1 / 22

Dr. Dieter Bongers Juni 2011

Männlichkeit und Bindungsangst – . Über die Sehnsucht nach Verbundenheit aus der Genderperspektive. Dr. Dieter Bongers Juni 2011. Überblick. Männer und Sehnsucht Männlichkeit und Autonom sein Paradoxie: sich binden wollen und doch ganz allein sein müssen : Männlichkeitsideologie

Télécharger la présentation

Dr. Dieter Bongers Juni 2011

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Männlichkeit und Bindungsangst –.Über die Sehnsucht nach Verbundenheit aus der Genderperspektive Dr. Dieter Bongers Juni 2011

  2. Überblick • Männer und Sehnsucht • Männlichkeit und Autonom sein • Paradoxie: sich binden wollen und doch ganz allein sein müssen : Männlichkeitsideologie • Männerbünde: wo man sich völlig ungeniert geben kann. • Die Genderperspektive als notwendiges Dauerthema Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  3. Sehnsucht • Das deutsche Wort „Sehnsucht“ ist zusammengesetzt aus den zwei Teilen „Sehne“ und „Sucht“. Das erinnert an die Sehne, die gespannt ist, wenn der Mensch zum Sprung ansetzt, oder an die Bogensehne, bevor der Pfeil abgeschossen wird. Sehnsucht hat also mit einem inneren Gespannt- Sein zu tun.Mit seiner ganzen Energie wartet der Mensch auf den Sprung, um das zu greifen, worauf seine Sehnsucht zielt. • Der Duden sagt, dass das Wort „sich sehnen“ nur im deutschen Sprachgebiet gebraucht werde. Er verbindet es mit dem mittelhochdeutschen Wort „senen = liebend verlangen“. Es klingt das Schmerzliche mit und erinnert an eine Liebe, die noch nicht erfüllt ist.  • Das Wort „Sucht“ kommt nicht von „suchen“, sondern von „siech sein, krank sein“. Sucht meint also ein krankhaftes Verlangen, eine Abhängigkeit. Sehnsucht ist aber keine Abhängigkeit von einem Stoff wie Alkohol oder Drogen, auch nicht von Geltung und Ruhm. Die Sehnsucht zielt auf Heimat, Geborgenheit, Glück, Liebe, Schönheit, Erfüllung. Sie zielt auf die Vollendung. Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  4. Sehnsucht im deutschen Schlager • Freddy Quinn und der deutsche Nachkriegsschlager • Sehnsucht als permanente Figur auf dem Hintergrund des verlorenen Krieges: es wird gewartet und gesehnt • Melancholie ist wenigstens ein Gefühl! • Sehnsucht kann ein Ersatzgefühl sein, eine klebrige Sosse über schwierige Gefühle wie Scham und Schuld: • Sich wegsehnen! Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  5. Martin Buber über Sehnsucht • Die Sehnsucht geht nach der welthaften Verbundenheit des zum Geiste aufgebrochenen Wesens mit dem wahren Du. Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  6. Selige Sehnsucht Johann Wolfgang von Goethe, West-Östlicher Divan • Sag es niemand, nur den Weisen,Weil die Menge gleich verhöhnet,Das Lebende will ich preisen,Das nach Flammentod sich sehnet.   • In der Liebesnächte Kühlung,Die dich zeugte, wo du zeugtest,Überfällt dich fremde FühlungWenn die stille Kerze leuchtet.   • Nicht mehr bleibest du umfangenIn der Finsternis Beschattung.Und dich reißet neu VerlangenAuf zu höherer Begattung. • Keine Ferne macht dich schwierig,Kommst geflogen und gebannt,Und zuletzt, des Lichts begierig,Bist du Schmetterling verbrannt. • Und solang du das nicht hast,Dieses: Stirb und werde!Bist du nur ein trüber GastAuf der dunklen Erde. Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  7. Bindung • Die Sehnsucht nach Verbundenheit gehört zu unserer Existenz: zu einer Familie zu gehören zu einer Stadt oder Region, zu einer Glaubensgemeinschaft oder zu einem Volk, all dies beschäftigt uns Menschen seit Jahrhunderten • Da wir von Geburt an auf sozialen Support angewiesen sind, gibt es unmittelbare Zugehörigkeiten, zur Mutter , zur Familie zur Sippe, aber auch zur Nation und zur Relgionsgemeinschaft • Soziale Eingebundenheit wird nicht erzogen, sie ist von Anfang an da ! Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  8. Paul Goodman: Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Nation • Der Anarchist und Pazifist Paul Goodman ist übertriebener Heimatliebe unverdächtig – gerade deswegen interessant was er in „Aufwachsen im Widerspruch“ zum Patriotismus schreibt: • „Unsere Ablehnung von falschem Patriotismus ist selbstredend ein ehrenvolles Kennzeichen. Was wir jedoch an Positivem verlieren, ist tragisch und ich kann mich nicht damit abfinden. Der Mensch hat nur ein Leben und wenn er in ihm keine großartige Umwelt und keine Gemeinschaft hat, wird ihm ein unersetzliches menschliches Recht geraubt.“ Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  9. Paul Goodman : Growing up absurd: • Patriotismus hat seinen Platz im Übergang von der Kindheit zum Erwachsen- sein. Wir müssen ihn sorgfältig eingrenzen oder wir spielen Narren und Schuften in die Hände, die unserem Land schon genug Schaden zugefügt haben. • Worauf kann das Eigenschaftswort »amerikanisch« korrekt angewendet werden? Das Familienleben ist weder hinsichtlich der Sinnlichkeit noch der Sexualität noch der Ursprünglichkeit »amerikanisch«. ... Nur in einem zweideutigen Sinn gibt es eine »amerikanische« Kunst: Das Thema mag amerikanisch sein, die Kunst aber ist international und ihr Ziel universal. • Daneben aber gibt es tatsächlich eine »amerikanische« Landschaft, eine »amerikanische« Grundschule und höhere Schule, eine »amerikanische« Klassenlosigkeit, eine »amerikanische« Verfassung, eine anglo-amerikanische Sprache und eine »amerikanische« Art von Unternehmertum. Das heißt, gerade dort, wo sich ein Kind aus seiner Familie herauswagt und die Adoleszenz durchlebt, wird die größere Umwelt seine Bühne und die ist aufgrund ihrer charakteristischen Geografie, Geschichte und Gemeinschaft amerikanisch. Gerade in der Zeit des Heranwachsens ist es wichtig, dass es Gelegenheit für patriotische Gefühle gibt. Gerade diese Gelegenheit aber ist für die einheimische Jugend verdorben. Und deswegen ist es schwer für sie, heranzuwachsen. Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  10. Aufgabe für die männliche Sozialisation: Gebunden und treu,guter Kerl! Vollständig autonom Der Starke ist am mächtigsten allein ! Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  11. - - Männlichkeitsideologie • Ein System von Ideen und Werthaltungen , welches ausserhalb der Individuen existiert und angeeignet wird.( z.B.: Männliche Stärke, Ehre, Rache, Was ist ein richtiger Mann ?) • Als Selbst-Ideal übernommen haben diese Werthaltungen grossen Einfluss als innere Richtlinie (Introjekte) , z.B. "richtige" und "falsche" Gewalttaten, was ist unehrenhaft? Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  12. Autonomie • Abhängigkeit ist ein Zeichen von Schwäche • Abhängigkeit ist was für Muttersöhnchen • Gleichzeitig muss man irgendwo dazu gehören:einem Club, einer Vereinigung, dem Rotharyclub. • In der Schweiz immer noch gewichtig das Militär • Männerbünde und Homosexualität Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  13. Autonomieförderung bei Jungen und Mädchen • Selbstständigkeitserwartungen, wann setzen diese ein , wie werden sie unterstützt ? • Abstossung als Teil der Identitätsfindung : Jungs mit ihrem Verhalten in der frühen Adoleszenz • Bei Jungs : Wiederverschmelzungsangst„No sissy stuff !“ Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  14. David Gilmore : Mythos Mann • In ganz verschiedenen Kulturen ist Männlichkeit nicht etwas einfaches, was einem jungen Mann zufällt – es muss mit Anstrengung und (zumeist) in öffentlichen Wettstreit erworben werden. • Mit der Gefahr des Scheiterns („Abfall Männer“) • Kulturabhängige Riten, wie Bar-Mizwa und andere Übergangsriten z.B. der Jagd:Es stirbt der Junge , der Mann wird geboren ! Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  15. Psychodynamische Deutung • Spezielle männliche Eigenschaften sind wichtig für die Gemeinschaft • Die regressive Seite der Jungs („Passiv bleiben bei der Mutter verharren“ , Muttersöhnchen) soll zurückgedrängt werden • Waghalsigkeit und Angstunterdrückung werden gefördert, Risiko ist männlich ! • Verantwortung, Grosszügigkeit, sexuelle Aktivität und damit Nachkommenschaft Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  16. Bindungen in Männerbünden • Die Autonomie wird eingeschränkt durch Bindungen in Bünden • Ganz extrem im Nationalsozialismus: Der Wahlspruch der SS lautete: „Unsere Ehre heisst Treue!“Der Eid der SS Leute:Wir schwören Dir, Adolf Hitler (…) Treue und Tapferkeit. Wir geloben Dir und den von Dir bestimmten Vorgesetzten Gehorsam bis in den Tod. (…) “ • Heute noch sehr spürbar in den Zugehörigkeiten zu Fusballmanschaften. Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  17. Nähe Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  18. Paul Goodman Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  19. Verbundenheit Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  20. Bindungsangst • Generell entstehen Bindungen in einem Dilemma – wer sich bindet macht sich abhängig ! • So durchzieht die ganze Adoleszenz bei jungen Männer der Wunsch nach Bindung und die starke Gegentendenz, lieber Unabhängig zu bleiben. • Dazu Reiner Maria Rilke:„Das ist die Sehnsucht: Wohnen im Gewoge
und keine Heimat haben in der Zeit.Und das sind Wünsche: Leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.

Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern
die Einsamste von allen Stunden steigt,
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,
dem Ewigen entgegenschweigt. “ Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  21. Bindungsangst bei Männern • Alle kennen die Angst sich zu binden und enttäuscht zu werden – Frauen wie Männer • Die Männlichkeitsideologie mit ihrem zentralen Element der unbedingten Autonomie verstärkt diese Angst: Sich Binden könnte heissen, sich zu verlieren ! • Immer unterwegs zu sein, ist besser als ankommen: der Playboy Modus • Die , die man nicht kriegen kann, ist immer besser, als die, die man hat: Wegsehnen. Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

  22. Genderperspektive • Feministische Kolleginnen betonen das seit 40 Jahren: der Mensch hat ein Geschlecht: • Frauen sind anders, Männer auch ! • Schon im Kindergarten und v.a. in der professionellen Heimerziehung braucht es die Genderperspektive • Auch bei unseren Gründervätern lohnt sich der Blick: Wo ist das Verhalten von einer ausgeprägten Bindungsangst gekennzeichnet ? Dr. Dieter Bongers, CH 4410 Liestal

More Related