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Naturgesetzlicher Determinismus und Willensfreiheit

Naturgesetzlicher Determinismus und Willensfreiheit. Lutz Sperling. Kapitel 1. Was auf dem Spiele steht. Neurophysiologe Wolf Singer 1. Vorstellung der menschlichen Freiheit = kulturelles Konstrukt , das den Erkenntnissen der Naturwissenschaften nicht standhalten könne

elvina
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Naturgesetzlicher Determinismus und Willensfreiheit

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Presentation Transcript


  1. NaturgesetzlicherDeterminismusund Willensfreiheit Lutz Sperling

  2. Kapitel 1 Was auf dem Spiele steht

  3. Neurophysiologe Wolf Singer 1 Vorstellung der menschlichen Freiheit = kulturelles Konstrukt, das den Erkenntnissen der Naturwissenschaften nicht standhalten könne Resultate der Grundlagenforschung zwängen unsüber kurz oder lang zu einer fundamentale Revision überkommener Vorstellungen von Strafe und Verantwortung Tiefgreifender Wandel unseres Menschenbildes „Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören von Freiheit zu sprechen. (...) Keiner kann anders als er ist.“

  4. Wolf Singer 2 „Konsensfähige Feststellung der Neurobiologen, daß alle Prozesse im Gehirn deterministisch sind, und Ursache für eine jegliche Handlung der unmittelbar vorangehende Gesamtzustand des Gehirns ist“

  5. Verhaltensphysiologe Gerhard Roth „In absehbarer Zeit wird man - zumindest ungefähr - wissen, wie Bewußtsein entsteht und das, was wir bislang als ‚freien Willen‘ gedeutet haben. Das ist ohne Zweifel in Reichweite – egal, ob es noch zwanzig oder fünfzig Jahre dauert.“ „Ich glaube, spätestens in zehn Jahren hat sich die Einsicht durchgesetzt, daß es Freiheit etwa im Sinne einer subjektiven Schuldfähigkeit nicht gibt.“

  6. „Biophilosoph“ Gerhard Vollmer „Bald werden nicht nur die Hirnforscher einsehen müssen, daß es die traditionelle Willensfreiheit überhaupt nicht gibt. Sie ist eine Illusion, wenn auch eine sehr naheliegende.“ „Der Wegfall der vermeintlichen Willensfreiheit wird nicht nur Philosophen, Theologen und Juristen bis ins Mark erschüttern.“

  7. Inkonsequenz im Urteil von Henning Scheich Neurowissenschaftler und Lernforscher "Wir lesen keine Gedanken", Publik-Forum 2008: Infragestellung der Freiheit sei „Fehlinterpretation“ Aber: Aus Materie entstehe Geistiges. Es handele „sich beim freien Willen im physikalischen Sinn immer um Determinismus“. „Die Neurowissenschaft wird den Urgrund und das, was Religion ausmacht, mit der Zeit auf bestimmte Hirnmechanismen zurückführen, davon bin ich überzeugt.“

  8. Geert Keil Verteidiger der Willensfreiheit 2005-2010: RWTH Aachen, Professor für Theoretische Philosophie, seit 2010: Humboldt-Univ. Berlin, Professor für philosophische Anthropologie Zunächst für den weiteren Vorlesungsablauf als Referenz zugrunde gelegt: „Willensfreiheit und Determinismus“, RECLAM TASCHENBUCH, Stuttgart 2009

  9. Verheerende Konsequenzen Francis Crick (Nobel-Preisträger): „ ‚Sie‘, Ihre Freuden und Leiden, Ihre Erinnerungen, Ihre Ziele, Ihr Sinn für Ihre eigene Identität und Willensfreiheit - bei alledem handelt es sich in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesigen Ansammlung von Nervenzellen und dazugehörigen Molekülen.“

  10. Der Preis für den „evolutionären Humanismus“ (Wortschöpfung Julian Huxleys) Betroffen: - Ethisch-moralische Grundlagen der Gesellschaft - Fundamente unseres Glaubens Ziel der Giordano-Bruno-Stiftung (Michael Schmidt-Salomon, Franz M. Wuketits ...) und anderer atheistischer Organisationen: Verbreitung des evolutionären Humanismus

  11. Michael Schmidt-Salomon Aufsatz: „Können wir wollen, was wir wollen?“ Ziel: „Dekonstruktion der Idee der Willensfreiheit“, diese sei inhuman, „prämoderner Hokuspokus“, „Bürde subjektiver Verantwortlichkeit“ hindere uns, „den Gesetzen des Humanen zu gehorchen“. In anderen Texten: „seine sexuellen Vorlieben frei ausleben können“, „Recht auf Rausch“ Gegen den Begriff Familie: „Lebensgemeinschaft“ von beliebig vielen „Gesellschaftern“ beliebigen Geschlechts

  12. Franz M. Wuketits Essay: „Die Illusion des freien Willens“ Bei der Bundeszentrale für politische Bildung publiziert! Mensch = „Gehirnwesen“, nicht „Geistwesen“, „ändert ... in unserem 'praktischen' Leben kaum etwas“ (???) Aber: „von den althergebrachten Konzepten von Schuld und Strafe verabschieden“!

  13. Einfluß auf das Alltagsleben Verführungskraft solcher den Menschen zum Tier oder zur Maschine degradierender Theorien: Große Gefahr in Entscheidungssituationen, die Selbstbeherrschung oder sogar größere Opfer fordern

  14. Subtilere Gefahren Überwiegender Teil der gegenwärtig am sogenannten Diskurs beteiligten Stimmen: weniger krasse Positionen! Aber: subtilere Gefahren für das christliche Gottes-, Welt- und Menschenbild, denen weniger leicht argumentativ zu begegnen ist. Hauptinhalt der Vorlesung: Auseinandersetzung mit im katholischen Bereich in Deutschland verbreiteten Positionen

  15. Exemplarische Demonstration der spirituellen Bedeutung der Freiheit Kurze Andeutung der Bedeutung der Freiheit für das persönliche spirituelle Leben nach: Dietrich von Hildebrand: „Die Umgestaltung in Christus“, 1988 EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien 9. Kapitel: „Die Arbeit an uns selbst“

  16. Freiheit als charakteristisches Merkmal der geistigen Person „Die Fähigkeit, frei Stellung nehmen zu können, sich frei zu entscheiden, die gewöhnlich als Willensfreiheit bezeichnet wird, ist eines der tiefsten und charakteristischsten Merkmale der geistigen Person.“ „ ...der Mensch kann sich ... mit seinem bewußten Personzentrum f r e i entscheiden und eine völlig neue Kausalreihe beginnen.“ „Sein freies Ja und Nein“ von ihm allein erzeugt! „Wunder“, Geschenk Gottes, Voraussetzung für: Verantwortlichkeit, Verdienst, Schuld, für sittlich Gutes und Böses, Antwortgeben an Gott - freies Ja  Gottebenbildlichkeit des Menschen!

  17. Erste Dimension der Freiheit Die Fähigkeit, zu den Werten und Unwerten dies innere Ja und Nein zu sprechen, diese letzte Selbststellung unserer Person zu vollziehen, die Fähigkeit, die unserer Natur entstammenden Antworten auf die Welt der Werte mit unserem freien Personzentrum zu sanktionieren oder zu desavouieren, die Macht der Person, ihre letzte Stellung zu den Dingen aus sich selbst heraus zu vollziehen, ..." Auch bei eingeschränktem äußeren Machtbereich: „ ... über unsere i n n e r e Entscheidung, unser letztes freies Ja oder Nein hat nichts Macht außer uns selbst“.

  18. „...Fähigkeit, gewisse Dinge zu ‚kommandieren‘, wie bestimmte Bewegungen oder Handlungen“; „Dieser Machtbereich“ hat jedoch Grenzen. „Es gibt ... Dinge, die unserem Machtbereich völlig entzogen sind“. „Anderseits gibt es Dinge, die wir zwar nicht mit unserem Willen kommandieren können, für deren Zustandekommen wir aber doch indirekt viel vermögen - wie alle Haltungen anderer Menschen und bestimmte Haltungen in uns.“ .... Den Boden bereiten für das Erblühen der richtigen emotionalen Antworten auf die Werte, Hindernisse in uns wie Hochmut und Begierlichkeit abtragen, „damit Christus in uns seine Herrschaft entfalte.“ Zweite Dimension der Freiheit

  19. Freiheit im ersten Sinn als sittlich entscheidend und maßgebend „In der zweiten Funktion der Freiheit sind wir die Befehlenden, in der ersten die der Forderung der Werte Gehorchenden. Die Freiheit im ersten Sinn ist die sittlich entscheidende und maßgebende Freiheit.“ „Die erste Freiheit ist auch die Voraussetzung für die zweite. In ihr wählen wir das Ziel, zu dessen Erreichung die zweite erforderlich ist.“ „Die Nichtunterscheidung der beiden Dimensionen der Freiheit führte zu einer Diskreditierung der Freiheit überhaupt.“ Reaktion auf „übertriebene Willenserziehung“ ließ „erhabene Bedeutung“ der Freiheit im ersten Sinne übersehen.

  20. Das habituelle Sein der Person als Wirklichkeit „sui generis“ „Die Umgestaltung in Christus umfaßt zwei Dimensionen im sittlichen Sein der Person: sie bezieht sich auf die einzelnen Akte des Erkennens, des Stellungnehmens, des Handelns und auf das überaktuelle, das habituelle Sein der Person, auf das, was man Eigenschaften nennt, wie etwa Treue, Gerechtigkeit, Demut, Reinheit, Güte. Diese dauernden Eigenschaften sind nicht etwa nur Dispositionen für die einzelnen Stellungnahmen und Handlungen, etwa für einen Akt der demütigen Unterwerfung oder ein gütiges Verzeihen. Sie sind eine Wirklichkeit ‚sui generis‘.“

  21. Kapitel 2 Systematisierung Unterschiedlicher Positionen

  22. Tabellarischer Überblick nach Keil

  23. Starke und schwache Form der Willensfreiheit Libertarier (starke Form): „So-oder-anders-Können unter gegebenen Umständen“ Kompatibilisten (schwache Form): Zustandekommen einer „Entscheidung ohne äußeren Zwang“

  24. Starke und schwache Form des Determinismus Moderner physikalischer Determinismus (starke Form): Alternativlose Festlegung des Weltlaufs durch Naturgesetze Determinismus der „klassischen“ Kompatibilisten (Thomas Hobbes, David Hume, John Stuart Mill) (schwache Form): Psychologischer Determinismus

  25. Vereinbarkeitshypothese These der Vereinbarkeit von Willensfreiheit und Determinismus: Sie ist „um so plausibler“, „je schwächer die zugrunde gelegten Begriffe der Freiheit und des Determinismus sind“.

  26. Agnostischer Kompatibilismus Vertreter dieser Richtung (z. B. Peter Strawson) halten Wahrheit des Determinismus schlicht für irrelevant „Die ‚starke‘, libertarische Freiheit paßt auch nach Auffassung der meisten Kompatibilisten nicht in eine deterministische Welt. Dies sei aber kein Verlust, da diese Art von Freiheit illusionär und nicht einmal erstrebenswert sei.“

  27. Außenseiterpositionen Freiheitsskeptiker: Kein freier Wille, „unabhängig davon, ob der Determinismus wahr oder falsch ist“, teilweise gleiche Argumente wie harte Deterministen Semikompatibilisten: „Vereinbarkeit von Determinismus und moralischer Verantwortlichkeit, nicht jedoch von Determinismus und Willensfreiheit“, zugunsten der Praxis des Strafrechts!

  28. Epistemischer Indeterminismus Freiheit erfordere nur „die Nichtvoraussagbarkeit der eigenen Entscheidungen aus der Perspektive der ersten Person“. Max Planck: Kausalität = Determinismus Man kann ihn sowohl zu den epistemischen Deterministen (wie Keil es tut) als auch zu den Kompatibilisten („weiche Deterministen“) zählen.

  29. Eberhard Schockenhoff Theologie der Freiheit, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2007 Libertarier, überzeugende Kritik des Kompatibilismus

  30. Schockenhoffs Kritik von Widersprüchen bei Singer Einerseits lehne Singer „eine feindliche Übernahme der subjektiven Binnenperspektive durch die Außenansicht der Wissenschaft ab“. Andererseits wird Singer wie folgt zitiert: „Insofern muß, aus der Dritte-Person-Perspektive betrachtet, das, was die Erste-Person-Perspektive als freien Willen beschreibt, als Illusion definiert werden.“

  31. Verbreitung bestimmter Ansichten nach Keil Nach Keil sind „die meisten Teilnehmer der Debatte agnostische Kompatibilisten“, „vages Vorverständnis von Determinismus“, „naturalistische Grundorientierung“, keine Wunder, kein kartesianischen Dualismus Beispiel: Peter Bieri Kompatibilisten im deutschen Sprachraum von erdrückender Mehrheit, ihr Argument: Es sei nicht zu verstehen, „wie es ein Anderskönnen unter identischen Umständen geben können soll“.

  32. Verbreitung bestimmter Ansichten nach Schockenhoff „Vielmehr verbergen sich unter der Sammelbezeichnung ‚Kompatibilismus‘ höchst unterschiedliche, untereinander unvereinbare, ja diametral entgegengesetzte Konzepte. Deren begriffliche Erfassung unter einem gemeinsamen Obertitel erweckt den falschen Eindruck, einer kleinen Zahl verwegener Inkompatibilisten stünde eine geschlossene Phalanx kompatibilistischer Freiheitsdenker gegenüber, ...“ Deshalb: Nicht Verunsichern und einschüchtern lassen!

  33. Kapitel 3 Zum Begriff der Willensfreiheit

  34. Zur Problematik des Begriffs Willensfreiheit Nach Keil: Es wird „der Wille eines Menschen ‚frei‘ “ genannt, vielleicht angemessener ließe „sich der Mensch selbst als wollender frei nennen“. Dagegen: „Handlungsfreiheit besitzt man, wenn man nicht durch äußeren Zwang daran gehindert wird, seinen Willen in die Tat umzusetzen.“ Der Mensch, so Keil, „verliert dadurch nicht das Vermögen, seinen Willen zu bilden“.

  35. Ohne Willensfreiheit kann man doch noch Handlungsfreiheit besitzen. Besitzt man aber Willensfreiheit, so kann diese einem nicht mit der Handlungsfreiheit (z. B. der politischen Freiheit) genommen werden. Aber begriffliche Schwierigkeit (nach Keil): „Wenn Handlungsfreiheit die Freiheit ist, zu tun, was man will, könnte Willensfreiheit analog die Freiheit sein, zu wollen, was man will. Willensfreiheit zu besitzen müßte dann die Fähigkeit einschließen, etwas anderes zu wollen, als man tatsächlich will.“ Gefahr: Infiniter Regreß! (Leibniz, Schopenhauer, Hobbes, Locke, Russell) Willensfreiheit versus Handlungsfreiheit

  36. Problemlösung nach Keil Am Begriff der Willensfreiheit festhalten (keine Verwechslung mit politischen Freiheiten), aber in der Bedeutung von: „Entscheidungsfreiheit“ und „Wahlfreiheit“ Entscheidungen stehen am Ende eines Willensbildungsprozesses „Bei der Willensfreiheit muß es um die Frage gehen, was mit Wünschen und Neigungen, die wir in uns vorfinden, weiter geschieht. Wie wird aus ihnen eine Entscheidung und schließlich eine Handlung?“ Frei ist die wollende Person!

  37. Neben Spielraum „von offenen Möglichkeiten“ (zumindest kein Determinismus im starken Sinne) bedarf Willensfreiheit in diesem Sinne „auch bestimmter Fähigkeiten“ sowie der Hindernisfreiheit. „Willensfreiheit ist die Fähigkeit zur hindernisüberwindenden Willensbildung.“ Es gehöre schon zum „Begriff einer Fähigkeit“, „daß sie in typischen Realisierungsbedingungen auch ausgeübt werden kann“. Gemeint sind äußere Hindernisse; denn innere Hindernisse = fehlendes Vermögen Fähigkeit und Hindernis

  38. Willensfreiheit im Denken, in der Überlegung Willensfreiheit soll auch für den Fall unüberwindbarer äußerer Hindernisse (fehlender Handlungsfreiheit) definiert werden: Willensfreiheit = „Fähigkeit zur überlegten hindernisüberwindenden Willensbildung und –umsetzung“ ‚Umsetzung‘ = „Versuch“ ..., „also dasjenige, was auch unter ungünstigsten äußeren Umständen noch ‚bei uns steht‘ “

  39. Vorläufiges Resümee Nach Keil sei es bei dieser seiner Definition „ohne Belang“, welchen Anteil unserer Handlungen wir automatisch vollziehen. Diese vorläufige Definition muß in den folgenden Kapiteln bei der Vorstellung von Kompatibilismus und Libertarismus detaillierter begründet werden.

  40. Moralische Verantwortung nach Tugendhat Moralische Verantwortlichkeit beruht auch nach dem Kompatibilisten Ernst Tugendhat auf der Freiheitsannahme! „ ‚Wie sieht die Willensfreiheit aus, wenn es möglich sein soll, eine Person zur Verantwortung zu ziehen?‘ Daß dafür Willensfreiheit erforderlich sei und nicht bloß Handlungsfreiheit, sehe man daran, daß wir Tiere nicht zur Verantwortung ziehen, ‚offenbar weil es keinen Sinn ergäbe, obwohl auch sie ihre Glieder heben können, wenn sie wollen‘.“

  41. Roth und Prinz bestreiten Verantwortung Gerhard Roth: „Das bewußte, denkende und wollende Ich ist nicht im moralischen Sinne verantwortlich für dasjenige, was das Gehirn tut, auch wenn dieses Gehirn 'perfiderweise' dem Ich die entsprechende Illusion verleiht.“ Kognitionspsychologe Wolfgang Prinz: „Entscheidungen kommen zustande, ohne daß jemand da wäre, der sie fällt.“ (Zitiert nach Eberhard Schockenhoff)

  42. Kapitel 4 Determinismus

  43. Modalitätsquellen Geert Keil: „Freiheitsgefährdend wäre aus inkom- patibilistischer Sicht die modale Verstärkung, daß Bestimmtes notwendigerweise geschehen wird.“ Modallogik = Logik, die sich „mit Folgerungen um die Modalbegriffe möglich und notwendig befaßt“. Der Determinismus macht „eine modale Behauptung über den Weltlauf“: Notwendigkeit „In der Philosophiegeschichte sind drei Modalitätsquellen für den Determinismus erwogen worden: Gott, das Schicksal und die Naturgesetze.“

  44. Theologischer Determinismus = Prädestinationslehre = „Lehre von der Determination des Weltlaufs durch Gottes Willen“ Lutherforschung der Gustav-Siewerth-Akademie! Aber auch bei Eberhard Schockenhoff: „..., als es Luther tatsächlich um eine radikale Destruktion des liberum arbitrium, des freien Willens als eines Vermögens des natürlichen Menschen zu tun ist.“ „... die Annahme einer Alleinwirksamkeit Gottes in allen menschlichen Handlungen führt ihn zwangs- läufig dazu, daß nur Gottes Wille als Ursache für die Existenz des Bösen in Frage kommt.“

  45. Determiniert durch das Schicksal „Die zweite in der Philosophiegeschichte erwogene Modalitätsquelle ist“ nach Keil „das Fatum, also das Schicksal.“ Diese spielt in der gegenwärtigen Debatte keine nennenswerte Rolle und soll auch hier nicht besprochen werden.

  46. Deterministische Naturgesetze Der Determinismus bezöge seine modale Kraft aus den Naturgesetzen, der Weltlauf würde von deterministischen Gesetzen regiert. Begriff Determinismus wird heute oft von vornherein im Sinne von Gesetzen verstanden! Dominant im heutigen Zeitgeist! Inhalt der Vorlesung von nun an auf diese Bedeutung eingeschränkt.

  47. Differentialgleichungen in Abhängigkeit von der Zeit Einfacher Fall (1 Freiheitsgrad): vertikale Bewegung einer punktförmigen Masse im luftleeren Schwerefeld der Erde, Anfangsbedingungen, Integrationskonstanten, Schar unterschiedlicher Lösungen Systeme mit mehreren Freiheitsgraden deformierbare Körper, Flüssigkeiten, Gase = Systeme mit unendlich vielen Freiheitsgraden, partielle Differentialgleichungen Häufig nur numerisch lösbar!

  48. Die Physik am Ende des 19. Jahrhunderts Mechanik, Elektrodynamik, Thermodynamik Partielle Differentialgleichungen Alles schien mathematisierbar! Alle materiellen Systeme schienen wie (hochkomplizierte!) Mechanismen zu funktionieren Mechanistisches Weltbild! (Scheinbar vollendet) Aber: Geheimnischarakter des Lebens

  49. Emil Du Bois-Reymond (1818 – 1896) 1872, Adresse an die 45. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte: „Ich werde jetzt, wie ich glaube, in sehr zwingender Weise dartun, daß nicht allein bei dem heutigen Stande unserer Kenntnis das Bewußtsein aus seinen materiellen Bedingungen nicht erklärbar ist, was wohl jeder zugibt, sondern daß es auch der Natur der Dinge nach aus diesen Bedingungen nie erklärbar sein wird.“ Bewußtsein = „etwas Neues, bis dahin Unerhörtes ..., etwas wiederum, gleich dem Wesen von Materie und Kraft, und gleich der ersten Bewegung Unbegreifliches“.

  50. Pierre-Simon Laplace (1749 – 1827) „Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiß sein und Zukunft wie Vergangenheit würden ihr offen vor Augen liegen.“ („Laplacescher Dämon“) Geert Keil: Heute als „Supercomputer“ vorstellbar

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