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Allgemeine Soziologie

Allgemeine Soziologie. Einführung. Was ist Soziologie? Der Begriff „Soziologie“ ist ein Kunstwort, das sich aus lat. „socius“ (der Gefährte, i.w.S.: Mitmensch) und gr. „logos“ (Wort, Wahrheit, i.w.S.: Wissenschaft) zusammensetzt.

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Allgemeine Soziologie

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Presentation Transcript


  1. Allgemeine Soziologie Einführung

  2. Was ist Soziologie? Der Begriff „Soziologie“ ist ein Kunstwort, das sich aus lat. „socius“ (der Gefährte, i.w.S.: Mitmensch) und gr. „logos“ (Wort, Wahrheit, i.w.S.: Wissenschaft) zusammensetzt. „Soziologie ist die Wissenschaft vom Sozialen, d. h. den verschiedenen Formen der Vergemeinschaftung (z. B. Familie/Verwandtschaft/Sippe, Nachbarschaft, soziale Gruppe) und der Vergesellschaftung (Organisation, Gesellschaft, Staat) der Menschen.“ (Bernhard Schäfers, Grundbegriffe der Soziologie) „Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ (Max Weber) Der Begriff „Soziologie“ wurde 1838 von Auguste Comte (1798-1857) geprägt, jedoch sind viele Fragen der Soziologie sind so alt wie das Nachdenken über die Bedingungen und Formen des menschlichen Zusammenlebens. Schon in den Werken von Platon (427-347 v.Chr.), Aristoteles (384-322 v.Chr.) Augustinus (354-430) oder Thomas von Aquin (1227-1274) sind grundlegende Einsichten über das Soziale zu finden.

  3. Die Soziologie hat aber zum Sozialen eine andere Einstellung als diese Vorläufer, sie hat kein vorgängiges Ordnungsbild mehr, sei dies philosophischer, kosmologischer oder theologischer Natur. Sie ist eine strikt an der Erfahrung ausgerichtete Einzelwissenschaft. Vorbereitet war diese Einstellung bereits bei Macchiavelli (1469-1527) und seiner Analyse des politischen Handelns, bei den Schottischen Moralphilosophen (v.a. Adam Ferguson (1723-1816) und Adam Smith (1723-1790)) und den Frühsozialisten (v.a. Claude Henri de Saint-Simon (1760-1825)). Der Beitrag des Deutschen Idealismus (Kant, Hegel, Fichte, Schelling, Schleiermacher) für die Theorie des menschlichen Handelns, die Fundierung einer differenzierten Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates ist bis heute ein unverzichtbarer Bestandteil soziologischer Argumentation und erkenntnisleitender Orientierung.

  4. Seit den 70er Jahren des 19. Jhs. setzte sich der Begriff „Soziologie“ allgemein durch, vor allem seit den grundlegenden Arbeiten der „Gründergeneration“ dieser neuen Wissenschaft: Émile Durkheim (1858-1917), Georg Simmel (1858-1918), Herber Spencer (1820-1903), Max Weber (1868- 1920) und Ferdinand Tönnies (1855-1936). Soziologie entstand als eine eigene, sich von den „Mutterwissenschaften“ (Philosophie, Ökonomie, Allgemeine Staatslehre, Völkerkunde) mehr und mehr lösende Einzeldisziplin im Zusammenhang des größten Umbruchs der Grundlagen und Formen menschlichen Zusammenlebens, der politischen Revolution (1789ff) und der industriellen Revolution (1770ff). In modernen Gesellschaften wird immer deutlicher, dass die Ausdifferenzierung des Sozialen zu Strukturen und Strukturzusammenhängen (sozialen Systemen), die über den Erfahrungs- und Erlebnisbereich des einzelnen Individuums hinausgehen (das Individuum aber gleichwohl betreffen), an Bedeutung gewinnt.

  5. Den ersten Lehrstuhl für Soziologie gab es 1892 an der Universität Chicago. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde Soziologie in Deutschland nur durch Lehraufträge (v.a. von Ökonomen und Philosophen) wahrgenommen. Nach dem Ersten Weltkrieg begann ein rascher Ausbau, der jedoch durch die Entwicklung nach 1933 unterbrochen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Frankfurt, München, Hamburg, Köln, Kiel und Göttingen erste Lehrstühle und Institute eingerichtet. Der breite Ausbau der Soziologie erfolgte aber erst mit der allgemeinen Bildungs- und Hochschulexpansion seit Beginn der 50er Jahre. Fachverbände der Soziologie in Deutschland: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), gegr. 1909, reiner Wissenschaftler-Verband Berufsverband Deutscher Soziologen e.V. (BDS), gegr. 1975.

  6. Die Aufgabe der Soziologie besteht darin, das Soziale als eigene Realität herauszuarbeiten und in seinen Strukturen zu verdeutlichen. Die Strukturen des Sozialen reichen von den täglichen Umgangsformen, wie den Sitten und Bräuchen, bis hin zu komplexen sozialen Tatsachen, wie bestimmte Organisationen, Institutionen, nationale Gesellschaften und der Weltgesellschaft. Die Soziologie gehört zu den empirischen Sozialwissenschaften, sie untersucht die Strukturen des Zusammenlebens sowohl aus der Perspektive des einzelnen Handelnden wie auch aus der Perspektive sozialer Organisationen, Institutionen und der Gesamtgesellschaft.

  7. Entsprechend werden mikro-, meso- und makrosoziologische Ebenen • unterschieden. • Mikro: z.B. das Handeln zwischen mehreren Individuen • Meso: z.B. das Handeln zwischen mehreren Gruppen oder Organisationen • Makro: z.B. die Struktur der Gesellschaft und ihre verschiedenen Institutionen, • die Formen der Arbeitsteilung, sozialer Differenzierung und Schichtung. • Das Ideal der soziologischen Analyse besteht darin, alle Ebenen zu verbinden. Nur so ist es möglich, das Soziale und gesellschaftlich Bedingte im einzelnen Handeln aufzuzeigen und an den sozialen Gebilden und sozialen Prozessen nachzuweisen, wie sie durch die besondere Form individuellen Handelns mitbestimmt sind. • Weitere Systematiken soziologischer Theorie: • 1) Inhaltlich: • Systemtheorien • Gesellschaftstheorien • Verhaltens- und Handlungstheorien • 2) Methodologisch: • ontologisch-normativ (objektive Erkenntnis des „Wesens“ der Realität) • empirisch-nomologisch (Entwicklung von Gesetzmäßigkeiten und Überprüfung • an der Realität -> Mainstream) • kritisch-dialektisch (Theorie muss von der Bedeutung der Phänomene in einem historisch-gesellschaftlichen Prozess ausgehen, Betonung der Kritik)

  8. Systematik der Soziologie: Allgemeine Soziologie: Gesellschaftstheorie, Theorien des sozialen Handelns, soziologische Grundbegriffe, Institutionslehre, soziale Gruppenstrukturen, sozialer Wandel, soziale Mobilität und Sozialstrukturen sowie Fachgeschichte und Methodenlehre. Spezielle Soziologien (auch materielle oder Bindestrich-Soziologien genannt): diese werden nach dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand benannt, z. B. Stadtsoziologie, Wirtschaftssoziologie, Familiensoziologie, Politische Soziologie, Techniksoziologie, Kultursoziologie etc. Soziologische Forschungsmethoden: quantitative (statistische) und qualitative Methoden (z. B. interpretative Analyse von Texten oder Handlungen) Datenerhebung: Befragung, Interview, teilnehmende Beobachtung, Inhaltsanalyse.

  9. Wertfreiheit der Wissenschaft: wissenschaftstheoretische Position, nach der normative Sätze beziehungsweise Werturteile (die vorschreiben, was sein soll) nicht zum wissenschaftlichen Gegenstands- beziehungsweise Objektbereich (in dem es um deskriptive Sätze, die beschreiben, was ist, geht), gehören. Soziologische Analysen beziehen sich also auf das, was ist (Sein), nicht auf das, was sein soll (Sollen). Dennoch trägt die Soziologie mit ihren Analysen dazu bei, herauszufinden, was die Menschen in einer Gesellschaft wollen und sollen. Die Soziologie hat sich zwar im sogenannten Werturteilsstreit (1909) mit dem Bekenntnis zur WERTFREIHEIT davon distanziert, eine normative Wissenschaft zu sein, aber sie bestreitet nicht, dass Wertgesichtspunkte die Auswahl des Gegenstandsbereichs wesentlich mitbestimmen (WERTGEBUNDENHEIT).

  10. Das Kontinuum sozialwissenschaftlichen Denkens zunehmende Generalisierung zunehmende Spezifikation metaphysische Umwelt der Wissenschaft physikalische Umwelt der Wissenschaft Klassifikationen Gesetze Definitionen komplexe + einfache Aussagen Begriffe Modelle methodolog. Annahmen Ideologie Beobachtungs- aussagen Voraussetzungen

  11. Die Fragestellungen der Soziologie hängen zwar eng mit den sich ändernden Lebensbedingungen und den allgemeinen Problemen des gesellschaftlichen Wandels zusammen, gleichwohl lassen sich zwei grundlegende und zentrale Themen der Soziologie benennen: das Problem des HANDELNS und das Problem SOZIALER ORDNUNG.

  12. Diese Leitfragen sind in allen konkreteren Untersuchungsfragen enthalten, z. B. • Was ermöglicht die wechselseitige Orientierung des sozialen Handelns • verschiedener Individuen? • Welche soziale Differenzierung zeigen einzelne Gruppen, Organisationen, • Institutionen bzw. Gesellschaften? • Wie wird diese Differenzierung bewertet und wie entstehen daraus die • unterschiedlichen Formen sozialer Ungleichheit (Stände, Klassen, Kasten, • Schichten)? • Welche Macht- und Autoritätsgefälle gibt es in sozialen Gebilden und welche • Formen der Herrschaftsausübung und ihrer Legitimation gibt es? • Was lässt sich über das Verhältnis der Individuen zu den Institutionen, zum • Staat und zur Gesellschaft sagen? • Wie wird die Gesellschaft durch ihre Kultur geprägt und welche Bedeutung • haben Symbole für die Handlungsorientierung? • Welchen Einfluss haben die jeweiligen Produktions- und Eigentumsstrukturen • auf die Formen des menschlichen Zusammenlebens? • Wie entsteht sozialer Wandel und wie verläuft er? • Wie wird in Gesellschaften das Problem der Integration gelöst? • Wie entstehen soziale Konflikte und wie werden sie gelöst?

  13. Gesellschaft I • Gesellschaft bedeutet dem Wortursprung nach dem „Inbegriff räumlich vereint • lebender oder vorübergehend auf einem Raum vereinter Personen“ (Th. Geiger). • Von dieser Definition ausgehend ist Gesellschaft: • Bezeichnung für die Tatsache der Verbundenheit von Lebewesen (Menschen, • Tiere, Pflanzen) • 2) Als menschliche Gesellschaft eine Vereinigung zur Befriedigung und Sicherstellung • gemeinsamer Bedürfnisse • 3) i.e.S. jene Form des menschlichen Zusammenlebens, die seit der frühen Neuzeit als • bürgerliche, dann zugleich als nationale und industrielle G. einen die individuelle • Erfahrungswelt weit übersteigenden Handlungsrahmen entwickelte und in einem • immer stärkeren Gegensatz zu den gemeinschaftlichen Formen des Zusammenlebens • geriet. Dies ist das soziologische Verständnis von G. • 4) Eine größere Gruppe, deren spezifischer Zweck mit dem Begriff G. hervorgehoben • wird, z. B. Abendgesellschaft, Reisegesellschaft etc.; in der Form einer organisierten • Zweckvereinigung und rechtsförmig ausgestaltet als z. B. Aktiengesellschaft, • Gesellschaft der Wissenschaften etc. • 5) Systemtheoretisch alle Interaktions-Systeme mit Steuerungsfunktion für • gesellschaftliche Teilsysteme (Familie, Wirtschaft, Politik etc.). Dies ist ebenfalls ein • soziologisches Verständnis von G. • 6) Bezeichnung für tonangebende Kreise, z. B. High Society, gute Gesellschaft • 7) In wortursprünglicher Verwandtschaft mit Geselligkeit das gesellige Beisammensein • ganz allgemein. Gesellschaft

  14. Gesellschaft II In der Soziologie wird unter Gesellschaft entsprechend der Definition 3 allgemein das Zusammenleben von Menschen verstanden. Der Begriff wird auch für Gruppen von Menschen verwandt, z. B. für ein Volk, oder für einen strukturierten, räumlich abgegrenzten Zusammenhang zwischen Menschen (z. B. "die deutsche Gesellschaft"), oder für ein sonst durch die Dichte und Multiplexität sozialer Interaktionen abgrenzbares Knäuel im Netzwerk der Menschheit. Die soziologische Systemtheorie bestimmt den Begriff „Gesellschaft“ im Sinne der Definition 5. Analytisch eingeführt wurde der Begriff „Gesellschaft“ in die deutsche Soziologie durch den Soziologen Ferdinand Tönnies (1855-1936) 1887 in seinem Werk Gemeinschaft und Gesellschaft. Er stellt hier dem Begriff der Gemeinschaft, welche sich durch gegenseitiges Vertrauen, emotionale Anbindung und Homogenität auszeichnet, den Begriff der Gesellschaft gegenüber, derer sich die Akteure mit je und je individuellen Zielen bedienen, und mit welchen sie dementsprechend nur lose verknüpft sind. Beide, Gemeinschaft und Gesellschaft, sind für ihn der gemeinsame Gegenstand der Soziologie. An ihn lehnt sich auch Max Weber an, der jedoch den Begriff „Vergesellschaftung" benutzt.

  15. Gesellschaft III Differenzierung der Gesellschaft 1) segmentär Gleichartigkeit der Einheiten 2) funktional nach funktionalen Erfordernissen, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion etc. Die funktionale Differenzierung ist eines der wichtigsten Merkmale moderner Gesellschaften. 3) vertikal Stände Klassen Schichten 4) horizontal Lebenslagen Milieus

  16. Gesellschaft IV Funktionale Differenzierung der Gesellschaft als Soziales System • Nach Talcott Parsons muss jedes Soziale System vier funktionale Erfordernisse • erfüllen (Anpassung, Zielrealisierung, Integration und latente Strukturerhaltung). • Die Gesellschaft als Soziales System (dessen Umwelten das kulturelle System, • das psychische System und das organische System bilden) differenziert sich • dementsprechend in folgende Subsysteme: • Anpassung (adaptation): ökonomisches System • Zielrealisierung (goal attainment): politisches System • Integration (integration): System der Sozialen Gemeinschaft • Latente Strukturerhaltung (latent pattern maintenance): sozio-kulturelles System • Jedes dieser gesellschaftlichen Subsysteme differenziert sich wiederum intern in • weitere Subsysteme, z. B. das ökonomische System in Markt, Unternehmen etc., • das politische System in Regierung, Verwaltung etc., das System der sozialen • Gemeinschaft z. B. in verschiedene zivilgesellschaftliche Assoziationen und das • sozio-kulturelle System in den Wissenschafts-, Bildungs- und Kunstbetrieb etc.

  17. Ebenen/Schichten des Sozialen Weltgesellschaft nationale Gesellschaft Weltgesellschaft Institutionen nationale Gesellschaft Organisationen Institutionen Gruppen soziale Organisationen soziales Handeln soziale Gruppen Interaktionen soziale Interaktionen soziales Handeln

  18. Anthropologische Grundlagen Mensch (Dualismus der menschlichen Natur) Naturwesen (Natur) geistiges Wesen (Kultur) Instinktarmut Weltoffenheit Soziale Institutionen (normative Arrangements) Handeln

  19. Werte und Normen I Werte: Konzeptionen des Wünschenswerten in einer Gesellschaft • Wertmuster der okzidentalen Kultur: • Rationalismus (Betonung von Verstand und Vernunft; „vom Mythos zum Logos“) • Individualismus (Wert jedes Einzelnen, individuelle Freiheit) • Aktivismus (aktive Gestaltung der Welt) • Universalismus (alle Menschen haben gleiche Rechte und Pflichten, die • allgemeine Geltung besitzen) • Werte können das Handeln nicht durch bloße „Ausstrahlungskraft“ steuern. Ihre • Institutionalisierung erfordert eine Spezifikation in einer abgestuften Folge von • Funktionen und situativen Erfordernissen.

  20. Werte und Normen II Normen (drücken ein „Sollen“ aus), sie können als Spezifikationen allgemeiner kultureller Werte aufgefasst werden und sind durch Sanktionen abgesichert. Normen bewirken eine gewisse Regelmäßigkeit und Gleichförmigkeit sozialer Handlungsabläufe und entlasten von der Notwendigkeit, ständig neue situations- gerechte Handlungsweisen zu entwerfen. Normen sind der Bezugspunkt für die Bestimmung konformen wie auch abweichenden Verhaltens Institutionalisierung von Werten und Normen: verbindliche Geltung in einer Gesellschaft, allgemeine Anerkennung Internalisierung von Werten und Normen: Verinnerlichung, so dass sie aus eigenen Antrieben heraus erfüllt werden -> Sozialisation

  21. Werte und Normen III • Differenzierung von Normen • Imperative Form • hypothetische Normen (bedingt: wenn Du y willst, tue x) • kategorische Normen (unbedingt: tue x!) • 2) Geltungsanspruch • Objektive Gültigkeit (je mehr eine Norm ordnungsstiftende • Kraft für das Handeln in der Gesellschaft hat, um so objektiv gültiger ist sie) • Soziale Geltung (eine Norm ist innerhalb einer • Gesellschaft institutionalisiert) • 3) Sozialer Geltungsanspruch • allgemeine Normen • partikulare Normen • 4) Grad der Institutionalisierung • formelle Normen • informelle Normen • 5) Verwirklichung • Ideal-Normen • Praktische Normen • 6) Herkunft • Profane Normen • Religiöse Normen • 7) Verbindlichkeit • Kann-Normen • Soll-Normen • Muss-Normen

  22. Werte und Normen IV Nicht alle Regelhaftigkeiten menschlichen Verhaltens sind ein Resultat der Wirksamkeit sozialer Normen. Gewohnheiten Entstehen durch einen Prozess der Gewöhnung, es handelt sich um regelmäßige, gleichartige und selbstverständlich auftretende Verhaltensweisen. Habitualisierungen Werden Gewohnheiten automatisiert, spricht man von Habitualisierung. Brauch Gewohnheiten, die in einem Kollektiv verbreitet und anerkannt sind, deren Abweichungen aber nicht sanktioniert werden. Sitte Verhaltensweisen, die zwar nicht strafrechtlich abgesichert sind, deren Einhaltung aber durch die öffentliche Meinung gefordert wird und bei denen im Falle von Normverletzungen faktisch jedermann Sanktionen verhängen kann.

  23. Institution I • Def.: Normatives Arrangement, das auf Dauer bestimmt, was innerhalb eines • bestimmten Handlungsbereichs getan werden muss. • Indem die Institutionen die Beliebigkeit und Willkür des sozialen Handelns • beschränken, üben sie eine normative Wirkung aus. • Dabei leisten sie eine Doppelfunktion: einmal für den Menschen, dessen • Bedürfnisse sie formen, zum anderen für die Gesellschaft, deren Strukturen und • Bestand sie sichern. • Institutionen regeln Vollzüge von strategischer sozialer Relevanz: • die generative Reproduktion (Familie, Verwandtschaftsverband) • Vermittlung spezifischer Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse • (Einrichtungen der Erziehung, Bildung und Ausbildung) • Nahrungsvorsorge und Versorgung mit Gütern (Wirtschaft) • Aufrechterhaltung einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung nach innen • und außen (Herrschaft, Politik) • Verpflichtung des Handelns im Rahmen von Werteziehungen (Kultur)

  24. Institutionen II • Institutionen können als Mechanismen beschrieben werden, die „Spannungen“ • stabilisieren. Sie sind sowohl Resultanten als auch Steuerungsfunktionen des • Handelns; sie sind auf die Bedürfnisse der Handelnden als auch auf die • Erfordernisse der von ihnen gebildeten sozialen Systeme der Gesellschaft • bezogen. • Erste gegensätzliche Kräfte, die durch Institutionen vermittelt werden, sind • einerseits objektive gesellschaftliche Funktionen (z. B. in Wirtschaft, Politik, • Recht, Kultur), zum anderen subjektive, der Bedürfnisnatur des Menschen • entsprechende Größen. • Obwohl Institutionen einerseits funktional differenziert sind, sind sie doch • andererseits auch „Funktionssynthesen“, d. h. sie stellen elastische, • polyfunktionale Mechanismen dar (z. B. können Familien in Wirtschaftskrisen • primär ökonomische Leistungen entfalten) • Institutionen befreien den Menschen vom Druck unmittelbarer „chaotischer“ • Bedürfnisse durch soziokulturelle Führung und entlasten das Alltagshandeln • (Entlastungsfunktion).

  25. Institutionen III Institutionen können auch ins negative Umschlagen: Totale Institutionen: z. B. Sekten, Gefängnisse, Intensivstationen. Sie übermächtigen nicht nur die von ihnen erfassten Individuen, sondern verhindern auch soziale Entwicklungen. Merkmale (nach Goffman): Totale Institutionen sind allumfassend. Das Leben aller Mitglieder findet nur an dieser einzigen Stelle statt und sie sind einer einzigen zentralen Autorität unterworfen. Die Mitglieder der Institution führen ihre alltägliche Arbeit in unmittelbarer (formeller) Gesellschaft und (informaler) Gemeinschaft ihrer Schicksalsgefährten aus. Alle Tätigkeiten und sonstigen Lebensäußerungen sind exakt geplant und ihre Abfolge wird durch explizite Regeln und durch einen Stab von Funktionären vorgeschrieben. Die verschiedenen Tätigkeiten und Lebensäußerungen sind in einem einzigen rationalen Plan vereinigt, der dazu dient, die offiziellen Ziele der Institution zu erreichen. Institutionelle Permissivität: abnehmender sozial-normativer Kraft stehen Überkapazitäten der Güterproduktion, freilaufende Verteilermechanismen, überhöhte Konsumansprüche gegenüber. Für das Gesamtsystem besteht dann die Gefahr einer De-Institutionalisisrung, für die Individuen die des Zurückfallens auf primitivere, regressive Verhaltensweisen.

  26. bloßes Verhalten: Reiz-Reaktion Handeln: Orientierung an Sinn (kognitiv, expressiv, normativ, konstitutiv) soziales Handeln: Orientierung an Sinn + an Andere (Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft) soziale Interaktion: Sinn + wechselseitige Orientierung Soziales System: von der Umwelt abgegrenzte interdependente Interaktionen

  27. Interdependenz des Handelns X3 X2 X4 X5 X1 X n X6 Das gesellschaftliche Handeln ist nicht aus biologischen und psychischen Eigenarten der Individuen oder aus dem Wirken eines „objektiven Geistes“ heraus erklärbar, sondern nur aus den faktischen Wechselwirkungen sozialer Interaktionen. Die Interdependenz der Handeln führt nicht immer zu beabsichtigten und geplanten Ergebnissen, sondern auch zu nicht-intendierten Effekten.

  28. Elemente des Handelns Definition der Situation & Standards der Selektion (kognitiv, expressiv, normativ, konstitutiv) Mittel Akteur Ziele Zeit & Energie SITUATION sozial kulturell metaphysisch physikalisch organisch

  29. Soziologische Erklärungen des Handelns positivistische Theorien: Handeln als rationale oder zufällige Anpassung an die Situation idealistische Theorien: Handeln als rationale oder traditionale Realisierung von Werten und Normen Orientierung an Methoden der Naturwissenschaften (-> Kausalzusammenhänge) Orientierung an Methoden der Kulturwissenschaften (-> Sinnzusammenhänge) umfassende Theorien

  30. Handlungstypen & Handlungsprinzipien instrumentell: rational an Mitteln orientiert zur Verwirklichung von Zielen Leitendes Prinzip: Nutzenprinzip Dieser Handlungstyp repräsentiert analytisch das ökonomische Handeln strategisch: rational an Zieldurchsetzung orientiert Leitendes Prinzip: Effektivitätsprinzip Dieser Handlungstyp repräsentiert analytisch das politische Handeln traditional: „gewohnheitsmäßig“ an eingelebten Normen, Sitten und Bräuchen orientiert Leitendes Prinzip: Kohärenz- bzw. Solidaritätsprinzip Dieser Handlungstyp repräsentiert analytisch das Gemeinschaftshandeln wertrational / kommunikativ: rational an Sinn, Bedeutungen und Gründen bzw. an symbolischer Verständigung orientiert Leitendes Prinzip: Konsistenzprinzip Dieser Handlungstyp repräsentiert analytisch das kulturelle bzw. diskursive Handeln expressiv (affektiv): Ausdruck von Gefühlslagen/Affekten Leitendes Prinzip: Angemessenheit von Expressionen

  31. Soziale Interaktionen I Def.: Jede Art von wechselseitigen Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Personen oder Gruppen. Die Handlungsorientierung eines Akteurs enthält immer auch Erwartungen hinsichtlich der Gratifikation und Deprivation, nicht nur hinsichtlich gegenwärtiger Objekte (soziale und nicht-soziale), sondern auch hinsichtlich zukünftiger Situationen. Wenn Alternativen in gegenwärtigen und zukünftigen Situationen gegeben sind, braucht der Handelnde ein Bewertungskriterium. Werden solche Bewertungskriterien durch normative Standards bereitgestellt, erhöht dies die Stabilität sozialer Interaktionen.

  32. Soziale Interaktion IV Dies wird am sogenannten „Gefangenen-Dilemma“ deutlich: B gesteht gesteht nicht gesteht 5; 5 0; 10 A 1; 1 gesteht nicht 10; 0

  33. Soziale Interaktionen II In der Interaktion sind die Erwartungen Egos sowohl am Spielraum der Handlungsalternativen Alters orientiert als auch an Alters Selektion, die wiederum davon abhängt, was Ego tut. Das gleiche gilt umgekehrt für Alter. Dies nennt man die KOMPLEMENTARITÄT VON ERWARTUNGEN, was nicht heißt, dass die beiden Erwartungen identisch sind, sondern dass die Handlung eines Jeden an den Erwartungen des Anderen Orientiert ist. Erwartungen können kognitiv (z. B. was der Andere tun wird) und normativ (was soll der Andere entsprechend den Normen tun soll) sein. Eine Erwartungs-Enttäuschung liegt dann vor, wenn die Erwartung nicht eintritt. Die kontingente Reaktion Alters auf Egos Handlung nennt man SANKTION. Sanktionen können positiv (Belohnung) oder negativ sein (Bestrafung). Doppelte Kontingenz: Egos Gratifikation ist kontingent hinsichtlich seiner Wahl von Alternativen, umgekehrt ist Alters Reaktion kontingent hinsichtlich Egos Wahl und resultiert aus einer komplementären Wahl Alters.

  34. Soziale Interaktionen III Normen und Werte Erwartungs-Erwartung Erwartung Interaktion Alter Ego Erwartung Erwartungs-Erwartung Ein gemeinsam geteiltes Normen- und Wertesystem reduziert die doppelte Kontingenz und stabilisiert das Interaktionssystem.

  35. Soziale Interaktionen V Arten der Orientierung an einem normativen Standard Internalisierung der Standards (wird zu einer Bedürfnis- Disposition des Akteurs, relativ unabhängig von irgendwelchen instrumentell oder strategisch signifikanten Konsequenzen dieser Konformität) Instrumentell/Strategisch (Konformität oder Nicht-Konformität ist eine Funktion des instrumentellen/strategischen Interesses des Akteurs)

  36. Soziale Interaktionen VI Sanktionen: Reaktionen auf das Handeln Anderer positiv (Belohnung) negativ (Bestrafung) • Beide Formen dienen als Mittel der Verhaltenssteuerung dem Zweck, Konformität • zu erzielen. • Arten der Sanktion: • Formale/informale S.: Bei einer formalen S. ist festgelegt, wer reagiert, worauf • Reagiert wird, welchen Inhalt die Reaktion hat und wie beim Vollzug der S. zu • verfahren ist. Bei der informalen S. bleibt die Reaktion dem Betroffenen überlassen. • Repressive/restitutive S.: Im Falle repressiver S. (z. B. Verstöße gegen strafrechtliche • Normen) wird dem Normbrecher ein Gut (z. B. Freiheit) entzogen; im Falle • Restitutiver S. werden die gestörten Verhältnisse wiederhergestellt (z. B. Zivil-, • Handels- und Verwaltungsrecht). • Spezifische/verdeckt-spezifische/unspezifische S.: spezifische S. werden offen und • direkt am Normbrecher vollzogen; bei verdeckt-spezifischen S. kann der • Sanktionierende im Konfliktfall den Rückzug antreten (z.B. das war nicht so gemeint); • Unspezifische S. sind diffus, können überall vorkommen und sind schwer • berechenbar.

  37. Soziale Interaktionen VII Die negative Sanktionierung von Normverstößen kann unterschiedliche gesellschaftliche Funktionen erfüllen. Zentrale Verhaltensregeln werden immer von neuem in das öffentliche Bewusstsein gehoben, wobei je nach Art und Ausmaß der Sanktionen die Bedeutung dieser Regeln bekräftigt wird (Normverdeutlichung). Darüber hinaus schaffen die Verfolgung bedeutsamer Normbrüche, die Symbolik dieses Aktes und die verhängte Strafe ein allgemeines Bewusstsein der Sicherheit und Verlässlichkeit und stärken über die Solidarisierung der Gesellschaftsmitglieder die gesellschaftliche Integration.

  38. Soziale Rolle I Position/Status: Platz des Akteurs in einem Sozialsystem Prestige: Wertschätzung einer sozialen Position/eines Status in einem Sozialsystem Rolle: was ein Akteur in seinen Beziehungen mit anderen „tut“; Rolle kommt zustande durch die normativen Erwartungen von einer Bezugsgruppe oder mehreren Bezugsgruppen an den Inhaber einer Position. Rollenerwartungen können sich auf Eigenschaften und Merkmale des Trägers (Rollenattribute) oder auf sein äußeres Verhalten richten (Rollenverhalten). Nach dem Ausmaß der Institutionalisierung und der Schärfe der Sanktionen wird unterschieden sich Muss-Erwartungen (gesetzlich geregelt), Soll- Erwartungen (die in Satzungen niedergelegt sind) und den nicht-kodifizierten Kann-Erwartungen. Rollen können zugeschrieben (z. B. Kind) oder erworben (z. B. Berufsrolle) sein.

  39. Soziale Rolle II Rollensatz: Gesamtheit aller sich ergänzender Teilrollen, die mit einer bestimmten Position verbunden sind. Alternativ hierzu werden die mit einer Position verbundenen Rollen- Beziehungen zu verschiedenen Bezugsgruppen auch als Rollen-Segmente oder Rollen-Sektoren einer einzigen Rolle bezeichnet. Rollenkonflikte Inter-Rollenkonflikt (Widersprüche zwischen den verschiedenen Positionen, die eine Person innehat) Intra-Rollenkonflikt (Widersprüche zwischen den Erwartungen verschiedener Bezugsgruppen an den Inhaber einer Rolle)

  40. Soziale Rolle III Role-Taking (Rollenübernahme): sich in einen anderen hineinversetzen können um dessen Verhalten zu antizipieren und in den eigenen Handlungsentwürfen zu berücksichtigen. Play: Das Individuum versetzt sich (spielerisch) in die Rolle eines bestimmten Anderen und erlernt so eine bestimmte Rolle. Game: Das Individuum versetzt sich in die Rolle eines generalisierten Anderen und lernt so, was „man“ in einer Gesellschaft tut. Role-Making (Rollengestaltung): verweist auf das individuelle, spontane, kreative Moment im Rollenhandeln.

  41. Soziale Rolle IV Orientierungsmuster in sozialen Rollen partikularistisch universalistisch Typen von Wertorientierungen affektiv-neutral affektiv Disziplin-Gratifikation-Dilemma leistungsorientiert askriptiv (Qualität) Modalitäten des sozialen Objekts: was „tut“ oder was „ist“ der Andere spezifisch diffus Bereich der Interessen an Objekten z. B. Berufsrolle z. B. Mutter- oder Vaterrolle

  42. Soziales System Soziales System ist zentraler Begriff der soziologischen Systemtheorie. Mit ihm wird eine Grenze markiert zum Ökosystem, zum physikalischen System, zum Organismus, zu psychischen Systemen sowie zu Maschinen. Sie alle bilden die Umwelt sozialer Systeme. Mindestvoraussetzung für ein soziales System ist die Interaktion/Kommunikation mindestens zweier Rollenhandelnder. Innerhalb der soziologischen Systemtheorie besteht eine Kontroverse darüber, aus welchen Elementen soziale Systeme bestehen. Nach Talcott Parsons sind es Handlungen, Niklas Luhmann zufolge sind es dagegen Kommunikationen, die soziale Systeme konstituieren. Die ist nicht einfach nur ein Streit um Worte, sondern aus der Wahl des Grundbegriffs ergeben sich weitreichende theoretische und empirische Konsequenzen.

  43. Mechanismen der Handlungskoordinierung negativ positiv Überredung Einfluss Appell an Werte Wertverpflichtungen Einstellung Anreize Geld Einschüchterung Macht Situation

  44. Tausch I • 3 Hauptformen: • Gaben-Tausch: direkteste Form des Tausches, erfolgt zwischen Einheiten • Derselben Art, wie z. B. Individuen, Haushalten, Verwandtschaftsgruppen. Diese als • Reziprozität bezeichnete Tauschform dient nicht dem Gewinn, sondern der • Bestätigung bereits bestehender Beziehungen. Die Reziprozität kann direkt (der Gabe • Entspricht eine äquivalente Gegengabe), generalisiert (bei der keine gleichwertige • Gegengabe erwartet wird, aber Ansehen, Prestige und Verpflichtung) oder negativ • (bei der jeder versucht, straflos etwas für nichts zu bekommen) sein. • 2) Redistribution: Güter und Dienstleistungen werden bei einer zentralen Stelle (z. B. • Staat) abgeliefert, die von dieser wieder ausgeteilt werden. Diese Form findet sich • in der Geldwirtschaft (Steuern) und in vorkapitalistischen Gesellschaften (Umverteilung • von Gaben durch den Häuptling). • 3) Markttausch ist die typische Austauschform kapitalistischer Gesellschaften, die auf • dem Prinzip von Angebot und Nachfrage beruht und sich an Geld als Maßstab • orientiert.

  45. Tausch II Alle 3 Formen können in modernen Gesellschaften nebeneinander existieren, doch ordnet man den Gaben-Tausch eher Jäger- und Sammlergesellschaften zu, Redistributionen den Bauern und Hirtennomaden. Den Markttausch findet man in fortgeschrittenen Ackerbau- und Industriegesellschaften.

  46. Markt Der Tausch ist das Grundprinzip der Institution „Markt“. Der Begriff Markt bezeichnet in der Ökonomie den realen oder virtuellen Ort des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage. Der Mindestmarkt besteht aus einem Nachfrager, einem Anbieter und einem Handelsgut (Ware oder Dienstleistung). Der Marktpreis (Tagespreis) ist im Handel der unter den momentanen Marktverhältnissen ausgehandelte Preis eines Gutes. Durch Verwendung eines allgemein anerkannten Tauschmittels (z. B. Geld) kann der Tausch der Güter gegen Geld (der Leistungsaustausch) zeitlich voneinander getrennt werden. Wenn dieser Marktmechanismus nicht funktioniert, dann spricht man von Marktversagen.

  47. Geld Geld ist zunächst ein allgemeiner Maßstab, mit dem die Werte von Lieferungen und Leistungen verglichen werden können. Durch Verbriefung dieser Werte in gegenständlicher Form (z. B. Geldschein oder Münzen) oder dokumentarischer Form (gespeicherte Daten über Bankkonten) kann daraus ein in seinem Verbreitungsraum von einer Gemeinschaft anerkanntes Zahlungsmittel werden. Historisch erlangten bestimmte begehrte Güter wie Gold, Silber oder Muscheln Geldfunktion, indem sie als Zwischentauschmittel eingesetzt wurden. Als Zahlungsmittel kann man es auch als Vermittler ansehen, der den einstufigen, suchintensiven direkten Tausch von Waren und Dienstleistungen in einen zweistufigen Tausch umwandelt. In der soziologischen Systemtheorie ist Geld ein symbolisch generalisiertes Interaktionsmedium.

  48. Macht und Herrschaft I Nach Max Weber ist Macht "jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht." (Wirtschaft und Gesellschaft). Diese Definition abstrahiert von den Quellen der Macht, sieht also etwa von einer Legitimiertheit der Macht völlig ab. In der soziologischen Systemtheorie ist Macht ein symbolisch generalisiertes Interaktionsmedium. Herrschaft ist nach Max Weber wie folgt definiert: "Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden". Im Unterschied zu seiner Definition der Macht setzt Herrschaft ein bestimmtes Maß an Dauerhaftigkeit voraus; sie ist eine institutionalisierte Form von Über- und Unterordnung (Subordination). Nach Weber kann der Gehorsam als konstitutives Element der Herrschaft rein affektuell, aber auch ideell (wertrational) oder materiell (zweckrational) begründet sein. Rein ideelle oder rein materielle Motive des bzw. der Gehorchenden (z. B. des Verwaltungsstabes) begründen jedoch eine lediglich labile Herrschaft, zu der ein weiteres, sie stabilisierendes Element hinzukommt: der Legitimitätsglaube.

  49. Macht und Herrschaft II • Weber unterscheidet nun drei Idealtypen legitimer Herrschaft nach der Art ihrer • Legitimation: • rationale / legale Herrschaft, die auf dem Glauben der an die Legalität gesetzter • Ordnungen (zum Beispiel Gesetze) ruht, Beispiel: Bürokratie • traditionale Herrschaft, die auf dem Alltagsglauben an die Heiligkeit von jeher • geltender Traditionen und der Legitimität der durch sie Berufenen ruht, • Beispiel: Patriarchat, Feudalismus • charismatische Herrschaft, die auf der außeralltäglichen Hingabe an die Heiligkeit • oder Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person und der durch sie geschaffenen • Ordnung ruht. Sie versachlicht sich stets in eine rationale oder traditionale Herrschaft, • Beispiel: Prophet • Der Begriff der Herrschaft wird heute in der von Weber durchgesetzten Bedeutung des • legitimierten (personalen) Machtverhältnisses verstanden

  50. Sozialer Konflikt I Sozialer Konflikt ist ein universell vorfindbarer Prozess der Auseinandersetzung, der auf unterschiedlichen Interessen sozialer Gruppierungen beruht und der in unterschiedlicher Weise institutionalisiert ist und ausgetragen wird. Der Konflikt hat vielfältige Erscheinungsformen: Krieg,Kampf, Streiks, Aussperrungen, Verteilungs-, Macht-, Status- und Tarifauseinandersetzungen. Als Auseinandersetzung, Spannung, Gegnerschaft, Gegensätzlichkeit kann der Konflikt zwischen Individuen, Individuen und Gruppen, Gruppen und Gruppen, Verbänden, Gesellschaften, Staaten und allen gesellschaftlichen Vereinigungen stattfinden. Für die Form der Konfliktaustragung sind Intensität, Ausmaß des Einsatzes von Macht und Gewalt sowie Art, Umfang und Verbindlichkeit von Konfliktregelungen von Interesse.

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