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GRUNDLAGEN DER KLASSISCHEN RHETORIK

GRUNDLAGEN DER KLASSISCHEN RHETORIK. ENTWICKLUNGSLINIEN I: DIE ANFÄNGE. Zeugnisse der Redekunst sind aus allen frühen Hochkulturen überliefert Lob der großen Redner Solon, Themistokles, Perikles bei den Geschichtsschreibern Herodot und Thukydides

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GRUNDLAGEN DER KLASSISCHEN RHETORIK

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Presentation Transcript


  1. GRUNDLAGEN DER KLASSISCHEN RHETORIK

  2. ENTWICKLUNGSLINIEN I:DIE ANFÄNGE • Zeugnisse der Redekunst sind aus allen frühen Hochkulturen überliefert • Lob der großen Redner Solon, Themistokles, Perikles bei den Geschichtsschreibern Herodot und Thukydides • Erste systematische lehrbuchartige Darstellung bei Korax und Teisias, 467 v. Chr. • Ab Mitte des 5. Jhdts Bildung von Rhetorik-Schulen in Griechenland, Sizilien und Kleinasien

  3. ENTWICKLUNGSLINIEN II:GRIECHENLAND • Rhetorik als Konkurrentin der Philosophie bei den Sophisten: Gorgias, Protagoras, Isokrates: „Aus dem schwächeren Wort das stärkere machen“ • Ablehnung der Rhetorik bei Sokrates (470-399) und Platon (427-347) • Wichtige Systematisierung bei Aristoteles (384-322; „Rhetorik“ in drei Bänden) • Bedeutendster griechischer Redner: Demosthenes (384-322). Reden gegen Philipp von Makedonien („Philippiken“)

  4. Aristoteles Demosthenes

  5. ENTWICKLUNGSLINIEN III:VON ATHEN NACH ROM • Niedergang der griechischen Tradition nach dem Verlust der politischen Freiheit: Zeit der „Schulrhetorik“ • Wiederaufnahme durch gebildete römische Familien zur Zeit der Republik • Cato der Ältere (234-149 v. Chr.):„ceterum censeo...“ • Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.):„König der Rhetoren“

  6. ENTWICKLUNGSLINIEN IV: CICERO • Werke: De Inventione, De Oratore,Brutus, Orator • Reden gegen Catilina, Reden gegen Antonius • Redekunst als Ausdruck umfassender Welt- und Menschenkenntnis • Rednerische Autorität als zentrale republikanische Fähigkeit undGegenkonzept zur Macht

  7. MARCUSTULLIUSCICERO

  8. ENTWICKLUNGSLINIEN V: QUINTILIAN • Marcus Fabius Quintilianus(ca. 40–96 n. Chr.) • Institutio Oratoria („Die Ausbildung des Redners“) in 12 Bänden • Inhaber des ersten Rhetorik-Lehrstuhls des Abendlands (im Rom des Kaisers Vespasian) • Rhetorik als Grundlage einer allgemeinen Erziehungskonzeption • Aber: Schwindender Einfluss der Rhetorik in der Kaiserzeit

  9. ENTWICKLUNGSLINIEN VI: MITTELALTER • Wachsende Bedeutung der christlichen Rhetorik („Am Anfang war das Wort“) • Predigt als wichtigste Form der Rede • Aurelius Augustinus: Über die christliche Lehre (De doctrina christiana) • Die „sieben freien Künste“: Grammatik, Logik (Dialektik), Rhetorik (sprachliches Trivium), Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie (mathematisch-zahlenbezogenes Quadrivium)

  10. ENTWICKLUNGSLINIEN VII:RENAISSANCE UND BAROCK • Dominante Rolle der Rhetorik unter den Künsten • Sprachhumanismus (Bembo, Vico, Wilhelm v. Humboldt): Die Wahrheit ist nicht durch Logik, sondern nur über sprachlichen Zugriff zugänglich („sensus communis“) • Nordeuropäischer Humanismus bei Erasmus von Rotterdam: Ausrichtung der Sprache auf das Wort Gottes und seine Verteidigung („Lob der Torheit“ als Kritik an der ciceronianischen Rhetorik)

  11. ENTWICKLUNGSLINIEN VII:AUFKLÄRUNG UND MODERNE • Ablehnung der Rhetorik bei Immanuel Kant wegen der Trennung von Wahrheit und Wirkung • Johann Gottfried Herder: Es gibt keine Gedanken jenseits der Sprache • Friedrich Nietzsche: Auflösung der Trennung von Wahrheit und Wirkung durch Destruktion der Wahrheit. „Die Sprache ist Rhetorik, denn sie will nur eine doxa, keine episteme übertragen“

  12. KLASSISCHE RHETORIK: DIE DREI REDEGATTUNGEN(GENERA ORATIONIS) • Gerichtsrede (genus iudiciale)Ziel: Urteil fällen; Ort: Vor Gericht; Orientierung: Auf die Vergangenheit • Beratungsrede (genus deliberativum)Ziel: Urteil fällen; Ort: Auf dem Forum, in der Versammlung; Orientierung: Auf die Zukunft • Lobrede (genus demonstrativum)Ziel: Genießen, Orientierung: Gegenwart

  13. KLASSISCHE RHETORIK: DIE DREI REDEGATTUNGEN • Ausdifferenzierung der Lobrede, z. B. Klage, Trost, Glückwunsch, Empfehlung • Unterschiedliche Bedeutung der einzelnen Gattungen in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Bedingungen • Neuere Einteilungen, z. B. juristische Rhetorik, kommunikative Rhetorik, ästhetische Rhetorik

  14. KLASSISCHE RHETORIK: DIE DREI AUFGABEN DES REDNERS (OFFICIA ORATORIS) • Einsicht (Logos): belehren (docere), beweisen (probare) • Besänftigung (Ethos): gewinnen (conciliare), erfreuen (delectare) • Erregung (Pathos): bewegen (movere), aufstacheln (concitare) • Verhältnis von Vernunft und Gefühl als durchgängiges Thema der Rhetorik-Theorie

  15. KLASSISCHE RHETORIK: DIE FÜNF BEARBEITUNGSPHASEN • inventio (heuresis): Die Sammlung des Stoffes • elocutio (taxis): Die zweckmäßige Gliederung • dispositio (lexis): Die stilistische Ausgestaltung • memoria (mneme): Das Einprägen der Gedanken und Worte • actio (hypocrisis): Der Vortrag der Rede unter Einsatz der wirkungsvollsten Techniken

  16. ERSTE PHASE: INVENTIO • Einleitung (exordium) • Schilderung des Sachverhalts (narratio) • Begründung (argumentatio) • Schluss (peroratio)

  17. ZWEITE PHASE: DISPOSITIO • Platzierung von Wichtigem und weniger Wichtigem • Aufeinanderfolge der Argumente • Orientierung an der „Natürlichkeit“ der Ordnung oder auch • bewusste Störung derselben (z. B. „inmedias res“)

  18. DRITTE PHASE: ELOCUTIO • Sprachrichtigkeit (latinitas) • Klarheit (perspectuitas) • Schmuck (ornatus) • Angemessenheit (aptum) • Die drei Stilgattungen (hoher, mittlerer, schlichter Stil)

  19. ELOCUTIO 2: SCHMUCK (ORNATUS) • „Tropen“, z. B. Metapher, Katachrese, Metonymie, Synekdoche, Emphase, Hyperbel... • Wortfiguren, z. B. Anapher, Epipher, Paronomasie, Synonymie, Auslassungen (Ellipse, Zeugma), Umstellung (Antithese, Chiasmus...) • Sinnfiguren, z. B. Lizenz, Apostrophe, rhetorische Fragen, Konzession, Evidenz, Allegorie... • Wortfügung, z. B. Rhythmus, Klauseln

  20. VIERTE PHASE: MEMORIA • Entwicklung mnemotechnischer Systeme,z. B. Loci-Technik • Verschiedene Auffassungen über die Natur des Denkens (bildlich vs. abstrakt) • Heute: Wörtliches Ablesen vs. Improvisieren, Einsatz von Gedächtnishilfen wie Karteikarten, Folien, Powerpoint-Präsentationen etc.

  21. FÜNFTE PHASE: ACTIO • Stimme: Umfang, Festigkeit, Geschmeidigkeit • Mimik • Gestik • 18. Jhdt: „Natürlichkeit“ als Kritik an akribischen Katalogen zulässiger Ausdrucksmittel • Problem: Zusammenhang von Wirkung der Rede und „Charakter“ des Redners

  22. WO STEHT DIE RHETORIK HEUTE? • Deutliche Spaltung zwischen akademischer und praktischer Rhetorik • Fälschliche Identifikation des Begriffs mit Verkaufstrainings und Beeindruckungsstrategien • In Deutschland: Starkes Misstrauen aufgrund von Instrumentalisierung im dritten Reich • Erheblich stärkere Position der Rhetorik im anglo-amerikanischen Bildungssystem („Debattierclubs“)

  23. WO STEHT DIE RHETORIK HEUTE? • Betonung des Argumentativen in der „New Rhetoric“ bei Chaim Perelman, Stephen Toulmin und anderen • Einflüsse aus anderen Disziplinen: Kommunikationspsychologie, Medienwissenschaften, Literaturwissenschaft, Philosophie, Politologie, Soziologie etc. • Renaissance der Rhetorik?

  24. RHETORIK ALS KUNST DER ARGUMENTATION • Quelle:Crusius, T. W. & Channell, C.E. (2000). The aims of argument. A brief rhetoric (3rd ed.). Mountain View, CA: Mayfield.

  25. WAS IST ARGUMENTATION? • Lat.: arguere, klären • „Argument is the process of making what we think clear to ourselves and to others. It takes us from a vague, private viewpoint to a clearly stated position that we can defend publicly in speech or writing. Like any journey, the process provides us with discoveries and new knowledge.“ (p. 3) • „Argument in this sense has a two-part form or structure: (1) the statement of an opinion and (2) the statement of one or more reasons for holding that opinion.

  26. ZIELE DER ARGUMENTATION • Inquiry: Suche nach „Wahrheit“ • Convincing: Suche nach Zustimmung zu einer These • Persuading: Suche nach Aktion • Negotiating: Suche nach Konsens

  27. ANALYSE EINER ARGUMENTATION(NACH TOULMIN) Erster Schritt: Analyse der These • Identifikation der These: Welche Behauptung verteidigt der Autor? • Suche nach Qualifizierungen: Was ist der Geltungsbereich der These? Soll sie absolut oder nur eingeschränkt gelten? • Suche nach Ausnahmen: In welchen Fällen würde der Autor die Gültigkeit seiner These nicht behaupten?

  28. ANALYSE EINER ARGUMENTATION Zweiter Schritt: Analyse der Gründe • Auflistung der Gründe • Untersuchung der Gründe: Sind es gute Gründe? Sind die Gründe relevant für die These?

  29. ANALYSE EINER ARGUMENTATION Dritter Schritt: Analyse der Evidenz • Auflistung der Evidenzen: Welche Art von Evidenz (Daten, Anekdoten, Fallstudien, Verweise auf Quellen oder Autoritäten etc.) wird zur Unterstützung der Gründe aufgeboten? • Untersuchung der Evidenz: Ist sie gültig? Ist sie relevant für den Grund, den sie belegen soll?

  30. ANALYSE EINER ARGUMENTATION Vierter Schritt: Analyse von Widerlegungen (Refutations) • Widerlegungen sind Antworten auf vorweg genommene Einwände gegen die These • Bietet der Autor solche Widerlegungen an? Welche Einwände antizipiert der Autor? Wie geht er mit den Einwänden um?

  31. ÜBERZEUGEN: EINE FALLSTRATEGIE ENTWICKELN • Wer ist das angesprochene Publikum? Welche Werte, Voreinstellungen und Vorurteile bringt es mit? • Welche Ziele möchte ich erreichen? • Welche These/Behauptung sollen meine Zuhörer akzeptieren? • Welche Gründe werden bei diesem Publikum vermutlich auf Interesse stoßen?

  32. ÜBERZEUGEN: EINE FALLSTRATEGIE ENTWICKELN • Wie können die Gründe möglichst wirkungsvoll arrangiert werden? • Wie kann ich in die Argumentation einführen? Wie kann ich das Argument überzeugend abschließen? • Was kann ich tun, um als Person Vertrauen und Respekt beim Publikum zu gewinnen?

  33. PERSUASION:DIE GANZE PERSON ANSPRECHEN • Durch Vernunft ansprechen • Durch Charakter ansprechen • Durch Emotionen ansprechen • Durch Stil ansprechen

  34. DURCH VERNUNFT ANSPRECHEN • Zeigen, dass es ein Bedürfnis zum Handeln gibt • Wenn das Publikum zum Nicht-Handeln neigt, die Dringlichkeit des Handelns zeigen • Zeigen, dass der eigene Vorschlag das Bedürfnis befriedigt/das Problem löst; gegebenenfalls zeigen, dass er das Problem besser löst als alternative Vorschläge

  35. DURCH CHARAKTER ANSPRECHEN • Das Publikum sollte zu der Ansicht gelangen, dass der Autor: • ...gut informiert über das Thema ist • ...sich seiner Position sicher ist und sie mit ehrlicher Überzeugung vertritt • ...sich fair und ausgewogen mit alternativen Positionen auseinander gesetzt hat • ...die Einwände und Bedenken des Publikums respektiert und berücksichtigt hat • ...aufrichtig ist • ...die gleichen Grundwerte hat wie das Publikum; das „Herz am rechten Fleck“ hat

  36. DURCH EMOTIONEN ANSPRECHEN • Folgende Fragen sind zu klären: • Welche Emotionen sollen erregt werden und mit welchen Mitteln? • Wie häufig und wie intensiv sollen die emotionalen Appelle sein? • An welcher Stelle sollen emotionale Appelle eingeführt werden?

  37. DURCH STIL ANSPRECHEN • Ein „mittlerer“ Stil ist dadurch gekennzeichnet, dass • ...er „ich“, „Sie“ und „wir“ benutzt • ...er sowohl Umgangssprache als auch technischen Jargon vermeidet • ...er starke, handlungsorientierte Verben benutzt • ...er Beispiele und Bilder benutzt, die dem Erfahrungshintergrund des Publikums entsprechen • ...er fließende und sinnvolle Übergänge zwischen Sätzen und Abschnitten schafft

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