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Gewalt im Nahraum

08.Juni 2007. Gewalt im Nahraum. 2. Gruppe 1. Formen der psychischen und k

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Gewalt im Nahraum

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Presentation Transcript


    1. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 1 Gewalt im Nahraum Paula Krger Sabine Leisner Julia Gerlach Barbara Lwer Annekathrin Schmidt Pinar Kckbalaban

    2. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 2 Gruppe 1 Formen der psychischen und krperlichen Gewalt in Paarbeziehungen; Gewalt in Familien, husliche Gewalt Phnomene; Bestandsaufnahme Forschungsstand zu Gewalt in Paarbeziehungen

    3. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 3 Themen Definition - Gewalt Husliche Gewalt Gewalt in Paarbeziehungen Frau als Opfer Mann als Opfer Gewalt gegen Kinder Gewalt gegen Eltern Gewalt gegen Alte

    4. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 4

    5. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 5 Problematik: extrem umfangreiches Phnomen Vielzahl von Institutionen und wissenschaftlichen Teilbereiche beschftigen sich mit dem Thema Gewalt: Psychologie Soziologie Kriminologie Definition Gewalt

    6. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 6 Definition Gewalt Gruppenarbeit Aufschlsseln unterschiedlicher Definitionen Vorstellen der Definition + kurze Erluterung Werten in Bezug auf die Dimensionen: Verwendbarkeit Akzeptanz Klarheit Wird es dem Phnomen Gewalt gerecht? Diskurs

    7. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 7 Violence is an act carried out with the intention of, or perceived as having the intention of, physically hurting another person. (Gelles und Straus, 1979) Definition Gewalt

    8. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 8 ausgebte oder glaubwrdig angedrohte physische Aggressionen, mit denen einem angezielten Objekt etwas gegen dessen Bedrfnisse, gegen dessen Willen geschieht; und nur jene Aggressionen, die mit relativer Macht einhergehen, sollen als Gewalt gelten. (Lsel, Selg und Schneider, 1990, S. 10) Definition Gewalt

    9. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 9 The term `violence`is reserved for more extreme forms of aggressive behavior that are likely to cause significant injuries to the victim. (Magargee 1982, S.85) Definition Gewalt

    10. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 10 Definition Gewalt Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung... Gewalt ist das, was den Abstand zwischen dem Potentiellen und dem Aktuellen vergrert oder die Verringerung dieses Abstandes erschwert. (Galtung, 1975; S. 9, zit. nach Appelt et al., 2001, S. 385)

    11. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 11 Definition Gewalt No definition of violence has ever proved completely successful. Although everyone knows what violence isno one has ever been able to define it adequately.

    12. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 12 Formen der Gewalt Physische Gewalt alle Formen von Ttlichkeiten Bsp.: Stoen, Schlagen, Boxen,Treten mit Gegenstnden werfen an den Haaren ziehe mit den Fusten prgeln mit dem Kopf gegen die Wand schlagen mit Zigaretten verbrennen Prgeln mit Gegenstnden Attacken mit Waffen; Mordversuch oder Mord

    13. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 13 Psychische Gewalt Bsp.: Belstigung und Terror beleidigende uerungen Lcherlichmachen in der ffentlichkeit Beschimpfungen, Abwertungen und Diffamierungen Entziehung von Anerkennung und Zuwendung Isolation von Bekannten, Verwandten und Freunden Formen der Gewalt

    14. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 14 Sexuelle Gewalt alle sexuellen Handlungen, die aufgedrngt oder erzwungen werden Angriffe gegen die sexuelle Selbstbestimmung Bsp.: sexuelle Belstigung sexuelle Ntigung sexueller Missbrauch Vergewaltigung Formen der Gewalt

    15. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 15 konomische Gewalt: Herstellung und Aufrechterhaltung einer konomischen Abhngigkeit Bsp.: Alleinige Verfgungsmacht ber finanzielle Ressourcen durch einen Partner Beschlagnahmung des Lohnes Kontrolle der Verwendung des Einkommens (Taschengeld) Arbeitsverbote Zwang zur Arbeit Formen der Gewalt

    16. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 16 Frau als Opfer Pinar Kckbalaban

    17. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 17 Gliederung Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch: Beschreibung des Missbrauchsverhaltens des Intimpartners Spezifischen Episoden des Missbrauchs bersicht ber Verlauf der Episoden. Bsp. krperlicher und sexueller Missbrauch) Wahrnehmung und Einstellung der misshandelten Frau zum Missbrauch Andere Situationen, in denen die betroffene Frau Opfer war Untersuchungstechniken Unstrukturierter Interview Strukturierte Interview Fragebogentechniken

    18. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 18 Definition Episode: Zeitraum, der mit einem unmerklichem Geschehen des Missbrauchs beginnt und indem der Tter sein Opfer whrend der ganzen Zeit aktiv unter Kontrolle hlt

    19. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 19 Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch Spezifische Episoden des Missbrauchs: Beschaffenheit der Missbrauchshandlung Schweregrad des Missbrauchsverhaltens Schweregrad der Verletzung Vorkommenshufigkeit des spezifischen Missbrauchsverhaltens Dauer der spezifischen Missbrauchsepisode

    20. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 20 bersicht ber den Verlauf der Episoden: Gesamtzahl der Missbrauchsepisoden Zeitliche Dauer von der ersten bis zur zuletzt vorgefallenen Episode Status der Beziehung zu Beginn jeder Art von Missbrauch Hchster Schweregrad des Missbrauchsverhallens Hchster Schweregrad der Verletzung Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch

    21. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 21 Missbrauch whrend spezifischen Episoden Krperlicher Missbrauch Definition: jedes Verhalten, bei dem der Krper eines Menschen absichtlich so auf den Krper eines anderen Menschen einwirkt, dass dieser Gefahr luft, krperlich verletzt zu werden, selbst wenn es im realen Fall zu keiner Verletzung fhrt. Beispiele: Schlagen Boxen Stoen Ohrfeigen oder die Anwendung einer Waffe/ eines Gegenstand um zu verletzen

    22. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 22 Feststellung des Ausma der Verletzungen mit Hilfe folgender Auswertungen: Art der Verletzung (z.B. Platzwunden, Blutergsse, Brche/Verrenkungen, innere Verletzungen, Verbrennungen, Vergiftungen, Kopfverletzungen) Grad und Ausma der beeintrchtigten Funktion (krperlich, beruflich, sozial) Dauerhafte Folgen Missbrauch whrend spezifischen Episoden Krperlicher Missbrauch

    23. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 23 Missbrauch whrend spezifischen Episoden Sexueller Missbrauch Definition: dem krperlichen Missbrauch zuzuordnen jede unerwnschte sexuelle Handlung mangelnde Zustimmung, Gewaltanwendung/Androhung von Gewalt und sexuelle Penetration 4 Arten von Zwang bei Vergewaltigung in der Ehe Offene Gewaltandrohung Versteckte Gewaltandrohung (z.B. Blicke oder Gesten) Unter Druck setzen mit Hilfe sozialer Zwnge (z.B. sexuelle Rollenvorstellungen) Androhung von unangenehmen Konsequenzen, aufgrund seiner berlegenen Position und seines wirtschaftlichen bergewichts (z.B. verlassen, auereheliche Affren, finanziell unter Kontrolle halten)

    24. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 24 Schweregrad des sexuellen Missbrauchs: Sexuelle missbrauchende Handlung selbst Krperliche Folgen, die daraus resultieren z.B. Geschlechtskrankheiten, unerwnschte Schwangerschaft, Gefhrdung des Ftus,Unfruchtbarkeit Missbrauch whrend spezifischen Episoden Sexueller Missbrauch

    25. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 25 Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch Wahrnehmung und Einstellung der misshandelten Frau zum Missbrauch Engeschtzung des Schweregrads des in der Vergangenheit erlittenen Missbrauchs Erwartung weiteren Missbrauchs Erwartung von mglicherweise tdlicher Gewaltanwendung Angenommene Ursache fr den Missbrauch Vermutete Motivation des Tters, wenn das Opfer die Ursachen fr den Missbrauch beim Tter sieht

    26. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 26 Einschtzung des eigenen Erfolgs bezglich der Absicherungsmanahmen Zuschreibung der Verantwortung fr die Sicherheit der misshandelten Frau Kontext, aus dem wir die Bedeutung des Missbrauchserlebnisses fr das Opfer verstehen knnen Von Nutzen ist der Vergleich des Rahmens des Missbrauchs mit der Hergangbeschreibung (z.B. Verharmlosung / dramatischere Schilderung des Opfers) Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch

    27. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 27 Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch Andere Situationen, in denen die betroffene Frau Opfer war Wurde bereits frher Opfer (z.B. einer Vergewaltigung, Missbrauch in der Kindheit) Gleichzeitig bestehen Situationen als Opfer (z.B. sexuelle Belstigung durch gegenwrtigen Arbeitgeber) Notwendig fr Vollstndiges Gesamtprofil des Opfers Bsp.: Familien, in denen ein Kind Opfer eines Inzests geworden war (Truesdell, Mc Neil und Deschner, 1986): 73% der Mtter min. selbst einmal krperlich misshandelt worden 23% Schweregrad als lebensbedrohlich Kindliches Opfer meist auch Augenzeuge eines Missbrauchs Notwendigkeit der Forschung weitere Formen des Missbrauchs gegen sie und die brigen Familienmitglieder

    28. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 28 Untersuchungstechniken Unstrukturiertes Interview Durchfhrung: Opfer wird eingeladen ihr Missbrauch zu schildern Vorraussetzung fr den Erfolg: aktives Zuhren empathisches Eingehen auf das Gesagte Bereitschaft, den Bericht als wahr zu akzeptieren Vorteile: ermglicht Vergleich mit Informationen aus strukturiertem Interview bis zu welchem Grad sich das Opfer den Missbrauch selbst eingesteht

    29. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 29 Untersuchungstechniken Strukturiertes Interview/Szenario Methode Durchfhrung: Klient wird aufgefordert eine charakteristische, missbrauchende Interaktion so detailliert zu schildern, als wolle sie einen Filmscript fr eine bestimmte Szene schreiben. (z.B. der am krzesten zurckliegende Missbrauch, eine der schlimmsten M., der erste M.) Mglichst direkte und przise anleitende Fragen des Interviewers, damit so wenig wie mglich verharmlost wird Vorteile: durch die Darstellungen von Szene zu Szene werden Details, die sonst entfallen worden wren, aufgegriffen und das wirkliche Ausma des Missbrauchs kann nicht bagatellisiert oder verflscht werden

    30. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 30 Untersuchungstechniken Fragebogentechniken Conflict Tactics Scale (CTS; Straus, 1979) Abusive Behaviour Observation Checklist (ABOC) Auflistung: psychischer missbrauchender und manipulierender Verhaltensweisen krperlich und sexuell missbrauchender Verhaltensweisen Zusammenstellung mglicher Verletzungen Reihe von Fragen zu medizinischen Interventionen ABOC hat Items aus CTS bernommen, so dass mehrer Wertungen der CTS zu Forschungszwecken verglichen werden knnen

    31. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 31 Psychological maltreatment of Women Inventory, PMWI Messinstrument zur systematischen Bewertung psychischen Missbrauchs 58 Items, Fnf-Punkte Skala (niemals bis sehr hufig) 2 Subskalen (Dominanz-Isolation und emotional-verbal) sind von hoher Konsistenz Aber mssen weiterentwickelt werden: bertragbar gemacht werden auf ethnisch und kulturell unterschiedliche Populationen Untersuchungstechniken Fragebogentechniken

    32. Gewalt im Nahraum 32 Ein Indianer kennt keinen Schmerz Bist du ein Mann oder eine Maus? Nur Weicheier heulen! ...ein richtiger Kerl sein...

    33. Mann als Opfer Paula Krger

    34. Gewalt im Nahraum 34 Gliederung Mnner als Opfer von Gewalt (Vorkommen) Tabu -Thema? Warum? Schockierende Beispiele Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen (Fakten,Formen, Coping) Forschungsstand zu diesem Thema CTS und Kritik an dieser Methode Prventiv-Manahmen Kritik an der Thematisierung

    35. Gewalt im Nahraum 35 Mnner als Opfer von Gewalt --> Auf jede ermordete Frau kommen drei ermordete Mnner --> Mnner sind 85 % der Tatverdchtigen aber auch 65% der Opfer Mnner als Opfer sexueller Gewalt Mnner als Opfer in der Arbeitswelt Mnner als Opfer in Kriegen Mnner als Opfer im Gefngnis Mnner als Opfer von huslicher Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen

    36. Gewalt im Nahraum 36 Tabu - Thema? Warum? Rollenverteilung: Frauen:''Opfer'', von Natur aus friedliebend Mnner:''Tter'', Strke, berlegenheit,Unabhngigkeit Gewalt = Teil der Sozialisation Entweder ist jemand ein Opfer oder er ist ein Mann Emanzipation der Frauen (als Opfer) erst seit den 70igern.

    37. Gewalt im Nahraum 37 Fallbeispiele

    38. Gewalt im Nahraum 38 Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen Fakten: Beide Partner werden gleichhufig gewaltttig (Studien: Straus et.al 1986, Steinmetz 1977, Brush 1990,..)

    39. Gewalt im Nahraum 39 Fakten: Frauen initiieren Gewalt hnlich hufig wie Mnner

    40. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 40 Beziehung Anteil % Mnnlicher Tter, weibliches Opfer 78,9 Weibliche Tterin, mnnliches Opfer 12,8 Mnnlicher Tter, mnnliches Opfer 6,7 Weibliche Tterin, weibliches Opfer 1,5 Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen

    41. Gewalt im Nahraum 41 Formen: 1. Physische Gewalt gibt wenig Angaben darber Grnde: Schlge von Frauen oft noch nicht als Gewalt angesehen Alltagsbewusstsein sagt: Frauchenschlge nicht so schlimm wie Mnnergewalt ber Schge von Frau berichten = Mnnlicher Identittsverlust Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen

    42. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 42 2. Psychische Gewalt am hufigsten Bsp.: Krnkung Demtigung sexuelle Leistungskraft anzweifeln Folge: Erschtterung des Mann-Sein Drohen mit Bezieungsabbruch Von Kindern isolieren Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen

    43. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 43 3. Sexuelle Gewalt Kaum Berichte hierzu Grnde: Physiologie des Mannes und sein geringes Problembewusstsein fr diese Angelgenheit auf sexueller Ebene findet sich eher psychische Gewalt Druck nicht als ''schlechter Liebhaber'' darzustehen, deswegen auch oft unfreiwilliger Sex Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen

    44. Gewalt im Nahraum 44 Bewltigungsstrategien (coping): a Konsequenzen: Rache, Vergeltung und Verweigerung Trennung, Scheidung, Abbruch der Beziehung b Mobilisierung von Ressoucen Informelle (z.b. Freunde, Bekannte, Familie) Formelle (z.B. Polizei, Justizbehrde)

    45. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 45 Bewltigungsstrategien (coping) c Strategien der Normalisierung Normalisierung im engeren Sinne Bagatellisieren Rechtfertigen Entschuldigen Bilanzierung Problematisierung Hilflosigkeit (''battered husband syndrom'') Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen

    46. Gewalt im Nahraum 46 Angewandte Copingstrategien

    47. Gewalt im Nahraum 47 Forschungsstand Forschung zu 'Gewalt von Frauen' jetzt auf dem Stand wie 'Gewalt gegen Frauen' vor ca 30 Jahren Kaum Studien zu diesem Thema ? wenn dann zu ''Gewalt in Familien'', wo Frauengewalt vs. Mnnergewalt Ende 70iger Studie von Straus und Steinmetz mit Ergebnis Frauengewalt = Mnnergewalt Folge: Susanne Steinmetz mit ihrer Arbeit The Battered Husband (1977/1978)

    48. Gewalt im Nahraum 48 Forschungsstand im deutschsprachigen Raum nur 2 grere Studien Gemnden schrieb 1996 Dissertation zu diesem Thema Lediglich eine Untersuchung wo nur Mnner befragt wurden: von Rouse (1984): Befragung mit 55 Mnner 62,1% gaben an von Partnerin schonmal attakiert worden zu sein

    49. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 49 Mngel: Oft nur nach gegewrtiger Beziehung gefragt Viele Studien lieferten wiedersprchliche Ergebnisse aufgrund von unserschiedlichen Erhebungsmethoden. Forschungsstand

    50. Gewalt im Nahraum 50 CTS - Methode = Conflict Tactics Scales von Murray A. Straus 1972 entwickeltes Instrument zur systematischen Erfassung der von zwei Personen whrend eines Streites angewandten Taktiken Resultate, die regelmig mit dieser Methode erzielt werden belegen, dass Frauen und Mnner whrend eines Streits hnlich aggressiv reagieren Fragt nach einzelnen Ereignissen die Gewaltcharakter haben knnen

    51. Gewalt im Nahraum 51 Kritik an der CTS -Methode Zusammenhang der Gewalthandlung, Entstehung und Folgen nicht abgefragt kein kultureller Zusammenhang zur Gewaltausbung hergestellt Fragt nicht nach geschlechtsspezifischen Formen der Konflikte und nach komplexen Dynamik in Familie und ihrem sozialen Umfeld Interpretation ohne weitere Untersuchungen nicht zulssig

    52. Gewalt im Nahraum 52 Prventive Manahmen Ziel: Gewaltformen erkennen Beschreiben Betroffene ermutigen, darber zu sprechen Primrprvention: Wurzeln huslicher Gewalt liegen oft in der Ungleichheit der Geschlechter und im geschlechtspezifischen Rollenverstndnis von Paaren Konsequenz: traditionelle & polarisierenden geschlechtsspezifischen Zuschreibungen an Mann- und Frausein berwinden

    53. Gewalt im Nahraum 53 Prventive Manahmen Sekundrprvention: ambulante Elternberatung (weil oft mit ersten Kind viele Probleme) <<Home Visiting Programm>> (Godenzi) Initiative zur Beratung nicht Eltern berlassen flchendeckend und nicht problemgruppenorientiert

    54. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 54 Tertirprvention: Weiterbildung der Beratungsstellen Opferhilfestellen Sensibilisierung fr Problematik (Therapeuten, Polizei usw.) Bsp.: Schau hin ein Ratgeber im Umgang mit mnnlichen Opfern von Gewalt'' (Furrer et al. 2005) Prventive Manahmen

    55. Gewalt im Nahraum 55 Kritik an der Thematisierung Studien ber Polizeinotrufe, Strafanzeigen, Misshandlungs- und Ttungsdelikte zeigen weniger Gewalthandlungen an Mnnern als an Frauen. Frauen ben Gewalt vorwiegend zur Selbstverteidigung aus/ Mnner eher bei Besitzdenken und Eifersucht. Verletzungfolgen fr Frauen sind grer als fr Mnner, ebenso konomische und psychische Folgen.

    56. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 56 Gewalt von Mnnern gegen Frauen ist durch soziale Normen gebilligt ABER Gewalt von Frauen gegen Mnner = Versto gegen soziale Ordnung Battered Husband ? Battered Wife Syndrom Gefahr: Ausspielen Frauengewalt vs. Mnnergewalt CTS Methode ua. fallen zu Ungunsten der Frauen aus Kritik an der Thematisierung

    57. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 57 Gewalt gegen Kinder

    58. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 58 Gliederung 1. Krperliche Gewalt gegen Kinder Vernderungen elterlicher Erziehungspraktiken Schtteltrauma Mauern des Schweigens 2. Sexuelle Gewalt gegen Kinder Charakteristiken Motive/Vorraussetzungen fr sexuellen Missbrauch Folgen fr die Kinder

    59. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 59 1. Krperliche Gewalt gegen Kinder Definitionen Krperliche Erziehungsgewalt nicht zufllige, personengerichtete physische Gewaltausbung Erwachsener gegenber einem Kind, das ihnen als Eltern anvertraut ist

    60. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 60 Vernderungen elterlicher Erziehungspraktiken November 2000: gesetzliche Verankerung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung Krperliche Zchtigung: kontinuierliche leichte Abnahme zw. den 30er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Kein Rckgang krperlicher Misshandlungen Seelische Gewalt in der Erziehung nimmt zu

    61. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 61 Schtteltrauma im Suglingsalter = eine spezielle Form der krperlichen Misshandlung Entsteht durch heftiges Hin- und Herschtteln des Kindes

    62. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 62 Symptome: subdurale Blutergsse Einblutungen am Auge Abriss neuronaler Verbindungen Schtteltrauma im Suglingsalter

    63. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 63 Merkmale der Kindesmisshandlungen innerhalb der Familie: Familie ist nach auen hin abgeschirmt Kinder knnen sich nicht uern Dunkelfeld ist sehr gro Reaktionen auf Verdachtsmomente: Oft ist schon vor der Enthllung zahlreichen Kontaktpersonen etwas an den Kindern aufgefallen Konflikt: Fortsetzung des Leidens des Kindes ? Soziale Diskriminierung zu Unrecht beschuldigter Erwachsener Mauern des Schweigens

    64. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 64 2. Sexuelle Gewalt gegen Kinder Wirkung zweier historischer Phnomene: Sexualitt als Tabuthema in Familien ber Sexualitt wird offen und unverkrampft geredet und man verhlt sich in Familien auch unverkrampft In Bezug auf sexuellen Missbrauch sind beide Phnomene fatal:

    65. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 65 Charakteristiken sexueller Gewalt Mnner sind in 95% der sexuellen Ausbeutung von Mdchen und in 80% der sexuellen Ausbeutung von Jungen die Tter. Risikofaktoren fr sexuellen Missbrauch: Elterliche Abwesenheit Oberflchliche oder feindselige Beziehung zu den Eltern Konflikte zwischen den Eltern Familien mit Stiefvtern

    66. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 66 Das Opfer ist dem Tter in den meisten Fllen bekannt (90%). Hufigkeitstabelle: Charakteristiken sexueller Gewalt

    67. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 67 Motive und Vorraussetzungen 4 Bedingungen fr sexuellen Missbrauch von Kindern: Motivation/sexuelle Gefhle gegenber Kindern berwindung interner Barrieren berwindung externer Barrieren berwindung des kindlichen Widerstands

    68. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 68 Folgen fr die Kinder Lngerfristige Verarbeitung scheint abhngig von 3 Faktoren: Schwere des Missbrauchs verfgbare emotionale und soziale Untersttzung Coping-Strategien des Opfers Konzept von Finkelhor & Browne teilt die schdigende Dynamik in 4 Kategorien ein: traumatische Sexualisierung, Verrat, Stigmatisierung Machtlosigkeit - Kern der psychologischen Schdigungen durch sexuellen Missbrauch -

    69. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 69 Traumatische Sexualisierung Entwicklungsadquates Verhltnis des Kindes zur Sexualitt gert ins Ungleichgewicht Kind lernt, dass Sexualitt mit Bestrafung, Gewalt, Belohnung und Schweigen verknpft ist Verwirrung und Missverstndnis ber sexuelles Verhalten und sexuelle Moralitt Unangemessenes Repertoire an sexuellem Verhalten, ungewhnliche emotionale Verbindungen zu sexuellen Handlungen Strungen und Dysfunktionen des kindlichen bzw. erwachsenen sexuellen Erlebens Folgen fr die Kinder

    70. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 70 Verrat Erschtterung des Vertrauens des Kindes bei innerfamilirem Missbrauch besonders groe Enttuschung Opfer fhlt sich auch von anderen Familienmitgliedern verraten Massive Schdigung der Beziehungsfhigkeit mglich Folgen fr die Kinder

    71. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 71 4. Stigmatisierung Negative Etikette: (Mit-)Schuld, Naivitt, Verfhrung Reaktion auf die Enthllung ist wichtig Isolation Folgen fr die Kinder

    72. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 72 Gewalt gegen Eltern Julia Gerlach

    73. Gewalt im Nahraum 73 bersicht Einfhrung Empirischer Hintergrund Erkenntnisse frherer Studien Ziel der Studie Hypothesen Methode der Studie Ergebnisse Diskussion

    74. Gewalt im Nahraum 74 kaum Beachtung in ffentlicher Gewaltdiskussion passt nicht in das gesellschaftliche Konzept einer normalen Familiestruktur ? als unnatrlich und fragwrdig abgetan Eltern verschweigen oft aus Scham das Problem, fhlen sich selbst schuldig Eltern erhalten nur selten Untersttzung, sondern werden meist von anderen fr das Verhalten ihrer Kinder zur Verantwortung gezogen Tabuthema Elternmisshandlung

    75. Gewalt im Nahraum 75 es gibt mehrere Formen des Elternmissbrauchs meist Serie von verbalen oder physischen Ttlichkeiten Folge: Strung des Machtverhltnisses innerhalb der Eltern- Kind- Beziehung Ab wann ist das Verhalten des Kindes nicht mehr normal, sondern missbrauchend? Vorhersagen und Einteilung mittels Risikofaktoren durch fehlende empirische Forschungsergebnisse zustzlich erschwert. Tabuthema Elternmisshandlung

    76. Gewalt im Nahraum 76 Erkenntnisse frherer Studien Keine signifikanten Geschlechtsunterschiede in der Art sowie Hufigkeit der Gewaltanwendung gegen die eigene Mutter. Auer: in Extremfllen und in Familien, in denen Mutter Opfer von Partnergewalt ? Sohn hufiger der Tter Verlauf der Jugend: gradueller Anstieg der Aggression gegen die Mutter Hhepunkt bei 15 Jahren, Abnahme ab 17 Jahren Schichtzugehrigkeit unrelevant

    77. Gewalt im Nahraum 77 Erkenntnisse frherer Studien Disposition fr aggressives Verhalten bereits in der Kindheit Bsp.: strendes Verhalten in der Schule Dysfunktionale Machtverhltnisse und Beziehungen innerhalb der Familie Erziehungsstil der Eltern: Einschrnkungen, berwachung, anklagende DU- Mitteilungen als Form der verbalen Aggression, Disziplinierung mittels Brllen, Drohen, Schlagen Gleichstark aggressive Menschen haben grere Motivation sich gegenseitig anzugreifen

    78. Gewalt im Nahraum 78 Ziel der Studie Entwicklung eines Risikofaktorenmodells, welches es ermglicht verbale oder physische Aggression jugendlicher Mdchen und Jungen gegenber ihrer Mutter vorherzusagen.

    79. Gewalt im Nahraum 79 Hypothesen Hypothese 1: Die Art der verbalen oder krperlichen Zchtigung der Kinder durch ihre Eltern steht in Relation zur verbalen und physischen Aggression ihrer Kinder. Hypothese 2: Eltern, die bei gleich aggressiven Kinder aggressive Mittel einsetzen, erfahren mehr Aggression von ihren Kindern.

    80. Gewalt im Nahraum 80 Hypothesen Hypothese 3: Es treten keine signifikanten Geschlechtsunterschiede bei verbaler oder physischer Aggression gegenber der Mutter auf. Hypothese 4: Eine chronische Verhaltensdispostion fr Aggression whrend der Kindheit sagt hnliches Verhalten gegen die Mutter im Jugendalter voraus.

    81. Gewalt im Nahraum 81 Methode Studie ist Teil einer greren Lngsschnittstudie ber die Entwicklung von Kinder aus Quebec (Kanada). Versuchspersonen: Am Anfang: 3017 Vorschulkinder ( Alter: 6,15) Am Ende: 1175 Jugendliche ( Alter: 15,7) Groteil der Familien sind Mittelschicht, der Rest untere Mittelschicht oder erhalten staatliche Untersttzung.

    82. Gewalt im Nahraum 82 Methode Untersuchungsablauf: Vorschulalter: Einschtzung des Verhaltens der Kinder durch ihre Eltern sowie der Lehrer Im Alter von 10, 11 und 12 Jahren: Berichte der Kinder ber die berwachung durch ihre Eltern 15/16 Jahre: fortsetzende Fragebgen und Interviews fr beide Elternteile und Kinder ber ihr Verhltnis whrend der letzten 6 Monate. Auswahl der verbleibenden Jugendlichen nach bestimmten Kriterien fr die anschlieende Auswertung der Studie

    83. Gewalt im Nahraum 83 Methode Abhngige Variable: verbale und physische Aggression der Jugendliche gegen ihre Mutter Voraussichtliche unabhngige Variable: Geschlecht Verlauf der physischen Aggression in der Kindheit Schulbildung der Mutter Elterliche berwachung

    84. Gewalt im Nahraum 84 Methode Gleichzeitige unabhngige Variable: Eltern- Kind- Beteiligung Familienstruktur Drogenmissbrauch der Jugendlichen Drogenmissbrauch der Eltern Verbale Zchtigung Krperliche Zchtigung

    85. Gewalt im Nahraum 85 Ergebnisse Wirkung der individuellen, elterlichen und Familienvariablen als Vorhersage fr verbale Aggression gegen die Mutter Signifikante Unterschiede bei den voraussichtlichen Variablen: Verlauf der physischen Aggression in der Kindheit Schulbildung der Mutter elterliche berwachung

    86. Gewalt im Nahraum 86 Ergebnisse Signifikante Unterschiede bei den gleichzeitigen Variablen: Verbale Zchtigung Krperliche Zchtigung Drogenmissbrauch der Jugendlichen Eltern- Kind- Beteiligung

    87. Gewalt im Nahraum 87 Ergebnisse Wirkung der individuellen, elterlichen und Familienvariablen als Vorhersage fr physische Aggression gegen die Mutter Signifikante Unterschiede bei voraussichtlichen Variablen: Verlauf der physischen Aggression in der Kindheit elterliche berwachung

    88. Gewalt im Nahraum 88 Ergebnisse Signifikante Unterschiede bei den gleichzeitigen Variablen: Krperliche Zchtigung Eltern- Kind- Beteiligung Verbale Zchtigung Drogenmissbrauch der Eltern

    89. Gewalt im Nahraum 89 Ergebnisse keine signifikanten Geschlechtsunterschiede nachweisbar Risiko von Aggression gegen die Mutter steigt proportional zur Schwere und dem chronischen Verlauf des gewalttigen Verhaltens in der Vorschule In Fllen von jugendlicher Aggression gegen die Mutter, wird diese hufig vom Jugendlichen ebenfalls als aggressiv wahrgenommen

    90. Gewalt im Nahraum 90 Ergebnisse Risikofaktor fr verbale Aggression: verbale Zchtigung durch die Eltern Risikofaktor fr physische Aggression: krperliche Zchtigung durch die Eltern Alle 4 Hypothesen besttigt!

    91. Gewalt im Nahraum 91 Diskussion Veranlagung fr gewalttiges Verhalten im Laufe der Kindheit = strkstes Anzeichen fr sptere Aggression gegen die Mutter Aggression entwickelt sich mit der Zeit, besonders ohne Aufweisung passenderer Konfliktlsungen durch engagierte Eltern. Ergebnisse ermglichen frhere Identifikation aggressiver Kinder sowie den Einsatz von Prventiv-manahmen mittels Untersttzung und Training der Eltern.

    92. Gewalt im Nahraum 92 Diskussion Problem liegt bei 2 Familienmitgliedern mit hnlicher Konfliktwahrnehmung und lsungsstrategie Eltern sollten lernen negative Gefhle gegenber ihren Kindern mittels ICH- Mitteilungen zu vermitteln Kinder empfinden diese als weniger anklagend und provozierend ? reagieren weniger aggressiv

    93. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 93 Gewalt gegen ltere Barbara Lwer

    94. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 94 Gliederung Einfhrung Beispiele zu Gewaltformen Besondere Problemfelder Erklrungsanstze Risikofaktoren Ursachen Gegenmanahmen

    95. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 95 Einfhrung Zwei Forschungsstrnge: ltere Menschen als Kriminalittsopfer Misshandlung und Vernachlssigung = Gewalt in der Pflege

    96. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 96 Beispiele aus den Nachrichten Mai 1999: Im Schweizer Ort Heimiswill erschiet ein 79jhriger Mann zuerst seine Frau und dann sich selbst, um ihr den Aufenthalt im Heim zu ersparen. Sie htte zur weiteren medizinischen Versorgung in ein Pflegeheim eingewiesen werden mssen.

    97. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 97 Juni 2001: Ein ehemaliger Mitarbeiter eines ambulanten Pflegedienstes gesteht fnf Frauen zwischen 80 und 90 Jahren in ihren Wohnungen ermordet und beraubt zu haben, um seine Kontakte zu Prostituierten finanzieren zu knnen. Beispiele aus den Nachrichten

    98. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 98 Einfhrung Ab dem 70. Lebensjahr gibt es signifikant mehr pflegebedrftige Menschen! Familienpflege: grter Anteil schleichender Beginn oder pltzlich extrem hohe Belastung: physisch und psychisch; vermehrt krperliche Beschwerden, soziale Isolation, materielle Einschrnkungen, Konflikte mit Familie und eigenen Plnen professionelle Pflegehelfer, Kurzzeit- und Tagespflege Vereinbarkeit mit Beruf

    99. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 99 Erfahrungen pflegender Angehriger Eine Frau, die neben Hausarbeit, Pflege der Schwiegermutter und des Enkels noch Teilzeit arbeitet: Heute wei ich manchmal nicht mehr, wie ich das gemacht habe. () Ich habe oftmals Frhdienst gemacht, d.h. also morgens um 4 aufgestanden, um halb fnf Brtchen geholt, um halb sechs im Imbiss angefangen, (), also Frhstck habe ich soweit auf den Tisch gestellt, und unser Sohn, der dann ja zu Hause war, hat Oma an den Tisch gesetzt zum Essen, (). Und ich bin dann um zehn nach Hause gekommen und habe sie gewaschen und angezogen () Und wenn ich dann mal Mitteldienst oder Sptdienst hatte, dann hat mein Mann auch schon manchmal angerufen und hat gesagt Du musst nach Hause kommen, Oma hat das ganze Bad vollgemacht.

    100. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 100 Die war ja sowas von aggressiv, dass wir uns gehauen haben. () Ich habe gesagt, Gib mir den Rock, den will ich waschen, und sie hat gesagt, Den will ich heute Nachmittag anziehen, mit so einem Fleck drin, und hin und her und hin und her, und sie knallt mir eine, und ich haue zurck. Ich sageOh Gott da bin ich nicht mit fertig geworden. () Ich meine, da wusste ich noch nicht, wie krank sie war. Erfahrungen pflegender Angehriger

    101. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 101 Einfhrung Heimpflege: schlechte Arbeitsbedingungen schlechter Ruf heterogene Qualitt

    102. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 102 Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens Kommunizieren: zum Sprechen zwingen, schimpfen, anschreien, nicht beachten, Blickkontakte vermeiden, bevormunden, duzen, respektlos umgehen Sich bewegen: Bewegungsraum einschrnken, Ausgngen blockieren, zwingen aufzustehen, Gehhilfen verweigern Vitale Funktionen aufrechterhalten: Kranken im Gestank liegen lassen, zu warme/kalte Kleidung zumuten, Facharzt ablehnen

    103. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 103 Sich pflegen: zum Baden/Haarwsche zwingen, eigene Hygienevorschriften durchsetzen, nachts waschen, zwangsweise einsalben Essen und Trinken: Ess-Trinkhilfen verweigern, Essgewohnheiten missachten, zu schnell fttern, routinemig passierte Kost geben Ausscheiden: Dauerkatheder gegen Willen geben, Vorlage zu festen Zeiten wechseln, hungern/dursten lassen, Essen unerreichbar hinstellen Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens

    104. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 104 Sich kleiden: Kleider einschlieen, nachts in Strampelsack fixieren, gegen Willen bestimmte Kleidung anziehen, Miederwsche verweigern Ruhen und Schlafen: Mittagsschlaf verweigern oder dazu zwingen, gegen Willen Schlafmittel geben Sich beschftigen: Wohnen: starren Tagesablauf durchziehen, nicht zur Beschftigung anregen Sich als Mann/Frau fhlen oder verhalten: Beziehungen verhindern, Schamgefhl bei Intimpflege verletzen Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens

    105. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 105 Fr eine sichere Umgebung sorgen: Sicherheitsmanahmen entziehen, zu viel und zu hufig fesseln, Klingel wegnehmen Soziale Bereiche des Lebens sichern: Kranken sich selbst berlassen, stndig beaufsichtigen, Einkufe verweigern, Auenkontakte einschrnken Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen: alte Fotos nicht aufhngen, religise Bedrfnisse missachten, Schmerzen mit Placebos behandeln Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens

    106. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 106 Besondere Problemfelder Fesselungen/ Fixierung nur zum Wohle eines Patienten und mit richterlicher Genehmigung keine generellen Richtlinien oder objektive Kriterien hohe Anzahl von Fesselungen ohne richterliche Genehmigung Hollwig: Untersuchung ber 3 Monate auf Pflegestation von 6 Altenheimen in 48h: bei 51% freiheitsbeschrnkende Manahmen (meist mit Bettgitter) 70% ber 8h pro Tag fixiert

    107. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 107 Besondere Problemfelder Psychopharmaka viele Fehl-/ber-/Unterdosierungen; gefhrliche Kombis, ungnstige Auswahl, ber zu lange Zeitrume; Verordnungen ohne Angabe von Diagnosen auch als innere Fixierung Arzneimittel-Missbrauch in Altenheimen Dekubitus (Druckgeschwr) Zeichen fr mangelhafte Pflege 10 000 Tote jhrlich als Folge von Dekubiti

    108. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 108 Besondere Problemfelder Knstliche Ernhrung bis zu 83% der lteren in Alteneinrichtungen unterernhrt (Expertengesprch, 2000) Grnde: sensible Reaktion Alter auf Vernderungen der Krperflssigkeit, nachlassender Appetit, altersbedingte Schwierigkeiten beim Essen, Zahn(- prothesen)probleme, Krankheit, Medikamente, soziale Isolation, Armut Folgen: Schwchung des Immunsystems hhere Anflligkeit fr Krankheit, Strze, Dekubitus

    109. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 109 Erklrungsanstze zur Genese von Nahraumgewalt gegen ltere Ansatz 1: Pflegestress Ansatz 2: Pathologische Tterpersnlichkeit dysfunktionale Strategien zur Konfliktbewltigung oft Abhngigkeit vom lteren Familienmitglied (oft finanziell)

    110. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 110 Erklrungsanstze zur Genese von Nahraumgewalt gegen ltere Ansatz 3: Transgenerationale Gewalt Weitergabe von gewaltfrmigen Handlungsmustern ber Generationen hinweg auch als Vergeltung frherer Demtigungen Ansatz 4: Gewalt gegen ltere als geschlechtsspezifische Gewalt Opfer auch hier meist Frauen berreprsentiert durch hhere Lebenserwartung Weiterfhrung von Beziehungsgewalt

    111. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 111 Risikofaktoren Fr ltere eingeschrnkte kognitive und sprachliche Fhigkeit krperliche Behinderung chronische Erkrankung/schlechte Gesundheit hohes Alter weibliches Geschlecht Armut Alkoholmissbrauch durch das Opfer, Depression soziale Isolation aggressives Verhalten, besonders gegen Pfleger in Vergangenheit (frhere Misshandlung)

    112. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 112 Risikofaktoren Fr Pfleger Alkohol-/Suchtmittelmissbrauch psychische Erkrankung Reizbarkeit; Lebenskrisen, Arbeitslosigkeit fehlende soziale Untersttzung bermige (Mehrfach-)Belastung durch Pflege; Unerfahrenheit, lange Dauer Im mirkrosozialen Bereich Schlechte Wohnverhltnisse Im makrosozialen Bereich Negative gesellschaftliche Einstellung gegenber lteren Unzureichende Untersttzung und Kontrolle pflegender Familienangehriger

    113. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 113 Ursachen Goodridge et al.: Eine typische Pflegekraft muss erwarten 9,3x im Monat durch einen Altenheimbewohner angegriffen zu werden und 11,3x verbal aggressiven uerungen ausgesetzt zu sein.

    114. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 114 Ursachen Personalmangel Mngel in Aus- und Fortbildung schlechtes Arbeitsklima mangelnde soziale Untersttzung; Isolation Rituale, Alternativlosigkeit minimale rztliche Untersttzung gesundheitspolitische Situation, Sparzwang fehlendes systematisches Qualittsmanagement

    115. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 115 Gegenmanahmen Beispiel: San Francisco 9-kpfiges, multidisziplinres Team aus Experten (Sozialarbeit, Geriatrie, Recht) bernahme von Problemfllen der Altenhilfe Erstellung von Interventionsplnen

    116. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 116 Gegenmanahmen Sensibilisierung relevanter Berufsgruppen fr die Thematik rzte, Pflegepersonal, gesetzliche Betreuer Brieftrger, Rettungsdienst, Polizeibeamte, Geistliche Thematisch breit angelegte Beratungsangebote fr ltere Menschen in Krisensituationen und Pflegende Notruftelefon Schulung, Beratung fr Familienpflege: Handlungskompetenzen, Wissen sozio-emotionale und pflegerische Entlastung durch Gesprchskreise, Kurzzeitpflege, Ehrenamt

    117. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 117 Gegenmanahmen Hilfsangebote analog zur sozialpdagogischen Familienhilfe Beratung in huslicher Umgebung ? Modifikationen Therapieprogramme fr familire Gewalttter Frderung von Ehrenamt Beachtung kultureller Unterschiede in Hilfeangeboten zunehmende Bedeutung in D Integration der Polizei Sengstock & Hwalek (1986): Sozialbehrden schalten selten Polizei ein; diese reagiert nur zgerlich Verstrkte Aufsicht ber Pflegedienste Gesetzgebung; Meldepflicht fr Flle der Gewalt gegen ltere

    118. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 118 Literatur Cizek, B.; Kapella, O.; Pflergert, J.; Steck, M.: Gewalt in der Familie: Teil 3 Gewalt gegen Mnner, 2001. Dutton, M.A. Gewalt gegen Frauen:Diagnostik und Intervention. Huber Verlag, Bern 2002. Faktenblatt 6: Gewalt gegen Mnner (Fachstelle gegen Gewalt, Eidg. Bro fr die Gleichstellung von Frau und Mann) Gemnden, J.: Gewalt gegen Mnner in heterosexuellen Intimpartnerschaften,1996. Godenzi, A. Gewalt im sozialen Nahraum. Helbig & Lichtenhahn,Basel und Frankfurt (M) 1996. Grgen, T. u. A.: Gewalt gegen ltere im persnlichen Nahraum: Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation eines Modellprojekts. Schriftreihen des BMFSFJ; Bd. 217. Stuttgart; Berlin; Kln; Kohlhammer. 2002.

    119. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 119 Literatur Oehmichen, M.; Kaatsch,H.-J.; Businski, H. A. G.: Gewalt gegen Frauen und Kindern Bestandsaufnahme Diagnose Prvention. Schmidt-Rmhild, Lbeck 2004. Pagani, L.S., Tremblay, R.E., Nagin,D., Zoccolillo, M., Vitaro, F., McDuff, P. (2004). Risk factor models for adolescent verbal and physical aggression toward mothers International Journal of Behavioral Development, 28(6), 528-537 Straus et al. Revised Conflict Tactic Scale,1996.Walter, M. (Hrsg.): Alter - ein Risiko? ltere Menschen als Opfer von huslicher und institutioneller Gewalt. LIT-Verlag, Mnster 2005. Stroebe, W.; Jonas, K.; Hewstone, M. (Hrsg.): Sozialpsychologie Eine Einfhrung. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2002. Wyss, E.: Wenn Frauen Gewaltttig werden : Fakten contra Mythen, Bern 2006.

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