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08.Juni 2007. Gewalt im Nahraum. 2. Gruppe 1. Formen der psychischen und k
E N D
1. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 1 Gewalt im Nahraum Paula Krger Sabine Leisner
Julia Gerlach Barbara Lwer
Annekathrin Schmidt Pinar Kckbalaban
2. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 2 Gruppe 1
Formen der psychischen und krperlichen Gewalt in Paarbeziehungen;
Gewalt in Familien, husliche Gewalt
Phnomene; Bestandsaufnahme
Forschungsstand zu Gewalt in Paarbeziehungen
3. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 3 Themen Definition - Gewalt
Husliche Gewalt
Gewalt in Paarbeziehungen
Frau als Opfer
Mann als Opfer
Gewalt gegen Kinder
Gewalt gegen Eltern
Gewalt gegen Alte
4. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 4
5. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 5
Problematik:
extrem umfangreiches Phnomen
Vielzahl von Institutionen und wissenschaftlichen Teilbereiche beschftigen sich mit dem Thema Gewalt:
Psychologie
Soziologie
Kriminologie Definition Gewalt
6. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 6 Definition Gewalt Gruppenarbeit
Aufschlsseln unterschiedlicher Definitionen
Vorstellen der Definition + kurze Erluterung
Werten in Bezug auf die Dimensionen:
Verwendbarkeit
Akzeptanz
Klarheit
Wird es dem Phnomen Gewalt gerecht?
Diskurs
7. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 7 Violence is an act carried out with the intention of, or perceived as having the intention of, physically hurting another person.
(Gelles und Straus, 1979)
Definition Gewalt
8. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 8
ausgebte oder glaubwrdig angedrohte physische Aggressionen, mit denen einem angezielten Objekt etwas gegen dessen Bedrfnisse, gegen dessen Willen geschieht; und nur jene Aggressionen, die mit relativer Macht einhergehen, sollen als Gewalt gelten.
(Lsel, Selg und Schneider, 1990, S. 10)
Definition Gewalt
9. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 9 The term `violence`is reserved for more extreme forms of aggressive behavior that are likely to cause significant injuries to the victim.
(Magargee 1982, S.85)
Definition Gewalt
10. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 10 Definition Gewalt Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung... Gewalt ist das, was den Abstand zwischen dem Potentiellen und dem Aktuellen vergrert oder die Verringerung dieses Abstandes erschwert.
(Galtung, 1975; S. 9, zit. nach Appelt et al., 2001, S. 385)
11. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 11 Definition Gewalt No definition of violence has ever proved completely successful. Although everyone knows what violence isno one has ever been able to define it adequately.
12. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 12 Formen der Gewalt Physische Gewalt
alle Formen von Ttlichkeiten
Bsp.:
Stoen, Schlagen, Boxen,Treten
mit Gegenstnden werfen
an den Haaren ziehe
mit den Fusten prgeln
mit dem Kopf gegen die Wand schlagen
mit Zigaretten verbrennen
Prgeln mit Gegenstnden
Attacken mit Waffen; Mordversuch oder Mord
13. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 13 Psychische Gewalt
Bsp.:
Belstigung und Terror
beleidigende uerungen
Lcherlichmachen in der ffentlichkeit
Beschimpfungen, Abwertungen und Diffamierungen
Entziehung von Anerkennung und Zuwendung
Isolation von Bekannten, Verwandten und Freunden
Formen der Gewalt
14. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 14 Sexuelle Gewalt
alle sexuellen Handlungen, die aufgedrngt oder erzwungen werden
Angriffe gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Bsp.:
sexuelle Belstigung
sexuelle Ntigung
sexueller Missbrauch
Vergewaltigung Formen der Gewalt
15. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 15 konomische Gewalt:
Herstellung und Aufrechterhaltung einer konomischen Abhngigkeit
Bsp.:
Alleinige Verfgungsmacht ber finanzielle Ressourcen durch einen Partner
Beschlagnahmung des Lohnes
Kontrolle der Verwendung des Einkommens (Taschengeld)
Arbeitsverbote
Zwang zur Arbeit
Formen der Gewalt
16. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 16 Frau als Opfer Pinar Kckbalaban
17. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 17 Gliederung Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch:
Beschreibung des Missbrauchsverhaltens des Intimpartners
Spezifischen Episoden des Missbrauchs
bersicht ber Verlauf der Episoden.
Bsp. krperlicher und sexueller Missbrauch)
Wahrnehmung und Einstellung der misshandelten Frau zum Missbrauch
Andere Situationen, in denen die betroffene Frau Opfer war
Untersuchungstechniken
Unstrukturierter Interview
Strukturierte Interview
Fragebogentechniken
18. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 18 Definition Episode:
Zeitraum, der mit einem unmerklichem Geschehen des Missbrauchs beginnt und indem der Tter sein Opfer whrend der ganzen Zeit aktiv unter Kontrolle hlt
19. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 19 Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch Spezifische Episoden des Missbrauchs:
Beschaffenheit der Missbrauchshandlung
Schweregrad des Missbrauchsverhaltens
Schweregrad der Verletzung
Vorkommenshufigkeit des spezifischen Missbrauchsverhaltens
Dauer der spezifischen Missbrauchsepisode
20. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 20 bersicht ber den Verlauf der Episoden:
Gesamtzahl der Missbrauchsepisoden
Zeitliche Dauer von der ersten bis zur zuletzt vorgefallenen Episode
Status der Beziehung zu Beginn jeder Art von Missbrauch
Hchster Schweregrad des Missbrauchsverhallens
Hchster Schweregrad der Verletzung
Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch
21. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 21 Missbrauch whrend spezifischen Episoden Krperlicher Missbrauch Definition:
jedes Verhalten, bei dem der Krper eines Menschen absichtlich so auf den Krper eines anderen Menschen einwirkt, dass dieser Gefahr luft, krperlich verletzt zu werden, selbst wenn es im realen Fall zu keiner Verletzung fhrt.
Beispiele:
Schlagen
Boxen
Stoen
Ohrfeigen oder die Anwendung einer Waffe/
eines Gegenstand um zu verletzen
22. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 22 Feststellung des Ausma der Verletzungen mit Hilfe folgender Auswertungen:
Art der Verletzung (z.B. Platzwunden, Blutergsse,
Brche/Verrenkungen, innere Verletzungen,
Verbrennungen, Vergiftungen, Kopfverletzungen)
Grad und Ausma der beeintrchtigten Funktion
(krperlich, beruflich, sozial)
Dauerhafte Folgen Missbrauch whrend spezifischen Episoden Krperlicher Missbrauch
23. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 23 Missbrauch whrend spezifischen Episoden Sexueller Missbrauch Definition:
dem krperlichen Missbrauch zuzuordnen
jede unerwnschte sexuelle Handlung
mangelnde Zustimmung, Gewaltanwendung/Androhung
von Gewalt und sexuelle Penetration
4 Arten von Zwang bei Vergewaltigung in der Ehe
Offene Gewaltandrohung
Versteckte Gewaltandrohung (z.B. Blicke oder Gesten)
Unter Druck setzen mit Hilfe sozialer Zwnge
(z.B. sexuelle Rollenvorstellungen)
Androhung von unangenehmen Konsequenzen, aufgrund
seiner berlegenen Position und seines wirtschaftlichen
bergewichts
(z.B. verlassen, auereheliche Affren, finanziell unter Kontrolle halten)
24. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 24 Schweregrad des sexuellen Missbrauchs:
Sexuelle missbrauchende Handlung selbst
Krperliche Folgen, die daraus resultieren
z.B. Geschlechtskrankheiten, unerwnschte Schwangerschaft, Gefhrdung des Ftus,Unfruchtbarkeit Missbrauch whrend spezifischen Episoden Sexueller Missbrauch
25. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 25 Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch Wahrnehmung und Einstellung der misshandelten Frau zum Missbrauch
Engeschtzung des Schweregrads des in der Vergangenheit erlittenen Missbrauchs
Erwartung weiteren Missbrauchs
Erwartung von mglicherweise tdlicher Gewaltanwendung
Angenommene Ursache fr den Missbrauch
Vermutete Motivation des Tters, wenn das Opfer die Ursachen fr den Missbrauch beim Tter sieht
26. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 26 Einschtzung des eigenen Erfolgs bezglich der Absicherungsmanahmen
Zuschreibung der Verantwortung fr die Sicherheit der misshandelten Frau
Kontext, aus dem wir die Bedeutung des Missbrauchserlebnisses fr das Opfer verstehen knnen
Von Nutzen ist der Vergleich des Rahmens des Missbrauchs mit der Hergangbeschreibung
(z.B. Verharmlosung / dramatischere Schilderung des Opfers) Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch
27. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 27 Untersuchungsbereiche zur Beurteilung von Gewalt und Missbrauch Andere Situationen, in denen die betroffene Frau Opfer war
Wurde bereits frher Opfer
(z.B. einer Vergewaltigung, Missbrauch in der Kindheit)
Gleichzeitig bestehen Situationen als Opfer (z.B. sexuelle Belstigung durch gegenwrtigen Arbeitgeber)
Notwendig fr Vollstndiges Gesamtprofil des Opfers
Bsp.: Familien, in denen ein Kind Opfer eines Inzests geworden war (Truesdell, Mc Neil und Deschner, 1986):
73% der Mtter min. selbst einmal krperlich misshandelt
worden
23% Schweregrad als lebensbedrohlich
Kindliches Opfer meist auch Augenzeuge eines Missbrauchs
Notwendigkeit der Forschung weitere Formen des Missbrauchs gegen sie und die brigen Familienmitglieder
28. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 28 Untersuchungstechniken Unstrukturiertes Interview Durchfhrung:
Opfer wird eingeladen ihr Missbrauch zu schildern
Vorraussetzung fr den Erfolg:
aktives Zuhren
empathisches Eingehen auf das Gesagte
Bereitschaft, den Bericht als wahr zu akzeptieren
Vorteile:
ermglicht Vergleich mit Informationen aus strukturiertem
Interview
bis zu welchem Grad sich das Opfer den Missbrauch selbst
eingesteht
29. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 29 Untersuchungstechniken Strukturiertes Interview/Szenario Methode Durchfhrung:
Klient wird aufgefordert eine charakteristische, missbrauchende Interaktion so detailliert zu schildern, als wolle sie einen Filmscript fr eine bestimmte Szene schreiben.
(z.B. der am krzesten zurckliegende Missbrauch, eine der schlimmsten M., der erste M.)
Mglichst direkte und przise anleitende Fragen des Interviewers, damit so wenig wie mglich verharmlost wird
Vorteile:
durch die Darstellungen von Szene zu Szene werden Details, die sonst entfallen worden wren, aufgegriffen und das wirkliche Ausma des Missbrauchs kann nicht bagatellisiert oder verflscht werden
30. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 30 Untersuchungstechniken Fragebogentechniken Conflict Tactics Scale (CTS; Straus, 1979)
Abusive Behaviour Observation Checklist (ABOC)
Auflistung:
psychischer missbrauchender und manipulierender Verhaltensweisen
krperlich und sexuell missbrauchender Verhaltensweisen
Zusammenstellung mglicher Verletzungen
Reihe von Fragen zu medizinischen Interventionen
ABOC hat Items aus CTS bernommen, so dass mehrer Wertungen der CTS zu Forschungszwecken verglichen werden knnen
31. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 31 Psychological maltreatment of Women Inventory, PMWI
Messinstrument zur systematischen Bewertung psychischen Missbrauchs
58 Items, Fnf-Punkte Skala (niemals bis sehr hufig)
2 Subskalen (Dominanz-Isolation und emotional-verbal) sind von hoher Konsistenz
Aber mssen weiterentwickelt werden: bertragbar gemacht werden auf ethnisch und kulturell unterschiedliche Populationen
Untersuchungstechniken Fragebogentechniken
32. Gewalt im Nahraum 32
Ein Indianer kennt keinen Schmerz
Bist du ein Mann oder eine Maus?
Nur Weicheier heulen!
...ein richtiger Kerl sein...
33. Mann als Opfer Paula Krger
34. Gewalt im Nahraum 34 Gliederung Mnner als Opfer von Gewalt (Vorkommen)
Tabu -Thema? Warum?
Schockierende Beispiele
Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
(Fakten,Formen, Coping)
Forschungsstand zu diesem Thema
CTS und Kritik an dieser Methode
Prventiv-Manahmen
Kritik an der Thematisierung
35. Gewalt im Nahraum 35 Mnner als Opfer von Gewalt --> Auf jede ermordete Frau kommen drei ermordete Mnner
--> Mnner sind 85 % der Tatverdchtigen aber auch 65% der Opfer
Mnner als Opfer sexueller Gewalt
Mnner als Opfer in der Arbeitswelt
Mnner als Opfer in Kriegen
Mnner als Opfer im Gefngnis
Mnner als Opfer von huslicher Gewalt in
gleichgeschlechtlichen Beziehungen
Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
36. Gewalt im Nahraum 36 Tabu - Thema? Warum? Rollenverteilung:
Frauen:''Opfer'', von Natur aus friedliebend
Mnner:''Tter'', Strke, berlegenheit,Unabhngigkeit Gewalt = Teil der Sozialisation
Entweder ist jemand ein Opfer oder er ist ein Mann
Emanzipation der Frauen (als Opfer) erst seit den
70igern.
37. Gewalt im Nahraum 37 Fallbeispiele
38. Gewalt im Nahraum 38 Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen Fakten:
Beide Partner werden gleichhufig gewaltttig
(Studien: Straus et.al 1986, Steinmetz 1977, Brush 1990,..)
39. Gewalt im Nahraum 39 Fakten:
Frauen initiieren Gewalt hnlich hufig wie Mnner
40. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 40 Beziehung Anteil %
Mnnlicher Tter, weibliches Opfer 78,9
Weibliche Tterin, mnnliches Opfer 12,8
Mnnlicher Tter, mnnliches Opfer 6,7
Weibliche Tterin, weibliches Opfer 1,5 Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
41. Gewalt im Nahraum 41 Formen: 1. Physische Gewalt
gibt wenig Angaben darber
Grnde:
Schlge von Frauen oft noch nicht als Gewalt angesehen
Alltagsbewusstsein sagt: Frauchenschlge nicht
so schlimm wie Mnnergewalt
ber Schge von Frau berichten = Mnnlicher
Identittsverlust Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
42. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 42 2. Psychische Gewalt
am hufigsten
Bsp.: Krnkung
Demtigung
sexuelle Leistungskraft anzweifeln
Folge: Erschtterung des Mann-Sein
Drohen mit Bezieungsabbruch
Von Kindern isolieren Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
43. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 43 3. Sexuelle Gewalt
Kaum Berichte hierzu
Grnde:
Physiologie des Mannes und sein geringes Problembewusstsein fr diese Angelgenheit
auf sexueller Ebene findet sich eher psychische Gewalt
Druck nicht als ''schlechter Liebhaber'' darzustehen, deswegen auch oft unfreiwilliger Sex
Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
44. Gewalt im Nahraum 44 Bewltigungsstrategien (coping):
a Konsequenzen:
Rache, Vergeltung und Verweigerung
Trennung, Scheidung, Abbruch der Beziehung
b Mobilisierung von Ressoucen
Informelle (z.b. Freunde, Bekannte, Familie)
Formelle (z.B. Polizei, Justizbehrde)
45. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 45 Bewltigungsstrategien (coping)
c Strategien der Normalisierung
Normalisierung im engeren Sinne
Bagatellisieren
Rechtfertigen
Entschuldigen
Bilanzierung
Problematisierung
Hilflosigkeit (''battered husband syndrom'')
Mnner als Opfer in heterosexuellen Intimbeziehungen
46. Gewalt im Nahraum 46 Angewandte Copingstrategien
47. Gewalt im Nahraum 47 Forschungsstand
Forschung zu 'Gewalt von Frauen' jetzt auf dem Stand wie 'Gewalt gegen Frauen' vor ca 30 Jahren
Kaum Studien zu diesem Thema ? wenn dann zu ''Gewalt in Familien'', wo Frauengewalt vs. Mnnergewalt
Ende 70iger Studie von Straus und Steinmetz mit Ergebnis Frauengewalt = Mnnergewalt
Folge: Susanne Steinmetz mit ihrer Arbeit The Battered Husband (1977/1978)
48. Gewalt im Nahraum 48 Forschungsstand im deutschsprachigen Raum nur 2 grere Studien
Gemnden schrieb 1996 Dissertation zu diesem Thema
Lediglich eine Untersuchung wo nur Mnner befragt wurden: von Rouse (1984):
Befragung mit 55 Mnner
62,1% gaben an von Partnerin schonmal attakiert worden zu sein
49. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 49 Mngel:
Oft nur nach gegewrtiger Beziehung gefragt
Viele Studien lieferten wiedersprchliche Ergebnisse aufgrund von unserschiedlichen Erhebungsmethoden. Forschungsstand
50. Gewalt im Nahraum 50 CTS - Methode = Conflict Tactics Scales
von Murray A. Straus 1972 entwickeltes Instrument zur systematischen Erfassung der von zwei Personen whrend eines Streites angewandten Taktiken
Resultate, die regelmig mit dieser Methode erzielt werden belegen, dass Frauen und Mnner whrend eines Streits hnlich aggressiv reagieren
Fragt nach einzelnen Ereignissen die Gewaltcharakter haben knnen
51. Gewalt im Nahraum 51 Kritik an der CTS -Methode
Zusammenhang der Gewalthandlung, Entstehung und Folgen nicht abgefragt
kein kultureller Zusammenhang zur Gewaltausbung hergestellt
Fragt nicht nach geschlechtsspezifischen Formen der Konflikte und nach komplexen Dynamik in Familie und ihrem sozialen Umfeld
Interpretation ohne weitere Untersuchungen nicht zulssig
52. Gewalt im Nahraum 52 Prventive Manahmen Ziel: Gewaltformen erkennen
Beschreiben
Betroffene ermutigen, darber zu sprechen
Primrprvention:
Wurzeln huslicher Gewalt liegen oft in der Ungleichheit der
Geschlechter und im geschlechtspezifischen
Rollenverstndnis von Paaren
Konsequenz:
traditionelle & polarisierenden geschlechtsspezifischen Zuschreibungen an Mann- und Frausein berwinden
53. Gewalt im Nahraum 53 Prventive Manahmen Sekundrprvention:
ambulante Elternberatung (weil oft mit ersten Kind viele Probleme) <<Home Visiting Programm>> (Godenzi)
Initiative zur Beratung nicht Eltern berlassen
flchendeckend und nicht problemgruppenorientiert
54. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 54 Tertirprvention:
Weiterbildung der Beratungsstellen
Opferhilfestellen
Sensibilisierung fr Problematik (Therapeuten, Polizei
usw.)
Bsp.: Schau hin ein Ratgeber im Umgang mit mnnlichen Opfern von Gewalt'' (Furrer et al. 2005) Prventive Manahmen
55. Gewalt im Nahraum 55 Kritik an der Thematisierung Studien ber Polizeinotrufe, Strafanzeigen, Misshandlungs- und Ttungsdelikte zeigen weniger Gewalthandlungen an Mnnern als an Frauen.
Frauen ben Gewalt vorwiegend zur Selbstverteidigung aus/ Mnner eher bei Besitzdenken und Eifersucht.
Verletzungfolgen fr Frauen sind grer als fr Mnner, ebenso konomische und psychische Folgen.
56. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 56 Gewalt von Mnnern gegen Frauen ist durch soziale Normen gebilligt ABER Gewalt von Frauen gegen Mnner = Versto gegen soziale Ordnung
Battered Husband ? Battered Wife Syndrom
Gefahr: Ausspielen Frauengewalt vs. Mnnergewalt
CTS Methode ua. fallen zu Ungunsten
der Frauen aus
Kritik an der Thematisierung
57. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 57 Gewalt gegen Kinder
58. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 58 Gliederung 1. Krperliche Gewalt gegen Kinder
Vernderungen elterlicher Erziehungspraktiken
Schtteltrauma
Mauern des Schweigens
2. Sexuelle Gewalt gegen Kinder
Charakteristiken
Motive/Vorraussetzungen fr sexuellen Missbrauch
Folgen fr die Kinder
59. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 59 1. Krperliche Gewalt gegen Kinder
Definitionen
Krperliche Erziehungsgewalt
nicht zufllige, personengerichtete physische Gewaltausbung Erwachsener gegenber einem Kind, das ihnen als Eltern anvertraut ist
60. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 60 Vernderungen elterlicher Erziehungspraktiken November 2000: gesetzliche Verankerung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung
Krperliche Zchtigung: kontinuierliche leichte
Abnahme zw. den 30er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts
Kein Rckgang krperlicher Misshandlungen
Seelische Gewalt in der Erziehung nimmt zu
61. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 61 Schtteltrauma im Suglingsalter = eine spezielle Form der krperlichen Misshandlung
Entsteht durch heftiges Hin- und Herschtteln des Kindes
62. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 62 Symptome:
subdurale Blutergsse
Einblutungen am Auge
Abriss neuronaler Verbindungen
Schtteltrauma im Suglingsalter
63. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 63 Merkmale der Kindesmisshandlungen innerhalb der Familie:
Familie ist nach auen hin abgeschirmt
Kinder knnen sich nicht uern
Dunkelfeld ist sehr gro
Reaktionen auf Verdachtsmomente:
Oft ist schon vor der Enthllung zahlreichen Kontaktpersonen etwas an den Kindern aufgefallen
Konflikt:
Fortsetzung des Leidens des Kindes ? Soziale Diskriminierung zu Unrecht beschuldigter Erwachsener Mauern des Schweigens
64. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 64 2. Sexuelle Gewalt gegen Kinder Wirkung zweier historischer Phnomene:
Sexualitt als Tabuthema in Familien
ber Sexualitt wird offen und unverkrampft geredet und man verhlt sich in Familien auch unverkrampft
In Bezug auf sexuellen Missbrauch sind beide
Phnomene fatal:
65. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 65 Charakteristiken sexueller Gewalt Mnner sind in 95% der sexuellen Ausbeutung von Mdchen
und in 80% der sexuellen Ausbeutung von Jungen die Tter.
Risikofaktoren fr sexuellen Missbrauch:
Elterliche Abwesenheit
Oberflchliche oder feindselige Beziehung zu den Eltern
Konflikte zwischen den Eltern
Familien mit Stiefvtern
66. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 66 Das Opfer ist dem Tter in den meisten Fllen bekannt (90%).
Hufigkeitstabelle: Charakteristiken sexueller Gewalt
67. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 67 Motive und Vorraussetzungen 4 Bedingungen fr sexuellen Missbrauch von Kindern:
Motivation/sexuelle Gefhle gegenber Kindern
berwindung interner Barrieren
berwindung externer Barrieren
berwindung des kindlichen Widerstands
68. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 68 Folgen fr die Kinder Lngerfristige Verarbeitung scheint abhngig von 3 Faktoren:
Schwere des Missbrauchs
verfgbare emotionale und soziale Untersttzung
Coping-Strategien des Opfers
Konzept von Finkelhor & Browne teilt die schdigende Dynamik in 4 Kategorien ein:
traumatische Sexualisierung,
Verrat,
Stigmatisierung
Machtlosigkeit
- Kern der psychologischen Schdigungen durch sexuellen Missbrauch -
69. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 69 Traumatische Sexualisierung
Entwicklungsadquates Verhltnis des Kindes zur Sexualitt gert ins Ungleichgewicht
Kind lernt, dass Sexualitt mit Bestrafung, Gewalt, Belohnung und Schweigen verknpft ist
Verwirrung und Missverstndnis ber sexuelles Verhalten und sexuelle Moralitt
Unangemessenes Repertoire an sexuellem Verhalten, ungewhnliche emotionale Verbindungen zu sexuellen Handlungen
Strungen und Dysfunktionen des kindlichen bzw. erwachsenen sexuellen Erlebens Folgen fr die Kinder
70. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 70 Verrat
Erschtterung des Vertrauens des Kindes bei
innerfamilirem Missbrauch besonders groe Enttuschung
Opfer fhlt sich auch von anderen Familienmitgliedern
verraten
Massive Schdigung der Beziehungsfhigkeit mglich
Folgen fr die Kinder
71. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 71 4. Stigmatisierung
Negative Etikette:
(Mit-)Schuld, Naivitt,
Verfhrung
Reaktion auf die Enthllung ist
wichtig
Isolation
Folgen fr die Kinder
72. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 72 Gewalt gegen Eltern Julia Gerlach
73. Gewalt im Nahraum 73 bersicht Einfhrung
Empirischer Hintergrund
Erkenntnisse frherer Studien
Ziel der Studie
Hypothesen
Methode der Studie
Ergebnisse
Diskussion
74. Gewalt im Nahraum 74 kaum Beachtung in ffentlicher Gewaltdiskussion
passt nicht in das gesellschaftliche Konzept einer normalen Familiestruktur ? als unnatrlich und fragwrdig abgetan
Eltern verschweigen oft aus Scham das Problem, fhlen sich selbst schuldig
Eltern erhalten nur selten Untersttzung, sondern werden meist von anderen fr das Verhalten ihrer
Kinder zur Verantwortung gezogen Tabuthema Elternmisshandlung
75. Gewalt im Nahraum 75 es gibt mehrere Formen des Elternmissbrauchs
meist Serie von verbalen oder physischen Ttlichkeiten
Folge: Strung des Machtverhltnisses innerhalb
der Eltern- Kind- Beziehung
Ab wann ist das Verhalten des Kindes nicht mehr normal, sondern missbrauchend?
Vorhersagen und Einteilung mittels Risikofaktoren durch fehlende empirische Forschungsergebnisse zustzlich erschwert. Tabuthema Elternmisshandlung
76. Gewalt im Nahraum 76 Erkenntnisse frherer Studien Keine signifikanten Geschlechtsunterschiede in der Art sowie Hufigkeit der Gewaltanwendung gegen die eigene Mutter.
Auer: in Extremfllen und in Familien, in denen Mutter Opfer von Partnergewalt ? Sohn hufiger der Tter
Verlauf der Jugend: gradueller Anstieg der Aggression gegen die Mutter
Hhepunkt bei 15 Jahren, Abnahme ab 17 Jahren
Schichtzugehrigkeit unrelevant
77. Gewalt im Nahraum 77 Erkenntnisse frherer Studien Disposition fr aggressives Verhalten bereits in der Kindheit Bsp.: strendes Verhalten in der Schule
Dysfunktionale Machtverhltnisse und Beziehungen innerhalb der Familie
Erziehungsstil der Eltern: Einschrnkungen, berwachung, anklagende DU- Mitteilungen als Form der verbalen Aggression, Disziplinierung mittels Brllen, Drohen, Schlagen
Gleichstark aggressive Menschen
haben grere Motivation sich gegenseitig anzugreifen
78. Gewalt im Nahraum 78 Ziel der Studie Entwicklung eines Risikofaktorenmodells, welches es ermglicht verbale oder physische Aggression jugendlicher Mdchen und Jungen gegenber ihrer Mutter vorherzusagen.
79. Gewalt im Nahraum 79 Hypothesen Hypothese 1:
Die Art der verbalen oder krperlichen Zchtigung der Kinder durch ihre Eltern steht in Relation zur verbalen und physischen Aggression ihrer Kinder.
Hypothese 2:
Eltern, die bei gleich aggressiven Kinder aggressive Mittel einsetzen, erfahren mehr Aggression
von ihren Kindern.
80. Gewalt im Nahraum 80 Hypothesen Hypothese 3:
Es treten keine signifikanten Geschlechtsunterschiede bei verbaler oder physischer Aggression gegenber der Mutter auf.
Hypothese 4:
Eine chronische Verhaltensdispostion fr Aggression whrend der Kindheit sagt hnliches Verhalten gegen die Mutter im Jugendalter voraus.
81. Gewalt im Nahraum 81 Methode Studie ist Teil einer greren Lngsschnittstudie ber die Entwicklung von Kinder aus Quebec (Kanada).
Versuchspersonen:
Am Anfang: 3017 Vorschulkinder ( Alter: 6,15)
Am Ende: 1175 Jugendliche ( Alter: 15,7)
Groteil der Familien sind Mittelschicht, der Rest untere
Mittelschicht oder erhalten staatliche Untersttzung.
82. Gewalt im Nahraum 82 Methode Untersuchungsablauf:
Vorschulalter: Einschtzung des Verhaltens der Kinder durch ihre Eltern sowie der Lehrer
Im Alter von 10, 11 und 12 Jahren: Berichte der Kinder ber die berwachung durch ihre Eltern
15/16 Jahre: fortsetzende Fragebgen und Interviews fr beide Elternteile und Kinder ber ihr Verhltnis whrend der letzten 6 Monate.
Auswahl der verbleibenden Jugendlichen
nach bestimmten Kriterien fr die anschlieende Auswertung der Studie
83. Gewalt im Nahraum 83 Methode Abhngige Variable:
verbale und physische Aggression der Jugendliche gegen ihre Mutter
Voraussichtliche unabhngige Variable:
Geschlecht
Verlauf der physischen Aggression in der Kindheit
Schulbildung der Mutter
Elterliche berwachung
84. Gewalt im Nahraum 84 Methode Gleichzeitige unabhngige Variable:
Eltern- Kind- Beteiligung
Familienstruktur
Drogenmissbrauch der Jugendlichen
Drogenmissbrauch der Eltern
Verbale Zchtigung
Krperliche Zchtigung
85. Gewalt im Nahraum 85 Ergebnisse Wirkung der individuellen, elterlichen und Familienvariablen als Vorhersage fr verbale Aggression gegen die Mutter
Signifikante Unterschiede bei den
voraussichtlichen Variablen:
Verlauf der physischen Aggression
in der Kindheit
Schulbildung der Mutter
elterliche berwachung
86. Gewalt im Nahraum 86 Ergebnisse Signifikante Unterschiede bei den
gleichzeitigen Variablen:
Verbale Zchtigung
Krperliche Zchtigung
Drogenmissbrauch der Jugendlichen
Eltern- Kind- Beteiligung
87. Gewalt im Nahraum 87 Ergebnisse Wirkung der individuellen, elterlichen und Familienvariablen als Vorhersage fr physische Aggression gegen die Mutter
Signifikante Unterschiede bei
voraussichtlichen Variablen:
Verlauf der physischen Aggression
in der Kindheit
elterliche berwachung
88. Gewalt im Nahraum 88 Ergebnisse
Signifikante Unterschiede bei den
gleichzeitigen Variablen:
Krperliche Zchtigung
Eltern- Kind- Beteiligung
Verbale Zchtigung
Drogenmissbrauch der Eltern
89. Gewalt im Nahraum 89 Ergebnisse keine signifikanten Geschlechtsunterschiede nachweisbar
Risiko von Aggression gegen die Mutter steigt proportional zur Schwere und dem chronischen Verlauf des gewalttigen Verhaltens in der Vorschule
In Fllen von jugendlicher Aggression gegen die Mutter, wird diese hufig vom Jugendlichen ebenfalls als aggressiv wahrgenommen
90. Gewalt im Nahraum 90 Ergebnisse Risikofaktor fr verbale Aggression:
verbale Zchtigung durch die Eltern
Risikofaktor fr physische Aggression:
krperliche Zchtigung durch die Eltern
Alle 4 Hypothesen besttigt!
91. Gewalt im Nahraum 91 Diskussion Veranlagung fr gewalttiges Verhalten im Laufe der Kindheit = strkstes Anzeichen fr sptere Aggression gegen die Mutter
Aggression entwickelt sich mit der Zeit,
besonders ohne Aufweisung passenderer Konfliktlsungen durch engagierte Eltern.
Ergebnisse ermglichen frhere Identifikation
aggressiver Kinder sowie den Einsatz von Prventiv-manahmen mittels Untersttzung und Training der Eltern.
92. Gewalt im Nahraum 92 Diskussion Problem liegt bei 2 Familienmitgliedern mit hnlicher Konfliktwahrnehmung und lsungsstrategie
Eltern sollten lernen negative Gefhle gegenber ihren Kindern mittels ICH- Mitteilungen zu vermitteln
Kinder empfinden diese als weniger anklagend und provozierend ? reagieren weniger aggressiv
93. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 93 Gewalt gegen ltere Barbara Lwer
94. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 94 Gliederung Einfhrung
Beispiele zu Gewaltformen
Besondere Problemfelder
Erklrungsanstze
Risikofaktoren
Ursachen
Gegenmanahmen
95. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 95 Einfhrung Zwei Forschungsstrnge:
ltere Menschen als Kriminalittsopfer
Misshandlung und Vernachlssigung
= Gewalt in der Pflege
96. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 96 Beispiele aus den Nachrichten Mai 1999:
Im Schweizer Ort Heimiswill erschiet ein 79jhriger Mann zuerst seine Frau und dann sich selbst, um ihr den Aufenthalt im Heim zu ersparen. Sie htte zur weiteren medizinischen Versorgung in ein Pflegeheim eingewiesen werden mssen.
97. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 97 Juni 2001:
Ein ehemaliger Mitarbeiter eines ambulanten Pflegedienstes gesteht fnf Frauen zwischen 80 und 90 Jahren in ihren Wohnungen ermordet und beraubt zu haben, um seine Kontakte zu Prostituierten finanzieren zu knnen.
Beispiele aus den Nachrichten
98. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 98 Einfhrung Ab dem 70. Lebensjahr gibt es signifikant mehr pflegebedrftige Menschen!
Familienpflege:
grter Anteil
schleichender Beginn oder pltzlich
extrem hohe Belastung: physisch und psychisch; vermehrt krperliche Beschwerden, soziale Isolation, materielle Einschrnkungen, Konflikte mit Familie und eigenen Plnen
professionelle Pflegehelfer, Kurzzeit- und Tagespflege
Vereinbarkeit mit Beruf
99. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 99 Erfahrungen pflegender Angehriger Eine Frau, die neben Hausarbeit, Pflege der Schwiegermutter und des Enkels noch Teilzeit arbeitet:
Heute wei ich manchmal nicht mehr, wie ich das gemacht habe. () Ich habe oftmals Frhdienst gemacht, d.h. also morgens um 4 aufgestanden, um halb fnf Brtchen geholt, um halb sechs im Imbiss angefangen, (), also Frhstck habe ich soweit auf den Tisch gestellt, und unser Sohn, der dann ja zu Hause war, hat Oma an den Tisch gesetzt zum Essen, (). Und ich bin dann um zehn nach Hause gekommen und habe sie gewaschen und angezogen () Und wenn ich dann mal Mitteldienst oder Sptdienst hatte, dann hat mein Mann auch schon manchmal angerufen und hat gesagt Du musst nach Hause kommen, Oma hat das ganze Bad vollgemacht.
100. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 100 Die war ja sowas von aggressiv, dass wir uns gehauen haben. () Ich habe gesagt, Gib mir den Rock, den will ich waschen, und sie hat gesagt, Den will ich heute Nachmittag anziehen, mit so einem Fleck drin, und hin und her und hin und her, und sie knallt mir eine, und ich haue zurck. Ich sageOh Gott da bin ich nicht mit fertig geworden. () Ich meine, da wusste ich noch
nicht, wie krank sie war. Erfahrungen pflegender Angehriger
101. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 101 Einfhrung Heimpflege:
schlechte Arbeitsbedingungen
schlechter Ruf
heterogene Qualitt
102. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 102 Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens Kommunizieren: zum Sprechen zwingen, schimpfen, anschreien, nicht beachten, Blickkontakte vermeiden, bevormunden, duzen, respektlos umgehen
Sich bewegen: Bewegungsraum einschrnken, Ausgngen blockieren, zwingen aufzustehen, Gehhilfen verweigern
Vitale Funktionen aufrechterhalten: Kranken im Gestank liegen lassen,
zu warme/kalte Kleidung zumuten,
Facharzt ablehnen
103. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 103 Sich pflegen: zum Baden/Haarwsche zwingen, eigene Hygienevorschriften durchsetzen, nachts waschen, zwangsweise einsalben
Essen und Trinken: Ess-Trinkhilfen verweigern, Essgewohnheiten missachten, zu schnell fttern, routinemig passierte Kost geben
Ausscheiden: Dauerkatheder gegen Willen geben, Vorlage zu festen Zeiten wechseln, hungern/dursten lassen, Essen unerreichbar hinstellen Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens
104. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 104 Sich kleiden: Kleider einschlieen, nachts in Strampelsack fixieren, gegen Willen bestimmte Kleidung anziehen, Miederwsche verweigern
Ruhen und Schlafen: Mittagsschlaf verweigern oder dazu zwingen, gegen Willen Schlafmittel geben
Sich beschftigen: Wohnen: starren Tagesablauf durchziehen, nicht zur Beschftigung anregen
Sich als Mann/Frau fhlen oder verhalten: Beziehungen verhindern, Schamgefhl bei Intimpflege verletzen Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens
105. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 105 Fr eine sichere Umgebung sorgen: Sicherheitsmanahmen entziehen, zu viel und zu hufig fesseln, Klingel wegnehmen
Soziale Bereiche des Lebens sichern: Kranken sich selbst berlassen, stndig beaufsichtigen, Einkufe verweigern, Auenkontakte einschrnken
Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen:
alte Fotos nicht aufhngen, religise Bedrfnisse missachten, Schmerzen mit Placebos behandeln
Beispiel zu Formen der Gewalt bei den Aktivitten des tglichen Lebens
106. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 106 Besondere Problemfelder Fesselungen/ Fixierung
nur zum Wohle eines Patienten und mit richterlicher
Genehmigung
keine generellen Richtlinien oder objektive Kriterien
hohe Anzahl von Fesselungen ohne richterliche
Genehmigung
Hollwig: Untersuchung
ber 3 Monate auf Pflegestation von 6 Altenheimen
in 48h: bei 51% freiheitsbeschrnkende Manahmen (meist mit Bettgitter)
70% ber 8h pro Tag fixiert
107. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 107 Besondere Problemfelder Psychopharmaka
viele Fehl-/ber-/Unterdosierungen; gefhrliche Kombis, ungnstige Auswahl, ber zu lange Zeitrume; Verordnungen ohne Angabe von Diagnosen
auch als innere Fixierung
Arzneimittel-Missbrauch in Altenheimen
Dekubitus (Druckgeschwr)
Zeichen fr mangelhafte Pflege
10 000 Tote jhrlich als Folge von Dekubiti
108. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 108 Besondere Problemfelder Knstliche Ernhrung
bis zu 83% der lteren in Alteneinrichtungen unterernhrt (Expertengesprch, 2000)
Grnde: sensible Reaktion Alter auf Vernderungen der Krperflssigkeit, nachlassender Appetit, altersbedingte Schwierigkeiten beim Essen, Zahn(- prothesen)probleme, Krankheit, Medikamente, soziale Isolation, Armut
Folgen: Schwchung des Immunsystems
hhere Anflligkeit fr Krankheit, Strze,
Dekubitus
109. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 109 Erklrungsanstze zur Genese von Nahraumgewalt gegen ltere Ansatz 1: Pflegestress
Ansatz 2: Pathologische Tterpersnlichkeit
dysfunktionale Strategien zur Konfliktbewltigung
oft Abhngigkeit vom lteren Familienmitglied
(oft finanziell)
110. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 110 Erklrungsanstze zur Genese von Nahraumgewalt gegen ltere Ansatz 3: Transgenerationale Gewalt
Weitergabe von gewaltfrmigen Handlungsmustern
ber Generationen hinweg
auch als Vergeltung frherer Demtigungen
Ansatz 4: Gewalt gegen ltere als
geschlechtsspezifische Gewalt
Opfer auch hier meist Frauen
berreprsentiert durch hhere Lebenserwartung
Weiterfhrung von Beziehungsgewalt
111. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 111 Risikofaktoren Fr ltere
eingeschrnkte kognitive und sprachliche Fhigkeit
krperliche Behinderung
chronische Erkrankung/schlechte Gesundheit
hohes Alter
weibliches Geschlecht
Armut
Alkoholmissbrauch durch das Opfer, Depression
soziale Isolation
aggressives Verhalten, besonders gegen Pfleger in Vergangenheit (frhere Misshandlung)
112. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 112 Risikofaktoren Fr Pfleger
Alkohol-/Suchtmittelmissbrauch
psychische Erkrankung
Reizbarkeit; Lebenskrisen, Arbeitslosigkeit
fehlende soziale Untersttzung
bermige (Mehrfach-)Belastung durch Pflege; Unerfahrenheit, lange Dauer
Im mirkrosozialen Bereich
Schlechte Wohnverhltnisse
Im makrosozialen Bereich
Negative gesellschaftliche Einstellung gegenber lteren
Unzureichende Untersttzung und Kontrolle pflegender Familienangehriger
113. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 113 Ursachen Goodridge et al.:
Eine typische Pflegekraft muss erwarten 9,3x im Monat durch einen Altenheimbewohner angegriffen zu werden und 11,3x verbal aggressiven uerungen ausgesetzt zu sein.
114. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 114 Ursachen Personalmangel
Mngel in Aus- und Fortbildung
schlechtes Arbeitsklima
mangelnde soziale Untersttzung; Isolation
Rituale, Alternativlosigkeit
minimale rztliche Untersttzung
gesundheitspolitische Situation, Sparzwang
fehlendes systematisches Qualittsmanagement
115. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 115 Gegenmanahmen Beispiel: San Francisco
9-kpfiges, multidisziplinres Team aus Experten
(Sozialarbeit, Geriatrie, Recht)
bernahme von Problemfllen der Altenhilfe
Erstellung von Interventionsplnen
116. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 116 Gegenmanahmen Sensibilisierung relevanter Berufsgruppen fr die Thematik
rzte, Pflegepersonal, gesetzliche Betreuer
Brieftrger, Rettungsdienst, Polizeibeamte, Geistliche
Thematisch breit angelegte Beratungsangebote fr ltere
Menschen in Krisensituationen und Pflegende
Notruftelefon
Schulung, Beratung fr Familienpflege: Handlungskompetenzen, Wissen
sozio-emotionale und pflegerische Entlastung durch Gesprchskreise, Kurzzeitpflege, Ehrenamt
117. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 117 Gegenmanahmen Hilfsangebote analog zur sozialpdagogischen Familienhilfe
Beratung in huslicher Umgebung ? Modifikationen
Therapieprogramme fr familire Gewalttter
Frderung von Ehrenamt
Beachtung kultureller Unterschiede in Hilfeangeboten
zunehmende Bedeutung in D
Integration der Polizei
Sengstock & Hwalek (1986): Sozialbehrden schalten selten Polizei ein; diese reagiert nur zgerlich
Verstrkte Aufsicht ber Pflegedienste
Gesetzgebung; Meldepflicht fr Flle der Gewalt gegen ltere
118. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 118 Literatur Cizek, B.; Kapella, O.; Pflergert, J.; Steck, M.: Gewalt in der Familie: Teil 3 Gewalt gegen Mnner, 2001.
Dutton, M.A. Gewalt gegen Frauen:Diagnostik und Intervention. Huber Verlag, Bern 2002.
Faktenblatt 6: Gewalt gegen Mnner (Fachstelle gegen Gewalt, Eidg. Bro fr die Gleichstellung von Frau und Mann)
Gemnden, J.: Gewalt gegen Mnner in heterosexuellen Intimpartnerschaften,1996.
Godenzi, A. Gewalt im sozialen Nahraum. Helbig & Lichtenhahn,Basel und Frankfurt (M) 1996.
Grgen, T. u. A.: Gewalt gegen ltere im persnlichen Nahraum: Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation eines Modellprojekts. Schriftreihen des BMFSFJ; Bd. 217. Stuttgart; Berlin; Kln; Kohlhammer. 2002.
119. 08.Juni 2007 Gewalt im Nahraum 119 Literatur Oehmichen, M.; Kaatsch,H.-J.; Businski, H. A. G.: Gewalt gegen Frauen und Kindern Bestandsaufnahme Diagnose Prvention. Schmidt-Rmhild, Lbeck 2004.
Pagani, L.S., Tremblay, R.E., Nagin,D., Zoccolillo, M., Vitaro, F., McDuff, P. (2004). Risk factor models for adolescent verbal and physical aggression toward mothers International Journal of Behavioral Development, 28(6), 528-537
Straus et al. Revised Conflict Tactic Scale,1996.Walter, M. (Hrsg.): Alter - ein Risiko? ltere Menschen als Opfer von huslicher und institutioneller Gewalt. LIT-Verlag, Mnster 2005.
Stroebe, W.; Jonas, K.; Hewstone, M. (Hrsg.): Sozialpsychologie Eine Einfhrung. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2002.
Wyss, E.: Wenn Frauen Gewaltttig werden : Fakten contra Mythen, Bern 2006.