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Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit. Ethik. Modul 2: Das Christentum in seiner Geschichte. oder die Lehre vom richtigen Handeln. Universität Duisburg-Essen, Winter-Semester 2006/07. Übersicht. Bergpredigt und Zwei-Reiche-Lehre

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Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

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  1. Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit Ethik Modul 2: Das Christentum in seiner Geschichte oder die Lehre vom richtigen Handeln Universität Duisburg-Essen, Winter-Semester 2006/07

  2. Übersicht • Bergpredigt und Zwei-Reiche-Lehre • die radikale Gnadenlehre der Reformatoren und die Krise im Verhältnis von Religion und Moral • die Transformation der Erlösungsreligion in Ethik bei Kant KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  3. 1.1 Bergpredigt – die Makarismen¹ oder Seligpreisungen, Mt. 5 • Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. • Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. • Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. • Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. • Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. • Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. • Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. • Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. • Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. 12. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  4. 1.2.1 Bergpredigt – die Antithesen (1), Mt. 5,21ff, 27ff, 33ff • Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): «Du sollst nicht töten»; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. • Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig. • Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 20,14): «Du sollst nicht ehebrechen.» • Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. • Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3): «Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.» • Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  5. 1.2.2 Bergpredigt – die Antithesen (2), Mt. 5,38ff, 43ff • Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.» • Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. ...¹ • Ihr habt gehört, dass gesagt ist: «Du sollst deinen Nächsten lieben» (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen. • Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  6. 1.3 die apostolischen Nachfolge die Aussendungsrede, Mt. 10, 8-10 • Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert. die Perikope vom reichen Jüngling, Mt 19, 16-22 • Jesus antwortete ihm: • Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! • Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  7. Evangelische Räte für die Vollkommenen (Mönche, Geistliche): die pazifistischen Gebote der Bergpredigt und der Nachfolge Dekalog, Naturrecht, Tugendlehre für die Laien 1.4 das Arrangement des Mittelalters: die Zwei-Stände-Ethik Kardinaltugenden (nach Platon): • Weisheit, • Tapferkeit, • Besonnenheit, • Gerechtigkeit theologische Tugenden (Thomas, nach 1. Korinther 13) • Glaube • Hoffnung • Liebe KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  8. 1.5 Luthers Kritik: „das allgemeine Priestertum“ alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes und ist unter ihnen kein Unterschied außer allein des Amts halber. ... Das alles macht, dass wir eine Taufe, ein Evangelium und Glauben haben und auf gleiche Weise Christen sind; denn die Taufe, Evangelium und Glauben, die machen allein geistlich und Christenvolk. ... Demnach werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweihet. (vgl. 1. Petr.2; Offenb. 5,10) ... Denn wo nicht eine höhere Weihe in uns wäre, als der Papst oder Bischof gibt, so würde durch des Papstes und Bischofs Weihen nimmermehr ein Priester gemacht ... Man hats erfunden, dass Papst, Bischöfe, Priester und Klostervolk der geistliche Stand genannt wird, Fürsten, Herrn, Handwerks- und Ackersleute der weltliche Stand. Das ist eine sehr feine Erdichtung und Trug. Doch soll niemand deswegen schüchtern werden, und das aus dem Grund: Martin Luther, An den christlichen Adel deutscher Nation. Von des christlichen Standes Besserung, 1520, WA 6, 407 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  9. 1.6 Konsequenzen aus dem allgemeinen Priestertum • allgemeines Priestertum aller Getauften (Martin Luther, Adelsschrift, 1520), alle Christen haben gleiche Rechte •  alle Christen haben auch gleiche Pflichten •  Bergpredigt, Evangelische Räte, für alle Christen verbindlich Lösung: entweder: Auswanderung aus der Welt, Rückzug in eine fromme Gemeinschaft oder in die Innerlichkeit (Täufer, Spiritualisten) oder: neue Differenzierung: Zwei-Reiche-Lehre: Geistliches Reich / Weltliches Reich (Von weltlicher Obrigkeit, 1523) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  10. 1.6.1 Zwei Reiche Lehre, Grundstruktur • Reich Gottes, geistliches Reich • Kommunikationsmittel: Liebe, Rechtsverzicht, Grundlage: Bergpredigt • Reich der Welt • Kommunikationsmittel: Recht, das notfalls mit Gewalt („mit dem Schwert“) eingeklagt werden muss KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  11. 1.6.2 der konzeptionelle Hintergrund: Augustin: De civitate Dei, 413-426 GOTT Civitas Dei spirituell amor Dei LIEBE Civitas terrena /civitas diaboli materiell amor sui RECHT Bereich in dem sich beide Civitates überschneiden KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  12. 1.6.3 das Problem der doppelten Mitgliedschaft: geistlich - weltlich zwei extreme Lösungen: • Christsein und öffentliches Amt schließen sich aus • Option der Täufer: „Das Schwert ist eine Gottesordnung außerhalb der Vollkommenheit Christi. ... Es zu gebrauchen, sind die weltlichen Obrigkeiten eingesetzt.“ „Wenn nu yemand wollt die wellt nach dem Evangelio regirn ... Er würde den wilden, bößen thieren die band und keten aufflösen / das sie yederman zu reyssen und byssen ... also würden die bößen unter den ‚Christlichen namen der Evangelischen freyheytt mißbrauchen / yhr büberey treyben unnd sagen / sie seyen Christen ...“ (WA 11, 251) Luthers Lösung in der Obrigkeitsschrift: • Rechtspflege ist praktizierte Nächstenliebe • „Ob du auch nicht bedarffest / das man deynen feynd straffe / so darffs aber dein krancker nehister / dem solltu helffen / das er frid habe und seynen feynd gesteuret werde / wilchs nicht geschehen mag / die gewallt und uberkeyt werde dann ynn ehren und furcht erhallten“ (WA 11, 254) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  13. 1.7 im Schatten der 2-Reiche-Lehre: Ermunterung zur Tugend • Was sagt nu Gott von diesen [10] Geboten allen? Antwort... Ich, der HERRE Dein Gott, bin ein eifriger Gott, der über die, so mich hassen, die Sund der Väter heimsucht an den Kindern... Aber denen, so... meine Gebote halten, tue ich wohl in tausend Glied. Gott dräuet zu strafen alle, die diese Gebot übertreten, darum sollen wir uns fürchten für seinem Zorn und nicht wider solche Gebot tun. Er verheißet aber Gnade und alles Guts allen, die solche Gebot halten, darumb sollen wir ihn auch lieben u. vertrauen Martin Luther, Der kleine Katechismus (1529) , Die zehn Gebote. Schluss KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  14. Übersicht • Zwei-Reiche-Lehre • die Krise im Verhältnis von Religion und Moral • die Transformation der Erlösungsreligion in Ethik (Kant) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  15. 2.1 die radikale Gnadenlehre – die Irrelevanz der Ethik für das Heil • Gott hat den Gedemütigten, d.h. den Elenden und Verzweifelten, seine Gnade gewiss zugesagt. Völlig gedemütigt werden kann der Mensch aber erst dann, wenn er weiß, dass sein Heil ganz und gar außerhalb seiner Kräfte, Absichten, Bemühungen, seines Willens und seiner Werke gänzlich von dem Ermessen, Plan, Willen und Werk eines anderen, nämlich Gottes allein, abhängt. Denn solange ein Mensch der Absicht ist, er könne für sein Heil auch nur das Geringste tun, bleibt er im Vertrauen auf sich selbst ... Martin Luther, De servo arbitrio (1525) , WA 18.632f KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  16. 2.2 die radikale Gnadenlehre – das gute Werk ohne Glaube ist böse • Wenn bewiesen sein wird, dass unser Heil außerhalb unserer Kräfte und Absichten steht und vom Wirken Gottes abhängt, ... folgt dann nicht klar, dass - solange Gott mit seinem Werk in uns nicht zugegen ist - all unser Tun böse ist und wir notwendig Dinge tun, die zum Heil nichts nützen? Denn wenn nicht wir, sondern allein Gott das Heil in uns wirkt, tun wir, ob wir wollen oder nicht, vor seinem Wirken nichts Heilsames Martin Luther, De servo arbitrio (1525) , WA 18.634 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  17. 2.3 erste Schritte zur Säkularisierung von Ethik und Recht • Soll man keyn vorrhad schaffen, thor und fenster offen lassen und sich gar nicht weren, sondern lassen auff sich stechen wie auff die todten leybe, alls die ynn Machabeorum libro[1. Makk 2,34ff] thetten? Bey leybe nicht. • Du hast gehort itzt, das oberkeyt soll wachen, vleyssig seyn und alles thun, was yhrem ampt gepuert, thor schliessen, thuern und mauren bewahren, harnisch anlegen, vorrhad schaffen und sich eben stellen, als were keyn Gott da und muesten sich selbs erretten und selbs regiren. Wo der Herr nicht die Stadt bewahret, da hütet der Wächter umsonst (Psalm 127,1) Martin Luther, Der 127. Psalm ausgelegt an die Christen zu Riga in Livland (1524), WA 15,372f KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  18. 2.4 Hugo Grotius - «etsi deus non daretur» Diese ... Sorge für die Gemeinschaft ist die Quelle dessen, was man recht eigentlich mit Recht bezeichnet. Dazu gehört, dass man sich des fremden Guts enthält und es ersetzt, wenn man etwas davon ... genommen hat, ferner ... [Vertragserfüllung, Genugtuung für Schaden] Diese hier dargelegten Bestimmungen würden auch Platz greifen, wenn man annähme - was freilich ohne die größte Sünde nicht geschehen könnte -, dass es keinen Gott gäbe oder dass er sich um die menschlichen Angelegenheiten nicht bekümmerte • Hugo Grotius, 1583-1645, Philosoph u.Rechtsgelehrter. • Mare Liberum, 1604 • De jure belli ac pacis, 1627 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  19. 2.5 Pierre Bayle und die Trennung von Religion und Moral • Es ist wahr, daß die Verderbnisse der Sitten in dem Heidenthume groß gewesen; allein es haben sich viele Leute darinnen gefunden, die dem Vorbilde ihrer falschen Götter nicht gefolget sind, und die Begriffe der Ehrbarkeit einem so großen Ansehen vorgezogen haben. Seltsam ist es, daß die Christen, deren Lehrgebäude so rein ist, in Ansehung der Laster den Heiden fast nichts nachgeben. Es ist ein Irrthum, wenn man glaubet, daß die Sitten einer Religion mit d. Lehren d. Glaubensbekenntnisses überein kommen Pierre Bayle, Dictionnaire historique et critique(1695): Art. Jupiter(D) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  20. 2.6 die pietistische Erneuerung der Werkgerechtigkeit • So jemand bedenkt¹, [durch Konsumverzicht] ... viele arme Kinder, die aus Mangel guter Erziehung an Leib und Seele verwildern und verderben müssten², zu erretten und nützliche gute Leute aus ihnen zu erziehen ...: dem legt Gott hier vor Augen, wie er von dem, das ihm jetzt keinen Nutzen ... für das Zukünftige gibt,³ Wonne und Freude haben könnte und den herrlichen Nutzen, dass Christus an jenem Tage zu ihm sprechen wird: Ich bin hungrig gewesen und du hast mich gespeist, durstig, du hast mich getränkt4, ... August Hermann Francke (1663-1727) Denkmal auf dem Gelände der von ihm gegründeten Halleschen Anstalten (Waisenhaus &c.) Denkmal von Christian Daniel Rauch, Sockel von Karl-Friedrich-Schinkel, 1829 August Hermann Francke, Der große Aufsatz (1704ca) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  21. Übersicht • Zwei-Reiche-Lehre • die Krise im Verhältnis von Religion und Moral • die Transformation der Erlösungsreligion in Ethik (Kant) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  22. 3.1 der kategorische Imperativ • Der kategorische Imperativ ist nur ein einziger, und zwar dieser: handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. .. • Dieses Prinzip der Menschheit .. ist nicht aus der Erfahrung entlehnt, • erstlich, wegen seiner Allgemeinheit, da es auf alle vernünftige Wesen überhaupt geht ...; • zweitens, weil darin die Menschheit ... als objektiver Zweck, der als Gesetz die oberste einschränkende Bedingung aller subjektiven Zwecke ausmachen soll, vorgestellt wird Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785) AA IV 421 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  23. 3.2 Die Kritik der praktischen Vernunft, 1788 Aus dem kategorischen Imperativ leitet Kant den praktischen Imperativ ab: • "Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest." Die Ableitung wird begründet mit zwei Behauptungen, die Kant ihrerseits nicht weiter begründet, sondern als allgemeine Axiome voraussetzt: • Der Mensch und überhaupt jedes vernünftige Wesen existiert als Zweck an sich selbst. • Die vernünftige Natur existiert als Zweck an sich selbst. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  24. 3.3 die Pflicht zur Beförderung des höchsten Gutes • Zur Pflicht gehört hier nur die Bearbeitung zur Hervorbringung und Beförderung des höchsten Guts in der Welt, dessen Möglichkeit also postuliert werden kann, die aber unsere Vernunft nicht anders denkbar findet, als unter Voraussetzung einer höchsten Intelligenz, deren Dasein anzunehmen also mit dem Bewusstsein unserer Pflicht verbunden ist, obgleich diese Annehmung selbst .. Hypothese, in Beziehung aber auf die Verständlichkeit eines .. Bedürfnisses in praktischer Absicht, Glaube .. heißen kann Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft (1788) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  25. 3.4 Postulate zur Plausibilisierung der Beförderung des höchsten Gutes Über die Postulate der reinen praktischen Vernunft überhaupt: Sie gehen alle vom Grundsatze der Moralität aus, der kein Postulat, sondern ein Gesetz ist ... • Diese Postulate sind die der Unsterblichkeit, der Freiheit, ... und des Daseins Gottes. • Das erste fließt aus der praktisch notwendigen Bedingung der Angemessenheit der Dauer zur Vollständigkeit der Erfüllung des moralischen Gesetzes; • das zweite aus der notwendigen Voraussetzung der Unabhängigkeit von der Sinnenwelt • das dritte aus der Notwendigkeit der Bedingung zu einer solchen intelligibelen Welt, um das höchste Gut zu sein, durch die Voraussetzung des höchsten selbständigen Guts, d.i. des Daseins Gottes. KpV I. Teil, II. Buch, II. Hauptstück, VI.: KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  26. 3.5 die intuitive Gewissheit Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. ... • Der erstere Anblick einer zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit, als eines tierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Planeten (einem bloßen Punkt im Weltall) wieder zurückgeben muss, nachdem es eine kurze Zeit (man weiß nicht wie) mit Lebenskraft versehen gewesen. • Der zweite erhebt dagegen meinen Wert, als einer Intelligenz, unendlich, durch meine Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Tierheit und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben offenbart, ... Kant, Kritik der praktischen Vernunft (1788) Beschluss KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  27. 3.6 Die Religion innerhalb der Grenzen des bloßen Vernunft, 1793 • Gott lässt sich nicht beweisen (KrV). • Doch konsequentes moralisches Handeln ist nicht möglich ohne den Glauben an Freiheit, Unsterblichkeit und Gott (KpV). • Daher ist die Moral das Ursprüngliche und die Religion erklärt die moralischen Pflichten als göttliche Gebote. • Die Religion folgte also dem bereits vorhandenen Moralgesetz. Um die eigentlichen Pflichten zu finden, muss man nun umgekehrt das Richtige aus den verschiedenen Religionslehren herausfiltern. • Die historischen Glaubenslehren (Dogmen) und die religiösen Praktiken (Riten) sind ohne Belang.¹ KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  28. 3.7 Wöllner und Johann Friedrich II. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  29. 3.7 Kant über seine Religionsschrift, 1794/1798 • Daß ich ferner meine große Hochachtung für die biblische Glaubenslehre im Christenthum unter anderen auch durch die Erklärung in demselben obbenannten Buche bewiesen habe, daß die Bibel, als das beste vorhandene, zur Gründung und Erhaltung einer wahrhaftig seelenbessernden Landesreligion auf unabsehliche Zeiten taugliche Leitmittel der öffentlichen Religionsunterweisung darin von mir angepriesen ... • ... die hier aufgeführte Zusammenstimmung desselben mit dem reinsten moralischen Vernunftglauben ist die beste und dauerhafteste Lobrede desselben: weil eben dadurch, nicht durch historische Gelehrsamkeit, das so oft entartete Christenthum immer wieder hergestellt worden ist und ferner bei ähnlichen Schicksalen, die auch künftig nicht ausbleiben werden, allein wiederum hergestellt werden kann. Kant, Der Streit der Fakultäten, Vorrede (1798) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

  30. 3.8 die goldene Regel • Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten (Mt 7,12) Eine alternative Formulierung: Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: „Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?“ Jesus aber antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt»(5. Mose 6,5) Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18) In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten (Mt 22, 35-40). KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Ethik

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