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Erziehungsmomente I

Erziehungsmomente I. Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Bildung und Kultur Blockseminar Erz 8: Pädagogik bei Janusz Korczak Dozent: Ulf Sauerbrey, M.A. Referentinnen: Marie-Christin Schulz, Sissy Unger, Nancy Winkler Datum: 13.10.2011. Pädagogische Problemstellungen.

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Erziehungsmomente I

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Presentation Transcript


  1. Erziehungsmomente I Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Bildung und Kultur Blockseminar Erz 8: Pädagogik bei Janusz Korczak Dozent: Ulf Sauerbrey, M.A. Referentinnen: Marie-Christin Schulz, Sissy Unger, Nancy Winkler Datum: 13.10.2011

  2. Pädagogische Problemstellungen • Notiz: Ein Schüler hat keinen Federhalter. • Kommentar: Notieren, wie oft, und nicht mit übertriebener Mahnung reagieren, wie: „Du vergisst immer etwas“. – Am besten morgens vor der ersten Stunde notieren: Wer hat etwas vergessen? (Korczak 1996, S. 324)

  3. Pädagogische Problemstellungen • Notiz: Ruhe! – Wie oft muß ich das im Verlauf einer Stunde sagen? • Kommentar: Das kann verschieden sein: • a)des Lehrers Mahnung „Ruhe“ ist unnötig, weil Zucht (d.h. – die Faust) diese Ruhe erzwingt; • b) man kann oft ohne Überzeugung erfolglos wiederholen: „Ruhe“; • c) man kann den Lärm tolerieren – gleichzeitig auf Unterricht verzichten; • d)man kann sich mit den Kindern einigen. Also: absolute Stille oder relative Stille. – Was unterbricht die Stille? Fragen, Bitten, Ermahnungen, ungebetene Antworten, Lachen, Unterhaltungen mit dem Banknachbarn? – Wann und in welchem Maße läßt du das zu? Nach Lust und Laune oder nach bestimmten Kriterien? Legst du solche zugrunde, mußt du bei den Kindern dafür Verständnis wecken. (Korczak 1996, S. 325)

  4. Pädagogische Grundbegriffe • Notiz: Ruhe! – Wie oft muß ich das im Verlauf einer Stunde sagen? • Kommentar: Das kann verschieden sein: • a)des Lehrers Mahnung „Ruhe“ ist unnötig, weil Zucht (d.h. – die Faust) diese Ruhe erzwingt; • b) man kann oft ohne Überzeugungerfolglos wiederholen: „Ruhe“; • c) man kann den Lärm tolerieren – gleichzeitig auf Unterricht verzichten; • d)man kann sich mit den Kindern einigen. Also: absolute Stille oder relative Stille. – Was unterbricht die Stille? Fragen, Bitten, Ermahnungen, ungebetene Antworten, Lachen, Unterhaltungen mit dem Banknachbarn? – Wann und in welchem Maße läßt du das zu? Nach Lust und Laune oder nach bestimmten Kriterien? Legst du solche zugrunde, mußt du bei den Kindern dafür Verständnis wecken. (Korczak 1996, S. 325)

  5. Pädagogische Problemstellungen • Notiz: Unsichere und zögernde Antworten auf die leichtesten Fragen. • Kommentar: Nur selten läuft dies ohne eine Bemerkung des Lehrers ab, selbst bei richtiger Antwort des Schülers. – Schneller – langsamer – lauter – noch einmal – gut – weiter. „ Es waren dreie Jungen.“ „Nicht dreie, sondern drei.“ Der Schüler weiß nicht immer, ob er falsch gezählt oder ob er sich falsch ausgedrückt hat. Man entwickelt ein Gespür für Fehler, ein Gefühl für falsche Antworten. Wie unerträglich ist jegliche Arbeit, wie unmöglich jede geistige Anstrengung, wenn dir jemand „über die Schulter schaut“, dich striezt – dich stört. Zum Beispiel: Lehrer: „Also wie viel Pfund blieben ihm übrig?“ Schüler: „Fünf.“ Lehrer: „Im ganzen Satz!“ Schüler (rät): „Sechs.“ Vielleicht sollte man ihn – erst ausreden lassen und dann verbessern? – Eine wichtige Frage. (Korczak 1996, S. 325)

  6. Pädagogische Problemstellungen • ACHTUNG. Ein Kind vier Stunden auf einer unbequemen, nicht-maßgerechten Bank sitzen zu lassen – ist keine geringere Tortur, als es vier Stunden lang in unbequemen, engen Schuhen gehen zu lassen. (Korczak 1996, S. 326)

  7. Pädagogische Problemstellungen • Notiz: Wer in der Nähe des Balkons sitzt, der friert (es zieht dort). • Kommentar: Das stört die Aufmerksamkeit. (…) • Notiz: • Einem Schüler tut irgendetwas im Mund weh – er bewegt ihn ständig – vielleicht wackelt ein Zahn? • Kommentar: • Ein Faktor, der die Aufmerksamkeit beeinträchtigt. • Notiz: • Das Schatzkästchen der Schülertasche – ist der Federkasten. • Kommentar: • (…) Der Inhalt des Federkastens lenkt ebenfalls ab. (…) (Korczak 1996, S. 326-327)

  8. Pädagogische Problemstellungen • Notiz: Der Schüler kann etwas nicht – soll man ihn trotzdem fragen? • Kommentar: Das Kind hat aus dem Unterricht nichts behalten – deutsche Vokabeln. Könnte man sein Benehmen bildlich festhalten! Stumpfsinniger Blick, demütige Haltung, ein vages Lächeln; oder Zorn, unwillige Auflehnung in den zugekniffenen Augen, ein verräterisches Räuspern, stumme Bewegungen der Lippen (er weiß es, hat es nur vergessen – er weiß es, und gleich wird er es sagen – er weiß es nicht, warum kann er es nicht?). Und die Lehrerin fragt weiter. Das grenzt an Folter, läßt unangenehme Eindrücke zurück. (Korczak 1996, S. 328)

  9. Pädagogische Grundbegriffe • Notiz: Der Schüler kann etwas nicht – soll man ihn trotzdem fragen? • Kommentar: Das Kind hat aus dem Unterricht nichts behalten – deutsche Vokabeln. Könnte man sein Benehmen bildlich festhalten! Stumpfsinniger Blick, demütige Haltung, ein vages Lächeln; oder Zorn, unwillige Auflehnung in den zugekniffenen Augen, ein verräterisches Räuspern, stumme Bewegungen der Lippen (er weiß es, hat es nur vergessen – er weiß es, und gleich wird er es sagen – er weiß es nicht, warum kann er es nicht?). Und die Lehrerin fragt weiter. Das grenzt an Folter, läßt unangenehme Eindrücke zurück. (Korczak 1996, S. 328)

  10. Pädagogische Problemstellungen • Notiz: Wladzia meldet sich. (Mir kommt ein flüchtiger Gedanke, es nicht zu notieren – weil dies die zuvor gewonnene Erkenntnis zerstören würde.) • Kommentar: Nur widerwillig habe ich notiert, daßWladzia – ein Luftikus, ein Irrwisch – etwas sagen will. – Wieso eigentlich? – Weil das meinem negativen Eindruck von ihr als Schülerin widerspricht; dabei sollte ich doch diese Tatsache freudig begrüßen und sie genau notieren. – Die Wladzia, die ich haben möchte, sollte sich nicht melden; sie sollte froh sein, daß man sie in Ruhe lässt, daß man von ihr nicht verlangt zu antworten. – Mein Vergehen ist es eben, daß ich will, daß sie so ist, wie ich sie eingestuft habe. – Dabei sollte ich sie so sehen, wie sie ist, sollte versuchen, so viele und so umfassende Erkenntnisse wie möglich über sie zu gewinnen. (…) (Korczak 1996, S. 329-330)

  11. Pädagogische Problemstellungen • Helcia bei den Buchstaben – Träume von der Nacht – ich bin beim Tischchen, sie wendet sich an Frau N. Sie wühlt in den Buchstaben: „Ist das gut?“ „Nein!“ (Wie sehr doch die Kinder demoralisiert sind durch die Bewunderung der Erwachsenen!) Zu mir: „So legt man sie doch, oder?“ „Nein.“ (…) Sie will es sich nicht zeigen lassen. (…) Frau N. zeigt, wie man die Buchstaben zusammensetzt – Helcia schaut nicht hin: Sie will zaubern, befehlen, nicht arbeiten. (Korczak 1996, S. 342-343)

  12. Pädagogische Problemstellungen • Helcia bei den Buchstaben – Träume von der Nacht – ich bin beim Tischchen, sie wendet sich an Frau N. Sie wühlt in den Buchstaben: „Ist das gut?“ „Nein!“ (Wie sehr doch die Kinder demoralisiert sind durch die Bewunderung der Erwachsenen!) Zu mir: „So legt man sie doch, oder?“ „Nein.“ (…) Sie will es sich nicht zeigen lassen. (…) Frau N. zeigt, wie man die Buchstaben zusammensetzt – Helcia schaut nicht hin: Sie will zaubern, befehlen, nicht arbeiten. (Korczak 1996, S. 342-343)

  13. Pädagogische Problemstellungen • Sie zeichnet eine Ente (wie eine Dreijährige). Kühl, ohne großen Eifer; ich muß zugeben, sie ist gelungen. „Können Sie das auch?“ „Ja.“ Sie schaut verwundert; zeichnet. (…) • Kommentar: (S.347) Ein Dreijähriger schmiert etwas aufs Papier: „Das ist ein Pferdchen.“ Der Onkel verwundert: Was für ein schönes Pferd, er könne das so nicht. (Korczak 1996, S. 343,347)

  14. Pädagogische Problemstellungen • Sie sagt, ich soll etwas aus Gold oder aus Papier machen. Ich schneide es aus, so wie sie sagt. Es bleibt ein Blatt Papier mit zwei Löchern. Sie legt sich das Papier aufs Gesicht und versucht, mich zu erschrecken. (Sie wartet auf ein: Oh, ich habe Angst, oh, ich muß mich verstecken.) Aber ich reagiere nicht. „Ist das zum Fürchten?“ „Nein.“ Sie verzieht das Gesicht. • Kommentar: (S. 349) Ich glaube, Helcia beginnt zu verstehen, daß zu Hause gescherzt, gespielt, geflunkert und gelogen wird; daß alles völlig anders ist als sie meinte. Sie hat Angst, aber das neue Leben zieht sie an – das wirkliche Leben, welches Anstrengung und Kraft kostet, wo persönliche Verdienste und nicht - Anmut ihren Wert haben, wo es mehr gleichgültige Blicke gibt als Lächeln, mehr Schlingen als hilfreiche Arme. Das Elternhaus hilft ihr nicht – es stört. (Korczak 1996, S. 345,349)

  15. Pädagogische Problemstellungen • Ich gehe für einen Moment zu Krysia, die etwas klebt. Helcia kommt hinzu - zieht mich weg (Eifersucht). (Korczak 1996, S. 344)

  16. Pädagogische Problemstellungen • Die Kreide war runtergefallen – sie ist zerbrochen. Sie schaut verwundert, schreibt mit einem Stückchen etwas an die Tafel, wirft es dann absichtlich runter und schaut (Experim.). • Kommentar: (S.348) Helcia hatte nicht erwartet, daß die Kreide beim Runterfallen zerbricht. (…) Helcia probiert vorsichtig: Die Kreide schreibt wie vorher. Sie wirft sie noch einmal runter: Was passiert? Jetzt weiß sie es – sie weiß es für ihr ganzes Leben. (Korczak 1996, S. 344 - 345)

  17. Pädagogische Problemstellungen „Was ist das?“ „Eine Brille.“ „Wozu?“ „Damit man besser sehen kann.“ „Und das, wozu ist das?“ „Das ist nötig, damit es besser hält.“ „Kann man nicht mit Nägeln?“ „Mit Nägeln würde es weh tun.“ Ich nehme die Brille ab, zeige sie. • Kommentar: (S. 348 - 349) Wenn man sich darüber lustig macht, daß ein Kind so etwas nicht weiß, tötet man in ihm den Willen, es in Erfahrung zu bringen. (…) Hauptsache, man lacht nicht über sie. Wer über ein dreijähriges Kind lacht, weil es die Brillengläser mit Nägeln an die Augen nageln will – ist ein Lump, ein Sittenverderber. (Korczak 1996, S. 345,348-349)

  18. Pädagogische Problemstellungen • Neben den Kindern, die zu spät kommen, sollte man auch die für die Schule unbequemen ermahnen, die viel zu früh kommen. (Korczak 1996, S. 328)

  19. Pädagogische Problemstellungen • Neben den Kindern, die zu spät kommen, sollte man auch die für die Schule unbequemen ermahnen, die viel zu früh kommen. • Was meint Ihr dazu? (Korczak 1996, S. 328)

  20. Literaturangabe • Korczak, Janusz (1996): Sämtliche Werke, Bd. 4, Gütersloh : Gütersloher Verlagshaus.

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