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Was heißt empirische Sozialforschung ?

Was heißt empirische Sozialforschung ?. Sozialwissenschaften sind (zunächst) an Theorien interessiert Sozialwissenschaftliche Theorien stützen sich auf empirische Sachverhalte Empirie (Gr.) = Sinneserfahrung Sowi eine Erfahrungswissenschaft.

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Was heißt empirische Sozialforschung ?

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  1. Was heißt empirische Sozialforschung? Sozialwissenschaften sind (zunächst) an Theorien interessiert Sozialwissenschaftliche Theorien stützen sich auf empirische Sachverhalte Empirie (Gr.) = Sinneserfahrung Sowi eine Erfahrungswissenschaft

  2. Was heißt empirische Sozialforschung? „Empirische Sozialforschung ist die systematische Erfassung und Deutung sozialer Tatbestände“ (Atteslander). Systematisches Erfassen: Anwendung methodischer Verfahren (Regeln) zur Erhebung sozialer Daten. Soziale Tatbestände: Menschliches Verhalten, von Menschen geschaffene Objektivationen, Einstellungen, Meinungen etc. Deutung: Will man einen Erkenntnisgewinn erzielen (Forschungsziel), müssen die erfassten Daten analysiert und interpretiert werden.

  3. 2. Empirische Sozialforschung für Studierende der Sozialarbeit/-pädagogik? Ja! Gründe: Das Studium ist praxisorientiert und zugleich wissenschaftlich (Sozialarbeitswissenschaft) … um Befunde empirischer Studien (kritisch) nachvollziehen und bewerten zu können … um Sinnstrukturen Hilfebedürftiger erkennen und diese Erkenntnisse in der Praxis anwenden zu können: Wissen über qualitative Erhebungs-/ Auswertungsmethoden erforderlich , Daneben sind Kenntnisse über quantitative Methoden wichtig.

  4. 3. Gegenstand: Soziale Arbeit in Praxis und Forschung bzw. Wissenschaft Grundfragen empirischer Sozialforschung 1.Was soll erfasst werden?: Gegenstandsbestimmung! Sozialarbeitswissenschaft ist: Empirie bezogen praxisnah mehrdimensional (Mikro-, Meso-, Makroebene) interdisziplinär interventionsorientiert 2. Warum soll erfasst werden?: Gegenstandserklärung => Theoriebezug 3. Wo/wer soll erfasst werden? => G-Bereich 4. Wie/womit soll erfasst werden? => G-Bearbeitung (Methoden)

  5. 4. Einige Begriffe des Wissenschaftssystems Alltagswissen vs. wissenschaftliches Wissen Arten wissenschaftlicher Theorien: Metatheorien Objekttheorien Große Theorien Theorien mittlerer Reichweite Ad-hoc-Theorien Nomothetische Theorien Idiographische Theorien Deskriptive Theorien Normative Theorien

  6. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Durch quantitative Methoden werden Mengen, Häufigkeiten und statistische Zusammenhänge der erhobenen Daten ermittelt. Durch qualitative Methoden werden Sinnstrukturen und Handlungsmuster in ihrer sprachlichen Vermitteltheit und Prozesshaftigkeit erfasst und analysiert.

  7. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Methoden zur systematischen Erfassung und Interpretation sozialer Sachverhalte (qualitativ wie quantitativ): Befragungen Beobachtungen Experimente Dokumenten-/Textanalyse

  8. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Erkenntnistheoretische Grundannahmen Traditionelle Leitmethodologie quantitativ operierender Forschung ist der „Kritische Rationalismus“ (Popper): Nomothetische Theorien (Gesetzmäßigkeiten) stehen im Zentrum des Erkenntnisprozesses: Alle Schwäne sind weiß (All-Aussage: räumlich-zeitlich unbegrenzt gültig). Falsifikationsprinzip (Falsifikation= Falschheitsbeweis/Verifikation= Wahrheitsbeweis): Es gibt keine wahren Aussagen, nur bewährte.

  9. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Falsifikationsprinzip: Hypothesen, die falsifiziert wurden, werden ausgesondert, die anderen (zunächst) beibehalten. Auf diese Weise stellen sich Erkenntnisgewinne ein. Qualitativ operierende Forschung lehnt die Orientierung am naturwissenschaftlichen Wissenschaftsbegriff ab.

  10. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Soziale Phänomene existieren nicht – wie naturwissenschaftliche – außerhalb menschlicher Sinnstrukturen und Handlungen: => Allgemeine Gesetzesaussagen (All-Aussagen) gibt es in den Sozialwissenschaften nicht. Qualitative Forschung zielt auf die soziale Wirklichkeit, so wie sie die Menschen sehen und konstruieren (=> gesellschaftliche Konstruktion der Realität).

  11. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Einerseits eignen sich die Menschen bestimmte Handlungsroutinen und Deutungen, die sie vorfinden, an. Andererseits interpretieren sie diese immer wieder neu und entwickeln neue Routinen. Besonderheit der Sozialwissenschaften: Daten beruhen auf Deutungen von Menschen (Interpretationen 1. Grades). Diese müssen vom Sozialforscher rekonstruiert und verstanden werden (Interpretationen 2. Grades).

  12. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Grundzüge qualitat./quantitat. Verfahren Quantitative Verfahren: Hypothesen werden mittelsMessvariablen überprüft und gegebenenfalls falsifiziert. Qualitative Verfahren: zielen auf die „Entdeckung“ von Theorieaussagen (Rekonstruktionsmethoden). QuantitativeForschung fragt nach statistischen Zusammenhängen (im Rahmen meist großer Datensätze). Qualitative Forschung hat dagegen den einzelnen Fall als analytischen Bezugspunkt. Charakteristisch für quantitative Verfahren ist das statistische Sample, für qualitativedas theoretische. Quantitative Verfahren sind geschlossen und starr. In der qualitativen Sozialforschung gelten dagegen die Prinzipien Offenheit und Flexibilität.

  13. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Grundzüge qualitat./quantitat. Verfahren Quantitative Verfahren gehen den deduktiven Weg, qualitative den induktiven bzw. den abduktiven Weg der Erkenntnisgewinnung. Deduktion: Die Deduktion (Ableitung) ist eine logische Form des Schließens => vom Allgemeinen zum Besonderen. Hypothese (allg. Regel):Einbrecher, die auch den Medizinschrank leer plündern sind drogenabhängig.

  14. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Grundzüge qualitat./quantitat. Verfahren Deduktion: Beobachtung:Herr X hat eingebrochen und den Medizin-schrank geplündert. Interpretation:Ist Herr X nicht drogenabhängig, ist die allgemeine Aussage (These) falsifiziert. Deduktionen übertragen insofern Wahrheit:die allgemeine Aussage hat Gültigkeit bis sie am Falsifikationsprinzip scheitert.

  15. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Induktion: Die Induktion schießt vom Besondern auf das Allgemeine. Aus Einzelfällen wird eine allgemeine Aussage (Hypothese) entwickelt. Beobachtung:Bei drei Einbrüchen ist auch der Medizinschrank leer geplündert worden. Deutung:Die Spuren weisen auf die gesuchten drogen-abhängigen Einbrecher X, Y (Typen aus der Kartei) hin. Hypothese:Einbrecher, die auch den Medizinschrank plün-dern sind drogenabhängig.

  16. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Induktion: Die Interpretation der Daten (Spuren) führt dazu, dass sie mit bestimmten vorhanden und bekannten Typen/Kategorien in Verbindung gebracht werden; dies ist charakteristisch für die Induktion. Die Übertragung existierender Typen/Kategorien auf Beobachtungssbefunde führt genau genom-men nicht zu wirklich Neuem. Die Induktion führt nicht zu wahren, sondern lediglich zu wahrscheinlichen Aussagen.

  17. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Abduktion: Typen bzw. Kategorien, mit denen eine Beobachtung in Verbindung gebracht werden könnte, sind nicht bekannt bzw. nicht vorhanden. Es muss die Kategorie erst er- bzw. gefunden werden, um ihr Daten zuzuordnen. Beobachtung:Bei drei Einbrüchen ist auch der Medizinschrank leer geplündert worden.

  18. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Abduktion: Deutung:Spuren weisen nicht auf Drogenabhängige hin, sondern unverständlicherweise auf Sozial-arbeiter des örtlichen Migrationsdienstes. Hypothese:Die Unbekannten U und Z haben eingebrochen (Typen- bzw. Kategorienbildung): Anzunehmen ist: Sozialarbeiter, die auch den Medizinschrank leer plündern, organisieren Medikamente für Dritte, z. B. für illegale Ausländer.

  19. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Abduktion: => Schluss von der Beobachtung auf Typ und allgemeine Aussage bzw. Regel zugleich. „Mit der Abduktion arbeiten ForscherInnen Neues heraus, insofern sie eine ganz neue Kategorie kreieren müssen, um ihre Daten erklären zu können. Dies ist notwendig, falls keine bisherige Theorie den empirischen Sachverhalt beschreibt und erklärt“ (Brüse-meister: 32).

  20. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Positionen zum Verhältnis quantitativer und qualitativer Forschung Die Verfahren sind gegensätzlich (Lagerdenken) Die Verfahren ergänzen sich gegenseitig Die Verfahren können die Methoden wechsel-seitig nutzen Qualitative und quantitative Verfahren sind in-einander eingebettet Die Anwendung qualitativer Methoden geht der Anwendung quantitativer voraus

  21. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Gütekriterien Kann von Reproduzierbarkeit der Ergebnisse gesprochen werden (=> Objektivität)? Sind die Ergebnisse verallgemeinerbar (=> Repräsentativität und Generalisierbarkeit)? Wurde wirklich das erfasst, was erfasst werden sollte (=> Validität = Gültigkeit)? Habe ich den Gegenstand durch die Art des empirischen Vorgehens exakt erfasst (=> Reliabilität = Zuverlässigkeit)?

  22. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Gütekriterien Objektivität: In quantitativer Forschung bedeutet Objektivität: Reproduzierbarkeit der Ergebnisse unabhängig vom Forscher und vom spezifischen Forschungskontext. In qualitativerSozialforschung bedeutet Objektivität: Die Authentizität der kommunikativ strukturieren Lebenspraxis bleibt weitgehend unangetastet.

  23. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Gütekriterien Repräsentativität: Unter quantitativen Aspekten heißt dies: Übereinstimmung von (statischen) Merkmalen zwischen einer Teilgruppe (Stichprobe) mit denen der Gesamtgruppe (Grundgesamtheit). Unter qualitativen Gesichtspunkten interessiert nicht die Repräsentativität im statistischen, sondern im exemplarischen Sinne. Es geht um Generalisierung durch Typenbildung (induktiv oder abduktiv).

  24. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Gütekriterien Validität (Gültigkeit): Die Validität soll einschätzen, ob auch wirklich das erfasst wurde, was erfasst werden sollte (=> Frage nach der Ergebnisgüte). In quantitativer Forschung geht es dabei vor allem um die ‚richtige’ Operationalisierung, d. h. der sprachlichen Überführung von theoretischen in konkrete, messbare Begriffe (=> Bildung von Indikatoren).

  25. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Gütekriterien Validität (Gültigkeit): In der qualitativenForschung bezieht sich die Frage nach der Gültigkeit vor allem auf die ‚richtige’ Deutung der Daten durch die/den Forscher. Wie kann das gewährleistet werden? Argumentative Validierung Kommunikative Validierung Triangulation

  26. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Gütekriterien Reliabilität (Zuverlässigkeit): In quantitativer Forschung bedeutet Zu-verlässigkeit: Grad der Genauigkeit mit der ein Gegenstand erfasst bzw. gemessen wurde (eine Wiederholungsuntersuchung kommt zu gleichen Resultaten). Zuverlässigkeit in der qualitativen Forschung bedeutet, dass die Interpretation konsistent, d.h. in sich stimmig ist.

  27. 5. Qualitative und/oder quantitative Sozialforschung Zusammenfassung: Qualitativ vs. Quantitativ

  28. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ Diese klassische quantitativeStudie (1897) ist die erste umfassende sozialwissenschaftliche Untersuchung der Suizidforschung. Der Forschungsprozess => Problemdefinition: Wahl eines Untersuchungsgegenstands und Begriffsbildung: Was heißt Selbstmord? „Man nennt Selbstmord jeden Todesfall, der direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im Voraus kannte. Der Selbstmordversuch fällt unter dieselbe Definition, bricht die Handlung aber ab, ehe der Tod eintritt“ (Durkheim 1973: 27).

  29. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ => Problemdefinition: Untersuchungsvariable ist die Selbstmordrate bzw. -ziffer.D. ging davon aus, dass die Selbstmordrate von anderen Variablen abhängt. Fragestellung: Durkheims Hauptinteresse galt nicht der Frage, was der Selbstmord für Menschen bedeutet oder was die betroffenen Familien empfinden. Ihm ging es darum, die sozialen Variationsmuster in den Selbstmordraten soziologisch zu erklären. Warum sind die Suizidraten zu gewissen Zeiten, an gewissen Orten und in gewissen Gruppen verschieden hoch?

  30. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ =>Literaturrecherche: => Hypothesenbildung: „Je besser die Menschen in soziale Gruppen integriert sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie Selbstmord begehen“ (ebd.). Variablen: Integrationsgrad einer sozialen Gruppe bzw. Grad der Entfremdung Suizidrate (abhängige Variable)

  31. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ =>Wahl eines Untersuchungsplans und Datenerhebung: Festlegung der Untersuchungsmethode (Umfrage, Experiment, Auswertung von Statistiken/ Dokumenten etc.) Sammeln von Informationen zur Überprüfung der Hypothese D. stütze sich auf amtliche Dokumente, Aufzeichnungen von Todesursachen durch Dritte

  32. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ =>Wahl eines Untersuchungsplans und Datenerhebung: Während so für die Variable „Suizid“ Material vorlag, musste D. für die Variable „Integrationsgrad einer sozialen Gruppe“ bzw. „Grad der Entfremdung“ eine Messgröße als ‚Ersatz’ finden (=> Indikatorenbildung - Operationalisierung) Als Indikatorfür soziale Integration wählte er: Familienstand u. Kirchenmitgliedschaft

  33. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ =>Datenanalyse: D. suchte nach sozialen Konstellationen, unter denen Suizid häufiger bzw. weniger häufig vorkam. Ergebnisse: „Protestanten, so fand er, begingen dreimal so oft Selbstmord wie Katholiken, und diese wiederum öfter als Juden, Alleinlebende öfter als Verheiratete, und Verheiratete mit Kindern am seltensten von allen“ (Joas 2001: 46). Demnach sind die Selbstmordraten dann ver- gleichsweise höher, wenn die Menschen nur geringe oder sehr schwache Bindungen an eine soziale Gruppe haben.

  34. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ =>Datenanalyse: Selbstmordarten: => Egoistischer Selbstmord … durch Herauslösung des Einzelnen aus gesellschaftlichen Zusammenhängen („übermäßige Individuation“) => Altruistischer Selbstmord „Wenn der Mensch aus der Gesellschaft herausgelöst wird, begeht er leicht Selbstmord. Das tut er auch, wenn er zu sehr in sie verstrickt ist“

  35. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Émile Durkheims Studie: „Der Selbstmord“ => Datenanalyse: Selbstmordarten: => Anomischer Selbstmord (Anomie: „Zustand gestörter Ordnung“ Regellosigkeit, Orientierungslosigkeit) Jede rasche soziale Veränderung „zerbricht oder untergräbt oft die sozialen und kulturellen Normen, die dem Leben einen Sinn geben, den Individuen ein starkes Identitätsgefühl und geeignete Ziele vermitteln und ihren Bestrebungen Grenzen setzten. Ein solcher Norm- und Sinnverlust führt, so Durkheim, zum anomischen Selbstmord“.

  36. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung => Datenanalyse: Selbstmordarten: => Fatalistischer Selbstmord Es gibt einen Selbstmordtyp, „der dem anomischen S. genauso entgegengesetzt ist wie der egoistische dem altrutistischen. Nämlich der, welcher aus einem Übermaß von Reglementierung erwächst“ =>Schlussfolgerungen: Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse, Bewertung ihre Relevanz, Hinweise auf Probleme für die künftige Forschung Durkheims Hypothese, wonach die Selbstmordraten steigen, wenn die sozialen Bande geschwächt sind, und dass sie sinken, wenn diese gestärkt sind, wurde durch seine Ergebnisse bestätigt.

  37. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Gegenstandsbestimmung Frage nach dem Entstehungszusammenhang der Untersuchung: Formulierung des Untersuchungsgegenstands Förderungsmöglichkeiten und -mittel klären Sozialarbeitswissenschaftlicher Gegenstand der Studie: „Das Problem der Wohnungslosigkeit soll in seinen Hintergründen und dem Umgang sowohl der Betroffenen als auch des Hilfesystems damit beschrieben und erklärt werden“ Primär richtet sich das Erkenntnisinteresse auf die Bewältigungsstrategien der Betroffenenim Umgang mit Wohnungslosigkeit. Die Realität wohnungsloser Frauen sollte alltagsnah rekonstruiert werden.

  38. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Forschungsdesign Bestimmung der Erhebungs- evtl. auch der Auswertungsmethode, der Untersuchungsgruppe, Erstellung eines Zeitplans Erhebungen in vier Großstädten und zwei ländlichen Regionen (Kontraste) Teilstrukturierte (Leitfaden-)Interviews mit Experten des Hilfesystems Qualitative (narrative) Interviews mit betroffenen Frauen Teilnehmende Beobachtung an einschlägigen Aufenthaltsorten

  39. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Forschungsdesign Untersuchungsgruppe: Wohnungslose Frauen in der Straßenszene Frauen in Wohnheimen und betreuten Einrichtungen Frauen, die in unsicheren Wohn- verhältnissen (z. B. unter befristeten Mietbedingungen) leben

  40. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Erhebungsphase Zunächst: schwieriger Feldeinstieg => Schneeballsystem) Kontakte zu Wohnungslosen über Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen und Streetworkern auch Polizei als Informationslieferant unmittelbare Kontaktaufnahme an einschlägigen Aufenthaltsorten (Szenetreffpunkte) (Weiter-)Vermittlung durch wohnungslose (bereits befragte) Frauen zu denen ein guter Kontakt aufgebaut werden konnte

  41. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Auswertungsphase Aufbereitung und Analyse (Interpretation) der transkribierten Daten, Beantwortung der Forschungs- fragen Zentrale Frage nach der Orientierung und den Bewältigungsstrategien wurde mittels typologischer Analyse zu beantworten gesucht: Aus den Interviewtexten werden typische soziale Orientierungsweisen und Bewältigungsstrategien erschlossen.

  42. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Auswertungsphase Grundtypen wohnungsloser Frauen: Die Normalitätsorientierte Frauen diesen Typs schätzen sich selbst als (noch) handlungsfähig ein; sie wollen so bald wie möglich wieder normalisierte Verhältnisse (=> leben, wohnen, arbeiten) erreichen. Die Bewältigungsstrategie betreffend, reagieren diese Frauen „mit einer Strategie der aktiven Veränderung ihrer Lebensbedingungen auf die eingetretene Notlage“ (ebd., S.140). Sie planen einzelne Schritte, um wieder vom Hilfesystem unabhängig zu werden.

  43. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Auswertungsphase Grundtypen wohnungsloser Frauen: Die Institutionenorientierte Dieser Typus von Frauen hat sich mit dem Hilfesystem arrangiert. Sie schreiben sich selbst nicht mehr die Kompetenz und Kraft zu, aus der Wohnungslosigkeit herauszukommen. Unter Bewältigungsaspekten haben sie sich an ein Leben ohne eigene Wohnung angepasst. Das Leben erscheint ihnen so einfacher, genauer: ohne den beschützenden Rahmen einer sozialen Institution sehen sich verloren.

  44. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) => Auswertungsphase Grundtypen wohnungsloser Frauen: Die Alternativorientierte Dieser Typ ist das Pendant zum Normalitätsorientierten. Für Alternativorientierte sind bürgerliche Werte, wie Erwerbstätigkeit oder ein fester Wohnsitz, nur von untergeordneter Bedeutung. Sie bewältigen ihre Situation durch eine soziale Umorientierung. Für sie ist das Hilfesystem keine relevante soziale Ressource, da für sie das Leben im Straßenmilieu eine erfolgreiche alternative Strategie darstellt, mit der Wohnungslosigkeit umgehen zu können. „Das Hilfesystem sollte deswegen die Milieubindung akzeptieren und zum Ausgangspunkt der sozialen Arbeit machen“

  45. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung M. Geiger/E. Steinert: „Alleinstehende Frauen ohne Wohnung“ (eine qualitative Studie) =>Geltungsbegründung und Erkenntnistransfer Objektivität: Der Forschungsprozess ist transparent nachvollziehbar. Die Daten wurden gegenstandsnah bzw. lebenspraxisnah erhoben (=> Authentizität) Generalisierbarkeit: Die Typologie (beruhend auf 48 qualitativen Interviews) kann über die befragten Frauen hinaus verallgemeinert werden. Sie kann für die alten Bundesländer gelten; „ob sie allerdings auch für wohnungslose Frauen in den neuen Bundesländern zutrifft, muss offen (…) bleiben.“ Validität: Vorgenommen wurde sowohl eine kommunikative als auch eine argumentative (=> Tagungen, Fachausschüsse, Arbeitskreise) V. „Für die Validität spricht, dass die Typologie überwiegend positiv aufgenommen wurde“.

  46. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Marie Johada/Paul F. Lazarsfeld/Hans Zeisel: „Die Arbeitslosen von Marienthal“ Diese erste empirische Untersuchung über psycho-soziale Auswirkungen bei von Arbeitslosigkeit Betroffenen kombiniert qualitative und quantitative Methoden. Damals wurde allerdings noch nicht so wie heute explizit zwischen qualitativen und quantitativen Verfahren unterschieden. Marienthal ist ein niederösterreichischer Ort. Die Be-wohner lebten fast ausschließlich von der im Ort an-sässigen Textilfabrik, die 1930 Massenentlassungen vornahm und bald darauf ganz geschlossen wurde. Die Arbeitslosigkeit beherrschte das gesamte lokale Leben.

  47. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Marie Johada/Paul F. Lazarsfeld/Hans Zeisel: „Die Arbeitslosen von Marienthal“ Ziel der Untersuchung „Was war die erste Reaktion auf die Arbeitslosigkeit? Was hat der einzelne getan, um Arbeit zu finden? Typen und Phasen des Verhaltens? Wirkung auf den physischen Zustand der Bevölkerung? Wirkungen auf die Schulleistungen der Kinder? Haben sich allgemeine Interessenverschiebungen gezeigt? Welche Veränderungen hat die Zeitbewertung durchgemacht? Veränderungen innerhalb der Familie?“

  48. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Marie Johada/Paul F. Lazarsfeld/Hans Zeisel: „Die Arbeitslosen von Marienthal“ Erhebungsverfahren Die Arbeit der Sozialforscher begann nicht mit einer (Vorab-)Theorie/Hypothese, sondern mit einer Liste offener Fragen (siehe oben). Klassische qualitative Studie Erhebungen wurden am Ortdes Geschehens teilnehmend erhoben. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu ge- winnen, sollte jeder Mitarbeiter eine kon- struktive Funktion im Ort übernehmen =>

  49. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Marie Johada/Paul F. Lazarsfeld/Hans Zeisel: „Die Arbeitslosen von Marienthal“ „Wir brachten eine Kleidersammlung von Wien mit; (…) ein Schnittzeichenkurs wurde eingerichtet; die vier Ärzte unter den Mitarbeitern hielten regelmäßige Sprechstunden und verteilten Medikamente; ein Turnkurs für Jugendliche wurde arrangiert“

  50. 6. Beispiele quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung Marie Johada/Paul F. Lazarsfeld/Hans Zeisel: „Die Arbeitslosen von Marienthal“ Erhebungen vor Ort bezogen sich auf eine Vielzahl quantitativer und qualitativer Quellen: Katasterblätter mit Daten pro Einwohner Ausführliche Lebensgeschichten von 62 Frauen und Männern Zeitverwendungsbögen, die Auskunft geben über den Ablauf eines Tages Schulaufsätze Inventare der Mahlzeiten Statistische Daten: Geschäftsbücher des Konsumvereins, Bibliotheksstatistiken, Vereinsmitgliedschaften, Bevölkerungsstatistik

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