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Meilensteine auf dem Weg zur Gesundheitsförderung (nach: Franzkowiak/Sabo (1989)

Meilensteine auf dem Weg zur Gesundheitsförderung (nach: Franzkowiak/Sabo (1989).

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Meilensteine auf dem Weg zur Gesundheitsförderung (nach: Franzkowiak/Sabo (1989)

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  1. Meilensteine auf dem Weg zur Gesundheitsförderung(nach: Franzkowiak/Sabo (1989) • Präambel der WHO-Verfassung (1946) enthält vielzitierte Umschreibung von Gesundheit als „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen“ • flüssiger „state“ - fixierter „Zustand“; • Übersetzungsvorschlag heute: „Potential für umfassendes Wohlbefinden

  2. Wesentliche Elemente der WHO-Verfassung für im positiven Sinne utopische Präventionsdiskussion(nach: Franzkowiak/Sabo (1989) • Gesundheit als allgemeines, globales Menschen- und Grundrecht • Einklagen der Beseitigung aller gesellschaftlichen und globalen Ungleichheiten • Hierzu ausdrückliche Verpflichtung der politischen Entscheidungsträger aller Länder Elkeles 2001

  3. Traditionelle Perspektiven (zeittypische Beschränkungen) aus heutiger Sicht(nach: Franzkowiak/Sabo 1998) • Orientierung auf Experten • „Erster-Welt-Blick“ auf die gesundheitliche Aufklärung Vorrangig soll medizinisches und psychologisches Wissen verbreitet werden; soziokulturelle, ökologische und systemische Wissens- und Handlungsbestände werden noch nicht als relevant für Prävention angesehen • Aktive Mitarbeit der Bevölkerung und Aufklärung der Öffentlichkeit zwar herausgestellt, beides jedoch weiter in ein „expertokratisches“ Grundmodell eingebettet

  4. Deklaration der Internationalen Konferenz zur Primären Gesundheitsversorgung, Alma-Ata 1978 • Verabschiedung der Strategie „Gesundheit für alle“, Keimzelle für die Gesundheitsförderung • „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“: globale Verpflichtung nicht nur für WHO, sondern auch für alle nationalen Regierungen • Herstellung sozialer Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd als Zielvorgabe von Gesundheitspolitik und Gesundheitserziehung Elkeles 2001

  5. Kern der Alma-Ata-Deklaration:Forderung nach „Public Health Care“ • Im Deutschen zunächst mit „Gemeinschaftlicher Gesundheitssicherung“ übersetzt, heute eher mit • „öffentlicher Gesundheitspflege“ oder • „primärer Gesundheitsversorgung“ Elkeles 2001

  6. Grundelemente von Public Health Care • Sicherstellung notwendiger Gesundheitsbetreuung und -pflege • umfassende Sicherung von Ressourcen in den (...) Rahmenbedingungen • breit gefächerte Gesundheitserziehung • intersektorale, ressortübergreifende Angebote der Gesundheitspflege und -sicherung • partizipativer Einbezug der Adressaten, Klienten und Patienten gesundheitsbezogener Dienstleistungen

  7. WHO-Dokumente als Zwischenschritte zur Gesundheitsförderung • Alma-Ata-Deklaration: erste vorsichtige Lösung vom medizinischen Erklärungs- und Behandlungsmonopol in der Prävention („health workers“; community workers“) Elkeles 2001

  8. Europäisches Regionalprogramm, Konkretisierung von Zielen im Aktionsprogramm „Gesundheit für alle im Jahr 2000nach: Franzkowiak/Sabo (1998) • 3 „Hauptaktivitätsbereiche“: Gesundheitsförderung, präventive Gesundheitserziehung, unterstützende Gesundheitserziehung • Gesundheitsförderung erstmals eigener Platz • Gesundheitserziehung neu definiert: Schwerpunkte auf Befähigung, Aktivierung und Teilnahme von Betroffenen verlagert (d.h. Integration und Nutzung des sog. Laiensystems in der Prävention) • Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung in weiten Teilen noch unverbunden nebeneinander • WHO-Euro: noch „Unsicherheit über diesen neuen Modebegriff“ • Programm reflektiert noch konzeptionelle Unsicherheit; nicht eindeutig vom Dominanzanspruch einer Gesundheitserziehung gelöst

  9. Ottawa-Charta der WHO (1986)1. Internationale Konferenz zur Gesundheitsförderung • Kristallisationspunkt einer „Emanzipation der Prävention von der Biomedizin“ (Green/Raeburn 1988) • Sozial-ökologische Wende in der Prävention • Konzept Gesundheitsförderung als neues „Paradigma“ für die Prävention und Gesundheitsförderung Elkeles 2001

  10. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Gesundheitsförderung Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozeß, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, daß sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw.. sie verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit ebenso betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden.

  11. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Vier grundlegende Handlungsstrategieen in der Gesundheitsförderung - Voraussetzungen für die Gesundheit sichern - Interessen vertreten (advocacy) - Befähigen und ermöglichen (enabling) - Vermitteln und vernetzen (mediating)

  12. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung Voraussetzungen für die Gesundheit Grundlegende Bedingungen und konstituierende Momente von Gesundheit: Frieden, angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, ein stabiles Ökosystem, eine sorgfältige Verwendung vorhandener Naturressourcen, Soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit Jede Verbesserung des Gesundheitszustandes ist zwangsläufig fest an diese Grundvoraussetzungen gebunden . Elkeles 2001

  13. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Interessen vertreten (advocacy) Ein guter Gesundheitszustand ist eine wesentliche Bedingung für soziale, ökonomische und persönliche Entwicklung und ein entscheidender Bestandteil der Lebensqualität. Politische, ökonomische, soziale, kulturelle, biologische sowie Umwelt- und Verhaltensfaktoren können alle entweder der Gesundheit zuträglich sein oder auch sie schädigen. Gesundheitsförderndes Handeln zielt darauf ab, durch aktives, anwaltschaftliches Eintreten diese Faktoren positiv zu beeinflussen und der Gesundheit zuträglich zu machen. Elkeles 2001

  14. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Befähigen und ermöglichen (enabling) Gesundheitsförderung ist auf Chancengleichheit auf dem Gebiet der Gesundheit gerichtet. Gesundheitsförderndes Handeln bemüht sich darum, bestehende soziale Unterschiede des Gesundheitszustandes zu verringern sowie gleiche Möglichkeiten und Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Menschen befähigt werden, ihr größtmögliches Gesundheitspotential zu verwirklichen. Dies umfaßt sowohl Geborgenheit und Verwurzelung in einer unterstützenden sozialen Umwelt, den Zugang zu allen wesentlichen Informationen und die Entfaltung von praktischen Fertigkeiten als auch die Möglichkeit, selber Entscheidungen in bezug auf die persönliche Gesundheit treffen zu können. Menschen können ihr Gesundheitspotential nur dann weitestgehend entfalten, wenn sie auf die Faktoren, die ihre Gesundheit beeinflussen, auch Einfluß nehmen können. Dies gilt für Frauen ebenso wie für Männer.

  15. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Vermitteln und vernetzen (mediating) Der Gesundheitssektor allein ist nicht in der Lage, die Voraussetzungen und guten Perspektiven für die Gesundheit zu garantieren. Gesundheitsförderung verlangt vielmehr ein koordiniertes Zusammenwirken unter Beteiligung der Verantwortlichen in Regierungen, im Gesundheits-, Sozial- und Wirtschaftssektor, in nichtstaatlichen und selbstorganisierten Verbänden und Initiativen sowie in lokalen Institutionen, in der Industrie und in den Medien. Menschen in allen Lebensbereichen sind daran zu beteiligen als einzelne, als Familien und als Gemeinschaften. Die Berufsgruppen und sozialen Gruppierungen sowie die Mitarbeiter des Gesundheitswesens tragen große Verantwortung für eine gesundheitsorientierte Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Interessen in der Gesellschaft. Elkeles 2001

  16. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Fünf Aktionsfelder - eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln - gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen - die Gesundheitsdienste neu orientieren - gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen - persönliche Kompetenzen entwickeln

  17. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Aktives, gesundheitsförderndes Handeln erfordert: Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik Gesundheitsförderung beinhaltet weit mehr als medizinische und soziale Versorgung. Gesundheit muß auf allen Ebenen und in allen Politiksektoren auf die politische Tagesordnung gesetzt werden. Politikern müssen dabei die gesundheitlichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen und ihre Verantwortung für die Gesundheit verdeutlicht werden. (...) Ein solches gemeinsames Handeln führt dazu, ungefährli- chere Produkte, gesündere Konsumgüter und gesundheitsförderlichere soziale Dienste zu entwickeln sowie eine gesündere und erholsamere Umwelt zu schaffen. Eine Politik der Gesundheitsförderung muß Hindernisse identifizieren, die einer gesundheitsgerechteren Gestaltung politischer Entscheidungen und Programme entgegenstehen. (...) Ziel muß es sein, auch politischen Entscheidungsträgern die gesundheitsgerechtere Entscheidung zur leichteren Entscheidung zu machen.

  18. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen Unsere Gesellschaften sind durch Komplexität und enge Verknüpfung geprägt; Gesundheit kann nicht von anderen Zielsetzungen getrennt werden. Die enge Bindung zwischen Mensch und Umwelt bildet die Grundlage für einen sozialökologischen Weg zur Gesundheit. Oberstes Leitprinzip für die Welt, die Länder, die Regionen und Gemeinschaften ist das Bedürfnis, die gegenseitige Unterstützung zu fördern - sich um den anderen, um unsere Gemeinschaften und unsere natürlichere Umwelt zu sorgen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Erhaltung der natürlichen Ressourcen als globale Aufgabe. Die sich verändernden Lebens-, Arbeits- und Freizeitbedingungen haben entscheidenden Einfluß auf die Gesundheit. Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit, die Arbeitsbedingungen und die Freizeit organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein. Gesundheitsförderung schafft sichere, anregende, befriedigende und angenehme Arbeits- und Lebensbedingungen. (...)

  19. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen Gesundheitsförderung wird realisiert im Rahmen konkreter und wirksamer Aktivitäten von Bürgern in ihrer Gemeinde: in der Erarbeitung von Prioritäten, der Herbeiführung von Entscheidungen sowie bei der Planung und Umsetzung von Strategien. Die Unter- stützung von Nachbarschaften und Gemeinden im Sinne einer vermehrten Selbstbestimmung, ihre Autonomie und Kontrolle über die eigenen Gesundheitsbelange zu stärken, ist ein zentrales Anliegen der Gesundheitsförderung. Die Stärkung von Nachbarschaften und Gemeinden baut auf den vorhandenen mensch- lichen und materiellen Möglichkeiten auf. Selbsthilfe und soziale Unterstützung sowie flexible Möglichkeiten der größeren öffentlichen Teilnahme und Mitbestimmung für Gesundheitsbelange sind dabei zu unterstützen bzw.. neu zu entwickeln. Notwendige Voraussetzungen dafür sind der kontinuierliche Zugang zu allen Informationen, die Schaffung von gesundheitsorientierten Lernmöglichkeiten sowie angemessene finanzielle Unterstützung gemeinschaftlicher Initiativen.

  20. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Persönliche Kompetenzen entwickeln Gesundheitsförderung unterstützt die Entwicklung von Persönlichkeit und sozialen Fähigkeiten durch Information,gesundheitsbezogene Bildung sowie die Verbesserung sozialer Kompetenzen im Umgang mit Gesundheit und Krankheit. Sie will den Menschen helfen, mehr Einfluß auf ihre eigene Gesundheit und ihre Lebenswelt auszuüben, und will ihnen zugleich ermöglichen, Entscheidungen in ihrem Lebensalltag zu treffen, die ihrer Gesundheit zugute kommen. Es gilt, Menschen zu lebenslangem Lernen zu befähigen und ihnen zu helfen, die ver- schiedenen Phasen ihres Lebens sowie eventuelle chronische Erkrankungen und Behin- derungen angemessen zu bewältigen. Dieser Lernprozeß muß sowohl in Schulen wie auch zu Hause, am Arbeitsplatz und innerhalb der Gemeinde erleichtert werden. Öffentliche Körperschaften,Privatwirtschaft und gemeinnützige Organisationen sind hier ebenso zum Handeln aufgerufen wie die traditionellen Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen.

  21. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Die Gesundheitsdienste neu orientieren Die Verantwortung für die Gesundheitsförderung wird in den Gesundheitsdiensten von Einzelpersonen, Gruppen, den Ärzten und anderen Mitarbeitern des Gesundheits- wesens, den Gesundheitseinrichtungen und dem Staat getragen. Sie müssen darauf hinarbeiten, ein Versorgungssystem zu entwickeln, das auf die stärkere Förderung von Gesundheit ausgerichtet ist und weit über die medizinisch-kurativen Betreuungs- leistungen hinausgeht. Die Gesundheitsdienste müssen dabei eine Haltung einnehmen, die sensibel ist für die unterschiedlichen kulturellen Bedürfnisse, sie anerkennt und respektiert. Sie sollten dabei die Wünsche von Individuen und sozialen Gruppen nach einem gesünderen Leben aufgreifen und unterstützen und die Möglichkeiten der besseren Koordination zwischen dem Gesundheitssektor und anderen gesundheitsrelevanten sozialen, politischen und ökonomischen Kräften eröffnen. Eine solche Neuorientierung von Gesundheitsdiensten erfordert zugleich eine stärkere Aufmerksamkeit für gesundheitsbezogene Forschung und Veränderungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Ziel dieser Bemühungen soll ein Wandel der Einstellungen und der Organisationsformen sein, die eine Orientierung auf die Bedürfnisse des Menschen als ganzheitliche Persönlichkeit ermöglichen.

  22. OTTAWA-CHARTAzur Gesundheitsförderung • Auf dem Weg in die Zukunft (Schluß, vor Aufruf zu gemeinsamer Verpflichtung und internationalem Handeln ) Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, daß man sich um sich selbst und für andere sorgt, daß man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, daß die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen. Füreinander Sorge zu tragen, Ganzheitlichkeit und ökologisches Denken sind Kernelemente der Entwicklung der Gesundheitsförderung. Alle Beteiligten sollten anerkennen, daß in jeder Phase der Planung, Umsetzung und Bewertung von gesundheitsfördernden Handlungen Frauen und Männer gleichberechtigte Partner sind.

  23. Innovative Elemente der Ottawa-Chartanach: Franzkowiak/Sabo (1998) • Individualisierte Krankheitsvorbeugung nicht mehr im Zentrum • Selbstbestimmung im individuellen und sozialen Kontext • Erweiterung der Gesundheitsdefinition um sozialökologische Aspekte • Gleichberechtigung von Frauen und Männern • Komplette Reorientierung des professionellen Selbstverständnisses und Handelns; politische (Selbst-) Verpflichtung der Prävention und Beseitigung gesundheitlicher Ungleichheiten Elkeles 2001

  24. Innovative Elemente der Ottawa-Chartanach: Franzkowiak/Sabo (1998) • Gemeinschaftliche Orientierung als Voraussetzung; soz. Unterstützungsnetze, Selbsthilfe und Selbstorganisation mit Ziel gesundheitlicher Autonomie und Kontrolle; Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen somit weiterer Kern der neuen Prävention • Traditionelle Gesundheitserziehung in neue professionelle Philosophie unter neuem Leitbegriff „Entwicklung persönlicher Kompetenzen“ integriert • Absicherung durch gesundheitsförderliche Gesamtpolitik weit über Gesundheitssektor hinaus

  25. Gesundheitswissenschaftliche Grundlagen zur Strategie des gesundheitsfördernden KrankenhausesPelikan/Halbmeyer (1998) • Die Begriffe Gesundheit und Krankheit • WHO-Definition: nicht nur negativ als Freisein (Gegensatz), sondern positiv als zusätzliches Mehr; Damit bestätigt, daß über Gesundheit nicht zu kommunizieren, ohne (zumindest auch) über Krankheit • Wichtigster Unterschied in Definitionen sei, was als ‚markierter Raum‘ betrachtet wird, • z.B. Krankheit als markierter Wert bzw.. Anschlußwert (Luhmann),Gesundheit als Reflexionswert, Konsequenz: viele Krankheiten, aber nur eine Gesundheit, viele Krankheits-, aber wenige Gesundheitsindikatoren

  26. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Führt WHO-Definition Gesundheit als zusätzlichen markierten Raum ein? Wie? - nicht als dichotomen Gegensatz bzw. binären Code (durch Negation in beide Seiten zu wechseln) - nicht als einfaches Kontinuum Elkeles 2001

  27. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Bestimmung von Krankheit in WHO-Definition: • Lediglich Unterscheidung zwischen Krankheit und Gebrechen (heute: eher Behinderung), damit Raum für Ausdifferenzierung wie • Disease medizinischer Krankheitsstatus, Die Krankheit • Illness • Krankheitsbefinden, -erleben, Das Kranksein • Sickness • Gesellschaftlich zugeschriebene bzw. sozial abweichende (Kranken-) Rolle

  28. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Bestimmung von Gesundheit in WHO-Definition: • ‚Mehr‘ durch „Zustand völligen Wohlbefindens“ • Dieses „eher undynamische Output-Konzept“ heute durch ein eher dynamisches Input-Konzept ‚Potential/Ressourcen‘ zu ersetzen: körperliche, psychische und soziale Funktionstüchtigkeit • Unter dem Aspekt der Gesundheit als Ressource Vorschlag zum Dilemma des Verhältnisses von Gesundheit und Krankheit in WHO-Definition Abb. 1

  29. auf allg. Gesundheitszustand bezogener auf spezifische Krankheiten bezogener Verlust von Gesundheit Verlust von Gesundheit Gesundheit Krankheit(en) Wiedergewinn von Gesundheit Gewinn von Gesundheit Abb.1 Verhältnis/Zusammenwirken von Krankheit und Gesundheit: Möglichkeiten für potentielle Gesundheitsgewinne und -verluste Quelle: Pelikan/Halbmeyer 1998

  30. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Aussagen der zweidimensionalen Konzeption: • Gesundheit als ein zumindest funktionierendes, sich selbst reproduzierendes System • Krankheit als Untermenge von Gesundheit (‚Krankheit der Gesundheit‘) • Krankheit und Gesundheit können teilweise unabhängig voneinander variieren: • Gesundheit mit zwei Grenzen (Möglichkeiten der Veränderung: Gesundheitsgewinn, Gesundheitsverlust • Krankheit mit nur einer äußeren Grenze Elkeles 2001

  31. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Aussagen der zweidimensionalen Konzeption • Ausbreitung von Krankheit: zwangsläufige Reduktion von Gesundheit, u.U. zeitversetzt als „objektiver“ medizinischer Befundwert, Wohlbefinden • Rückgang von Krankheit: mehr Gesundheit an innerer Grenze möglich, u.U. nur durch zusätzliche Maßnahmen (Reha) auch tatsächlich wiedergewonnen • Gesundheit kann auch unabhängig von innerer Grenze an äußerer Grenze wachsen (z.B. durch Betätigung) oder durch Nichtbetätigung (z.B. Altersschwäche) Elkeles 2001

  32. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Dimensionen von Gesundheit/Krankheit: • Somato-psycho-sozial bzw. sozio-psycho-somatisch • WHO: Positive Gesundheit als Wohlbefinden: körperliches, geistiges (heute: psychisches) und soziales Phänomen • analog körperliche, psychische und soziale Krankheit • Ganzheitlicher dreidimensionaler Gesundheits- bzw. Krankheitsbegriff • Jede der Dimensionen (Körper, Psyche, sozialer Status) weiter ausdifferenzierbar, vielfältige Wechselwirkungen Elkeles 2001

  33. Die Begriffe Gesundheit und KrankheitFortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Perspektiven von Gesundheit/Krankheit: • ExpertInnen- versus „subjektive“ LaiInnenbeschreibungen • WHO-Definition: Zweiteilung in ‚objektiv‘ von ExpertInnen zu diagnostizierendes und subjektiv von LaiInnen empfundenes und zu beurteilendes Wohlbefinden • Auch in Medizin heute Messung von Krankheitsstatus (clinical/ medical outcome) einerseits und des Wohlbefindens der PatientInnen unter Konzepten der Lebensqualität oder PatientInnenzufriedenheit andererseits Elkeles 2001

  34. Wie entsteht Gesundheit und Krankheit?Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Aufeinander abgestimmte Reproduktion: Pathogenese wie Salutogenese sind ein Produkt der Interaktion der Person mit ihrer Umwelt, nur selten ausschließlich Effekt der Umwelt oder der Person • Ergebnis gelungener oder mißlungener körperlicher, psychischer oder sozialer Reproduktion; sowohl interne personale Zustände wie auch Charakteristika externer Umwelten können als potentiell salutogen/pathogen angenommen bzw. nachgewiesen werden • Kurz: Die Gesundheit/Krankheit einer Person ist eine Funktion der Salutogenität/Pathogenität der Person und ihrer relevanten Umwelten

  35. Wie entsteht Gesundheit und Krankheit?Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) - unintendiertes Nebenprodukt von alltäglichen, an unterschied- lichen anderen Zielen orientierten Verhaltensweisen bzw. Handlungen - Ergebnis spezialisierter Handlungen, Rollen, Organisationen, Funktionssysteme, die Gesundheit/Krankheit explizit als Ziel oder Aufgabe verfolgen (z.B. Heilen, Arztrolle, Krankenhaus, Krankenbehandlungssystem) - eingeführt in die Abläufe anderer sozialer Handlungen , Rollen, Organisationen, Funktionssysteme (z.B. Gesundheitsschutz in Betrieben) Elkeles 2001

  36. Wie entsteht Gesundheit und Krankheit?Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) • Gesundheit als Produkt komplexer pathogener bzw. salutogener Interaktionsprozesse zwischen Personen und ihren Umwelten: • Es ist unwahrscheinlich, daß Krankheit durch einfache isolierte Interventionen reduziert oder Gesundheit durch einfache Interventionen direkt vermehrt werden kann • „Es können immer nur die unterschiedlichen Determinanten (persönliche und situative Möglichkeits- und Selektionsstrukturen) von gesundheits- bzw. krankheitsrelevanten Handlungen beeinflußt bzw. verändert werden“ Elkeles 2001

  37. Gesundheitsförderung nach der Ottawa - Charta(...) Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) „sehr umfassendes Konzept der Gesundheitspolitik oder besser der Politik für Gesundheit“: • orientiert sich an Krankheit und Gesundheit gleichermaßen, • berücksichtigt körperliche, psychische und soziale Aspekte von Gesundheit und Krankheit, • setzt sowohl an Personen wie Situationen bzw. an deren Möglichkeitsstrukturen und Selektionskulturen an, • zielt auf die Wiederherstellung, Sicherung und Vergrößerung von Gesundheit und • kann entweder auf einzelne Personen oder bestimmte (Risiko)populationen oder konkrete soziale Settings bezogen sein

  38. Was heißt Gesundheitsförderung als Veränderung von sozialen Settings? Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) Health Promotion Glossary (WHO 1998, S. 19): „Settings for Health: the place or social context in which people engage in daily activities, in which environmental, organisational and personal factors interact to effect health and well-beeing“ Settings haben (Erläuterungen): - physische Grenzen - Menge von Menschen mit definierten Rollen - Organisationsstruktur Elkeles 2001

  39. Was heißt Gesundheitsförderung als Veränderung von sozialen Settings? Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) spezifisch für Settings: - in ihnen nutzen und gestalten Menschen aktiv eine Umwelt - auf diese Weise erzeugen oder lösen sie gesundheitliche Probleme Drei Nutzungsmöglichkeiten von Settings für Gesundheitsförderung: - durch Organisationsentwicklung - als Zugang zum Erreichen von Personen, die dort arbeiten oder Dienste in Anspruch nehmen - durch Interaktion des Setting mit der weiteren „community“

  40. Was heißt Gesundheitsförderung als Veränderung von sozialen Settings? Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) genannte Beispiele für Settings: • Schulen • Arbeitsplätze • Dörfer und Städte • Krankenhäuser Elkeles 2001

  41. Was heißt Gesundheitsförderung als Veränderung von sozialen Settings?(...) Fortsetzung Pelikan/Halbmeyer (1998) Effektivität des Setting-Ansatzes: (...) Versuch, soziale Systeme als Kerne sozialer Settings zu beeinflussen, die indirekt die Gesundheit vieler Personen (mit-) determinieren, ist in der Regel sowohl effektivere als auch effizientere Gesundheitsförderungsstrategie, als diese vielen Personen direkt - als einzelne Personen - beeinflussen zu wollen. Über Settingsnicht nur gleichzeitig sehr viele Personen erreichbar, sondern auch relevante nicht-personelle Umwelten, die für tatsächliches Realisieren gesunden Lebensstils notwendige Voraussetzung sind

  42. Institutionen und Strukturen der Prävention (und Gesundheitsförderung)nach: Walter/Schwartz (1998) • Zahlreiche präventive Aufgaben institutionalisiert und • routinisiert (im Alltag kaum noch wahr-genommen; z.B. Trinkwasseraufbereitung, Lebensmittelüberwachung, Verkehrs-, Produktsicherheit;Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen • Auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene ca. 900 Einrichtungen geschätzt (1988)

  43. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998)1) Bundesministerien Gesundheitsministerium Errichtungserlaß 1961: „zuständig für alle Fragen des Gesundheitswesens, einschließlich Reinhaltung der Luft, Lärmbekämpfung, Wassergüte, Hygiene des Wassers und des Abwassers, des Gesundheitsschutzes gegen die Gefahren ionisierender Strahlen sowie des Verbraucherschutzes vor Täuschung bei Arzneimitteln und Lebensmitteln“ • D.h. klassische Verhältnisprävention (in der Folge teilweise erweitert, teilweise an andere Ministerien abgegeben ferner (BMG seit 1991) • Aufsicht über Ausbildungsinhalte von Gesundheitsberufen • Finanzierung von Gesundheitsforschung • Gesundheitsberichterstattung

  44. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998)1) Bundesministerien Forschungsministerium • Forschungsvorhaben zur Prävention und Gesundheitsförderung, insbesondere im Rahmen der Public-Health-Forschung Arbeitsministerium • weiterhin zuständig für Rehabilitation (RV) und Pflegeversicherung mit den dort enthaltenen präventiven Aufgaben („Reha vor Pflege“) Elkeles 2001

  45. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998) 2) Bundesinstitute Alle gesundheitlichen Bundesinstitute/Behörden wesentlich mit präventiven Aufgaben befaßt (z.T. Nachfolgeeinrichtungen des Bundesgesundheitsamtes) • Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV): u.a. Ernährungsmedizin (z.B. Diabetiker-Lebensmittel, Jodsalzprophylaxe, Höchstmengenverordnungen) • Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Bundesamt für Sera und Impfstoffe: Entwicklung, Testung und Bewertung von Impfstoffen Elkeles 2001

  46. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998) 2) Bundesinstitute • Robert-Koch-Institut (RKI), Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten: u.a.Auftrag, wissenschaftliche Erkenntnisse aufzuarbeiten, Gesundheitsrisiken zu erkennen, Lösungen zu erarbeiten, Beratung von Bundesregierung, Bundesländer, Beteiligte im Gesundheitswesen • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: u.a.Zulassung von Fertigarzneimitteln, Meldung über unerwünschte Arzneimittelwirkungen Elkeles 2001

  47. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998) 3) Einrichtungen zum Arbeitsschutz • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) - koordinierende und fördernde Funktionen im Arbeitsschutz (BMA), - hervorgegangen aus Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallfor- schung (Dortmund) sowie Bundesanstalt für Arbeitsmedizin (Bln-O) - klassische Fragen des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung (z.B. Ergonomie, Sicherheitstechnik, Umgang mit gefährlichen Stoffen u.a.) • Berufsgenossenschaften (BGen), Unfallversicherungsverbände - Gesetzliche Unfallversicherung (neben staatlicher Gewerbeaufsicht) - gesetzliche Aufgaben nach SGB VII: Verhütung von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren

  48. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998) 3) Einrichtungen zum Arbeitsschutz • Klassischer Arbeitsschutz - Präventive Anforderungen hinsichtlich Beleuchtung, Lüftung, Gerätesicherheit, Unfallverhütung, Strahlenschutz u.a. - sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Überwachung - Arbeitszeitschutz (z.B. Höchstarbeitszeiten, Ruhepausen) - besonders schutzbedürftige Gruppen (z.B. Beschäftigungs- beschränkungen im Jugendarbeitsschutz, Mutterschutz u.a.) • Erweiterter Arbeitsschutz Einbezug moderner Arbeitsbedingungen, präventive Orientierung, menschengerechte Arbeitsgestaltung, Schnittpunkte mit (betrieblicher) Gesundheitsförderung

  49. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998) 4) Bundeszentrale fürgesundheitliche Aufklärung (BZgA) • Koordinierung und Verstärkung von Gesundheitserziehung und -aufklärung (1967, Köln; BMG) • Entwicklung von Konzepten und Materialien • Streuung in ausgewählten Zielgruppen • Evaluation der Maßnahmen • Schwerpunkte: AIDS-Aufklärung, Sucht- und Drogenprävention, Sexualaufklärung, Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Elkeles 2001

  50. Einrichtungen auf BundesebeneFortsetzung: Walter/Schwartz (1998) 5) Bundesvereinigung fürGesundheit e.V. (BfGe) • Kooperations- und Informationszentrum, ca. 160 Mitgliedsinstitutionen (1954, Bundesvereinigung für Gesundheitserziehung) • Koordination von Initiativen • Durchführung von Veranstaltungen • Sowohl Primärprävention als auch Gesundheitsförderung • Schwerpunkte: Projektarbeit Elkeles 2001

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