ist entwicklungsfördernd! Es gibt daher extremes Matching (im Affektbereich: zu viel an Affektabstimmung) und extremes Missmatching (wie bei Borderline-Müttern, die auf die Signale ihres Babys nicht differenziert genug antworten) – beides ist entwicklungsbehindernd!

  20. Interactive repair • Entscheidende Bedeutung hat die Fähigkeit zum „interacitve repair“ – d. h. die Fähigkeit des Elternteils, zwischen übereinstimmenden („matched“) und nicht übereinstimmenden („missmatched“) Zuständen zu oszillieren.

  21. Signale • Blickkontaktsignale des Kindes • Lautäußerungen des Kindes • (andere motorische Signale / Bewegungen) • Weinen • Blickabwendereaktionen • Hungeräußerungen • Äußerungen von Spaß bzw. Lust

  22. Führen und Folgen • Das Thema „Führen und Folgen“ bekommt in der frühen Beziehung Bedeutung, wenn Kinder mobiler werden, die Umgebung erkundet und dabei seinen eigenen Willen zeigt (spätestens, wenn das Kind mit dem Löffel gefüttert wird). Das Kind hat ein natürliches Bedürfnis, seine Grenzen auszutesten – aus diesem Bedürfnis heraus entsteht der Boden für Machtkämpfe (Höhepunkt um 18. Monat). Die elterliche Reaktion ist die Voraussetzung dafür, wie das Kind lernt, seine Grenzen zu akzeptieren.

  23. Führen: • Schon beim Wickeln geben die Eltern das Ziel vor, und sie unterstützen das Kind darin, ihren Handlungsvorgaben zu folgen. Dies ist möglich durch eine gute erklärende und beschreibende Sprache. Sind die Aufgaben für das Kind schwieriger, helfen die Eltern, indem sie die Aufgaben in kleine Schritte unterteilen und dem Kind für die einzelnen Schritte wiederholt Bestätigung geben. Hilfreich für das Kind sind hier klare, kurze, leicht verständliche Botschaften, mit freundlicher Stimme.

  24. Folgen: • Das Kind gibt das Ziel vor. Die Eltern folgen dem Kind. Sie greifen Impulse des Kindes auf und unterstützen das Kind, Neues zu entdecken. Sie gehen damit auf das natürliche Lernbedürfnis des Kindes ein. Das Kind fühlt sich dann wohl und erlebt Spaß bei seinen Entdeckungsreisen.

  25. Beschreibende Sprache: • Der Prozess der Sprachbildung setzt ein, lange bevor das Kind selbst sprachen kann. Verbale Kommunikation zwischen Elternteil und Kind ist wichtig, damit sich der Sprachsinn entwickeln kann. • Durch die beschreibende Sprache lernt das Kind die Welt kennen. Es lernt, zwischen Außenwelt und sich selbst zu unterscheiden. Beschreibende Sprache ist wichtig, um die Impulse des Kindes zu unterstützen und damit seine Autonomie zu fördern. Sie hilft ferner dem Kind innerlich mit sich selbst zu sprechen (Selbstgespräche zu führen), als Voraussetzung für spätere Problemlösungsstrategien.

  26. Der Mutter hilft die beschreibende Sprache, komplizierte Handlungsabläufe besser zu organisieren und Situationen zu strukturieren. Hierdurch lernt das Kind, Regelmäßigkeiten in Handlungsabläufen zu erkennen und besser einzuschätzen. Das Kind macht die Erfahrung, sich auf die Mutter verlassen zu können.

  27. Unterscheidungen: • Beschreibende Sprache für die Handlungen des Kindes (Du baust einen tollen Turm) • Für die Wahrnehmungen des Kindes (Du hörst ein Vögelchen) • Für den emotionalen Zustand des Kindes (Du bist traurig) • Für die Handlungen des Elternteils (Ich zieh Dir jetzt einen Pullover an) • Für die Wahrnehmungen des Elternteils (Ich höre Musik im Radio…) • Für den emotionalen Zustand des Elternteils (Ich bin glücklich, dass…)

  28. Bedeutsame Elemente dieses basalen Urgesteins • Affekte • Nonverbale Verhaltensweisen, die dem Ausdruck von Affekten dienen (z. B. die Lächelreaktion) • Körpermikropraktiken • Vitalitätsaffekte (Aktivierungskonturen)

  29. Wissenschaftliche Forschung zur Videomikroanalyse (Babies + Erwachsene) • Forschergruppe Lausanne (Elisabeth Fivaz-Depeursinge) • Forschergruppe Paris (George Downing) • Forschergruppe Heidelberg (George Downing) • Forschergruppe Wiesloch (George Downing) • Forschergruppe New York (Daniel Stern) • Forschergruppe USA (Beatrice Beebe, Frank Lachmann) • Forschergruppe Saarbrücken (Rainer Krause) • Forschergruppe Innsbruck (Bänninger-Huber) • Forschergruppe Göttingen (Ulrich Streeck)

  30. Beispiel für Affektregulierung im Säuglings-, Kindes- und Erwachsenenalter: Lächeln • Lächeln und Lachen sind angeborene Reaktionsweisen und emotional ansteckend • Lächeltyp: „felt smile“: Ausdruck spontaner, authentischer Freude (schon beim Säugling) • Später: „masking smile“: Höflichkeitslächeln (man ist nicht in positivem Affektzustand) • „lemon smile“: „säuerliches“ Lächeln (gemischte Gefühle. Doppelbotschaft) usw.

  31. Alltagsinteraktion • Zu Beginn der Sequenz spricht der Mann über ein Thema, das bei ihm offenbar Schuldgefühle auslöst. • Er versucht die Gesprächspartnerin dazu zu bringen, ihm die Schuldgefühlslast anzunehmen („Erwartung“ – „trap“), durch die Frage: „Ist das unsensibel?“

  32. Störung in der Beziehungsregulierung BEI IHM: Verbal: Unterbrechung des Dialogs mitten im Satz, Wortwiederholung Nonverbal: gespannte Unterlippe, beißt sich auf Unterlippe BEI IHR: Sie sagt nicht, blickt aber nach unten

  33. 00:58:18:23

  34. Dann gibt sie ihrem Partner VERBAL die gewünschte Bestätigung dafür, dass sein Verhalten legitim ist und er keine Schuldgefühle zu haben braucht. • Ihre nonverbalen Verhaltensweisen relativieren jedoch diese Aussage: Ihr Tonfall ist zögerlich, sie blickt ihren Partner nicht an und zuckt mit den Schultern.

  35. 00:58:32:11

  36. Nicht-gelingende trap • Diese Verhaltensweisen führen beim Partner offenbar nicht zur gewünschten Schuldgefühlentlastung (nicht-gelingender trap). • Der Mann fährt vielmehr mit seiner Rechtfertigung fort Wieder schaut er erwartungsvoll zur Partnerin hin. • Erneut verweigert die Frau die gewünschte Entlastung und reagiert auf diesen erneuten trap-Versuch lediglich mit zwei mhms. Dabei schüttelt sie den Kopf und schaut hilfesuchend nach oben.

  37. 00:58:42:04

  38. Die Beziehung ist weiterhin gestört: „Masking smile“ • Die Partnerin beginnt zu lächeln, fährt mit der Zunge über die Lippen und schüttelt den Kopf. • Ihr Lächeln kann als sog masking smile klassifiziert werden (hat die Funktion, negative Emotionen in einer sozial akzeptablen Form auszudrücken)

  39. 00.58:45:24

  40. Interaktive Funktion des masking smile • Interaktiv betrachtet könnte das Lächeln als freundliches Beziehungsangebot verstanden werden: Sie hat gemerkt, dass ihr Partner verunsichert ist und versucht mit ihrem Lächeln die affektive Nähe wieder herzustellen.

  41. Auslösung • ER bleibt irritiert und nickt fragend. SIE erträgt seine Irritation offenbar nicht länger und bricht, nach einem „felt smile“, in hörbares Lachen aus. • ER stimmt sofort in ihr Lachen ein.

  42. 00:58:47:11

  43. Positive Beziehung ist wiederhergestellt Durch das gemeinsame Lächeln und Lachen wird ein positiver resonanter affektiver Zustand hergestellt, mit der es gelingt, die Störung in der Affektregulierung beider Partner auszubalancieren.

  44. Zusammenfassung • Babies verfügen um ein angeborenes prozedurales Wissen und Eltern über ein angeborenes Repertoir an „Intuitiv-parenting“-Fähigkeiten • Die Beziehung wird auf der Grundlage dieser Kompetenzen in jedem Moment ausgehandelt • Baby und Mutter regulieren einander im körperlich-affektiv-kognitiven Zustand wechselseitig • Die dabei gemachten Erfahrungen werden bereits früh abgespeichert und repräsentiert (Rigs) und strukturieren das Erleben künftig als Grunderwartungen

  45. Borderline-Mütter, anorektische Mütter Borderline-Mütter

  46. Nonverbale Doppelbotschaften • Im nonverbalen Verhalten von Borderline-Müttern (Mimik, Gestik, akustische Signale, Körpersignale) sind Doppel- oder Mehrfachbotschaften häufig. Man sieht die Mehrfachbotschaften besser, wenn man den gesamten Körper einbezieht • Mimische und akustische Affektsignale: Mischung aus o. rascher Wechsel von Ärger (aus Ungeduld), Ekel, Verachtung

  47. Abstimmung und Kontaktbrüche • Borderline-Mütter haben außerdem eine eingeschränkte Fähigkeit, sich hinsichtlich bestimmter Bewegungsrhythmen auf ihre Säuglinge angemessen einzustellen. • Auch ihre Fähigkeit, Kontaktbrüche von sich aus zu reparieren, ist begrenzt. • Ihre affektmotorischen Bindungs- und Differenzierungsschemata sind dysbalanciert und stark von eigenen unbewussten Motivationen bestimmt.

  48. Kontrollierendes Verhalten Borderline-Mütter neigen zu einem überdurchschnittlichen Ausmaß an Kontrolle. D. h. sie selbst bestimmen den Interaktionsverlauf weitgehend und geben eher wenig Raum für Initiativen des Babys bzw. stimmen sich auf dessen Signale wenig ab.

  49. Rigidität von Anpassungsversuchen Versuche der Mütter, mit schwierigen Situationen in der Interaktion mit ihren Babies fertig zu werden (mit Kontaktbrüchen), sind von einer gewissen Rigidität gekennzeichnet – es mangelt an der Kapazität, Informationen aufzunehmen und zu integrieren, und am Vermögen, ausreichend „Spiel-Raum“ bereitzustellen.

  50. Weitere affektive Besonderheiten • Selten „hightened affectiv moments“ (B. Beebe) • Intrusivität (laute Stimme, Zugreifen mit den Händen, schneller Sprech- oder Handlungsrhythmus usw.) • Seltenes „felt smile“ (d. h. Mutter drückt einfach nur Freude aus)

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