1 / 19

Akutelle ethische Herausforderungen in Ethik und Moraltheologie

Akutelle ethische Herausforderungen in Ethik und Moraltheologie . Salzburg St. Virgil - 10. März 2008 Walter Schaupp Karl Franzens Universität Graz. Entscheidungen am Lebensende Der Fall Piergiorgio Welby.

zeki
Télécharger la présentation

Akutelle ethische Herausforderungen in Ethik und Moraltheologie

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Akutelle ethische Herausforderungen in Ethik und Moraltheologie Salzburg St. Virgil - 10. März 2008 Walter SchauppKarl Franzens Universität Graz

  2. Entscheidungen am LebensendeDer Fall Piergiorgio Welby Italien: Sterbehilfe im Fall Welby = 21.12.2006Rom (KNA) Der an einer unheilbaren Muskelerkrankung leidendeItaliener Piergiorgio Welby ist tot. Der 60-Jährige starbMittwochabend durch Sterbehilfe, wie das italienische Fernsehenam Donnerstag berichtete. Sein Anästhesist Marco Riccio erklärte den Berichten zufolge, er habe Welby ein Beruhigungsmittel verabreicht und das Beatmungsgerät abgeschaltet. Zuvor habe er sich noch einmal über den Willen Welbys vergewissert.Welby, der seit 1997 auf ein Beatmungsgerät angewiesen war, hatte seit längerem um die Abschaltung der lebenserhaltenden Apparate und die Gabe eines Schmerzmittels gebeten. Im September hatte er in einer Videobotschaft an Staatspräsident Giorgio Napolitano um die Legalisierung der Euthanasie gebeten und damit eine landesweite Debatte um Sterbehilfe und Patientenverfügungen ausgelöst.

  3. Christdemokraten sprechen von "Mord" • Der vatikanische Moraltheologe und Präsident der PäpstlichenAkademie für das Leben, Bischof Elio Sgreccia, wandte sich gegen eine politische Ausschlachtung von Welbys Schicksal. Die italienische Verfassung sage eindeutig Nein zur Euthanasie, aber auch zu übertriebenen, unnützen therapeutischen Maßnahmen. Sie erlaube den Verzicht des Patienten auf Behandlung, so Sgreccia. Wer hier für Änderungen der Gesetzeslage plädiere, müsse sichbewusst sein oder sei sich sehr wohl bewusst, dass es dabeiletztlich um Bestrebungen gehe, die Euthanasie zu legalisieren.22.12.2006 15:46 • Rom (KNA) Der italienische Medien-Kardinal Ersilio Tonini hateine politische Instrumentalisierung des Leidens und des Todesvon Piergiorgio Welby beklagt. Im italienischen Fernsehenverteidigte er die Entscheidung der Diözese Rom, dem nachAbschaltung des Beatmungsgeräts Verstorbenen ein kirchlichesBegräbnis zu verweigern.Bei Selbstmördern gelte für die Kirche heute normalerweise dasPrinzip der Barmherzigkeit, da sich die letzten Beweggründe meistnicht erkunden ließen, so der Kirchenmann. Welby habe jedochseine Krankheit instrumentalisieren lassen. Die Kirche habe indiesem Fall daher hart bleiben müssen. 24.12.2006

  4. Aktive Sterbehilfe (Euthanasie) Voluntary euthanasia  Direkte und aktive Tötung Passive Sterbehilfe (Euthanasie) Non-treatment decisions Sterbenlassen durch Behandlungsverzicht Indirekte Sterbehilfe (Euthanasie) alleviation of symptoms with possibly life shortening effect Schmerzbekämpfung mit lebensverkürzender Wirkung Assistierter Suizid Assisted suicide Arzt stellt tödliches Medikament zur Verfügung – Patient nimmt es selbst Terminale Sedierung Terminal sedation • Ausschaltung des Bewusstseins • mit anschl. Ernährungsentzug Aktive Euthanasie ohne Verlangen Non-voluntary euthanasia Aktive Euthanasie bei nicht zustimmungsfähigen Patienten (Säuglingen / komatöse Pat / PVS) Unfreiwillige Euthanasie Involuntary euthanasia Tötung gegen den Willen d. Patienten (Praxis 3. Reichs) Entscheidungen am Lebensende

  5. Biotechnologischer KonstruktivismusDer Fall Ashley Bonn (KNA) Der Fall des behinderten neunjährigen Mädchens Ashleyaus Seattle/USA, das mit Hormonen am Wachstum gehindert wird,wird jetzt auch in Deutschland heftig diskutiert. Politikermehrerer Parteien sprachen von "Verstümmelung" und"Körperverletzung", einige Ärzte dagegen verteidigten denEntschluss der Eltern, das körperliche Wachstum ihres Kindes zubremsen, damit sie sich besser um Ashley kümmern können.Seit ihrer Geburt leidet Ashley an "statischer Enzephalopathie",einer seltenen Form einer unheilbaren Gehirnentzündung. Sie istin ihrer geistigen Entwicklung etwa auf dem Stand eines dreiMonate alten Babys stehen geblieben. Um Ashley leichter pflegenzu können, wurden ihr auf Wunsch der Eltern seit 2004 starkeHormone verabreicht. Die Gebärmutter wurde entfernt; außerdemkönnen dem Mädchen nach einer Operation keine Brüste mehrwachsen. Eine Ethikkommission hatte dieser Behandlung zugestimmt. 7.1.07

  6. Argumente der Eltern Here are our key message points to the press: • Ashley is doing well and is healthy, happy, and lovingly cared for.  • The "Ashley Treatment" is intended to improve our daughter's quality of life. • Providing our daughter with this treatment was an easy decision because the lifelong benefits by far outweigh the risk and short-term discomfort associated with the surgery. • With the overwhelming thoughtful support that we are receiving we feel even more strongly than before that what we did for Ashley should be more widely known and available to benefit those children who—like Ashley—face extreme lifetime difficulties. • Please make sure to read the five emphasized paragraphs in the first two sections below, since they convey the essence of Ashley's story. (Aus der Homepage der Eltern)

  7. Chimärenbildung Mensch-Kuh zur Stammzellgewinnung London (KNA) - Einen Stopp ihrer Arbeiten zur Stammzellgewinnungnach Vermischung von menschlichem und tierischem Erbgut befürchten Wissenschaftler in Großbritannien. Die zuständige staatliche Aufsichtsbehörde für Fortpflanzungsmedizin und Embryologie (HFEA) beuge sich dem Druck der Regierung, wenn sie die beiden beantragten Genehmigungen verweigere, zitierte derSender BBC die Forscher am Freitag. Die Experimente in diesem Stadium zu stoppen, sei ein "echter Affront" gegenüber den Patienten, so der Professor für Stammzelltechnologie am Londoner Kings College, Chris Shaw.Die britischen Wissenschaftler wollen menschliches Erbgut in dieentkernten Eizellen von Kühen einbringen und daraus Embryonenzüchten. Aus diesen so genannten Chimären wiederum sollenStammzellen für die Behandlung schwer erkrankter Menschengewonnen werden. Mit diesen Mischwesen, die zu 99,9 Prozentmenschlich wären, wollen die Forscher die Verwendung menschlicherweiblicher Eizellen umgehen. Deren Gewinnung für die Forschunggilt als ethisch und gesundheitlich problematisch.

  8. Leben in Entwicklung und als Experiment und die Frage lebenslanger Treue „Auch ein Zweites wissen wir: Das Gesetz des eigenen Willens gilt nie für immer, denn es ist das Gesetz eines fließenden Selbst. Dazu gehört die Einsicht, dass ein solches Gesetz unmöglich ein ganzes Leben umspannen kann. Die Vorstellung, wir könnten unser ganzes Leben in den Blick nehmen und ihm als einer Ganzheit unseren Stempel aufdrücken, so dass es sich leben ließe wie aus einem Guss, ist eine Illusion. Und sie ist nicht nur falsch: Sie kann uns auch versklaven, indem sie uns verbietet, uns auf größere Umwälzungen einzulassen, die nötig wären, um von einem überholten, unfrei gewordenen Willen zu einem neuen Willen zu gelangen, mit dem wir uns für die nächste Zukunft identifizieren können.“(Peter Bieri: Das Handwerk der Freiheit, 2001, 423)

  9. Drei große Herausforderungen • Bewältigung des Pluralismus • Bewältigung des biotechnologischen Fortschritts • Individuelle Orientierungsprobleme in der Postmoderne

  10. Bewältigung des Pluralismus • Probleme einer „postmetaphysischen“ Ethik • Pluralisierung der Wertvorstellungen + Herausforderung des „Kulturalismus“ • Herausforderung der Postmoderne (Vernunftskepsis) • Christliche Moral als eine „partikuläre Tradition“ • Antwortversuche • Modell einer prozesshaften, diskursiven Ethik (J.Habermas: Diskursethik) • Das Modell des Liberalismus • Maximaler Freiraum für individuelle Lebensentwürfe („Privater Raum“) • Schutz und Garantie für Basisgüter / transzendentale Güter („Öffentlicher Raum“) • John Rawls‘ „Theorie der Gerechtigkeit“ • Lösung des Kommunitarismus (A. Macintyre)

  11. Beispiel „Liberalisierung“ im Bereich Sexualität • Rücknahme inhaltlicher Anschauungen gut gelebter Sexualität • Rücknahme gesellschaftlicher Utopien (gesell. Befreiung d. befreite Sex.) • Entstehung einer „Verhandlungsmoral“ • Priorität für Schutz grundlegender Rechte und Güter • Respekt vor Autonomie (Selbstbestimmung) • Physische und psychische Integrität • Gleichheit • Beispiel Islam • Priorität für Recht auf freie Religionsausübung • Faktische Konflikte mit Schutz fundamentaler und basaler Güter/Rechte (demokratische Grundwerte; Recht auf freie Meinungsäußerung ...) • Notwendigkeit der Einordnung in einen formalen Rahmen wechselseitigen Respekts (liberales Grundethos)

  12. Herausforderungen des biotechnologischen Fortschritts • Probleme um den Beginn menschlichen Lebens (Status des menschlichen Embryos – Gentechnik – Stammzellforschung – Klonen ...) • Euthanasie-Debatte • Von der Therapie zum Enhancement (Therapie  Meliorisierung  Optimierung  biotechnologische Selbstevolution) • Von der therapeutischen Medizin zur wunscherfüllenden Medizin • Knappe Ressourcen und die Allokations- / Rationierungsdebatte • Vordringen eines biomedizinischen Utilitarismus

  13. Zur Krise des Menschenwürdebegriffs • Vorwurf des Eurozentrismus Würdeidee als christlich-abendländische Sicht vom Menschen  Weltweites Eintreten für Würde als „moralischer Imperialismus“? • Vorwurf einer ethischen „Leerformel“ Keine eindeutigen ethischen Gehalte – Es lässt sich alles und jedes im Namen der Menschenwürde fordern • Vorwurf metaphysischer Voraussetzungen • „Würde“ als Begriff, der sich einer exakten naturwissenschaftlichen „Feststellbarkeit“ und Definition entzieht • Voraussetzung metaphysischer Annahmen über den Menschen, die heute nicht mehr allgemein geteilt werden • Menschenwürde als gesellschaftliche Zuschreibung Nicht An-erkennung sondern Zu-erkennung der Würde durch die Gesellschaft

  14. Person und Würde – ab wann? Jürgen Habermas: "Was den Organismus erst mit der Geburt zu einer Person im vollen Sinn des Wortes macht, ist der gesellschaftlich individuierende Akt der Aufnahme in den öffentlichen Interaktionszusammenhang einer intersubjektiv geteilten Lebensform. Erst im Augenblick der Lösung aus der Symbiose mit der Mutter tritt das Kind in eine Welt von Personen ein, die ihm begegnen, die es anreden und mit ihm sprechen können. ... Erst in der Öffentlichkeit einer Sprachgemeinschaft bildet sich das Naturwesen zugleich zum Individuum und zur vernunftbegabten Person."

  15. "Ein selbstbewusstes Wesen ist sich seiner selbst als einer distinkten Entität bewusst, mit einer Vergangenheit und einer Zukunft ... Ein Wesen, das sich solchermaßen selbst bewusst ist, ist fähig, Wünsche hinsichtlich seiner eigenen Zukunft zu haben ... Nimmt man einem dieser Menschen ohne seine Zustimmung sein Leben, so durchkreuzt man damit seine Wünsche für die Zukunft. Tötet man eine Schnecke oder ein einen Tag altes Kind, so durchkreuzt man keine Wünsche dieser Art, weil Schnecken und Neugeborene unfähig sind, solche Wünsche zu haben ... " (P. Singer: Praktische Ethik, 1984, 109)

  16. Klassischer Personbegriff: Menschsein = Personsein • Peter Singer: Trennung von Menschsein und Personsein Menschsein = Personsein • Verzicht auf Würdebegriff • Reduktion von Personsein auf empirische Eigenschaften • Ungeborene, Säuglinge u.a. keine Personen • Höhere Säugetiere sind Personen Personen Menschen

  17. Menschenwürde – säkulare Gesellschaft - Glaube • Keine unmittelbare Abhängigkeit der Würdeidee von Glaube • Instabilität der Würdeidee unter postmetaphysischen Bedingungen • Der Glaubenshorizont bietet eine Würdegarantie, die über wechselweise menschliche Anerkennung hinausgeht • Die Leistung besteht darin, das nicht-Sehbare im Menschen zu sehen

  18. Individuelle Orientierungsprobleme und die Renaissance einer Ethik des guten Lebens • Orientierungsprobleme in Moderne und Postmoderne • Ambivalenzen der Individualisierung und Pluralisierung • Metaphysische Heimatlosigkeit • Identitätskonstruktion / Identitätsarbeit • Patch-Work-Identität • Zunahme von Suchprozessen (Leben als Suche und Experiment) • Renaissance einer Ethik des Guten Lebens • „Gutes Leben“ – „Glück“ – „Lebenskunst“ – „Ästhetik der Existenz“ • Rückgriff auf antike Ethik (vgl. Michel Foucault) • „Beratend“ und „therapeutisch“ anstatt vorschreibend! • Relevanz für Moraltheologie und Kirche • Aktualität von „Geistlicher Begleitung“ • Heilsgeschichtliche Sicht statt statischer Normeneinforderung • Vgl. Gesetz der Gradualität (Familiaris Consortio 9 u. 34)

  19. Zur Situation der Moraltheologie • Neubeginn nach Konzil – Anlassfall Humanae Vitae • Der Streit zwischen autonomer Moral (A.Auer) und Glaubensethik (B.Stoeckle) • Umweltethische Herausforderung • Medizinethische Herausforderung • Mitarbeit in gesellschaftspolitischer Meinungsbildung • Problem Sexualmoral

More Related