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Soziologie der Erziehung und Bildung

Soziologie der Erziehung und Bildung. Klaus Feldmann. Fragen,Thesen, Erkenntnisse. 2006. Grundbegriffe Geschichte der Erziehung Erziehung funktionalistisch Notengebung Kultur der Schule Chancengleichheit. Curriculum Wissen Kompetenzen Professionalisierung Päd. Mythen

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Soziologie der Erziehung und Bildung

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Presentation Transcript


  1. Soziologie der Erziehung und Bildung Klaus Feldmann Fragen,Thesen, Erkenntnisse 2006

  2. Grundbegriffe Geschichte der Erziehung Erziehung funktionalistisch Notengebung Kultur der Schule Chancengleichheit Curriculum Wissen Kompetenzen Professionalisierung Päd. Mythen Unterricht und Lernsystem Innovation Inhalt

  3. Wissenschaftstheorie Begriffe sind nicht wahr oder falsch, sondern brauchbar oder unbrauchbar. Beispiel: Kritischer Rationalismus • Theorien sollen explizit, logisch widerspruchsfrei, empirisch überprüfbar und präzise sein.

  4. TheoriebausteineBeispiele (Hypothesen) Folgt auf ein Verhalten eine positive Verstärkung, wird die künftige Auftrittswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens erhöht. Unterschichtkinder „verlieren“ mehr (schulisches) Wissen in den Ferien als Mittelschichtkinder.

  5. TheoriebausteineEinBeispiel einer anderen Fraktion Es gilt, „in einer pädagogischen Handlungstheorie System und Subjekt nicht autopoietisch emergieren zu lassen, sondern mittels Selbstreflexivität zu gestalten“ (Raithel/ Dollinger/ Hörmann 2005, Einführung Pädagogik, 44) Für wen sind solche Sätze brauchbar?

  6. Hermeneutik Ein Text sollte so verstanden werden, wie er vom Verfasser gemeint war. Ein Text wird in der Regel so verstanden, wie er dem Leser und seiner Bezugsgruppe den meisten (subjektiven) Nutzen bringt. Das Verstehen eines Textes wird in Machtfeldern festgelegt (framing). Ein Text ist ein Element sozio-kultureller Systeme und Prozesse.

  7. Praktische Hermeneutik Einen Text interpretieren Sie am besten so, wie es der bewertende (Hochschul)Lehrer für richtig hält. Sollten Sie einmal wirklich „frei“ sein, dann achten Sie nicht darauf, ob und wie Sie einen Text verstehen (sollten), sondern darauf, ob Ihnen das Lesen Spass oder Lust bereitet.

  8. Wissenschaft – Reflexion „Eine falsche Theorie ist besser als keine Theorie.“ (Karl Menninger) „Eine explizite falsche Theorie kann besser sein als eine implizite Theorie.“ (Klaus Feldmann) „Mehrere Theorien auf ein Ereignis anwenden ist besser als nur eine Theorie anwenden.“ (Klaus Feldmann)

  9. Sozialisation Werte und Normen verinnerlichen Zentrale Rollen lernen (Geschlechts-, Alters-, Berufsrollen etc) Erziehung Geplante Einstellungs- u. Verhaltens-änderung Eigene Erziehungs-institutionen: Schule, Hochschule Sozialisation und Erziehung

  10. Erziehung - historisch Vier Basiskonflikte haben die europäischen Erziehungssysteme geprägt: • Protestantismus – Katholizismus • Staat – Kirche • Konflikte zwischen Ständen bzw. Klassen • Kampf der Nationalstaaten

  11. Sozialgeschichte der Erziehung • Protestantismus förderte die Bildung: Bibel lesen • Staatsträger wollten ausgebildete staatstreue bzw. national gesinnte Bürger und Soldaten • Einfluss der Kirchen in staatlichen Schulen wurde zurückgedrängt • Errichtung von schicht- bzw. gruppenspezifischen Schulen

  12. Überbleibsel der historischen Kämpfe I d e o l o g i e n • Kasernierung • Altershomogene Jahrgangsklassen • Mehrgliedrige Schulsysteme (frühe Selektion) • Zentralistisches Curriculum • Zertifikatsüberschätzung • Raum-Zeit-Planwirtschaft • Kindergarten und Vorschule sind unwichtig!

  13. Alter EU Land 10 Österreich, Deutschland 11 Malta Belgien, Niederlande, Luxemburg, 12 Irland 13 14 Italien, Litauen, Ungarn, Zypern Estland, Frankreich, Griechenland, 15 Portugal, Slowakei, Slowenien, Tschechien Dänemark, Finnland, 16 Großbritannien, Lettland, Schweden, Spanien Kleines Fenster zum derzeitigen Kampfstand in einer Teildisziplin Alter, bis zu dem Kinder in einheitlicher Schulform unterrichtet werden:

  14. Notiz zum Kampfstand Genauere Betrachtungen zeigen noch weitere Erfolge herrschender Gruppen in Deutschland und Österreich, z.B. In den Niederlanden erhalten (unterprivilegierte) Kinder ab dem 4. Lebensjahr eine gleichheitsfördernde und qualitativ gute Bildung, in D* und A erst ab dem 6. Lebensjahr. * In D im Durchschnitt ab 6 ½ Jahren.

  15. Beschädigungen Diese „Traditionen“ haben (un)erwünschte Wirkungen, d.h. sie wirken bei der sozialen, psychischen und körperlichen Schädigung zehntausender Kinder, Jugendlicher und Erwachsener mit!

  16. Notiz zu Werten und Zielen • Reihen Sie folgende Ziele nach ethischer, gesellschaftlicher und pädagogischer Relevanz: • Bei der nächsten PISA-Untersuchung mehrere Rangplätze nach oben kommen. • Die Leitfiguren des konservativen Bürgertums befriedigen. • Schädigungen von zehntausenden Kindern vermeiden.

  17. Erziehung - funktionalistisch Funktionen der Schule • Selektion • Qualifikation • Integration/ Legitimation

  18. Fehlformen der Selektion • Segregation nach der 4. Klasse • Frühzeitige Notengebung (vor der 8. Klasse) • Sitzenbleiben • Degradierung (vom Gymnasium nach unten) • Überweisung zur Sonderschule* * Die Einordnung als Fehlform gilt für die Mehrzahl der Fälle.

  19. Notengebung Funktionen der Noten • Leistungsmessung (Selektion) • Belohnung/Bestrafung (Qualifikation?) • Positionszuweisung (Integration/ Legitimation?)

  20. Notengebung Da Schulnoten unverträgliche Funktionen haben, sind systematische Fehler und Systemschädigungen vorprogrammiert.

  21. Notengebung Mögliche Normierung durch Bezug auf: • Gruppe, Schulklasse • Standard: „Expertokratie“ • Individuum (Konstrukt „Schüler“) • Lehrerinteressen

  22. Was wird bewertet? Kontextspezifische Leistungsfähigkeit Schulleistung im Fach Gesell-schaftlicheRelevanz Schulische Relevanz Mangelhaft gemessene punktuelle Leistung (Fachwissen) Noten

  23. N o t e n • Noten schädigen die Leistungsfähigkeit der (leistungsschwachen) Schüler • Noten erschweren die Integration von Schülern • Noten sind ein mangelhaftes Instrument für Selektion

  24. Warum also Notengebung? • Noten dienen zur Herstellung konformer, opportunistischer, flexibel einsetzbarer und politisch angepasster Arbeitskräfte. • Noten dienen zur Erhaltung und Legitimation der sozialen Ungleichheit.

  25. Herrschaftssicherung Bürokratische Struktur Raum der Bildungsideologie Notengebung Jahrgangs- klassen Selektion nach 4. Klasse

  26. Herrschafts- verhältnisse Kulturelles Kapital* Bildungs- gesetze Herrschafts- ideologien Bildungs- organisation Bildungs- ideologien Stundenplan Unterricht * der herrschenden Gruppen

  27. Funktionen nationaler Standards • Die Macht des Staates und der großen Parteien erhöhen. • Die Teilhabechancen der Schüler an der Gestaltung des Bildungsprozesses verringern. • Die (politische) Legitimationsfunktion von konformistischer Schulwissenschaft stärken.

  28. An die Spitze* ohne Noten und ohne (zentralistische) Standards? • Selbsttests im Internet • Diagnosespezialisten • Schüler zu Selbst- und Gruppenlernexperten ausbilden • Portfolios, Produkte, Dienstleistungen • Neue Lernsysteme • Weitere Vorschläge: Feldmann 2005 *An welche Spitze? Wirtschaftswachstum, Zufriedenheit, Nachhaltigkeit, Demokratisierung, soziale Gleichheit etc.

  29. Vermittlungsversuch • Zwischen „Zwangsstandards mit deutscher Gründlichkeit“ und „keine Standards“ gibt es viele Zwischenformen und vor allem intelligente Entwicklungssysteme. • Das gleiche gilt für die Notengebung.

  30. System • Familie, Schule, Politik und Ökonomie sind Teile eines Systems. • Daten, Ereignisse oder Untersuchungsergebnisse sollten systembezogen interpretiert werden.

  31. Politik Staat Bildungs- ausgaben Steuern Steuern Erziehung Schule Ökonomie Fertigprodukte Einkommen Halbfertigprodukte Familie

  32. Kultur der Schule • Mittelschichtinstitution (Verhalten, Sprache, Personal, Inhalte etc) • Grundschulklima (Primarstufe) von Frauen geformt • Zusammensetzung der Schulklasse nach soz. Schicht, Geschlecht, ethnischen, religiösen und anderen Kriterien (z.B. 60 % Migrantenkinder)

  33. Halbtagsschule Mittelschicht-orientierung Kognitivistische Orientierung Dominanz der Fachlehrer Lebensferne Kognitivistische Orientierung verstärkt die strukturelle Benachteiligung von Unterschicht- und Migrantenkindern Gottschall 2003

  34. Wie kann man die kognitivistische Orientierung einer Schule erkennen? • Vernachlässigung der politischen, sozialen, ästhetischen und lebensrelevanten Bereiche • Keine kostenlose warme Mahlzeit • Keine wohnliche Atmosphäre • Keine freundschaftlichen Berührungen von Schülern durch Lehrer • Viele verdrossene Gesichter

  35. Chancengleichheit und Benachteiligung • Benachteiligung nach soz. Schicht, kulturellem Milieu, Sprachfähigkeiten, psycho-sozialer Abweichung, ethnischer Zuschreibung etc. • Gruppenhomogenisierung, Containerprinzip, Altersjahrgänge • Selektionsformen: wann? wie? durch wen? • Schulformen, Durchlässigkeit • Schulausstattung

  36. Kapital nach Bourdieu 1. ökonomisches (Einkommen, Vermögen), 2. soziales (Beziehungen zu einflussreichen Personen und Gruppen), 3. kulturelles (z.B. Fertigkeiten, Wissen, akademische Titel) und 4. symbolisches Kapital (Anerkennung, Prestige, guter Ruf).

  37. Kulturelles Kapital (Bourdieu) 1. inkorporiertes (körpergebundene Fähigkeiten) 2. objektiviertes (Bilder, Bücher etc.) 3. institutionalisiertes (Abschlüsse, Zertifikate etc.) Ist die Schule partikularistisch und undemokratisch, da sie Gruppen, die mit hoch bewertetem kulturellen Kapital ausgestattet sind, begünstigt?

  38. Schulerfolg ist abhängig von: • Intelligenz (Kombination von genetischem Potenzial und Umwelteinflüssen!) • sozialer Schicht (Bildung, Beruf, Einkommen der Eltern) • kulturellem Kontext (Religion, Lebenswelt etc.) • Kenntnissen der Landessprache • sozialen Kompetenzen • regionalen Faktoren (Benachteilung stadtferner Gebiete) • schulischen Bedingungen (Schulklima, Qualität der Lehrer, Ausstattung etc.)

  39. Beruf der Eltern Bildung der Eltern Sozialisations-bedingungen Kulturelles Kapital des Kindes Berufserfolg des Kindes Schulerfolg des Kindes

  40. Pfadmodell Lesekompetenz (Pisa) Muttersprache Schulform Kultur. Kapital Lesekompetenz Soz. Schicht Abweichung Geschlecht Freude am Lesen Baumert et al. 2001, 501

  41. Schulische Normen Leistung: individuell, keine Gruppenleistung, Leistungsziele und Leistungskontext fremdbestimmt Unabhängigkeit und Individualisierung: Kooperation (zwischen einzelnen und Gruppen) unerwünscht; Konkurrenz zwischen einzelnen autoritär geregelt, zwischen Gruppen meist unerwünscht Universalismus: wissenschaftliche und demokratische Normierung der Schule – idealtypisch, tatsächlich häufig Partikularismus (z.B. bei der Leistungsbewertung)

  42. Erwünschter Wandel schulischer Normierung ·Leistung sollte mehr selbstbestimmt (Kompetenzbereiche, Raum, Zeit, Partner etc.) sein. · Individualisieren: Diagnose, Beratung, flexibles Angebots- und Punktesystem. ·Vergemeinschaftung und Vernetzung: offene Gruppenbildung. ·      Dezentralisierung (mehr Entscheidungsfreiheit von Lernenden, Schulen, Hochschulen)

  43. Curriculum (Bernstein) • Typ des Sammelns (starre Fächerstruktur; kaum Inter- oder Transdisziplinarität) • Integrationstyp (interdisziplinär, Projekt- bzw. Interessenorientierung, flexibel, Aktualisierung)

  44. Curriculum Schlüsselbegriffe: Traditioneller Fächerkanon, zentralistische Bürokratie, Mittelschichtorientierung, Kognitivismus, Schulautonomie, Schulbuchdominanz, Schulunlust, Lebensweltferne.

  45. Curriculum – Theorie 1 Trad. Fächerkanon und Mittelschichtorientierung hängen zusammen. Das Schulbuch als dominantes Lehrmittel wird durch die trad. Fächerstruktur und die zentralistische Bürokratie erhalten.

  46. Curriculum – Theorie 2 Der Fächerkanon und die Mittelschichtorientierung stützen den Kognitivismus und die Lebensweltferne, wodurch die Schulunlust vor allem bei Kindern unterer Schichten verstärkt wird.

  47. Trad. Fächer- kanon Mittel- schicht- orientier. Schul- buch Kognitivismus Lebenswelt- ferne Schulunlust

  48. Das (un)heimliche Curriculum • Autoritätshörigkeit, Kritikvermeidung, Gehorsam • fremdbestimmte Leistungsnormen akzeptieren • Hilflosigkeit, Isolation • Klassen- und Geschlechtsschicksal akzeptieren

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