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Dr. Sabina Enzelberger WS 2008/09

Dr. Sabina Enzelberger WS 2008/09. Die historische Entwicklung westlicher Gesellschaften von der vorindustriellen Agrargesellschaft über die moderne Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft I. Teil: Vom Agrar- zum Industriestaat. Definitionen – Gesellschaft . Gesellschaft

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Dr. Sabina Enzelberger WS 2008/09

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  1. Dr. Sabina EnzelbergerWS 2008/09 Die historische Entwicklung westlicher Gesellschaften von der vorindustriellen Agrargesellschaft über die moderne Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft I. Teil: Vom Agrar- zum Industriestaat

  2. Definitionen – Gesellschaft • Gesellschaft • Sozialstruktur • Sozialer Wandel • Modernisierung

  3. Definitionen - Gesellschaft ENDRUWEIT: „eine räumlich, zeitlich oder sozial begrenzte und zugleich geordnete Menge von Individuen, die in direkten wie indirekten Wechselbeziehungen verbunden sind …“ SCHÄFERS: „Organisationsform des menschlichen Zusammenlebens“.

  4. Definitionen – Sozialstruktur Struktur (lat. struere = aufbauen, ordnen): Aufbau, innere Gefüge eines Phänomens bzw. die Untergliederung einer Erscheinung in verschiedene Elemente. Ganz allgemein meint Sozialstruktur die „Struktur einer Gesellschaft“:

  5. Definitionen – Sozialstruktur HRADIL: „Gesamtheit der relativ dauerhaften sozialen Gebilde (Gruppie-rungen, Institutionen, Organisationen) einer Gesellschaft, der sozialen Beziehungen und Wirkungszusammenhänge innerhalb und zwischen diesen Gebilden sowie deren Grundlagen“. (HRADIL) Soziale Gebilde: Soziale Schichten, Familien, Betriebe, Recht, Wirtschaftsord-nungen

  6. Definitionen – Sozialstruktur GEISSLER: Die Sozialstrukturanalyse zergliedert die Gesellschaft in ihre relevanten Elemente und Teilbereiche und untersucht die zwi- schen den Einzelelementen bestehenden relativ dauerhaften Wechselbeziehungen und Wirkungszusammenhänge.

  7. Definitionen – Sozialstruktur • ENDRUWEIT: • Sozialstruktur als soziodemografische Grundgliederung der Bevölkerung: • Altersstruktur • Geschlechtsstruktur • Haushaltsstruktur • sozialstatistische Aspekt der Klassifikation

  8. Definitionen – Sozialstruktur • ENDRUWEIT: • b) Sozialstruktur als Grundgliederung der Bevölkerung • - nach der Verteilung zentraler Ressourcen • - Bildungsstruktur • - Berufsstruktur • - Einkommensstruktur bzw. • - als Zusammenfassung dieser Gliederungen in eine • Aufteilung nach Ständen, Schichten, Klassen, Lagen (oder • Sozialmilieus und Lebensstile) • Gleichsetzung von sozialer Schichtung und Sozialstruktur •  sozioökonomische Klassifikation

  9. Definitionen – Sozialstruktur ENDRUWEIT: c) Sozialstruktur als zusammenfassende Charakterisierung einer bestimmten Gesellschaftsform über die Zusammenfassung von spezifischen Einzelbefunden wird eine konkrete historische Gesellschaftsform mit einem einzigen Begriff typisiert - Risikogesellschaft - Multikulturelle Gesellschaft - vorindustrielle Agrargesellschaft - Industriegesellschaft - nachindustrielle Dienstleistungsgesellschaft

  10. Definitionen – Sozialer Wandel HRADIL: Nachhaltige und verbreitete Veränderung sozialer Strukturen (Strukturwandel) Sozialstruktur: stabilen Muster der Gesellschaft Sozialer Wandel: dynamischen Aspekte einer Gesellschaft.

  11. Definitionen – Modernisierung • ZAPF/ENDRUWEIT: • Die Modernisierung bzw. die Entwicklung zur modernen Gesellschaften vollzieht sich in den letzten 250 Jahren in • -Stadien der wirtschaftlichen Entwicklung (Industrialisierung) • - Stadien der politischen Entwicklung (Demokratisierung) • - weiterenkulturellen und individuellen Veränderungen • (Rationalisierung, Säkularisierung, Emanzipation, Pluralisierung der • Lebensformen, Individualisierung)

  12. Definitionen – Modernisierung BENDIX: „Unter Modernisierung verstehe ich einen Typus des sozialen Wandels, der seinen Ursprung in der englischen industriellen Revolution von 1760-1830 und in der politischen Französischen Revolution von 1789-1794 hat. (…) Modernisierung (…) besteht im wirtschaftlichen und politischen Fortschritt einiger Pioniergesellschaften und den darauf folgenden Wandlungsprozessen der Nachzügler.“ Industrialisierung und Demokratisierung sind die beiden zentralen Prozesse der Modernisierung.

  13. Definitionen – Modernisierung Zumeist meint Modernisierung die Entwicklung in 3 Phasen 1. vormoderne einfache und arme Agrargesellschaft 2. moderne komplexe, differenzierte und reiche Industriegesellschaft 3. postindustriellen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft mit je typischer Ausformung der Sozialstruktur und der Arbeits- und Lebensverhältnisse.

  14. I. 2. Die vorindustrielle feudale Agrargesellschaft Struktur der Gesellschaft: • Vorwiegend agrarischer Charakter • Ständische Struktur • Zentrale Stellung von meist geheiligten Traditionen • Kirchliche Vormundschaft über kulturelle Normen, Lebensanschauung und -führung

  15. a) Agrarische Charakter(bis 2. Hälfte des 18. Jh.s) • 85-90% in Landwirtschaft tätig, in ländlichen Siedlungen lebend • Kleine Städte • V. a. Ackerbürgerstädte

  16. a) Agrarische Charakter(bis 2. Hälfte des 18. Jh.s) • Agrarische Charakter betrifft auch: • Kultur • Lebenshorizonte und -führung • Wirtschaftsdenken (Haus- und Subsistenzwirtschaft) • Familienformen • Erziehungspraktiken • Berufsgliederung und -ausbildung • politische und religiöse Deutungen

  17. b) Ständische Gesellschaftsordnung Ständegliederung bestimmt die Sozialstruktur der feudalen Agrargesellschaft: FRAGE: Besonderheiten im Vergleich zur modernen Sozialstruktur einer Industrie- bzw. Dienstleistungsgesellschaft?

  18. b) Ständische Gesellschaftsordnung Feudalismus (lat. feudum = Lehngut): • Form der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und recht-lichen Gesellschaftsordnung in West- und Mitteleuropa seit dem Frühmittelalter • Grundelement: Lehnswesen

  19. b) Ständische Gesellschaftsordnung • Sozialstruktur: differenzierte Lehenspyramide • König • Adlige Oberschicht als Kronvasalle • After- bzw. Untervasalle • Bauern: • Zins und Abgaben an Grundherren (Naturalien, Fron-, Kriegsdienste) • Persönliche Abhängigkeit, Treueid

  20. b) Ständische Gesellschaftsordnung Stände: „Relativ scharf umrissene, durch Tradition, Sitte und Recht festgelegte soziale Gruppen. Die durch Geburt – oder auch seltener durch Verdienst (Ministeriale) – erworbene Standeszugehörigkeit ist mit bestimmten Verpflichtungen, Privilegien oder Benachteiligungen verbunden, die die gesamte Lebensführung umgreifen. Von ihr hängen Ansehen und ‚Ehre’ ab; sie verpflichtet zu bestimmten Berufen und regelt die berufliche Tätigkeit; sie schreibt einen ‚standesgemäßen’ Lebensstil, die Formen der Geselligkeit und die Erziehung der Kinder vor; sie greift in die Wahl des Ehepartners und in das Religiöse ein und bestimmt die politischen Rechte.“ (Geißler 2006, S. 27)

  21. b) Ständische Gesellschaftsordnung Wechsel zwischen den Ständen nicht von persönli-cher Entscheidung, Ausbildung oder Leistung des einzelnen Individuums abhängig Abstammungsgesellschaft statt Leistungsgesell-schaft

  22. Ländliche Sozialstruktur • Adel (1,5-2% der Bevölkerung) • Geistlichkeit bzw. Klerus • Bauern (85-90% der Bevölkerung) • Unterbäuerliche Schichten • Heimarbeiter • Tagewerker, Tagelöhner • kleine Katenbesitzer • Vagabunden, Bettler

  23. Hradil 2001

  24. Städtische Sozialstruktur Vorbereitung der Modernisierung durch die politi-schen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in der Stadt: • Bürgerlich-rechtliche Freiheit (Stadtluft macht frei) • Berufsverbände (Zünfte, Gilden) • Ausgeprägter Erwerbssinn • Funktionsdifferenzierte Einrichtungen (Ämter, Schulen, spezialisierte Handwerker, Händler) • Güter- und Leistungsmärkte • Zweckrationale, anonyme und sachliche Sozialbeziehungen • Individuelle Unabhängigkeit

  25. Städtische Sozialstruktur • Patrizier • Adlige und geistliche Stadtherren und ihre Ministeriale • Fernhandelskaufleute (Magistrat) • freie Grund- und Hausbesitzer • Bürger • Handwerker (z.T. über 50% der Erwerbstätigen) • Einzelhändler • Städtische Beamte • Ackerbürger • Unterbürgerliche Schichten • Sondergruppen • Geistlichen • Juden

  26. Hradil 2001

  27. Quelle Hradil 2001

  28. Ständische Sozialstruktur Leben der Individuen kontrolliert durch • Grundherrschaft • Ständische Unterschiede • Stadt- und Dorfgemeinde • Familie

  29. c) Zentrale Stellung der Traditionen

  30. d) Kirchliche Vormacht

  31. Vergleich mit der gegenwärtigen Gesellschaft • Immobilität • Statik • Fehlende Individualisierung FRAGE: Wann beginnt Prozess der Individualisierung?

  32. Politische Macht im Feudalismus • Das Recht, im Staat zu regieren, war auf den Adel - in manchen Ländern nur auf den absoluten König - beschränkt • England: • Absolutismus durch Revolution unter O. Cromwell (1649) verhindert • Glorreiche Revolution (1688/89): Königsmacht durch Parlament begrenzt • Regierung: König, Adel, Teile des städtischen Großbürgertums

  33. Politische Macht im Feudalismus • Frankreich: • Absolutismus seit (1614) • Höhepunkt 1661-1715 unter Ludwig XIV • Ende 1789 mit Französischen Revolution

  34. I.3 Die Französische Revolution und Auf- lösung der Ständischen Gesellschaft • Aufhebung • der Steuerfreiheit des Adels • des Erbadels • der Leibeigenschaft • der Frondienste der Bauern • des geistlichen Zehnten • der Zünfte • Einziehung der Kirchengüter (Verwendung als Nationalgüter) • Ende des Absolutismus (Ancien Regime) • Beseitigung der politischen und sozialen Macht des Adels

  35. Die Französische Revolution • Deklaration/Verankerung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 • Prinzipien des modernen liberalen westlichen Verfassungsstaates • Freiheit und Rechtsgleichheit

  36. Die Französische Revolution • Beginn des modernen Prozesses der Demokratisierung • Verfassungsgebende Nationalversammlung • Beseitigung der feudalen Standesrechte • 1792 Republik • Demokratische Prinzipien in Verfassung • Abschaffung des Zensuswahlrechts

  37. Die Französische Revolution • Auflösung der ständischen Sozialordnung! • Begründung bürgerlichen Zeitalters (1789-1918)!

  38. I.3 Die Französische Revolution Weg in die moderne Gesellschaft: • Voraussetzungen für freie Marktwirtschaft/ Industrialisierung • Eröffnung des Weges von der Agrar- zur Industrie- gesellschaft • Demokratisierung der Gesellschaft

  39. I.3 Die Französische Revolution und Deutschland • Preußischen Staats- und Verwaltungsreformen (1808-1812): • Aufhebung aller Privilegien und innerer Schranken • Staatsbürgerliche Gleichheit • Einheitliches Recht (Code Napoléon 1804) • Motive: • Aufbrechen der ineffektiven Strukturen des absolutistischen Staates mit Ziel des Wiederaufstieg des preußischen Staates zur Großmacht nach der Niederlage Preußens (Schlacht Jena und Auerstedt 1806) • Mitwirkungsmöglichkeiten für Staatsbürger (nicht mehr Untertanen) zur Gewinnung für den Befreiungskrieg

  40. I.3 Die Französische Revolution und Deutschland • Die Liberalisierung der preußischen Wirtschaft: • Bauernbefreiung • (ländliche) Gewerbefreiheit • Aufhebung der ständischen Zunftverfassung • Säkularisierung des Kirchengutes • Judenemanzipation • Wirtschaftsliberalismus (ADAM SMITH, 1723-1790) • zur Stärkung der wirtschaftlichen Potenz Aufstieg des Bürgertums

  41. I.4 Die Entstehung der Industrie- gesellschaft im 19. Jh.

  42. Begriff „Industriegesellschaft“ HENRI DE SAINT-SIMON (1760-1825): Neue industrielleProduktionsweise als wesentliches Merkmal: Methodisch-systematische Anwendung technischen Wissens auf die Güterproduktion Erhöhung von Präzision und Effizienz

  43. Begriff „Industriegesellschaft“ R. GEISSLER 2006: Erweiterter Begriff Nicht nur auf neue maschinen-orientierte Produktion von Massengütern in arbeitsteiligen Großbetrieben bezogen, sondern auch auf die durch den technisch-ökonomischen Wandel hervorgerufenen sozialen, kulturellen, politischen Veränderungen in den außerökonomischen Bereichen (Familien, Erziehung, Ausbildung, Berufsgliederungen, Ideologien und Sozialstruktur).

  44. 1.4.1 Der technisch-ökonomische Wandel Vorformen der industriellen Produktionsweise • Das Verlagssystem • Die Manufaktur Fehlen des entscheidenden Elements der industriellen Produktionsweise: Einsatz von Maschinensystemen als Schlüsseltechnologie der Industrialisierung

  45. Verlagswesen

  46. 1.4.1 Der technisch-ökonomische Wandel Vorformen der industriellen Produktionsweise • Das Verlagssystem • Die Manufaktur Fehlen des entscheidenden Elements der industriellen Produktionsweise: Einsatz von Maschinensystemen als Schlüsseltechnologie der Industrialisierung

  47. Entwicklungen im Zeitalter atemberaubender technischer Innovation • 1705: Dampfmaschine von Newcomen • 1762-1775:Verbesserungen der Dampfmaschine durch James Watt • 1765: "Spinning Jenny" (v. engine), Spinnmaschine v. J. HARGREAVES • 1769: Baumwollspinnmaschine von ARKWRIGHT (Beginn maschineller Garnproduktion in England) • 1779: Mule (Maultier) - Spinnmaschine von CROMPTON (Universalmaschine, die feine bis grobe Garne herstellte) • 1784: Puddelverfahren bei Eisengewinnung von CORTE • 1784: Mechanischer Webstuhl von CARTWRIGHT (mit Dampfmaschine motorisiert) • 1792: "Cotton Gin", Baumwollreinigungsmaschine von Whitney in USA • 1800: Drehbank von MAUDSLEY

  48. Begriff „Industrielle Revolution“ ARNOLD TOYNBEE (1889-1975) bezogen auf die bisher nicht gekannte Geschwindigkeit und Radikalität der wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen im Zuge der technischen Umwälzungen (Chemie-, Optik- und Elektrizitätsbereich) P. A. SOROKIN (1889-1968): Zahl der Erfindungen zwischen 1700 und 1900 übersteigt um das Sechsfache die Zahl der Erfindungen der 1.700 Jahre vorher.

  49. Neue Merkmale der industriellen Technik? • Neue Apparate und Maschinen: Kokshochöfen und Dampf-maschine • Neue Energiegewinnung und -produktion • Neue Apparaturensysteme • Verwissenschaftlichung der Technik • Moderne Organisation der Arbeit und Produktion

  50. Taylorismus – FREDERICK WINSLOW TAYLOR 1856-1915 Ziel: • Rationalität • Effektivität • Produktivität Zielereichung durch: • System der wissenschaftlichen Erfassung und Gliederung der Arbeitsabläufe mittels Zeitstudien( Standardisierung)

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