1 / 45

3. Villigster Strategiegespräch Gleichstellung im Lebensverlauf Prof. Dr. Cornelia Helfferich

3. Villigster Strategiegespräch Gleichstellung im Lebensverlauf Prof. Dr. Cornelia Helfferich. Ev. Kirche von Westfalen, 22. Oktober 2012, Villigst. 3. Villigster Strategiegespräch Ev. Kirche von Westfalen, Villigst 2012.

jeff
Télécharger la présentation

3. Villigster Strategiegespräch Gleichstellung im Lebensverlauf Prof. Dr. Cornelia Helfferich

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. 3. Villigster StrategiegesprächGleichstellung im Lebensverlauf Prof. Dr. Cornelia Helfferich Ev. Kirche von Westfalen, 22. Oktober 2012, Villigst

  2. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 23.06.2008Berufung der Sachverständigenkommission durch die Ministerin Dr. Ursula von der Leyen BerichtsauftragHandlungsorientierte Empfehlungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Lebensverlaufsperspektive zu entwickeln 16.06.2011 Stellungnahme der Bundesregierung zum Ersten Gleichstellungsbericht Flankierende Hearings, Dialogveranstaltungen und Konferenzen Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  3. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Mitglieder der Sachverständigenkommission • Prof. Dr. Ute Klammer, U Duisburg-Essen (Vorsitz) (Politikwissenschaften) • Prof. Dr. Gerhard Bosch, U Duisburg-Essen (Arbeits- und Wirtschaftssoziologie) • Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Ev. FH Freiburg (Soziologie) • Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe, U Gießen (Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaft) • Prof. Dr. Paul Nolte, FU Berlin (Neuere Geschichte) • Prof. Dr. Margarete Schuler-Harms, HSU Hamburg (Öffentliches Recht) • Prof. Dr. Martina Stangel-Meseke, BiTS Iserlohn (Wirtschaftspsychologie) Ausgeschieden: Prof. Dr. Marion Schick; Prof. Dr. Tobias Helms Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  4. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Titel: „Neue Wege – gleiche Chancen“ Fokussierung • Thematische Fokussierung auf Bildung und Erwerbstätigkeit – in ihrer Entwicklung im Lebenslauf und in der Bilanzierung im Alter • Schwerpunkt: Frauen • Rechtlicher und sozialpolitischer Akzent • Das Recht als Instrument der Regelung von Lebenssachverhalten • Sozial- und steuerrechtliche Ansprüche privilegieren bestimmte Lebensläufe Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  5. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Themen des Vortrags • Zentrale Begriffe: • Lebenslaufperspektive • Verwirklichungschancen • Inkonsistente „Lebensabschnittspolitiken“ und „Narben“ in den Lebensläufe von Frauen • Erwerbsunterbrechung und Wiedereinstieg • Vereinbarkeit Familie und Beruf / Pflege und Beruf • Vertiefungen: Ehrenamt und Rente (4) Handlungsempfehlungen (Auswahl) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  6. Zentrale Begriffe: Lebenslaufperspektive Verwirklichungschancen 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 • (2) Inkonsistente „Lebensabschnittspolitiken“ und „Narben“ in den Lebensläufe von Frauen • Erwerbsunterbrechung und Wiedereinstieg • Vereinbarkeit Familie und Beruf / Pflege und Beruf • (3) Vertiefungen: Ehrenamt und Rente • (4) Handlungsempfehlungen (Auswahl) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 6

  7. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Lebenslaufperspektive, Verwirklichungschancen • Blick auf Entscheidungen und strukturierende Institutionen • Die Lebenslaufperspektive blickt auf die Entscheidungen und „Weichenstellungen“ im Leben.Sie zeigt langfristige, oft nicht vorausgesehene und nicht beabsichtigte Auswirkungen von Entscheidungen, die sich häufig gegenseitig verstärken • „Verwirklichungschancen“ (Sen) haben heißt: Chancen haben und sie nutzen können, das Leben zu führen, für das man sich aus guten Gründen entschieden hat - Bedingungen, die gegeben sein müssen, damit Individuen tatsächliche Wahlmöglichkeiten haben. Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  8. Problematisch sind aus Gleichstellungsperspektive Entscheidungen/Weichenstellungen, die kumulative Einschränkungen auslösen (z.B. Bildungssystem) „Narbeneffekte“ (z.B. bei längerem Pausieren im Beruf) Entscheidungen mit einem langfristigen hohen Risiko (z.B. Armutsrisiko nach einer Trennung) Gleichstellungspolitik sichert Verwirklichungschancen unter der Lebenslaufperspektive 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 8

  9. Warum ist das wichtig? Wo stehen wir? Diskontinuitäten im Erwerbsleben: Zwei konträre Gesellschaftsmodelle Brüche im Erwerbsleben mit hohen Folgekosten ODER Selbstgewählte Optionen für Sorgearbeit, Weiterbildung oder Sabbatical mit Rückkehrrechten in Erwerbsarbeit ohne negative Folgewirkungen In Deutschland überwiegen in den Erwerbsverläufen von Frauen die Brüche mit „Narbeneffekten“ 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 9

  10. Kontext 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft Informationsgesellschaft Wurzeln in einer Bürgerlich- patriarchalen Gesellschaft Hausfrauen-Ernährer- Modell Demographischer Wandel: Fachkräftebedarf Vereinbarkeit Familie und Beruf Pflegenotstand Inkonsistente Ausgestaltung der Politikfelder Verteilung der Risiken der sozialen Absicherung zu Lasten von Frauen Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 10

  11. Lebensläufe und ihre institutionelle Strukturierung 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft Informationsgesellschaft Bürgerlich- patriarchale Gesellschaft Demographischer Wandel: Fachkräftebedarf Arbeitskräftepotenzial Frauen Pflegenotstand Eigenständige Sicherung von Frauen Flexibilität in den Lebensläufen: Unterbrechungenohne „Narben“ für Frauen und Männer Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 11

  12. Frauen und Männer sind gleich qualifiziert…? ♂ ♀ ♂ ♀ ♂ ♀♂ ♀? 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 12

  13. These zusammengefasst: Inkonsistenzen Frauen sind heute gut ausgebildet und wollen ihre Bildung auch einsetzen. Sie wollen Beruf und Familie. Aber es gibt Anreize, diese Qualifikation nicht zu nutzen. Steuer-, Familien-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik locken Mütter/Ehefrauen dazu, lange mit der Erwerbstätigkeit zu pausieren oder nicht mehr als 400 Euro „dazu zu verdienen“. Andere Regelungen bestrafen Frauen genau dafür. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 13

  14. These zusammengefasst: Zukunft braucht andere Lebensläufe von Frauen und Männern Wesentliche Zukunftsprobleme lassen sich nicht mehr mit einer Rückkehr zu traditionellen Geschlechterdifferenzen lösen. Wesentliche Zukunftsprobleme lassen sich nicht mehr mit den traditionellen Biografieverläufen lösen. Die Lebensläufe von Frauen und Männern müssen sich ändern, sie müssen flexibler werden und unabhängiger voneinander. Leitbild: Gleichberechtigte Aushandlungen, Erwerbstätige mit Zeit für Sorgeaufgaben im Lebenslauf ohne dass diese Entscheidungen später Nachteile bringen 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 14

  15. Zentrale Begriffe: Lebenslaufperspektive Verwirklichungschancen 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 • (2) Inkonsistente „Lebensabschnittspolitiken“ und „Narben“ in den Lebensläufe von Frauen • Erwerbsunterbrechung und Wiedereinstieg • Vereinbarkeit Familie und Beruf / Pflege und Beruf (3) Vertiefungen: Ehrenamt und Rente (4) Handlungsempfehlungen (Auswahl) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 15

  16. (Politische) Gestaltung von Lebensläufen heute: Übergang in den Beruf: Berufswahlverhalten „Vereinbarkeitsberufe“ Übergang in Familie - „Rush hour of life“: Frauen reduzieren die Erwerbstätigkeit – Kontinuität der Erwerbsbeteiligung bei Männern Ungleiche Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit - nach der Geburt des ersten Kindes Das Ernährermodell wird häufiger gelebt als gewünscht – von Frauen wie von Männern. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 16

  17. Die Lebenslaufdimension 1: Berufswahl: Frauen- und Männerberufe Frauenberufe: Helferberufe, Berufe ohne Technik-Bezug Berufe mit Vereinbarkeitsmöglichkeiten Jungen wählen keine niedrig entlohnten Berufe Angst vor Diskriminierungen im „gegengeschlechtlichen“ Beruf / abschreckende „Fachkulturen“ Defizite der Berufsberatung FOLGE: spezifische Erwerbs-Lebensläufe in niedrig bezahlten Berufen ohne Aufstiegs- dafür mit Teilzeit-Chancen 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 17

  18. Lebenslaufdimension 2: Vereinbarkeit „Familie und Beruf“ Langsames Steigendes Bewusstsein für die Bedeutung von familienfreundlichen und gleichstellungsrelevanten Maßnahmen im Zuge des demografischen Wandels – Verbesserungen für die Zukunft? (Aktuelle Lebensläufe noch wenig davon tangiert) Konzentration auf höher Qualifizierte Problembereich Vereinbarkeit Führungsposition und Familie (“Verausgabungskulturen“) 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 18

  19. Tatsächliche und gewünschte Arbeitszeit Männer und Frauen 2009 in Wochenstunden 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 19 Quelle:IAB Kurzbericht 9/2011

  20. Männer und Frauen nach Alter in atypischen Arbeitsverhältnissen 2009 in Deutschland (in 1000) 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Quelle: Mikrozensus 2009 (in 1000); Statistisches Bundesamt Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 20

  21. Erwerbsbeteiligung* von Frauen in Vollzeit-äquivalenten: Deutschland und ausgewählte EU-Länder im Vergleich (2009, in %) 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 21

  22. Die Lebenslaufdimension 3: Erwerbsunterbrechungen - beim Wiedereinstieg bleiben Narben Wiedereinstieg auf Teilzeit oder geringfügige Beschäftigung Wiedereinstieg beinhaltet oft Wechsel auf „familienfreundliche“ Stellen, Verzicht auf beruflichen Aufstieg, ev. unterqualifizierte Beschäftigung Chance auf gleichwertigen Arbeitsplatz: nach 5 Jahren Unterbrechung 50%, danach: 16% Teilzeit nach Wiedereinstieg: Kein Recht auf Aufstocken Frauen mit niedriger Bildung unterbrechen länger, schlechte Wiedereinstiegschancen 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 22

  23. Nach dem Wiedereinstieg bleibt die berufliche Laufbahn „beschädigt“ Geringere Aufstiegschancen Geringere Teilnahme an Weiterbildung Reduzierung, Unterbrechung oder Aufgabe der Erwerbstätigkeit wegen Pflege von Angehörigen Ergänzung: Die Chancen von Müttern in der Berufsausbildung, die Ausbildung zu beenden, sind gering, anders als die Chancen der jungen Väter 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 23

  24. Warum funktioniert das alte Modell nicht mehr? Frauen sind qualifiziert und wollen ihr Stück vom Kuchen – der Kuchen wird nämlich über die Erwerbsbeteiligung verteilt Unterhaltsrecht nach Scheidung: Zwang zu einer eigenen Existenzsicherung durch Erwerbseinkommen Einkommensentwicklung und Flexibilisierung des Arbeitsmarkts: ein Einkommen reicht nicht Das alte Modell funktioniert nicht mehr, Frauen zahlen den Preis 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 24

  25. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Gleichstellungsrelevante Probleme: Unbezahlte Arbeit Abb.: Bezahlte und unbezahlte Arbeit nach Geschlecht und Alter in Stunden pro Tag, Deutschland 2001/2002 Quelle: BMFSFJ/Statistisches Bundesamt (2003); eigene Darstellung Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  26. Pflegetätigkeit Überwiegend sind Frauen Pflegende in der Angehörigenpflege (Männeranteil erhöht sich ab 65 J.) Strukturelle Unterschiede zwischen Vereinbarkeit Kindererziehung und Beruf einerseits, Pflege und Beruf andererseits - Große Vereinbarkeitsprobleme Pflege und Beruf 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 26

  27. Zentrale Begriffe: Lebenslaufperspektive Verwirklichungschancen (2) Inkonsistente „Lebensabschnittspolitiken“ und „Narben“ in den Lebensläufe von Frauen Erwerbsunterbrechung und Wiedereinstieg Vereinbarkeit Familie und Beruf / Pflege und Beruf 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 (3) Vertiefungen: Ehrenamt und Rente (4) Handlungsempfehlungen (Auswahl) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 27

  28. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Unterschiede beim Ehrenamt nach Geschlecht • Umfang • Bereich • „ …dass Frauen ihr Engagement deutlich stärker an den wechselnden situativen Möglichkeiten im Lebenslauf ausrichten, während sich unterschiedliche Passagen des Lebensverlaufs anscheinend kaum auf das Engagement von Männern auswirken.“ (S. 163) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  29. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Erwerbsarbeitszeit, Familienzeiten und Zeit für das Ehrenamt – Fakten • Freiwilliges Engagement von Frauen v.a. in der Familienphase (Gipfel, v.a. wenn Teilzeit und jüngstes Kind zw. 6 und 9 Jahre alt) (Männer eher gleichförmig) • Vor allem in Bereichen mit Nähe zum Sozialen und zu Familie (Männer eher allgemein) • „Brücke“: eigene Kinder • In Paarhaushalten: bei Frauen führen kürzere Arbeitszeiten, bei Männern längere Arbeitszeiten zu mehr freiwilligem Engagement Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  30. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Erwerbsarbeitszeit, Familienzeiten und Zeit für das Ehrenamt – Fakten • Männer stärker als Frauen in zivilgesellschaftlichen Leitungs- oder Vorstandspositionen, auch in frauendominierten Bereichen. 2004: 42% der männlichen und 26% der weiblichen Engagierten hatten eine Leitungs-/Vorstandsposition • Ehrenamtlich in Führungspositionen tätige und berufstätige Frauen sind eher kinderlos und geschieden als ehrenamtlich in Führungspositionen tätige und berufstätige Frauen Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  31. Die Rente von Frauen Frauenrenten sind deutlich niedriger als Männerrenten – in der gesetzlichen Rentenversicherung und in der betrieblichen Altersvorsorge - Die „Erwerbslücken“ schlagen sich direkt in der Altersversorgung nieder Aus den Beiträgen für ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis in Höhe von 400 Euro ergibt sich nach gegenwärtigem Recht rechnerisch nach 45 Erwerbsjahren ein Rentenanspruch von monatlich 143,45 Euro (West) bzw. 127,26 Euro (Ost). Um eine Rente in Höhe der Grundsicherung nach 45 Jahren Vollzeitberufstätigkeit zu erreichen, ist ein Stundenlohn von 8,20 Euro notwendig. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 31

  32. Warum funktioniert das alte Modell nicht mehr? Scheidung als Risiko Verdienst des Mannes allein reicht nicht, Arbeitslosigkeitsrisiko für Männer steigt : Rentenanwartschaften für Männer sinken Weitere Erwerbsunterbrechungen (wg. Pflege) vorentschieden (kumulativer Effekt) Das alte Modell funktioniert nicht mehr, Frauen zahlen den Preis 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 32

  33. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Die Rente von Frauen • Aufgrund der geringen Einkommen können Frauen seltener eine zureichende private Altersversorgung aufbauen (3. Säule) • Probleme aus Gleichstellungssicht für abgeleitete Ansprüche Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  34. Die Rente von Frauen bei Pflege / Ehrenamt Ungleiche Anrechnung von Kindererziehungszeiten und von Angehörigenpflege: Sorgearbeit wird in der GRV geringer angerechnet (Pflegestufe III, drei Jahre Pflege: ca. 60 bis 65 € Rentenertrag) Beispiel Gerda und Heinz: jeweils im Lebenslauf 7 Jahre Sorgearbeit + Teilzeiterwerbstätigkeit und 5 Jahre volle Sorgearbeit Kindererziehung (nach 1992) :213,10 € Pflege der pflegebedürftigen Eltern (nach 1990): 78,13 € 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 34

  35. Zentrale Begriffe: Lebenslaufperspektive Verwirklichungschancen (2) Inkonsistente „Lebensabschnittspolitiken“ und „Narben“ in den Lebensläufe von Frauen Erwerbsunterbrechung und Wiedereinstieg Vereinbarkeit Familie und Beruf / Pflege und Beruf 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 (3) Vertiefungen: Ehrenamt und Rente (4) Handlungsempfehlungen (Auswahl) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 35

  36. Bilanz und Empfehlungen Recht Rollenbilder modernisieren und Recht am Leitbild der Gleichberechtigung konsistent ausrichten Stichworte: Scheidungsrecht, elterliche Sorge, Regelungen des Sozial- und Einkommensteuerrechts, Regelungen über die Bedarfsgemeinschaften und über zumutbare Arbeit, soziale Sicherung in Lebensphasen mit Sorgearbeit Vertrauensschutz für Ältere 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 36

  37. Bilanz und Empfehlungen Bildung Abwärtsspiralen verhindern Z.B. Vereinbarkeit Familie und Ausbildung Wahlmöglichkeiten in allen Lebensphasen fördern Förderung einer geschlechtsuntypischen Berufswahl Lebensplanung lernen – Kooperation Berufsbildung – psychosoziale Beratung im Jugendbereich Geschlechtergerechte Förderinstrumente für Lernen im Erwachsenenalter, Entzerrung von Bildungsphasen 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 37

  38. Bilanz und Empfehlungen Erwerbstätigkeit Fehlanreize beseitigen Abschaffung der Sonderstellung geringfügiger Beschäftigung: langfristige biograf. Nachteile Abschaffung der Anreize eingeschränkter Erwerbstätigkeit von (verheirateten) Frauen Gesetzlicher Mindestlohn Entgeltgleichheit und Aufstiegschancen schaffen Quote… 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 38

  39. Erwerbsunterbrechungen: reversibel und ohne Narben für Frauen und Männer Gestaltung der Elternzeit (Partnermonate, Kontakte zu Arbeitgeber während der Elternzeit, flexible Elternzeit), Weiterentwicklung Elterngeld Rückkehr gestalten Anspruch auf Erwerbsunterbrechungen, Wiedereinstieg Unterbrechung und Teilzeit können eine Lösung sein, wenn die Reduzierung nicht zu lange anhält 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 39

  40. Unterschiedliche Formen von Arbeit stärken Wahlarbeitszeiten, familienfreundliche Arbeitszeiten Teilzeit und Erwerbsreduzierung auch für Männer Kinderbetreuung, Verzahnung von familiärer und professioneller Pflege „Dienstleistungsdrehscheiben“ in der örtlichen Infrastrukturentwicklung Gestaltung von freiwilligem Engagement 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 40

  41. Bilanz und Empfehlungen Alter Alterssicherung armutsfest machen Für junge Frauen: Abgeleitete Sicherungsansprüche abbauen Sozialversicherungsrechtliche Absicherung von bisher nicht versicherten Erwerbsformen und Lebensphasen Honorierung der Pflegearbeit verbessern Benachteiligung der Pflege im Verhältnis zur Kinderbetreuung in der GRV, Sozialversicherungsrechtliche Absicherung und Rentenanrechnung von Pflegephasen Regelungen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, Familiäre und professionelle Pflege besser verzahnen Bessere Honorierung von Pflege 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 41

  42. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Leitbild „- eine Gesellschaft mit Wahlmöglichkeiten - Sicherung guter Ausbildung und Beschäftigungsfähigkeit - Fähigkeit, für eigenen Lebensunterhalt zu sorgen und eine eigene soziale Sicherung aufzubauen. - Gleicher Lohn und gleiche Wertschätzung für die beruflichen Qualifikationen und Kompetenzen von Frauen und Männern - Vereinbarkeit für Beruf und Familie (durch angemessene Infrastruktur für Kinderbetreuung, schulische Erziehung und Pflege, flexible Arbeitszeiten) Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  43. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 - Optionen auf Unterbrechung der Erwerbstätigkeit oder eine vorübergehende und reversible Verkürzung der Arbeitszeit - Unterstützung der Wahrnehmung dieser Optionen zur Kindererziehung und -betreuung, Pflege und Weiterbildung. - Es werden besondere Anreize gesetzt, damit die Optionen in den gesellschaftlich gewünschten Feldern sowohl von Frauen als auch von Männern genutzt werden. - Die Nutzung dieser Optionen darf nicht zu Nachteilen in der Alterssicherung führen.“ Vertrauensschutz älterer Frauen und Männer, die ihr Leben nach einem rechtlich und gesellschaftlich etablierten Rollenmodell gestaltet haben Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  44. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Fragen und Perspektiven: • Gleichstellung in der Kirche – Regelungen und Widerstände bei der Umsetzung von Gleichstellung? (Innensicht) • Welche Impulse bringt der Bericht für die politische Arbeit (Maßnahmen und Strategien)? (Außensicht) • Wie passt ehrenamtliches Engagement in die flexiblen Lebensläufe? Sollen „Angebote“ gemacht werden, die stärker auf Lebensphasen ausgerichtet sein? Armut im Alter von langjährig ehrenamtlich Tätigen? Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

  45. 3. Villigster StrategiegesprächEv. Kirche von Westfalen, Villigst 2012 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

More Related