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Humanistische Ansätze – Ein Überblick

Humanistische Ansätze – Ein Überblick. Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Dozentin: Dr. Ch. Eichenberg Referentin: Jutta Dilfer Datum: 17.01.08. Gliederung. 1. Humanistische Ansätze 1.1 Vertreter 1.2 Philosophische Wurzeln

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Humanistische Ansätze – Ein Überblick

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Presentation Transcript


  1. Humanistische Ansätze – Ein Überblick Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Dozentin: Dr. Ch. Eichenberg Referentin: Jutta Dilfer Datum: 17.01.08

  2. Gliederung 1. Humanistische Ansätze 1.1 Vertreter 1.2 Philosophische Wurzeln 1.3 Menschenbild der Humanistischen Psychologie 2. Gestalttherapie 2.1 Einflüsse und Hintergründe 2.2 Theorie und Therapie-Praxis 2.2.1 Zentrale Begriffe 2.2.2 Kontaktstörungen und Bewältigungsstrategien 2.2.3 Kontakt- und Therapiephasen 2.3 Aspekte und Techniken der Intervention 2.4 Effektivität

  3. Gliederung 3. Gesprächspsychotherapie 3.1 Entwicklung der GT 3.2 Rogers Menschenbild und Persönlichkeitstheorie 3.3 Grundhaltungen des Therapeuten 3.4 Psychische Beeinträchtigungen und der therapeutische Prozess 3.5 Experiencing und Focusing 3.6 Sonderformen: 3.6.1 Logotherapie (Frankl) 3.6.2 Psychodrama (Moreno) 3.7 Effektivität und Klientenvariablen 3.8 Kritik

  4. 1. Humanistische Ansätze

  5. 1.1 Humanistische AnsätzeVertreter • Charlotte Bühler • Abraham Maslow • Carl Rogers • Fritz Perls • Humanistische Psychologie als „Dritte Kraft“ • Lockerer Verbund unterschiedlichster Ansätze • Alle eher durch ein ähnliches Menschenbild und einige grundsätzliche Prinzipien verbunden als durch eine gemeinsame Theorie • Gegen das monokausale, mechanistische und deterministische Verständnis des Menschen (PA und Behaviorismus)

  6. 1.2 Humanistische AnsätzePhilosophische Wurzeln • Einfluss des Existenzialismus durch Martin Buber • Existenzialismus: Verständnis des Menschen in seiner „nackten“ Existenz ohne Normen, Rollen und Fassaden • Das traditionell vorgegebene „Wesen des Menschen“, das eine objektive Dimension der Existenz eröffnet hatte, wird bezweifelt • Sartre: „Der Mensch ist zur Freiheit verdammt, er selbst oder nicht er selbst zu sein und zu werden.“  Verantwortung und Entscheidungsspielraum führen zu Autonomie, Identität und menschlicher Würde

  7. 1.2 Humanistische AnsätzePhilosophische Wurzeln • Renaissance: Humanismus als Gegenströmung zum mittelalterlichen Dogmatismus  Der neue Mensch ist ein Individuum und einmalig • Einfluss der Phänomenologie • geht von der sinnlichen Erfahrung des Menschen aus und sucht hinter der Abfolge von Erscheinungen deren eigentliches Wesen • Im Zentrum der Betrachtung: Mensch- Umwelt- Beziehung • Verhalten ist immer intentional • „verurteilt zum Sinn“ (Merleau-Ponty)

  8. 1.3 Humanistische AnsätzeMenschenbild der Humanistischen Psychologie Menschenbild der Humanistischen Psychologie a) Autonomie und soziale Interdependenz • Mensch strebt nach Unabhängigkeit, entwickelt ein aktives Selbst • Autonomie ist sozialverantwortlich zu sehen b) Selbstverwirklichung - Mensch strebt u.a. danach, seine schöpferischen Fähigkeiten zu entfalten - Wachstumsbedürfnisse als grundlegende Antriebskräfte des Organismus; sind in ständigem Austausch mit der sozialen Umwelt

  9. 1.3 Humanistische AnsätzeMenschenbild der Humanistischen Psychologie • Ziel- und Sinnorientierung - Handlungen sind grundsätzlich intentional, d.h. sinnstrukturierend und zielorientiert • Ganzheit • Der menschliche Organismus als ein bedeutungsvolles Ganzes • Betonung der Ganzheitlichkeit von Gefühl und Vernunft, von Leib und Seele

  10. 2. Gestalttherapie

  11. 2.1 GestalttherapieEinflüsse und Hintergründe • Konzepte wurden erst langsam aus der PA heraus entwickelt • Namensänderungen, um sich von den nihilistischen Strömungen im Existenzialismus deutlich abzugrenzen • Übernahme psychoanalytischen Gedankenguts durch Perls Lehranalyse bei Karen Horney • Perls Beitrag über ‚orale Widerstände‘ sorgte bei einem PA-Kongress 1936 für Kritik  Wesentlich für die spätere Abgrenzung Perls gegenüber der Psychoanalyse

  12. 2.1 GestalttherapieEinflüsse und Hintergründe • Kurz darauf mehrjährige Krise von Perls, setzte sich intensiv mit der Phänomenologie und dem Existenzialismus auseinander • 1947 und 1949 Kontakte mit Moreno • Paul Goodman: Chicagoer Schule (Pragmatismus)  weitere Entwicklung der Gestalttherapie • Zen-Buddhismus: starke Einflüsse durch z.B. „autonome Selbstregulation“ und „Gleichgewicht aller Kräfte“

  13. 2.1 GestalttherapieEinflüsse und Hintergründe • 60er Jahre: In den USA bildeten sich 2 unterschiedliche Strömungen heraus: • Westküste: eher individualistische und persönlichkeitsentfaltende Richtung • Ostküste: Gestalttherapie als psychotherapeutischer Behandlungsansatz

  14. 2.2 GestalttherapieTheorie und Therapie-Praxis 9 Kern-Gebote: (1) Lebe jetzt. Kümmere Dich um die Gegenwart, statt um die Vergangenheit und die Zukunft. (2) Lebe hier. Beschäftige Dich mit dem Anwendenden statt mit dem Abwesenden. (3) Höre auf, Dir etwas vorzustellen. Erfahre die Realität. (4) Höre auf, unnötig zu denken. Besser: Probier und schau! (5) Drücke dich lieber aus, anstatt zu manipulieren, zu erklären, zu rechtfertigen und zu urteilen.

  15. 2.2 GestalttherapieTheorie und Therapie-Praxis (6) Vermeide nichts! (7) Akzeptiere keine „sollte“ und „müsste“ außer Deinen eigenen. (8) Übernimm die volle Verantwortung für Deine Handlungen, Gefühle, Gedanken. (9) Akzeptiere Dich (und die anderen) wie du jetzt bist (wie sie jetzt sind).

  16. 2.2 GestalttherapieTheorie und Therapie-Praxis • Menschliches Leben = fortwährender Prozess, ein Gleiten von Situation zu Situation; Innen und Außen ganzheitlich miteinander verwoben • im Bewusstsein sind nur einzelne „Figuren“ • Leugnung von Bedürfnissen etc.  Ausdruck einer Störung und erhält diese gleichzeitig aufrecht • „Wachstum“ bzw. „Selbstaktualisierung“ immer im „Hier und Jetzt“ • „Awareness“: Zustand des lebendigen Organismus, mit sich und der Umwelt in Kontakt, ohne dass Blockierungen die bewusste Wahrnehmung seiner selbst oder des anderen trüben oder einschränken

  17. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe 1) Assimilation • Leben und Wachstum können nur in Auseinandersetzung mit der Umwelt stattfinden • Auseinandersetzen = Akt der Aggression  Notwendige und positive Grundvoraussetzung menschl. Lebens • Assimilation = Aufnahme und Verarbeitung von (zunächst) fremden Bestandteilen zum Zweck des eigenen Wachstums (Bsp.: Nahrungsaufnahme) • geglückte Transformation von Fremdmaterial in Eigenmaterial

  18. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe 2) Wachstum • Voraussetzung: Assimilation • Außerdem: Organismus muss zwischen Brauchbarem und Unbrauchbaren unterscheiden können und entsprechend seinen Bedürfnissen den Kontakt mit der Umwelt gestalten und diese strukturierend wahrnehmen. • Koffka: entsprechend der jeweiligen Bedürfnislage hebt sich die Figur vom Grund ab

  19. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe 2 Assimilationsstörungen: • Introjektion: Aufnahme unbekömmlichen Materials, das dann als fester Bestandteil integriert bleibt (z.B. übernommene Gebote und Verbote) • Projektion: Verweigerung jeglicher Aufnahme von Material – sogar von Material, das ursprünglich und eigentlich zum Organismus gehörte  bestimmte Teile werden als „fremd“ in die Umwelt projiziert  Unterscheidung zw. innerer und äußerer Welt ungenügend

  20. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe 3) Dialog, Begegnung, Selbstregulation • Mensch als soziales Wesen • Doch nicht alle Betroffenen haben sich ideal ergänzende Bedürfnisse, deshalb müsse gemeinsame Lösungen ausgehandelt werden • Optimaler Fall: menschliche Begegnung • In jedem Fall verändert sich etwas durch den Dialog in den Partnern selbst, in ihrer Beziehung und der restlichen Umwelt

  21. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe • Selbst wird im Kontakt Organismus-Umwelt gestaltet • ist Integrator des Organismus (nur im Kontakt existent) • Teilsysteme: „Es“, „Ich“ und „Persönlichkeit“ • „Es“: Sitz der Bedürfnisse • „Ich“: nimmt die Bedürfnisse auf und erscheinen als bewusste, zielgerichtete Handlungsintentionen gegenüber der Umwelt • „Persönlichkeit“: Verantwortungsstruktur des Selbst Das „Ich“ hat eine Art Verwaltungsfunktion, es verbindet Handlungen des Organismus mit seinen vordringlichen Bedürfnissen (Perls)

  22. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe 4) Kontaktzyklus (mit der Umwelt) • Vorkontakt: Aus dem Organismus oder der Umwelt taucht ein Verlangen bzw. ein Reiz auf, der zur Figur wird. Wahl des Elements durch „Interesse“ • Kontaktnahme: Figur als Suchbild für die Möglichkeiten der Befriedigung; diese werden vom Ich differenziert und ausgewählt • Kontaktvollzug: Körper+Umwelt sind Hintergrund, die Figur und der Kontakt werden intensiv erlebt, d.h. die ganze Person ist nun vom Erleben erfasst • Nachkontakt: das Selbst verblasst, Figur tritt in den Hintergrund zurück

  23. 2.2.1 GestalttherapieZentrale Begriffe Im optimalen Fall gab es einen Wachstums- oder Reifeschritt. Organismus ist nun bereit für den nächsten Kontaktzyklus Organismische Selbstregulation = permanente Aufeinanderfolge solcher Kontaktzyklen mit flexiblen und intakten Gestaltbildungsprozessen • Nur wenige Menschen lassen alle ihre Bedürfnisse zur Figur werden • Kontaktaufnahme wird unterbunden  unvollendete Gestalt, die nach ihrer Schließung drängt (Zeigarnik-Effekt!)

  24. 2.2.2 GestalttherapieKontaktstörungen und Bewältigungsstrategien • Nur da, wo eine Grenze ist, kann auch Kontakt stattfinden, sonst nur undifferenzierte Verschmelzung • Grenze = Ort der Begegnung und Trennung • Man muss tätig werden, um Kontakt zu haben! • Kontaktvermeidung: Einerseits wird dadurch der Organismus in seiner vollen Entfaltung zwar behindert, andererseits hat der Organismus aber offensichtlich in seiner bisherigen Entwicklung guten Grund gehabt, bestimmte Kontakte zu vermeiden um zu überleben

  25. 2.2.2 GestalttherapieKontaktstörungen und Bewältigungsstrategien • Das dialektische Gegenteil von Widerstand ist Beistand • Therapeut: Nur erfolgreich, wenn gewürdigt wird, dass der Klient seinen Widerstand als Beistand sieht • Neurose ist demnach ein Verteidigungsmanöver gegen zu starke Bedrohung

  26. 2.2.2 GestalttherapieKontaktstörungen und Bewältigungsstrategien 6 Mechanismen: • Introjektion • Projektion • Retroflektion: Impulse, die sich normalerweise nach außen richten, richten sich auf sich selbst zurück (Folgen: Bsp: Muskelverspannungen, Schuldgefühle) • Konfluenz: Kontakte, die den Organismus mit der Umwelt verschmelzen lassen sind wichtiger als die eigene Person  Aufweichung der Ich-Grenzen

  27. 2.2.2 GestalttherapieKontaktstörungen und Bewältigungsstrategien • Deflektion: fast jeder engere Kontakt mit der Außenwelt wird vermieden • Desensitivierung: Gewahrsein und Empfindungen werden auf ein Minimum reduziert. Organismus wird gegen Kontakterfahrungen abgestumpft. • Kontaktstörungen machen Assimilationsprozesse unmöglich oder beeinträchtigen diese zumindest • Störung von Wachstum und Selbstaktualisierung • „zwiebelschalen-förmiges“ Modell abnehmender Kontakte des Organismus zu seinen Bedürfnissen, Empfindungen und der Außenwelt • Modell ist auch für die Abfolge der therapeutischen Interventionen wichtig

  28. 2.2.3 GestalttherapieKontakt- und Therapie-Phasen • 5 Phasen, die das Individuum wie Zwiebelschalen um sein eigentliche authentisches Selbst gelegt hat und die in der Therapie von außen nach innen bearbeitet werden müssen: (von außen nach innen): 1. Klischeephase 2. Rollenspielphase 3. Blockierungsphase 4. Implosionsphase 5. Explosionsphase

  29. 2.2.3 GestalttherapieNeurose/neurotische Symptome Neurose/neurotische Symptome • Neurose: entsteht durch Entfremdung, d.h. externe Teile werden introjiziert, aber mangelhaft assimiliert und bestimmte Teile, die wir nicht wahrhaben wollen, werden nach außen projiziert  die entfremdeten Teile sind im körperlichen Ausdruck und in Träumen zu finden, deshalb verbalen Aussagen nur vom geringen Interesse (was drückt sich in welchen Kanälen aus?)

  30. 2.2.3 GestalttherapieNeurose/neurotische Symptome Neurotische Symptome: • Angst = Spannung zwischen dem, was ich jetzt bin und dem, was in der Zukunft ist (--< kein „Hier und Jetzt“!) • Schuld = projizierter Ärger (Ressentiment) gegen andere Personen. Das Ressentiment kann man nicht akzeptieren und verlegt es nach außen • Langeweile = Indikator dafür, dass etwas Unangenehmes nicht in Angriff genommen wird, dass sich davor ein Block stellt  Nicht-Bewusstsein eines Bedürfnisses • Frustration = nicht neg., sondern etwas Konstruktives = momentane Hilflosigkeit, die darauf hindeutet, dass eine Veränderung stattfindet

  31. 2.3 GestalttherapieAspekte und Techniken der Intervention • Gestalttherapie ist im Kern eine Widerstandsanalyse • Widerstand wird jedoch nicht gedeutet, sondern als Gestalt prägnant und dem Klienten erfassbar gemacht • Nicht das (wegzensierte) Material, sondern der Prozess selbst steht im Zentrum • Der Therapeut nutzt die Kraft der Selbstregulation, bringt sich selbst als Partner für die Begegnung in die Beziehung ein  Soll helfen, den Klienten mehr in Kontakt mit sich selbst und der Umwelt zu bringen

  32. 2.3 GestalttherapieAspekte und Techniken der Intervention • 5 Fragen: • „Was tust Du?“ • „Was fühlst Du?“ • „Was möchtest Du?“ • „Was vermeidest Du?“ • „Was erwartest Du?“ Nur Leitlinien für die therapeutische Arbeit! Große Bedeutung haben Konfrontation und Frustration! Voraussetzung ist eine tragbare Therapeut-Klient-Beziehung)

  33. 2.3 GestalttherapieAspekte und Techniken der Intervention • „Support“ • „skillful frustration“ • Voraussetzung: stabile Ich-Grenzen (Kontraindikation bei Psychosen) • Ziel: Awareness des Klienten steigern, z.B. Konzentration auf das Hier und Jetzt

  34. 2.3 GestalttherapieAspekte und Techniken der Intervention • Abgespaltene Teile sollen erfahrbar gemacht werden, der Klient soll sie als eigen anerkennen und für sie Verantwortung übernehmen  die verleugneten, abgespaltenen Anteile werden in das Selbst re-integriert • Energiefreisetzung  Bereit fürs Experimentieren • In einer sicheren Umgebung werden neue Verhaltensweisen erprobt • Dieses erprobte Verhalten soll auf Alltagssituationen generalisiert werden

  35. 2.3 GestalttherapieAspekte und Techniken der Intervention • Wichtigste Gestalttechnik: der Dialog der Person mit sich selbst • Perls unterscheidet 3 Arten von Geschwätz, das er in der Therapie vermeiden möchte: 1) Floskeln 2) Rechfertigungen, Erklärungen, Rationalisierungen 3) Philosophien, ideologische Überbauten

  36. 2.3 GestalttherapieAspekte und Techniken der Intervention Interventionstechniken: • Der „leere Stuhl“ • Darstellungen • Phantasie-Übungen • Reizüberflutung • Träume

  37. 2.4 GestalttherapieEffektivität • Simkin (1976): Zielgruppe der Gestalttherapie sind • Übersozialisierte, emotional eingeengte Personen, Psychosomatiker und Psychotiker • Nicht indiziert erscheint sie wg. ihres ausagierenden Charakters bei Personen, die ohnehin zu hysterischen Verhalten neigen • Systematische Untersuchungen zur Effektivität sind bisher selten • Mehr als für die GT sind in der Gestalttherapie die Aha-Momente des Klienten von Bedeutung, deren Nachwirkungen in der Umsetzung den Therapeuten leider nicht immer interessieren

  38. 3. Gesprächspsychotherapie

  39. 3.1 GesprächspsychotherapieEntwicklung der GT • Phase der nichtdirektiven Therapie (40er Jahre) • Erste Grundkonzepte entwickelt • „nicht-direktive Beratung“ • Ziel: dem Klienten eine Situation zu bieten, in der er sich sicher und geborgen fühlen kann • Kennzeichen der Intervention: Permissivität, Wärme, Anteilnahme, Akzepttanz • Störungen werden weniger als Krankheiten verstanden, sondern als Defizit an Bewusstheit und damit Mangel an Wachstum

  40. 3.1 GesprächspsychotherapieEntwicklung der GT 2) Gefühlsverbalisierende Phase (50er – Mitte 60er Jahre) • Verschiebung der Perspektive von Nichtdirektivität zu Klientenzentrierung • Breites Interventionsspektrum im Rahmen der Basisvariablen • Zentrum der Therapie: Auseinandersetzung des Klienten mit seiner eigenen Gefühlswelt • Aufgabe des Th.: dem Klienten zu einer höheren Selbstwahrnehmung und Reflexion verhelfen • Verbalisierung von Gefühlen, keine kogn. Erklärungen von Problemen • Die drei Basisvariablen wurden entwickelt

  41. 3.1 GesprächspsychotherapieEntwicklung der GT 3) Phase der Erlebniszentrierung (ab den 60er Jahren) • Wichtiger als VEE wurden die Beziehung zw. Therapeut und Klient in dem konkret ablaufenden Prozess • Schwerpunkt liegt auf dem intensiven Kontakt, dieser darf nicht abreißen • Mehr erlebnisfördernde Interventionsformen wurden in die GT integriert • Grund: Zweifeln der Schüler Rogers, ob die Bedingungen wirklich „notwendig und hinreichend“ seien • Abspaltung: Rogers nahm immer mehr existenzialistische/phänomenologische Aspekte in sein Denken auf, andere GTler stellten zunehmend lern- oder kommunikationstheoretische Aspekte in der Vordergrund

  42. 3.1 GesprächspsychotherapieEntwicklung der GT 4) Phase der Erweiterung und Integration (ab den 70er Jahren) • Integration von theoretischen Konzepten und Interventionstechniken aus anderen Therapieformen - Konflikttheoretische Aspekte - Kommunikationstheoretische Aspekte - Auch entwicklungs- und sozialpsychologische Aspekte • Von zunehmender Bedeutung wurden Encoutergruppen bzw. Gruppenpsychotherapie

  43. 3.2 GesprächspsychotherapieRogers Menschenbild und Persönlichkeitstheorie • zentrales Konstrukt: das „Selbst“, das sich erst im Verlauf der frühkindlichen Entwicklung aus den Körperwahrnehmungen in Interaktion mit der Umwelt herausdifferenziert • Aktualisierungstendenz: bewegt den Menschen auf das zu, was als Wachsen, Reife, Lebensbereicherung bezeichnet wird • „Inkongruenz“: Diskrepanz zw. Dem Erleben des Organismus und dem Selbstkonzept • Organismus und Selbst drängen in unterschiedliche Richtungen, der daraus deutlich werdenden Konflikt ist die Grundlage der Angst

  44. 3.2 GesprächspsychotherapieRogers Menschenbild und Persönlichkeitstheorie Zentrale Annahmen: • In jedem Menschen ist das Bedürfnis nach einer positiven Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt, insbesondere der sozialen. • Die Begegnung mit einem Gesprächspartner, der bestimmte Bedingungen der Gesprächssituation erfüllt, dem Klienten hilft, sich mit seiner eigenen Person derart auseinanderzusetzen, dass die verschütteten, positiven Seiten und Erlebnisqualitäten wieder freigelegt werden

  45. 3.3 GesprächspsychotherapieGrundhaltungen des Therapeuten • Positive Wertschätzung und emotionale Wärme • Echtheit • einfühlendes Verstehen

  46. 3.4 GesprächspsychotherapiePsychische Beeinträchtigungen und der therapeutische Prozess • Die Therapeut-Klienten-Beziehung vermag einen Prozess auszulösen, der die im Individuum verschütteten Selbstheilungs- und Selbstaktualisierungskräfte freilegt • Es soll erreicht werden die „fully functioning person“ • Unter dem therapeutischen Beziehungsangebot erfährt der Klient ein Freisein von Bedrohung • Jeder Aspekt seines Selbst, den er vorsichtig freilegt und erkundet, wird gleichermaßen akzeptiert • Dabei kommen auch bedrohliche Erfahrungen und Einsichten ans Tageslicht, bei denen sich der Klient zurückzieht, sie dann aber in einer neue und revidierte Struktur aufnimmt

  47. 3.4 GesprächspsychotherapiePsychische Beeinträchtigungen und der therapeutische Prozess Merkmale einer Neurose • Dysmorphe Gefühle wie Angst, Schuld und Depression • Eingeschränkte Selbstachtung • Vermeidungsverhalten (Symptome) • Verminderte Problemlösefähigkeit • Neurosen sind Folgen einer mangelhaften Symbolisierung (bestimmte Erfahrungen passen nicht zum Selbstbild, das von einer rigiden, nicht assimilierten Norm bestimmt ist • Folgen: Angst und daraufhin Vermeidung der problematischen Inhalte

  48. 3.5 GesprächspsychotherapieExperiencing und Focusing (Konzepte von Gendlin, 1961) 1) Experiencing • Theoretisches Konstrukt, Bemühung, die Prozessskala von Rogers zu verbessern • = Skala, mit der versucht wird, den Therapieprozess auf einen zentralen Aspekt, das unmittelbare Gefühlserleben des Klienten, zu reduzieren • „Experiencing soll das konkrete, im Augenblick vor sich gehende Erleben eines Individuums bezeichnen, bei dem die Aufmerksamkeit auf einen zugrunde liegenden Erlebnisgegenstand gerichtet ist“ (Dahlhoff & Bommert,1978, in Kriz, 2001) • Körperlich fühlbare Beziehung

  49. 3.5 GesprächspsychotherapieExperiencing und Focusing (Konzepte von Gendlin, 1961) 1) Experiencing 7-stufige deutsche Fassung der Skala • Stufen 1-3: der Standpunkt des Sprechenden liegt außerhalb des eigenen unmittelbaren Erlebens • Stufen 4-7: Die Betrachtung der ausgeführten Inhalte wird von einem inneren, d.h. im unmittelbaren Fühlen+Erleben liegenden Standpunkt aus vorgenommen • Der Klient wird aufgefordert, sein Erleben zu vertiefen  Focusing

  50. 3.5 GesprächspsychotherapieExperiencing und Focusing (Konzepte von Gendlin, 1961) 2) Focusing 4 Phasen • Direkte Bezugnahme: Klient soll sich auf etwas beziehen und konzentrieren, was er unmittelbar erlebt. Oft spricht der Klient nur vage von „dies“ • Entfaltung: Aus dem vagen „dies“ wird ein Gefühl „ich hab‘s“, oft mit Überraschung verbunden • Erweiterte Anwendung: Der Klient erreicht direkten Zugang zu verschiedenen Erlebnisbereichen • Neue Perspektive: Implizite Bedeutungen werden erweitert wahrgenommen und können ausgeweitet werden

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