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Das Zentrum Altern und Gesellschaft

Thementag "Welt der Familie" Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales Potenziale des Alter(n)s – die Alten greifen an! Prof. Dr. Gertrud M. Backes Zentrum Altern und Gesellschaft der Hochschule Vechta – Universität Saarbrücken, 24. September 2008.

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Das Zentrum Altern und Gesellschaft

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Presentation Transcript


  1. Thementag "Welt der Familie" Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und SozialesPotenziale des Alter(n)s –die Alten greifen an!Prof. Dr. Gertrud M. BackesZentrum Altern und Gesellschaftder Hochschule Vechta – UniversitätSaarbrücken, 24. September 2008

  2. Das Zentrum Altern und Gesellschaft • Hintergrund • Gründung des ZAG im Jahr 2006, Eröffnung am 17. April 2007 • Regionale Verankerung im ländlichen Raum des „Oldenburger Münsterlandes“ • Herausforderungen des Alterns in einer „Gesellschaft des langen Lebens“ • Interdisziplinäres Forschungsprofil in Gerontologie und Soziale Dienstleistungen • Disziplinen u.a.: Soziologie, Ökonomie, Psychologie, Sozialarbeitswissenschaft • Forschungsprofil • Analyse von veränderten Lebensformen & -weisen im mittleren und höheren Alter • Neue Antworten für lebenslauf- und altersbezogene soziale Dienstleistungen • Beteiligung an gesellschaftlicher Neubestimmung von Lebenslauf & Alter • Aufgabenfelder • Grundlagenforschung zum individuellen & gesellschaftlichen Alterswandel • Anwendungsforschung zu aktuellen sozial- und altenpolitischen Fragestellungen, wissenschaftliche Begleitung/Evaluation von Praxisprojekten • Wissensvermittlung: Lehre, Vorträge, Studienwochen, Workshops, Tagungen Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  3. Fragestellung • Der demographische Wandel in Deutschland und im Saarland • Der Strukturwandel des Alter(n)s • Der Diskurs über die alternde Gesellschaft • Fragen einer Gesellschaft des langen Lebens • Potenziale & Ressourcen des Alter(n)s im 5. Altenbericht • Bildung im Alter und lebenslanges Lernen • Langlebigkeit als gesellschaftliches Problem Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  4. Fragestellung Basis: • Amrhein, Ludwig; Gertrud M. Backes (2008): Altern als Perspek-tive moderner Gesellschaft. In: Sozialwissenschaften und Berufs-praxis SuB (im Erscheinen). • Backes, Gertrud M. (2005): Alter, Lebenslauf und Generationen – Aufbruch zu neuen Horizonten. Unveröffentlichtes Manuskript. Berlin/Kassel. • Backes, Gertrud M. (2008): Potenziale des Alter(n)s – Perspekti-ven des homo vitae longae? In: Amann, Anton; Kolland, Franz (Hrsg.): Das erzwungene Paradies des Alters? Fragen an eine kri-tische Gerontologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 63-100. • Backes, Gertrud M.; Amrhein, Ludwig (2008): Potenziale und Ressourcen des Alter(n)s im Kontext von sozialer Ungleichheit und Langlebigkeit. In: Künemund, Harald; Schroeter, Klaus R. (Hg.): Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 71-84. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  5. Demographischer Wandel: Grundlagen • Allgemeine demographische Tendenzen in Deutschland:  niedrige Geburtenrate unterhalb der Bestandserhaltung  hohe, weiter ansteigende Lebenserwartung  Wanderungsgewinne (Einwanderung > Auswanderung)  Netto: langfristig schrumpfende Bevölkerung • Gesellschaftliche Bedeutung: • Wir leben an der Schwelle zu einer Gesellschaftsform, zu der es keine Vorbilder gibt: einer Gesellschaft des langen Lebens. • Es gibt dazu Horror- und Glücksszenarien. • Es gibt wenig konkrete Szenarien einer angemessenen Bewäl-tigung dieses Wandels. • Wissenschaft und Politik – alle gesellschaftlichen Systeme – sind hier gefordert. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  6. Demographischer Wandel: Altersaufbau Quelle: Statistisches Bundesamt (2006): „11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung – Annahmen und Ergebnisse“. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt, S. 35. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  7. Demographischer Wandel: Hochaltrigkeit Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  8. Demographischer Wandel: Lebenserwartung Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  9. Demographischer Wandel: Saarland Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  10. Demographischer Wandel: Saarland Variante W1: Untergrenze der „mittleren“ BevölkerungVariante W2: Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  11. Demographischer Wandel: Saarland Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  12. Demographischer Wandel: Saarland Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  13. Strukturwandel des Alter(n)s • Strukturwandel des Alter(n)s • Zunahme der Hochbetagten und Langlebigen, Verjüngung des Alters, Entberuflichung des Alters, Feminisierung, Singularisierung (Tews 1993) • Weitere Tendenzen: Kulturelle Differenzierung und Ethnisie-rung, Ökonomisierung und Verrechtlichung, Technisierung und Biomedikalisierung, Soziale Polarisierung • Herausforderung für die Lebensführung im Alter • Der Übergang in das „dritte Alter“ als Chance für die Um- und Neugestaltung der Lebensführung: „Produktivität“ Schwerpunkte Bildung, Engagement, Aktivität, Freizeit • Das „vierte Alter“ als Herausforderung für Aufrechterhal-tung einer selbstständigen Lebensführung: „Verletzlichkeit“ Schwerpunkte Gesundheit, Pflege, Medizin, Technologie Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  14. Strukturwandel des Alter(n)s: Feminisierung Demographische „Feminisierung“ nach Altersgruppen 2005 Quelle: BMFSFJ 2007, Statistisches Bundesamt Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  15. Strukturwandel des Alter(n)s: Quotienten Entwicklung der „Belastungsquotienten“ 1960-2050 in % Datenbasis: Eurostat 2007, Statistisches Bundesamt 2006, eigene Berechnungen Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  16. Der Diskurs über die alternde Gesellschaft • Demographische Diskurse des Alter(n)s: • Belastungsdiskurs:Demographische Alterung und alte Menschen als soziale & ökonomische Belastung für Sozial- und Gesundheitssysteme • Potenzialediskurs:Ressourcen & Potentiale älterer Menschen für Gesellschaft • Kritischer Diskurs:Befreiung von ökonomischer & politischer Vereinnahmung • Gesellschaftliche Herausforderungen:  Potenziale & Ressourcen des Alterns fördern  soziale Alternsrisiken & Ungleichheiten abbauen  „Die Alten greifen an...!“: Zwischen Belastungs- und Potenzialediskurs und kritischem Diskurs Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  17. Der Diskurs über die alternde Gesellschaft Belastungsdiskurs: • demographische Krise der Sozialsysteme • steigende Zahl hilfs- und pflegebedürftiger Alter • soziale und ökonomische Lasten des Alters • biologische Vergreisung der Gesellschaft • politische und soziale Macht der Alten • kultureller Krieg der Generationen  Defizitmodell des Alter(n)s Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  18. Der Diskurs über die alternde Gesellschaft Potenzialediskurs: • körperliche & geistige Leistungsfähigkeit im Alter • sozial und ökonomisch „produktives“ Altern • soziales und politisches Engagement/Ehrenamt • aktives und gesundes = „erfolgreiches“ Altern • lebenslanges Lernen und Bildung im Alter • Dialog und Solidarität der Generationen • Eine Gesellschaft für alle Lebensalter  Kompetenzmodell des Alter(n)s Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  19. Der Diskurs über die alternde Gesellschaft Kritischer Diskurs: • „Demographischer Alarmismus“ • Privatisierung von sozialen Alternsrisiken • Vermarktlichung und Biomedikalisierung des Alters • Anti-Aging als Altersdiskriminisierung • sozial ungleiche Bedingungen für Produktivität • Instrumentalisierung von Alterspotenzialen • Leitbild: solidarisches Altern als Aufgabe  Emanzipationsmodell des Alter(n)s Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  20. Der Diskurs über die alternde Gesellschaft Alter(n) als „Gesellschaftliches Problem“ (Backes)  Alter und Altern ist aktuell nicht nur ein individuelles und soziales, sondern auch ein gesellschaftliches Problem.  Es stellt Entwicklungsaufgaben in allen gesellschaftlichen Bereichen (Ökonomie, Politik, Recht, Familie, Freizeit, Bildung und Kultur).  Institutionen verändern ihr Leistungsprofil (z.B. soziale Sicherung)  Kollektive Ziele (materielle Sicherung, soziale Teilhabe, individuelle Entwicklung) können mit bisherigen Mitteln nicht mehr erreicht werden.  normative & instrumentelle Unbestimmtheit im Umgang mit Alter(n) • Neue Formen einer Vergesellschaftung des Alter(n)s sind daher nötig. Gertrud M. Backes (1997): Alter(n) als „gesellschaftliches Problem“? Zur Vergesellschaftungdes Alter(n)s im Kontext der Modernisierung. Opladen: Westdeutscher Verlag. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  21. Die Gesellschaft des langen Lebens Gertrud M. Backes (2005): Alter, Lebenslauf und Generationen – Aufbruch zu neuen Horizonten. Berlin/Kassel. „Man muss eben immer älter werden, immer stiller und endlich einmal etwas schaffen.“ (Paula Modersohn-Becker, Briefe (29. Januar 1900) „Heraufbeschworene Jugend; Gegenwunsch: Ernte“ (Ernst Bloch (1959): Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, Ausgabe in zwei Bänden, Band 1, S. 38) Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  22. Die Gesellschaft des langen Lebens Für eine Gesellschaft des langen Lebens • Leitbild des „homo vitae longae“ (Backes 2005): • am langen Leben orientierter Mensch … • … in einer Gesellschaft des langen Lebens • Potenziale aller Lebensphasen mit Blick auf langes Leben: • veränderte Aufgabenzuteilung und Solidarität … • … zwischen/innerhalb der Generationen und Geschlechter • lebenslauforientierte Neugestaltung sozialer Strukturen: • Balance von Lebens- und Arbeitsverhältnissen • soziale Sicherung und Freiheit • Menschenwürde in allen Lebensphasen Quelle: Gertrud M. Backes (2005): Alter, Lebenslauf und Generationen – Aufbruch zu neuen Horizonten. Berlin/Kassel. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  23. Die Gesellschaft des langen Lebens Für eine Gesellschaft des langen Lebens (Forts.) • Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft: • veränderte Integration des Alters und des Alterns … • … in verschiedenste Bereiche/Institutionen der Gesellschaft • Gesellschaftliche Rahmung der Potenziale: • soziale Lebenslagen • individuelle Lebensgeschichte (Biographie) • interdependente gesellschaftliche Verhältnisse (Institutionen, Organisationen Strukturen) … • … mit ihren Macht- und Ungleichheitsstrukturen • Alte und neue Risiken des Alter(n)s: • Lebenslagen im Lebensverlauf •  veränderte Handlungsspielräume der Lebenslage Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  24. Die Gesellschaft des langen Lebens Fragen einer Gesellschaft des langen Lebens • Abnahme der Bevölkerung, Verlängerung des Lebens und Wandel der quantitativen Proportionen der Generationen:  neue Formen der Vergesellschaftung über Lebensverlauf  Existenzsicherung, Arbeit, Lernen und (Für)Sorgen • Lebensqualität in allen Lebensaltern und Chancengleichheit zwischen Generationen, Geschlechtern, sozialen Klassen und anderen sozialen Gruppen:  aktive Gestaltung des demographischen Wandels • Individualisierung und Pluralisierung der Lebens- und Arbeits-verhältnisse über den Lebensverlauf:  Entwicklung individueller Handlungskompetenz für die Sicherung von Lebensqualität bis ins hohe Alter Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  25. Die Gesellschaft des langen Lebens Fragen einer Gesellschaft des langen Lebens (Forts.) • Forderungen nach „erfolgreichem Altern“, „Training“, „Prä-vention“ und Entwicklung der „Potenziale“:  gesellschaftliche und gerontologische Anforderungen an Kompetenz und Entwicklung im Alter(n) • Lebenslagen im Kontext der Endlichkeit des Lebens:  Akzeptieren von körperlichen und sozialen Grenzen… der Potenzialentwicklung und –realisierung (v.a. im 4. Alter) … bei körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchti-gungen und sozialen Einschränkungen in der Lebenslage … bei Tod und Sterben Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  26. Potenziale & Ressourcen im 5. Altenbericht 5. Altenbericht der Bundesregierung (2006): „Potentiale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft – der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen“ Vorsitz der Sachverständigenkommission:Prof. Dr. Andreas Kruse, Prof. Dr. Gertrud M. Backes Aufgaben des 5. Altenberichts der Bundesregierung: • Aufzeigen von Potenzialen älterer Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft • Aufdecken von gesellschaftlichen & strukturellen Barrieren zur Nutzung der Potenziale des Alters • praxisnahe Handlungsempfehlungen und Umsetzungsstrategien für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft • Zukunftsprognosen Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  27. Potenziale & Ressourcen im 5. Altenbericht Demographische Kernfragen im 5. Altenbericht • Erwerbsarbeit: Erhalt und Förderung der Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen, (betriebliche) Gesundheitsförderung/Prävention • Bildung: adäquate Bildungsstrukturen für lebenslanges Lernen, Qualifizierung für außer- und nebenberufliche Tätigkeiten • Einkommenslage im Alter: finanzielle Absicherung im Alter, aktuelle und künftige finanzielle Situation im Alter (Einkommen, Besitz) • Seniorenwirtschaft: Alter als ökonomischer Innovationsmotor (Wirt-schaftskraft Alter), Sensibilisierung für Verbraucherinteressen • Familie & private Netzwerke: Generationensolidarität und –gerech-tigkeit, Unterstützung in Familie und sozialen Netzwerken • Engagement und Teilhabe: Förderung der sozialen und politischen Partizipation Älterer & engagementunterstützende Infrastruktur • Ältere Migrant(inn)en: spezifische Potenziale und Ressourcen Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  28. Bildung im Alter und lebenslanges Lernen Bildung und lebenslanges Lernen im 5. Altenbericht • „Die Bedeutung der Bildung für die Entwicklung des Individuums be-schränkt sich weder auf die Zeit der Berufstätigkeit noch auf den be-ruflichen Bereich. Neben berufsbezogenen Zielsetzungen, wie Siche-rung von wirtschaftlicher Entwicklung und Innovationsfähigkeit oder Erhaltung und Förderung von Beschäftigungsfähigkeit, sind unter an-derem Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und soziale Teilhabe als bedeutende allgemeine Zielsetzungen von Erwachsenen- und Alten-bildung ebenso zu nennen wie die Unterstützung des Individuums bei der Verwirklichung oder Vervollkommnung unterschiedlichster Frei-zeitaktivitäten und Freizeitinteressen.“ (126f.) • Notwendigkeit verstärkter Investitionen in lebenslanges Lernen: (1) Verbesserung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit (2) Förderung der individuellen Beschäftigungsfähigkeit, (3) Förderung der Selbstständigkeit im Alter und (4) Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. (S. 156) Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  29. Bildung im Alter und lebenslanges Lernen Soziale Ungleichheit der Bildung im Alter (BMFSFJ 2004): • Ein Viertel der Befragten ab 50 Jahren hat zwischen 1996 und 1999 an Bildungsveranstaltungen teilgenommen • Frauen & Männer haben dieselben Anteile Bildungsaktiver, aber die Beteiligung von Männern an beruflicher Weiterbildung ist höher. • Frauen fragen viel häufiger musische, künstlerische und gesundheits-bezogene Bildungsangebote nach; Männer neigen stärker zu gesell-schaftlichen, rechtlichen und technischen Themen. • Die Bildungsbeteiligung sinkt stark mit Lebensalter: Die 50-54jährigen nahmen mit 29 Prozent ca. doppelt so häufig an außerberuflichen Bil-dungsmaßnahmen teil wie Menschen zwischen 55 und 69 Jahren. Ab 70 Jahren sinkt die Beteiligung auf 9 Prozent. • Personen mit höherer Bildung haben 6 x höhere Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme an Bildungsangeboten im Alter als ehemalige Volksschüler • Bildungsnachfrage älterer Menschen wird stark anwachsen. Grund: Wachsender Anteil älterer Menschen und immer höheres schulisches Bildungsniveau der nachwachsenden Generationen, v.a. der Frauen. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  30. Bildung im Alter und lebenslanges Lernen Herausforderungen für Bildung & Lernen im Alter • Nur eine Minderheit der älteren Menschen nimmt spezifische Bildungs-angebote wahr, darunter vor allem Bessergebildete Soziokulturelle Diversifizierung der Alter(n)sbildung nach sozialen Milieus und Lebensstilen notwendig • Altersspezifische Angebote nur für bestimmte Themen gewünscht Bedeutung einer intergenerativen Bildungsarbeit • Die Beteiligung an Bildungsaktivitäten sinkt mit dem Alter Gezielte Angebotsstrukturen für (hoch-)altrige Menschen • Ältere Männer & Frauen haben verschiedene Bildungsinteressen Geschlechtersensibilität der Bildung für ältere Menschen • Neue Formen der Bildung für und mit älteren Menschen nötig Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  31. Bildung im Alter und lebenslanges Lernen Maßnahmen zur Förderung von Bildung und Lernen • Ziel: Lebenslaufbegleitende Entwicklung eines angemessenen Lern- und Erfahrungsspielraums bis ins Alter und Entwicklung von Chancen-angleichung über den Lebensverlauf • nachholende Bildung: insb. für Migrant(inn)en, für durch Familien-arbeit länger vom Erwerbsleben und von Bildung Ferngehaltene (meist Frauen), geschlechter- und milieusensible Bildung • Qualifizierung und stärkere Verzahnung und Durchlässigkeit des Ler-nens nicht nur in Bezug auf Berufsvorbereitung und berufsbegleitende Bildung, sondern auch im Zusammenhang mit anderen Tätigkeitsberei-chen wie Familien- und Hausarbeit, privater Pflege und freiwilligem/ bürgerschaftlichem Engagement • Lernen in intergenerativen Zusammenhängen ist ebenso zu fördern wie Lernen in interkulturellen und Lebensweltkontexten (informelles Ler-nen, Vernetzung, Selbststeuerung) Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  32. Langlebigkeit als gesellschaftliches Problem Krankheit und Pflegebedürftigkeit als Alter(n)sproblem: • Alter ungleich Krankheit, Hilfe- und Pflegebedürftigkeit : Auch im Alter leben die meisten Menschen selbständig und sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen • Jenseits des 80. Lebensjahrs tritt der Körper sehr deutlich in den Alltag  Chronische Krankheiten, Multimorbidität und Demenzen nehmen stark zu • Steigendes Risiko der Hilfe-/Pflegebedürftigkeit  zukünftig braucht jeder zweite Hochaltrige pflegerische und hauswirtschaftliche Hilfen durch Dritte • Entscheidend für Lebenslage von (hochaltrigen) Menschen ist Umfang der ak-tiven Lebenserwartung – d.h. der in relativer Gesundheit verbrachten Jahre • „Kompression der Morbidität“: trifft eher für Angehörige höherer Sozial-schichten zu. Für untere Sozialschichten gilt eher „Medikalisierungsthese“ (mehr Multimorbidität, funktionale Einschränkungen und Pflegebedürftigkeit) • Kohortenbezogene Analysen der Morbidität und Mortalität geben Hinweise auf einen deutlich verbesserten Gesundheitszustand Hochbetagter in den letzten Jahrzehnten bei rückläufigen körperlichen Funktionseinschränkungen Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  33. Langlebigkeit als gesellschaftliches Problem nach Peter Laslett (1995): Das Dritte Alter. Historische Soziologie des Alterns. Weinheim, München: Juventa. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  34. Langlebigkeit als gesellschaftliches Problem Szenarien einer alternden Gesellschaft (Moody) • Ausdehnung/Verlängerung der Morbidität:Sinn = Lebensqualität  Recht auf SterbenRessourcen für Menschen mit günstiger Prognose • Kompression der Morbidität:Sinn = erfolgreiches Altern  Aufschub der MorbiditätRessourcen für Gesundheitsförderung und Produktivität • Verlängerung der Lebensspanne:Sinn = Fortschritt  „Anti-ageing“, HumangenetikprojektRessourcen für biomedizinische Forschung zur Langlebigkeit • Wiederentdeckung der Lebenswelt:Sinn = Grenzen akzeptieren  soziale Hilfen, HospizeRessourcen für psychosoziale Programme nach Harry R. Moody (2001): Ageing, meaning and the allocation of resources Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  35. Langlebigkeit als gesellschaftliches Problem Ideologien des Alterns (Moody) • Erfolgreiches Altern: Lebenszufriedenheit / Gesundheit Prävention / Gesundheitsförderung (Privatismus?) • Produktives Altern: Produktivität / Generativität Verlängerung der Lebensarbeitszeit (Leistungszwang?) • Solidarisches Altern: Einsatz für soziale Gerechtigkeit  radikale Politik (politischer Aktionismus?) • Bewusstes Altern: Selbstverwirklichung / Entwicklung Lebensrückschau, Sinnsuche („New age“-Esoterik?) nach Harry R. Moody (2001): Productive aging and the ideology of old age Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  36. Langlebigkeit als gesellschaftliches Problem Kritische Anfragen: • Öffentlichen, politische und wissenschaftlichen Diskussion um die „alternde Gesellschaft“ und „Potenziale des Alter(n)s“: • Welches Gesellschaftsmodell und Menschenbild liegen den jeweiligen Diskursen hierzulande zugrunde? • Gefahr eines sozialutilitaristischen Gesellschaftsbildes in Ge-rontologie und öffentlichen Diskursen  Bezugsproblem oft Funktionsfähigkeit des Gesellschaftssystems (5. Altenbericht) • Aktivierung zu „produktivem“ und „erfolgreichem“ Altern als neue Form der Sozialdisziplinierung? • Wo bleibt die „späte Freiheit“ zu neuen selbstverantworteten Modellen der Lebensführung im Alter? Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  37. Literatur • Amann, Anton, 2004: Die großen Alterslügen. Generationenkrieg, Pflegechaos, Fortschrittsbremse? Wien: Böhlau. • Amann, Anton; Kolland, Franz (Hrsg.), 2008: Das erzwungene Paradies des Alters? Fragen an eine kritische Gerontologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. • Amrhein, Ludwig, 2002: Dialog der Generationen durch altersintegrative Struk-turen? Anmerkungen zu einer gerontologischen Utopie. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 35, S. 315-327. • Amrhein, Ludwig; Backes, Gertrud M., 2007: Alter(n)sbilder und Diskurse des Alter(n)s. Anmerkungen zum Stand der Forschung. In: Zeitschrift für Gerontolo-gie und Geriatrie 40, S. 104-111. • Amrhein, Ludwig; Gertrud M. Backes, 2008: Altern als Perspektive moderner Gesellschaft. In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis SuB (im Erscheinen). • Backes, Gertrud M., 1993: Frauen zwischen „alten“ und „neuen“ Alter(n)srisi-ken. In: Naegele, Gerhard; Tews, Hans-Peter (Hrsg.): Lebenslagen im Struktur-wandel des Alters. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 170-187. • Backes, Gertrud M., 1997: Alter(n) als „gesellschaftliches Problem“? – Zur Ver-gesellschaftung des Alter(n)s im Kontext der Modernisierung. Opladen: West-deutscher Verlag. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  38. Literatur • Backes, Gertrud M., 2001: Lebenslagen und Alter(n)sformen von Frauen und Männern in den neuen und alten Bundesländern. In: DZA (Hrsg.): Expertisen zum Dritten Altenbericht der Bundesregierung. Band 3. Opladen: Leske + Budrich, S. 11-116. • Backes, Gertrud M., 2005: Alter, Lebenslauf und Generationen – Aufbruch zu neuen Horizonten. Unveröffentlichtes Manuskript. Berlin/Kassel. • Backes, Gertrud M., 2007: Geschlechter – Lebenslagen – Alter. In: Pasero, Ursula; Backes, Gertrud M.; Schroeter, Klaus R. (Hrsg.): Altern in Gesellschaft. Ageing – Diversity – Inclusion. Wiesbaden: VS Verlag, S. 151-184. • Backes, Gertrud M., 2008a: Potenziale des Alter(n)s – Perspektiven des homo vitae longae? In: Amann, Anton; Kolland, Franz (Hrsg.): Das erzwungene Para-dies des Alters? Fragen an eine kritische Gerontologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 63-100. • Backes, Gertrud M., 2008b: Von der (Un-)Freiheit körperlichen Alter(n)s in der modernen Gesellschaft und der Notwendigkeit einer kritisch-gerontologischen Perspektive auf den Körper. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 41(3), S. 188-194. • Backes, Gertrud M.; Amrhein, Ludwig, 2008: Potenziale und Ressourcen des Alter(n)s im Kontext von sozialer Ungleichheit und Langlebigkeit. In: Küne-mund, Harald; Schroeter, Klaus R. (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten und kultu-relle Unterschiede in Lebenslauf und Alter. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 71-84. • Backes, Gertrud M.; Amrhein, Ludwig; Höltge, Jacqueline, 2007: Wann ist man alt? Public Health Forum 15 (57), S. 6–8. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  39. Literatur • BILDblog, 2006: Mit „Bild“-Schlagzeilen Versicherungen verkaufen. Blog vom 19.04.06. Quelle: http://www.bildblog.de/date/2006/04/19/ (Zugriff am 06.08.2008). • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.), 2005: Fünfter Altenbericht. Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesell-schaft. Berlin: BMFSFJ. • Estes, Carroll L., 2001: Social policy and aging: A critical perspective. Thousand Oaks, CA: Sage. • Göckenjan, Gerd, 2000: Das Alter würdigen. Altersbilder und Bedeutungswan-del des Alters. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. • Gronemeyer, Reimer, 2004: Kampf der Generationen. München: DVA. • Katz, Stephen, 1992: Alarmist Demography: Power, Knowledge, and the Elderly Population. Journal of Aging Studies 6(3), S. 203-225. • Klöckner, Bernd W., 2003: Die gierige Generation. Wie die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren. Frankfurt a. M.: Eichborn. • Laslett, Peter, 1995: Das Dritte Alter. Historische Soziologie des Alterns. Wein-heim, München: Juventa. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

  40. Literatur • Moody, Harry R., 1995: Ageing, meaning and the allocation of resources. Ageing and Society 15, S. 163-184. • Moody, Harry R., 2001: Productive aging and the ideology of old age. In: Morrow-Howell Nancy et al. (eds.): Productive aging: concepts and challenges. Baltimore, London: John Hopkins University Press, S. 175–196. • Schirrmacher, Frank, 2004: Das Methusalem-Komplott. München: Blessing. • Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2006: 11. koordinierte Bevölkerungsvoraus-berechnung – Annahmen und Ergebnisse. Wiesbaden, Statistisches Bundesamt. • Struck, Olaf, 2008: Demographische Entwicklung als Herausforderung. Ein Essay zu Entwicklung und Bewältigungsstrategien. In Amann, Anton; Kolland, Franz (Hrsg.): Das erzwungene Paradies des Alters? Fragen an eine kritische Geron-tologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 275-295. • Tews, Hans Peter, 1993: Neue und alte Aspekte des Strukturwandels des Alters. In: Naegele, Gerhard; Tews, Hans Peter (Hrsg.): Lebenslagen im Strukturwandel des Alters. Opladen: Westdeutscher Verlag, S.15-42. Prof. Dr. Gertrud M. Backes (ZAG Vechta)

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