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Einführung in die Literaturwissenschaft

Einführung in die Literaturwissenschaft. 8. Fachgeschichte 3.12.2008. Deutsch als Universitätssprache. Laurenz Fries, Spiegel der artzney (1523)

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Einführung in die Literaturwissenschaft

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  1. Einführung in die Literaturwissenschaft 8. Fachgeschichte 3.12.2008

  2. Deutsch als Universitätssprache Laurenz Fries, Spiegel der artzney (1523) „Auch bedunckt mich Teütschezung nit minder würdig/ dass alle ding darinn beschriben werden/ dan Griechisch/ Hebreisch/ Lateinisch/ Italianisch/ Hispanisch/ Frantzösisch/ in welchen man doch gar bey alle ding vertolmetschet findet. Solt vnser sprach minder seyn? Neyn/ ja wol vil meer/ vrsach das sye ein vrsprüngliche sprach ist/ nit zusamen gebetlet/ auch meer reguliert. Darzu so ist es bey den alten nicht so seltzam gewesen/ das die künst in muterlichen sprachen beschrieben wurden (…)“

  3. Deutsch als Universitätssprache Argumente für das Deutsche als Wissenschaftssprache O patriotisches Argument: die deutsche Sprache kann es mit allen anderen spielend aufnehmen. O politisch-soziales Argument: das Latein sei die Geheimsprache der Gelehrten und diene nur der Bemäntelung ihrer Standesinteressen. O praxisbezogenes Argument: Lehren und Lernen in der späteren Berufspraxis-Sprache notwendig Ein Verständnis von Gelehrsamkeit unabhängig von der verwendeten Sprache setzt sich durch 1687 Christian Thomasius „teutsch Programma“ erste offiziell dokumentierte deutschsprachige Vorlesung

  4. Germanistik – eine junge Wissenschaft Entstehungsphasen: O vorwissenschaftliche oder Etablierungsphase (bis 1850), O Übergang zur Wissenschaft (1850-70) O Integrationsphase (nach 1870/80).

  5. Germanistik – eine junge Wissenschaft Grundlagenfächer der Germanistik im 18. Jahrhundert: O Klassische Philologie (griechische und lateinische Antike), O Geschichtswissenschaft (Historiographie) O Philosophie (Ästhetik). ‚schöne Literatur‘ als gering geschätztes Alltagsgeschäft

  6. Germanistik –eine junge Wissenschaft Die wachsende Bedeutung der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert O Literatur als gesellschaftliches Modernisierungsmedium O zentrale Rolle im Selbstverständnis des Bildungsbürgertums Leistungswissen zur beruflichen Qualifikation Orientierungswissen für humanistisch fundierte kulturelle und ethische Wissenselemente aufgewertet O Klassik: das „Gute, Wahre und Schöne“ O deutsche Sprache begründet die Kulturnation

  7. Entstehung der deutschen Philologie O erste Professuren für deutsche Philologie (1801 Münster, 1805 Göttingen, 1810 Berlin) O zentrales Aufgabenfeld: Quellensicherung und – edition Nibelungenlied (1807) „Gotthold Ephraim Lessings sämmtliche Schriften“ (1838) O Wissenschaft von der Textaufbereitung (Textologie)

  8. Hermeneutik hermēneutikē téchnē (gr.) Auslegungs-, Übersetzungskunst O der gesamte Text in seiner Selbstbezogenheit als Grundlage der Untersuchung O Vor dem 18. Jhdt.: Zweiteilung von theologischer hermeneutica sacra und juristischer hermeneutica profana o Tendenz zur Aufhebung der Spezialhermeneutiken

  9. Hermeneutik Friedrich Schleiermacher, Hermeneutik und Kritik (1838) O Hermeneutik als eine allgemeine „Kunst des Verstehens“, als Kunst, „die Rede eines andern richtig zu verstehen“. O Unterteilung der Hermeneutik in: grammatische Auslegung: Sprache als Instrument, durch dessen Hilfe der einzelne Mensch seine Gedanken mitteilt allgemeiner Aspekt der Sprache psychologische Auslegung: Sprache bedingt das Denken des einzelnen Menschen; der einzelne Mensch als Ort für die Sprache individueller Aspekt der Sprache O Das Verstehen als das Zusammengehen von grammatischer und psychologischer Auslegung: „Das Verstehen ist nur ein Ineinandersein dieser beiden Momente (des grammatischen und psychologischen)’

  10. Hermeneutik Kritik an Schleiermacher: Problematische Einheit: Autor - Werk – Leser „dass wir den Verfasser besser verstehen als er selbst, denn in ihm ist vieles dieser Art unbewusst, was in uns ein bewusstes werden muss“ (Schleiermacher, Hermeneutik und Kritik, S. 104). = Anspruch des vollkommenen Verstehens nur, wenn Autor und Interpret kongenial

  11. HermeneutikDer hermeneutische Zirkel

  12. Literaturgeschichte Entstehungsprozess: O historia litteraria (Begriff 1659 erstmals verwendet) deutsche Entsprechung: Litterärgeschichte: Verzeichnisse gelehrter Schriften mit kurzen Zusammenfassungen oder Kommentaren O neu zu schreibende Kulturgeschichte der Nationen (Aufklärung: Herder, Hamann) Idee einer nationalen Literatur als Leitfaden O Goethe: konträres Konzept derWeltliteratur

  13. Literaturgeschichte Georg Gottfried Gervinus ‚Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen’ (1835-42; 5 Auflagen bis 1874) erstes Standardwerk der deutschen Literaturgeschichte ‚Ich will nicht für die Bearbeiter und gelehrten Kenner dieser Literatur schreiben, nicht für eine besondere Klasse von Lesern, sondern, wenn es mir gelingen möchte, für die Nation“ Nation als die eine leitende Idee statt Faktenwüste der Litterärgeschichte Dokumentation der unverwechselbaren nationalen Identiät Literaturgeschichte stiftet das gemeinsame Gefühl einer kulturellen Zusammengehörigkeit .

  14. Positivismus O Beginn etwa 1850, Einfluss bis weit ins 20. Jahrhundert O Positives Wissen über die wirklichen Gegebenheiten der Welt wird angestrebt; also sind Fakten und Beobachtungen Gegenstand der wissenschaftlichen Erkenntnis. O Was der Erfahrung (Empirie) nicht zugänglich ist, kann wissenschaftlich nicht untersucht werden O Ziel der positivistischen Wissenschaft: Formulierung von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten, die die Gegenstände und Sachverhalte in kausale Beziehungen zueinander setzen. O Methodisches Vorbild: Natur- und Gesellschaftswissenschaften O Editorische Großprojekte: große Goethe-Ausgabe (Weimarer Ausgabe oder Sophien-Ausgabe) O „Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (1846ff.), Zeitschrift für deutsche Philologie (1868ff.), Euphorion (1894ff).

  15. Positivismus Wilhelm Scherer „Wellen- oder Blütezeitenmodell“ (1883) O um 600: germanisches Nationalepos O um 1200:Nibelungenlied, Kudrun O um 1800: Goethe und Schiller = alle 600 Jahre Blütezeit der dt. Literatur = (Eindruck von einer) Gesetzmäßigkeit in der Literaturgeschichte

  16. Geistesgeschichte O 1900 - 1910 Geistesgeschichte etabliert sich als Methode der Literaturwissenschaft O Das Vorbild der Natur- und Gesellschaftswissenschaften wird zurückgewiesen. O Betrachtung von Ideen statt Fakten. Literatur ist Ausdruck des Geistes. Es geht nun um ewige Prinzipien statt historisch bedingter Veränderungen. O Geschichte als Ideenfolge, die in literarischen Texten aufscheint. O Die Darstellung der ‚geistigen’ Zusammenhänge in der Interpretation selbst ist eine Kunst

  17. Geistesgeschichte Wilhelm Dilthey: Geisteswissenschaft und Erlebnisbegriff Wichtiges Werk: ‚Das Erlebnis der Dichtung. Lessing – Goethe – Novalis – Hoelderlin’ (1905) O zentraler Begriff des Erlebnisses: Erleben als das Ereignis, in dem der Mensch Natur und andere Menschen in ihrer Bedeutung für ihn selbst wahrnimmt. O eine allen Individuen innewohnende Gleichartigkeit des Erlebens. „Denn das Verstehen dringt in die fremden Lebensäußerungen durch eine Transposition aus der Fülle eigener Erlebnisse’ (Gesammelte Schriften VII, S. 118). Dieses Erleben muss und kann allein durch die geisteswissenschaftliche Interpretation nachvollzogen werden

  18. Völkische GermanistikGermanistik im Dritten Reich o Nationalsozialistischer Studentenbund (NSDStB) Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund (NSDDB). O Beseitigung missliebiger Personen oder sogenannter ‚Nicht-Arier‘ bis 1938 ein Drittel des germanistischen akademischen Lehrpersonals entfernt O Bücherverbrennungen zur ‚Säuberung der deutschen Literatur’ durch NSDStB und NSDDB organisiert

  19. Völkische GermanistikGermanistik im Dritten Reich ‚Konservative Monatsschrift für Politik, Literatur und Kunst‘ 67 (1909/10) „Wir Deutschen verdanken fast alles, was wir historisch errungen haben, dem Kriege, und haben wenig Veranlassung, der Begleiterscheinungen langer Friedenszeiten mit besonderer Freude oder mit Stolz zu gedenken.“ (S. 240)

  20. Völkische GermanistikGermanistik im Dritten Reich Fachzeitschrift ‚Euphorion‘ ab 1934: ‚Dichtung und Volkstum’. Programmatischer Inhalt des ersten Jahrgangs: Josef Nadler, Rassenkunde, Volkskunde, Stammeskunde Julius Petersen, Die Sehnsucht nach dem Dritten Reich in deutscher Sage und Dichtung Hermann Pongs, Krieg als Volksschicksal im deutschen Schrifttum.

  21. Werkinterpretation • Zurückdrängung der Literaturgeschichte (verdrängtes Trauma des verlorenen II. Weltkriegs) • Im Zentrum der Bemühung steht eine werkimmanente Literaturinterpretation, das heißt vor allem: Gegenstand der Erkenntnis ist allein das Werk, es wird nicht als Text aus einer vergangenen Epoche oder einer bestimmten sozialen Schicht gelesen. Der Gegenstand der Interpretation ist somit ‚zeitlose Dichtung’.

  22. Werkinterpretation Emil Staiger, Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters (1939) • „Darauf kommen wir immer wieder zurück, auf die Welt des Dichters, die im Wort vernehmlich wird, das heisst, wir kommen immer wieder zum Werk, das uns allein als unmittelbarer Gegenstand gegeben ist. (…) • Dann untersucht er [der Literaturwissenschaftler] die Dichtung selbst, nicht etwas, das dahinter liegt. Dann will er begreifen, was ihn ergreift, nicht was ihm erst sichtbar wird, sobald das Dichterische verblasst.“ • Begreifen, was ergreift • Beschreiben statt erklären

  23. Werkinterpretation Wolfgang Kayser, ‚Das sprachliche Kunstwerk’ (1948) „Eine Dichtung lebt und entsteht nicht als Abglanz von irgend etwas anderem, sondern als in sich geschlossenes sprachliches Gefüge. Das dringendste Anliegen der Forschung sollte demnach sein, die schaffenden sprachlichen Kräfte zu bestimmen, ihr Zusammenwirken zu verstehen und die Ganzheit des einzelnen Werkes durchsichtig zu machen.“ (Vorwort)  Vermittlung von Vers, rhetorischen und syntaktischen Formen, Gattungen, Rhythmus, Stil

  24. Marxismus-LeninismusLiteraturwissenschaft in der DDR • weitgehend eigenständige DDR-Germanistik, in der literaturwissenschaftliche Publikationen zensiert wurden. • sozialistische Kunstauffassung gegen die Moderne und Avantgarde • stattdessen Klassizismus und Realismus im Mittelpunkt der literaturwissenschaftlichen Tätigkeit (Weimarer Klassik als nationales Erbe, sozialistische Realismus als Höhepunkt aller Kunstentwicklungen) • „Die hervorstechenden Besonderheiten sozialistisch-realistischer Kunst sind ihre sozialistische Parteilichkeit und ihre Volksverbundenheit, das heißt die untrennbare Verbindung mit der Hauptkraft des gesellschaftlichen Fortschritts, der von der marxistisch-leninistischen Partei geführten revolutionären Arbeiterklasse und mit den tatsächlichen Interessen der Volksmassen.“ (Simons, Der sozialistische Realismus 1971)

  25. Germanistik in den 60er JahrenWissenschaftliche Wende Forderungen nach Erneuerung: • Politisierung der Germanistik (Ideologiekritik, Geschichtsaufarbeitung) • Demokratisierung der Organisationsstruktur (alle gesellschaftlichen Gruppen erfassen) • Kritik am Kanon (Erweiterung um Trivial-, Sach- und Minderheitenliteratur) • Interesse an Internationalisierung und Regionalisierung (Weltliteratur, interkulturelle Fremdperspektive) • Standard anderer Wissenschaften erreichen (Sozialwissenschaften)

  26. GegenwartWissenschaftlicher Pluralismus • Literaturpsychologie/ Psychoanalytische Literaturwissenschaft • Feministische Literaturwissenschaft • Rezeptionsforschung • Sozialgeschichte der Literatur • Literatursoziologie • New Historicism • Diskursanalyse • Literarische Anthropologie

  27. Weiterführende Literatur Helmut Arntzen, Unsinn und Sinn der Germanistik. Weinheim 1996. Rainer Baasner, Maria Zens, Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft. 2. Aufl. Berlin 2001. Jost Hermand, Geschichte der Germanistik. Reinbek b. Hamburg 1994. Klaus Weimar, Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. München 1989. Theorie: Achim Geisenhanslüke, Einführung in die Literaturtheorie. 2. Aufl. Darmstadt 2004.

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