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Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Was ist passiert?

Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Was ist passiert?. In Zürich November 06 wurden Jugendliche und ein 18jähriger verhaftet, davon waren 4 Schüler im Schulhaus Buhnrain. Dies wegen mutmasslicher sexueller Übergriffe/Vergewaltigung in der Freizeit.

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Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Was ist passiert?

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Presentation Transcript


  1. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“Was ist passiert? In Zürich November 06 wurden Jugendliche und ein 18jähriger verhaftet, davon waren 4 Schüler im Schulhaus Buhnrain. Dies wegen mutmasslicher sexueller Übergriffe/Vergewaltigung in der Freizeit. Das betroffene Mädchen war auch aus dem Schulhaus. Die meisten Verdächtigten blieben bis Weihnachten in Haft. Der Erwachsene mindestens bis April 07. Es hiess, der 18jährige werde im Juli angeklagt. Die anderen Tatverdächtigen gehen nicht mehr im Buhnrain in die Schule, z.T. wurden vorsorgliche jugendstrafrechtliche Massnahmen vorgenommen. Es hiess, die Untersuchungen werden nicht vor dem Sommer 07 abgeschlossen sein, erst dann werde man wissen, wer angeklagt würde und wer nicht. Gegen den Ermittlungschef der Polizei ist eine Anzeige und eine Aufsichtsbeschwerde wegen Vorverurteilung eingegangen. Das betroffene Mädchen wohnt nicht mehr im Kanton Zürich und kehrte nicht mehr ins Buhnrain zurück.

  2. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“3 „Notsituationen“ 1. Opfer Montag: Meldung an Schulsozialarbeiterin: von sexuellen Übergriffen in der Freizeit Mittwoch: Befragung des Opfers und deren Freundinnen 2. Verhaftungen in der Schule Donnerstag: Verhaftung von 13 Jugendlichen und einem 18jährigen teilweise in der Schule aus dem Unterricht 3. Seebach und Buhnrain im Medienmittelpunkt Donnerstagnachmittag: Medienkonferenz, Medien im Quartier unterwegs

  3. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“Rolle des SPD • Der SPD wurde nicht informiert, erst durch die Medien • Am Freitag SPD bietet Unterstützung an, nicht notwendig, da Schulpräsidentin und Fachstelle für Gewaltprävention vor Ort • Diverse Medienanfragen • Montag (20.11) Koordinationssitzung im Schulhaus mit allen Diensten: Jugendanwaltschaft, Schulpräsidentin, Fachstelle für Gewaltprävention, Jugendarbeiter, Schulpsychologin, Schulleiterin, Kinderschutz Polizei, Sozialzentrum, Schulsozialarbeiterin... Einteilung, wer was macht: Einzelbetreuungen, Klasseninterventionen, Koordination, Medienmitteilungen, weitere Einvernahmen • SPD: Angebot Beratung für Lehrkräfte, Einzelbetreuungen/Gespräche von Opfern und anderweitig Betroffenen, Geschwistern von Verdächtigen und später dann von Verdächtigen. Teilnahme an weiteren Koordinationssitzungen • Wie Rückschulung von Tatverdächtigen organisieren, Zusammenarbeit mit der Jugendanwaltschaft, Opfer wird von Kinderschutzgruppe des Kinderspitals betreut

  4. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“Offene Fragen • Wer ist Täter, wer Opfer? • Warum diese massive Medienpräsenz? • Wer ist zuständig, zu viele Helfer? • Ist dies wirklich nur ein Phänomen unserer Jugend? Oder unserer Immigranten? • Wie wäre dies zu verhindern gewesen? • Warum ist das Schulhaus so in Bedrängnis gekommen? • Was ist mit unseren moralischen Vorstellungen?

  5. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Nachträgliche Einschätzung • juristische Beurteilung v.s. psychologische Analyse • Forderungen von Schule und Öffentlichkeit v.s. Bedürfnisse einzelner Schüler • Stigmatisierung von Unbeteiligten • Suche nach Erklärungen ist ein Grundbedürfnis bei tragischen Ereignissen • Grundlage für zukünftige Prävention

  6. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ • Individuumsbezogene Erklärungen • Gruppendynamische Erklärungen • Systembezogene Erklärungen: Schulhaus, Quartier • Gesellschaftliche, soziologische Erklärungen • Zerfallende Familienstrukturen, fehlende Erziehung • Zunehmende Gewalttendenz unter Jugendlichen • Einfluss der Medien • Allgemeine Sexualisierung • Kulturkonflikt • Etc.

  7. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Individuumsbezogene Erklärungen • Kulturelle Prägung hat immer einen individuellen Charakter • „Kultur des Balkan“ v.s. „balkanorientierte Subkultur“ jugendlicher Ausländer in der Schweiz • Migrationserfahrungen und schichtspezifische Faktoren • TEILWEISE problematische Entwicklungsbiografie einzelner Jugendlicher

  8. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Berufsethische Fragen • Schweigepflicht v.s. Anzeigepflicht • Grundsatz: Vertraulichkeit des Gesprächs • Einverständniserklärung des Jugendlichen resp. dessen Eltern zur Offenlegung. Wenn nicht • 1. Schritt: Intervision mit Teamkollegen • 2. Schritt: Absprache mit Stellenleitung • 3. Schritt: Entbindung von der Schweigepflicht • 4. Schritt: Anzeige bei den zuständigen Behörden

  9. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Erklärungsansätze für das Geschehen der sexuellen Übergriffe • Experimentieren mit sexuellen Erfahrungen • Polarisierung der Geschlechterrolle von Mädchen zwischen „Jungfrau“ und „Schlampe“ • Fehlgeleitete männliche Geschlechterrollenfindung • Erleben und Erfahren von Macht und Ohnmacht • Gewalttätige Sexualität v.s. sexualisierte Gewalt • Gruppendynamische Prozesse

  10. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ • Geringer Schulerfolg • Reduziertes Selbstwertgefühl • Kompensationsbedürfnis • Protektiver FaktorStabile Beziehung zu einem Erwachsenen fehlte • Abkoppelung des emotionalen Bezuges mit Erwachsenen • Ausschliessliche Ausrichtung auf Peer Group • Einfluss von Musik (Texte!) und Videos

  11. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Fazit Grenzen ziehen • Im pädagogischen Alltag: ja • Als grundsätzliche Einstellung und Haltung: nein • Abbau von Grenzen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen • Gemeinsame Bezugsmöglichkeiten schaffen • Aufwertung der Bedeutung von Beziehungen zwischen Schüler und Lehrer, Kindern und Eltern, Jugendlichen und Erwachsenen

  12. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“Klasse und Schule • Kein Phänomen dieser Klassen oder Schule • Alle Themen, die Jugendliche betreffen, werden auch in • die Schule getragen • Erschwerende Faktoren: • Konzentration auf Stoffvermittlung, Verunsicherung • bezüglich der Lehrerrolle, Widerstand gegen neue • Strukturen, Umstellungsprozess in eine geleitete Schule • Reaktionen von Erwachsenen werden in jedem Fall • erwartet • Ignorieren heisst Erlaubnis, Klare Haltung bedingt Nähe

  13. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Klasse und Schule • Unmittelbare Interventionen werden durch Fachstelle für Gewaltprävention durchgeführt – kurzfristig • SPD berät Schulleitung und Fachpersonen bezüglich Mobbing und Elternarbeit – langfristig • SPD berät Lehrkräfte und Schulleitungen anderer Schule in konkreten Fällen sexueller Belästigung unter Schülern

  14. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Klasse und Schule • Konsequenzen • Projekte für SchülerInnen, Lehrpersonen unter Einbezug des Wohnumfeldes und der Eltern • Engere Zusammenarbeit der Fachpersonen • Weiterbildungsprojekte von Lehrpersonen im Bereich sexueller Gewalt • Hohe Sensibilisierung bezüglich gewalttätiger Übergriffe

  15. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Familie und Quartier • Kein monokausale Variable für Grenzüberschreitung von Jugendlichen (Nationalität, Schicht, Freizeitverhalten o.ä.) • Multiple Faktoren erhöhen Vulnerabilität • Räume ohne Kontakt zu verantwortlichen Erwachsenen über längere Zeit hinweg • Strukturen des nachbarschaftlichen wie familiären Umfeldes im Umbruch, keine neuen Konzepte

  16. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Familie und Quartier • Interventionen • Durchführung eines Elternabends für die ganze Schule (Fachstelle für Gewaltprävention) • SPD: Einzelarbeit mit betroffenen Familien und Betreuung der durch den Vorfall verunsicherten Familien im Quartier

  17. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Familie und Quartier • Konsequenzen • Vorhaben: Elternabende für Angehörige verschiedener Kulturen zum Thema Aufklärung • Verstärkte Zusammenarbeit zwischen SPD, Schulsozialarbeit, Sozialbehörde und Jugendanwaltschaft • Erhöhte Sensibilisierung betreffend sexuelle Handlungen unter Kindern im Quartier

  18. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Öffentlichkeit • Sexualität und Gewalt sind Themen von hohem gesellschaftlichen Interesse. Sie werden in widersprüchlicher Weise gehandhabt und haben einen hohen Marktwert • Die Medienöffentlichkeit verhält sich voyeuristisch und gleichzeitig moralisch bewertend • Durch einen Auftritt in der Medienöffentlichkeit gelangen alle Beteiligten zu einer, zum Teil zweifelhaften, Popularität • Es kann von Jugendlichen nicht erwartet werden, dass sie sich moralischer, abgegrenzter oder eindeutiger verhalten als Erwachsene

  19. Krisenbewältigung im „Fall Seebach“ Öffentlichkeit • Konsequenzen • Für die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien nur negative • Nach Abflauen des unmittelbaren Interesses auch differenziertere Analysen • Der Fall wurde sehr rasch von politischen Parteien aufgegriffen und als Argument benützt • Die Veröffentlichung einer Notsituation kann zu Veränderung von Strukturen führen, erschwert aber die Arbeit mit Einzelnen

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