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6. Sozialkapital

6. Sozialkapital. Ein Ausgangspunkt: Arbeit, Maschinenkapital und Humankapital reichen nicht aus, um Unterschiede im Produktionswert von Staaten zu erklären (good governance). Dieses „Sozialkapital“ erhöht auch die Erfolgsaussichten einzelner Personen bzw. Gruppen.

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6. Sozialkapital

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  1. 6. Sozialkapital • Ein Ausgangspunkt: Arbeit, Maschinenkapital und Humankapital reichen nicht aus, um Unterschiede im Produktionswert von Staaten zu erklären (good governance). • Dieses „Sozialkapital“ erhöht auch die Erfolgsaussichten einzelner Personen bzw. Gruppen. • Wird besonders bei Strategien der Armutsbekämpfung diskutiert. • Viel Ähnlichkeit mit „Institutionen“.

  2. Definitionen Sozialkapital • Eigenschaften einer sozialen Organisation (Netzwerke, Normen, Werte), die positive Externalitäten für eine Gemeinschaft schaffen (Putnam 1993 (evt. negative für die Außenstehenden) ); “mikro“ • A Variety of different entities (which) all consist of some aspect of social structure and (which) facilitate certain actions of actors within the structure (Coleman 1990), „meso“ • In Anschluss an North, Olson auch formelle Institutionen eingeschlossen, „makro“

  3. Dimensionen des Sozialkapitals Makro Staatsinstitutionen, Gesetze etc. Governance (Korruptionsindex etc.) kognitiv strukturell Vertrauen, lokale Normen und Werte Lokale Gruppen, Netzwerke Mikro Quelle: Grootaert, Bastelaer 2001 S. 38

  4. Nutzen aus Sozialkapital • Erleichtert die Kenntnis über Märkte und neue Technologien • Kenntnisse über das Verhalten der anderen schafft Vertrauen, verringert das Opportunismusproblem, (persönliches und Gruppenvertrauen), • Verringert das Free-Rider-Problem bei der Bereitstellung öffentlicher Güter • Häufig besonders wichtig, wenn der Staat nicht funktioniert.

  5. Sozialkapital- 6 Grundsätzlicher Vertrauensbedarf für Transaktionen • begründetes Grundvertrauen, vor allem bei gestuften Transaktionen • geringere Kontrollkosten • geringere Anbahnungskosten

  6. Sozialkapital- 6 Bedarf an Vertrauen für die Bereitstellung öffentlicher Güter • unabhängige Richter etc. • Wahlen • Verkehrssicherheit • Kooperationen • Erhaltung von Bewässerungssystemen, • usw.

  7. Sozialkapital als Kapital? • Wird durch Nutzung größer (anders als Maschinenkapital, aber wie Humankapital) • Sozialkapital ist ein öffentliches Gut, wirkt nicht bei Robinson. • Produktion verlangt Investition in Zeit und Anstrengung • Kann leicht zerstört werden • Aus dem Bestand fließt ein Strom von Nutzen • Erhöht die Produktivität der anderen Ressourcen.

  8. Beispiel: Microfinance I: ROSCAs • Rotational Savings and Credit Associations wirken, wenn keine Kreditwürdigkeit, wirken auch als Versicherung, • beruhen auf dem Vertrauen ineinander, • möglicher Entzug wirkt als Sanktion. • Je nach Vertrauenswürdigkeit kommt man hinten oder vorn in die Rotation. • Oft unter Bekannten, manchmal aber auch durch „Shopkeeper“ initialisiert.

  9. Beispiel Microfinance II: Grameen Banks • Vorläufer: Volks- und Raiffeisenbanken nach ganz ähnlichem Konzept, • Geld wird einer Gruppe geliehen, die sich selbst definiert (in D eigene Ersparnisse), • Gruppe ist haftbar für jeden Kreditausfall, • Wenn Gruppe nicht zahlt, dann verlieren alle Mitglieder Kreditwürdigkeit. • Rückzahlungsrate über 95%. • Teilweise bleiben die ganz Armen ausgeschlossen.

  10. Microfinance II: Erfahrungen • Gruppen die auf gemeinsamer Aktion aufbauen können, sind erfolgreicher, • Auswahl nach Reputation erhöht den Erfolg, • Gruppe darf nicht zu groß sein, bei 20 funktioniert es schlecht. • Homogene Gruppen besser, • Besser in dicht besiedelten Gebieten, stärkere Interaktion, in Bangladesh besser als in Arkansas • Soziale Beziehung zwischen Verleiher und Entleiher wirkt auch, wenn Sanktionen nicht ausgeführt (vertikales Sozialkapital) • Link: „Imperfect Information, Social Capital and the poor‘s access to credit“ http://www.gdrc.org/icm/sk-and-mf.pdf

  11. Unterschiede in der Wirkung von Sozialkapital • Abhängig von Zugang zu formellen Ressourcen? • Abhängig von Entwicklungsstand der Volkswirtschaft? • Sozialkapital als Second Best? • Oder Mikro-SK als Substitut für Makro-SK?

  12. Messung von Sozialkapital • Mitgliedschaften in lokalen Organisationen und Netzwerken (Anzahl, Heterogenität, Überschneidungen) • Vertrauen/Normverfolgung (erwartete Hilfe in Notlagen) • Collecitve Action: Beiträge zur Bereitstellung öffentlicher Güter (ohne Zwang von Außen) Es handelt sich nur um Indikatoren, Bedeutung gerade des ersten Punktes kann sehr unterschiedlich sein (Inputindikator)

  13. Problem: Umweltabhängigkeit der Bedeutung von Sozialkapital • Lollfuß Beliebung von 1651: • " um in Liebe und Leidt, zur Pestzeit oder auch zu anderer Zeit... im Notfall beieinander (zu)tretten und zusammen(zu)stehen... ungezwungen und ungedrungen als gute Nachbarn und Freunde, freiwilliglich miteinander vereinigt und verbunden.„ • Heute nur noch „Schützenfest“, Geschäftskontakte, damals waren alle Bewohner des Lollfußes (106 Häuser) in der Beliebung, heute nur noch wenige. • Das gemessene Sozialkapital ist c.p. gesunken. Ist auch der „Output“ gesunken?

  14. Schlussfolgerungen • Sozialkapital positiv bei asymmetrischer Information und öffentlichen Gütern. • Kann Clubgut mit negativer Wirkung auf andere sein (Cliquen). • Messkonzepte messen Existenz, weniger Nutzen aus Sozialkapital. Ähnlich Humankapitalindikatoren? • Schaffung und Nutzung von Sozialkapital (auf der Makro- und Mikroebene) kann wirksame Entwicklungsstrategie sein. • Auf die Erhaltung von Sozialkapital bei gut gemeinten Initiativen muss geachtet werden. • Sozialkapital auf der Mikroebene ist umso wichtiger, je weniger entwickelt die Institutionen der Makroebene.

  15. Erweiterungen des homo oeconomicus- 7 7. Erweiterungen des „homo oeconomicus“ • Definition homo oeconomicus: • rational (formal und substantiell) • hat feststehende Präferenzen • ist lieber reich als arm, • arbeitet lieber wenig als viel, • konsumiert lieber heute als morgen. nach John Steward Mill • maximiert eigenen Nutzen • reagiert auf Restriktionen • verfügt über vollständige Information.

  16. Aussagekraft des „homo oeconomicus“ • Ist kein Mensch, sondern ein Modell, • Abstrahiert vom ganzen Menschen auf das für ökonomische Untersuchungen Wesentliche, • Ist für manche Fragestellungen besser geeignet als für andere: • Gerade in der Sphäre privater Güter, Spot-Markt, guter Erklärungsgehalt, • Aussagefähigkeit beschränkt bei asymmetrischer Information, unvollständigen Verträgen etc., öffentlichen Gütern

  17. Links zum ökonomischen Menschenbild • http://www.uni-potsdam.de/u/makrooekonomie/docs/studoc/stud7.pdf Paper zu homo oeconomicus und seiner Bedeutung für die Wirtschaftswissenschaften • http://www.sowi-onlinejournal.de/nachhaltigkeit/siebenhuener.htm Paper zu Auswirkungen eines „Vorbildes“ auf die Realität und alternativen wünschbaren „homo sustiniens“

  18. Resourceful Evaluative Maximizing Man (REMM) • Resourceful: Er hat Intelligenz, Voraussicht etc. (in unterschiedlichem Maße) • Evaluating: Dinge bekommen einen Wert, nicht auf materielle Bedürfnisse beschränkt, auch Normeinhaltung, altruistische Präferenzen möglich; • Maximizing: aber keine kostenlose Information, d.h. keine vollkommene Information, wegen Infokosten kann Satisfycing Nutzenmaximierung sein • => erweiterter homo oeconomicus

  19. Weiterentwicklung: soziale Präferenzen • (Kirchgässner, Ostrom, Fehr et al.,) • Definition altruistischen Verhaltens nach Kirchgässner: • In die eigenen Nutzenfunktion geht nicht nur das öffentliche Gut (oder der Nutzen einer zweiten Person) positiv ein, sondern auch der eigene Beitrag.

  20. Gesellschaftliche Normen - 6 Vier Idealtypen moralischen Verhaltens: Kirchgässner …

  21. Gesellschaftliche Normen - 6 Norm der Reziprozität (Ostrom 1999) • Es gibt ein ererbtes und anerzogenes Vermögen, Reziprozität zu nutzen. • Reziprozität umfaßt • eine Abschätzung der Kooperationsbereitschaft der anderen, • die Entscheidung zu kooperieren, wenn die anderen glaubhaft kooperationsbereit sind, • die Weigerung, mit nicht kooperativen zu kooperieren, • Bestrafung von Vertrauensmissbrauch.

  22. Gesellschaftliche Normen - 6 Reziprozität als Teilbereich „sozialer Präferenzen“ (Fehr et al.) • In die Nutzenfunktion geht nicht nur die eigene (materielle) Situation ein, sondern auch • die Situation der anderen und • das Verhalten der anderen

  23. Gesellschaftliche Normen - 6 „Strenge Reziprozität“ nach Fehr • Ein Akteur mit streng reziprokem Verhalten • hilft anderen, die ihm geholfen haben, auch wenn er sie nie wieder sieht, • bestraft die, die ihm Schaden zugefügt haben, auch wenn er selber dadurch Verluste erleidet. • Seine Bewertung des Wohlergehens des anderen hängt von dessen Verhalten ab. • Sein Gesamtnutzen ergibt sich aus der Bewertung der eigenen und fremden Situation • Die Erwartung reziproken Verhaltens beeinflusst eigenes Verhalten.

  24. Gesellschaftliche Normen - 6 Experiment zu „strenger Reziprozität“- Grundmodell- • Einander unbekannte Personen können viel Geld verdienen. • In jedem Treffen Arbeiter und Chefs • Mehr Arbeiter als Chefs • Chef bietet einem Arbeiter einen Kontrakt mit Lohn w (0-100) (bindend) und gewünschter Intensität e‘(0.1 - 1) an. • Arbeiter kann annehmen und dann e frei wählen mit c(e) zwischen 0 und 18, c‘(e) > 0. • Auszahlungen: 100e - w für C, w - c(e) für A • Ergebnis bei rein egoistischen Partnern?

  25. Gesellschaftliche Normen - 6 Ergebnisse des Grundmodells • Es werden höhere Löhne angeboten • Höhere Löhne führen durchschnittlich zu mehr Intensität, aber nicht gewünschter • Ergebnis für C und A ist besser als bei durchgängig egoistischem Verhalten • Etwa die Hälfte der A verhält sich streng egoistisch. • Andere Experimente zeigen 40-60% shirker in vielen Kulturen, weitgehend unabhängig von Geldbetrag.

  26. Gesellschaftliche Normen - 6 Relevanz der Ergebnisse • Wenn wenig Druckmittel, ist eigener „Vorschuss“ adäquates Mittel zur Bereitstellung des Gutes. • Es gibt einen erheblichen Teil Non-kooperativer Personen, der so nicht beeinflusst werden kann. • Reziprozität ist wichtig für die Bereitstellung öffentlicher Güter. Eigener Beitrag von dem der anderen abhängig. • In Unternehmen (Gruppen) ist Auswahl der Mitglieder wichtig.

  27. Gesellschaftliche Normen - 6 Erweitertes Modell: Strafe und Belohnung • C können im Kontrakt Strafe für „Bummeln“ definieren. Entdeckungswahrscheinlichkeit 1/3. • Variante: Bonus für Einhalten von e‘, Bedingungen wie bei Strafe. • Bei rein egoistischen Individuen: e = 0,4 und maximale Strafe.

  28. Gesellschaftliche Normen - 6 Positiver Anreiz Kein Anreiz Negativer Anreiz 0-5 0-5 > 40 0-5 > 40 > 40 21-25 11-15 21-25 31-35 11-15 31-35 11-15 21-25 31-35 Ergebnisse: Strafe und Belohnung 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 Angebotene Rente Abbildung Fehr, E.: S.10.

  29. Gesellschaftliche Normen - 6 Interpretation • Strafen werden als unfreundlicher Akt empfunden, deshalb kein eigenes freundliches Verhalten • Im Straf-Fall gaben C geringere Löhne, so dass ihr Einkommen stieg. • Boni werden als freundlich empfunden. • Das Ergebnis mit Boni ist nicht besser als ohne.

  30. Gesellschaftliche Normen - 6 Weitere Varianten • Möglichkeit zu Belohnung oder Strafe, • dauerhafte Interaktion • freiwillige Boni bei Multi-task- Situationen • Alle Situationen zeigen Bedeutung von Reziprozität (Loyalität). • Strafe wird von reziproken Personen auch bei eigenem Schaden (1 shot) angewandt.

  31. Gesellschaftliche Normen - 6 Soziale Anerkennung • Harsanyi(1969): People‘s behaviour can largely be explained by economic gain and social acceptance. • Im öffentlichen Guts-Experiment deutlich immer Kooperation, deutlich höher bei Identifikation der Personen. • Je mehr die anderen taten, desto höher die soziale Anerkennung, desto höher Beiträge. • Multiple Gleichgewichte, evt. verletzlich.

  32. Gesellschaftliche Normen - 6 Soziale Anerkennung und materielle Anreize • Experiment: Schweizer Kindergarten führt Strafgebühr für zu spätes Abholen ein (wird mit abgebucht). • Im Ergebnis werden Kinder viel öfter zu spät abgeholt. • Nach Abschaffung der Gebühr bleibt dieses Verhalten. • materielle Belohnung für „Geldsammeln“, s.o. • Erklärung? • Relevanz?

  33. Gesellschaftliche Normen - 6 Soziale Anerkennung und soziale Normen • Soziale Anerkennung bzw. Ablehnung ist wesentlicher Schutz für soziale Normen. • Finanzielle Anreize können hier zerstörerisch wirken. • Gefängnis versus Geldstrafe. • Soziale Normen belohnen kooperatives Verhalten (z.B. nicht zu schnelles Arbeiten im Akkord, gute Beiträge zum Gruppenergebnis). • Relevanz?

  34. Gesellschaftliche Normen - 6 Theorien zur Entstehung sozialer Normen I. vertragstheoretisch (Rawl) • Schleier der Unwissenheit => allgemeine Zustimmung zu Normen und Sanktionen, • erklärt nicht soziales Verhalten ohne Sanktionsmöglichkeit

  35. Gesellschaftliche Normen - 6 II. Eigennutz (Spieltheorie) mehrfache Spiele • Prisonner’s dilemma; • erfolgreiche tit-for-tat-Strategie bei genügend kooperativen Spielern; • Reputationsaufbau • empirisch: “irrationale” Kooperation auch bei einmaligen Spielen; • Schutz der natürlichen Ressourcen durch heutige Generation • => Moralisches Verhalten läßt sich durch Eigennutz nicht vollständig begründen;

  36. Gesellschaftliche Normen - 6 III. Soziobiologische Erklärungen • Selektionsdruck hinsichtlich Disposition zu sozialem Verhalten. • Genetische Begründung steht im Gegensatz zu relativ schnellem Wandel von sozialem Normen innerhalb eines Kulturkreises und bei Wechsel

  37. Gesellschaftliche Normen - 6 IV Sozialisation (Erziehung) • Eigennutz der Eltern: moralisches Verhalten erleichtert familiäres Zusammenleben (analog i.d. Schule). • These: Religionsentstehung aus “Eigennutz” der Herrschenden: erleichtert gesellschaftliches Zusammenleben. • Sozialisierte Eltern sozialisieren Kinder über “Eigennutz” hinaus. • Evolutionäre Herausbildung von Normen (Selbsterziehung)

  38. Gesellschaftliche Normen - 6 Stabilität moralischen Verhaltens • negative Erfahrungen zerstören moralisches Verhalten • Ausbeutung • Erfolglosigkeit • extrinsische Motivation verdrängt intrinsische Motivation, ohne sie vollständig ersetzen zu können • Kontrolle zerstört Loyalität • Bezahlung verändert persönliche Beziehung (Pflege, Kinderbetreuung)

  39. Gesellschaftliche Normen - 6 Beurteilung extrinsischer Motivation • der Preismechanismus kann intrinsische Motivation zerstören (Sozialkapital?) • wenn intrinische Motivation nicht ausreicht, dennoch positiv zu beurteilen • Verhalten in Klein-Kosten-Situationen ist kaum steuerbar, extrinsische Motivation erleichtert Steuerung, bringt PA-Probleme

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