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Das Weimarer Wahlsystem und Bemühungen zu seiner Reform

Das Weimarer Wahlsystem und Bemühungen zu seiner Reform. Inhaltlicher Aufbau. Vorgeschichte Das Wahlsystem Vorschläge zur Reform des Reichswahlgesetzes. Vorgeschichte. Wahlen im Kaiserreich Wahl der Nationalversammlung 1919. Wahlen im Kaiserreich.

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Das Weimarer Wahlsystem und Bemühungen zu seiner Reform

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  1. Das Weimarer Wahlsystem und Bemühungen zu seiner Reform J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter

  2. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Inhaltlicher Aufbau • Vorgeschichte • Das Wahlsystem • Vorschläge zur Reform des Reichswahlgesetzes

  3. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Vorgeschichte • Wahlen im Kaiserreich • Wahl der Nationalversammlung 1919

  4. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahlen im Kaiserreich Das Wahlrecht zum Reichstag wurde vom Norddeutschen Bund übernommen • Männer über 25 Jahren • allgemein, frei, direkt und geheim • ausgeschlossen waren geistig Behinderte, Soldaten, Bedürftige und Frauen  Wahlberechtigte 1912 ca. 14,4 Mio. = 22% der Bevölkerung

  5. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahlen im Kaiserreich • Absolutes Mehrheitswahlrecht • zwei Wahlgänge • 397 Wahlkreise = 397 Abgeordnete (1871: 382 Abgeordnete)

  6. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahlen im Kaiserreich • Das absolute Mehrheitswahlrecht ruft besondere Verhaltensweisen der Parteien hervor:  Zusammenschluss und Absprachen der Parteien bei den Wahlgängen  Sozialdemokraten und Zentrum sind aufgrund von Antipathie der konkurrierende Parteien isoliert

  7. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter

  8. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahlen im Kaiserreich • starkes Bevölkerungswachstum • Landflucht • Industrialisierung  Wahlkreise bleiben gleich  Sozialdemokratie benachteiligt (Anhängerschaft in urbanen Industrieregionen)  regierungstreue Konservative profitieren

  9. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter

  10. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/507_Reichstagswahlen_88.pdf

  11. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahl zur Nationalversammlung • Neues Wahlrecht • Allgemein, direkt, frei und geheim • Frauen und Soldaten dürfen wählen • Mindestalter: ab 20 Jahren • 63,3 % der Bevölkerung ist wahlberchtigt

  12. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahl zur Nationalversammlung • Verhältniswahlrecht • Starre Parteilisten • 38 Wahlbezirke + Osttruppen • Modernes Wahlrecht • breiter Konsens über Verhältniswahlrecht

  13. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahl zur Nationalversammlung

  14. Das Wahlsystem J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter

  15. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Verfassung • § 22 der Reichsverfassung: „Die Abgeordneten werden in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl von den über zwanzig Jahre alten Männern und Frauen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt. Der Wahltag muss ein Sonntag oder öffentlicher Ruhetag sein. Das Nähere bestimmt das Reichswahlgesetz.“

  16. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Das Wahlsystem (Reichstag)6. November 1932, Wahl zum 7. Reichstag

  17. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Ergebnisse der Auszählung

  18. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Parteien • NSDAP=Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitler-Bewegung) • DNVP=Deutschnationale Volkspartei • DVP=Deutsche Volkspartei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • BVP=Bayerische Volkspartei • Zentr=Deutsche Zentrumspartei. Im Wahlkreis 27 (Pfalz) Wahlvorschlag »Zentrum und Bayerische Volkspartei«. • DDP=Deutsche Demokratische Partei. Im Wahlkreis 16 (Südhannover-Braunschweig) Wahlvorschlag »Niedersächsische Bürgerliche Mitte (Deutsche Staatspartei und Reichspartei des Deutschen Mittelstandes) (Wirtschaftspartei)«; im Wahlkreis 31 (Württemberg) »Deutsche demokratische Partei Württemberg u. Hohenzollern«. • SPD=Sozialdemokratische Partei Deutschlands • KPD=Kommunistische Partei Deutschlands • Sonst=sonstige Parteien • CSV=Christlich-Sozialer Volksdienst. In den Wahlkreisen 17 (Westfalen Nord) und 18 (Westfalen Süd) und 32 (Baden) Wahlvorschlag »Evangelischer Volksdienst«. • BBB=Bayerischer Bauernbund. Wahlvorschlag »Deutsche Bauernpartei«; in den Wahlkreisen 24 (Oberbayern-Schwaben) und 25 (Niederbayern) »Bayerischer Bauern- und Mittelstandsbund (Deutsche Bauernpartei)«; in denWahlkreisen 26 (Franken) und 32 (Württemberg) »Vereinte Bauern (Deutsche Bauernpartei – Deutsches Landvolk)«. • WP=Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei). Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Bayerische Volkspartei«. • Ldbu=Landbund. Wahlvorschlag »Württ. Bauern- und Weingärtnerbund (Landbund)« • Ldbu=Landbund. Wahlvorschlag »Thüringer Landbund«; angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • DHP=Deutsch-Hannoversche Partei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Christlich-Sozialer Volksdienst (Evangelische Bewegung)«. • RadM=Radikaler Mittelstand. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • Ldvo=Deutsches Landvolk, Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutsche Bauernpartei«. • Vrp=Volksrechtpartei (Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung). Wahlvorschlag »Volksrecht-Partei«; angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Christlich-Sozialer Volksdienst (Evangelische Bewegung)«. • SAP=Sozialistische Arbeiterpartei Polen • Polen=Polnische Partei; Polnische Volkspartei. Zusammengeschlossen zum Reichswahlvorschlag »Nationale Minderheiten Deutschlands«. • HuP=Für Hindenburg und Papen (Nationalistische Kampfbewegung). Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«.

  19. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Parteien (Fortsetzung) • KIV=Kleinrentner, Inflationsgeschädigte und Vorkriegsgeldbesitzer. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • Fwb=Freiwirtschaftsbund. Wahlvorschlag »Freiwirtschaftliche Partei Deutschlands (Partei für krisenfreie Volkswirtschaft)« • Sgem=Schicksalsgemeinschaft deutscher Erwerbslosen (Erwerbslosenfront). Wahlvorschlag »Schicksalsgemeinschaft deutscher Erwerbslosen, Kleinhandel und Gewerbe (Erwerbslosenfront)«; angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Christlich-sozialer Volksdienst (Evangelische Bewegung)«. Reichswahlvorschlag »Christlich-sozialer Volksdienst (Evangelische Bewegung)«. Wahlvorschlag »Schicksalsgemeinschaft deutscher Erwerbslosen, Kleinhandel und Gewerbe (Erwerbslosenfront)«; angeschlossen an den • SRPD=Sozial-Republikanische Partei Deutschlands (Hörsing-Bewegung für Arbeitsbeschaffung) • HHG=Handwerker, Handel- und Gewerbetreibende. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • RDP=Radikal-demokratische Partei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Sozialdemokratische Partei Deutschlands«. • KgAB=Kampfgemeinschaft der Arbeiter und Bauern • FNSM=Freiheitliche National-Soziale Deutsche Mittelstandsbewegung. Wahlvorschlag »Nationalsoziale Partei der Mitte (Handel, Handwerk, Gewerbe, Landwirte, Haus- und Grundbesitzer)«; zusammengeschlossen zum Reichswahlvorschlag »Großdeutsche Volkspartei (Liste Schmalix) und Nationalsoziale Partei der Mitte (Handel, Handwerk, Gewerbe, Landwirte, Haus- und Grundbesitzer)«. • entM=Enteigneter Mittelstand. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • NFP=Nationale Freiheitspartei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutsche Staatspartei«. • SlV=Schleswigscher Verein. Zusammengeschlossen zum Reichswahlvorschlag »Nationale Minderheiten Deutschlands«. • Schm=Großdeutsche Liste Schmalix. Wahlvorschlag »Großdeutsche Volkspartei (Liste Schmalix)«; zusammengeschlossen zum Reichswahlvorschlag »Großdeutsche Volkspartei (Liste Schmalix) und Nationalsoziale Partei der Mitte (Handel, Handwerk, Gewerbe, Landwirte, Haus- und Grundbesitzer)«. • IKI=Interessengemeinschaft der Kleinrentner und Inflationsgeschädigten • NatP=Nationalistische Partei • Vsoz=Volkssozialisten • HLP=Haus- und Landwirtepartei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • NKPD=Nationale-Kommunistische-Partei Deutschlands • DSMP=Deutsche Soziale Monarchisten-Partei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • DRefP=Deutsche Reformpartei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutsche Staatspartei«. • DAnP=Deutsche Arbeitnehmerpartei. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Christlich-Sozialer Volksdienst (Evangelische Bewegung)«. • UUD=Unitaristen-Union Deutschlands (Einheitsbewegung aller Schaffenden). Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Kommunistische Partei Deutschlands«. • GMP=Großdeutsche Mittelstandspartei für Mittelstandsdiktatur • Meiß=Gerechtigkeits-Bewegung-Meißner • DnBB=Deutscher nationaler Bürger-Block. Wahlvorschlag »Deutsche Volkspartei (Nationalliberale Partei)« • Erwl=Partei der Erwerbslosen für Arbeit und Brot. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitler-Bewegung)«. • RNDK=Reichspartei Nationaler Deutscher Katholiken. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitler-Bewegung)«. • DSK=Deutsche Sozialistische Kampfbewegung • RGZB=Deutsche Reichs-Gegen-Zins-Bewegung. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitler-Bewegung)«. • FSWR=Freiheitsbewegung Schwarz-Weiß-Rot (Reichsbund der Baltikum-, Oberschlesien-, Grenzschutz- und Freikorpskämpfer). Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Deutschnationale Volkspartei«. • MitP=Mittelstands-Partei (Unitaristen). Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Kommunistische Partei Deutschlands«. • KbL=Kampfbund der Lohn- und Gehaltsabgebauten. Angeschlossen an den Reichswahlvorschlag »Bayerische Volkspartei«. • DB(NR)=Deutsche Bauernpartei (National-Republikanische)

  20. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Abgeordnete des 7. Reichstags (1932)

  21. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Umwandlung von Wählerstimmen in Abgeordnetensitze • (auf Reichsebene können nur max. soviele Sitze zusätzlich erreicht werden, wie Wahlkreissitze erreicht wurden)

  22. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wahlkreise

  23. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Beispiel (Vereinfacht) Wahlkreis X: Wahlkreis Y: Reich:

  24. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Reststimmen

  25. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Zusammenfassung • Jeder Wähler hat eine Stimme • Jeder Mann und jede Frau ab 20 Jahren mit bürgerlichen Ehrenrechten • nicht wählen dürfen: • Soldaten • Entmündigte Personen • Gewählt werden darf jeder, der 25 Jahre alt und min. 1 Jahr Reichangehöriger ist • 35 Wahlkreise

  26. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Zusammenfassung • Sitzverteilung: • Auf Wahlkreisebene wird pro 60.000 Wählerstimmen ein Sitz verteilt • Auf Wahlkreisverbandsebene wird pro 60.000 Reststimmen ein Sitz verteilt • Auf Reichsebene wir pro 60.000 Stimmen ein Sitz verteilt, ein Rest von mehr als 30.000 Stimmen ergibt einen weiteren Sitz • Beschränkungen: • Auf Wahlkreisverbandsebene müssen in einem Wahlkreis des Verbands min. 30.000 Stimmen erreicht worden sein, um einen Sitz zu erhalten • Auf Reichsebene können von den Reststimmen nur maximal so viele Sitze erreicht werden, wie auf Wahlkreisebene schon erreicht wurden

  27. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Reichspräsidentenwahl • Mehrheitswahl: Erreicht beim ersten Durchgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit, folgt eine zweite Wahl, bei der die einfache Mehrheit ausreicht • Beim zweiten Wahlgang darf ein neuer Kandidat aufgestellt werden  Hindenburg • Aufgestellt werden darf, wer entweder 20.000 Wählerunterschriften vorweist oder von 20 Vertretern „solcher Gruppen, die an der letzten Reichstagswahl teilgenommen hatten“ vorgeschlagen wird  Favorisierung von Parteien

  28. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Volksentscheid • Durch Reichspräsident • Durch 1/20 d. Bevölkerung, wenn die Verkündung eines Reichsgesetzes ausgesetzt ist • Durch 1/10 d. Bevölkerung, wenn ein Entwurf vorgelegt wurde und dieser nicht unverändert angenommen wird • Durch den Reichsrat • Auf Reichsebene gab es in der Weimarer Republik insgesamt drei Versuche, politische Interessen in Form eines Volksentscheids durchzusetzen • Keiner dieser Versuche war erfolgreich

  29. Vorschläge zur Reform des Reichswahlgesetzes J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter

  30. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Vorschläge zur Reform des Reichswahlgesetzes Abänderungsgesetze bzw. Novellierung des Wahlgesetzes • 1.Reichstag (6 Reichsregierungen; 5 Reichskanzler): • Einführung des Einheitsstimmzettels • Erhöhung des Unterschriftenquorums • unbedeutende Wahltechnische Erneuerungen • Folgende Reichstage zeigen ebenfalls kurze Lebensdauer der Koalitionsregierungen Wahlreform erforderlich um tragfähige Mehrheiten im Reichstag zu schaffen und die Funktionalität des Reichstages zu gewährleisten!

  31. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Ab 1924 Einigkeit über die Notwendigkeit der Reform Bemühungen aller Regierungen sowie einiger Reichstagsfraktionen (auch Vertreter der Wissenschaft) das bestehende Wahlrecht zu reformieren Kritik am Reichswahlgesetz Zunehmende Entfremdung zwischen Wählern und Abgeordneten - Wahlkreiseinteilung (35 „Riesen-Wahlkreise“) - Unpersönlichkeit der Wahl

  32. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Mangelnde Funktionalität innerhalb des parlamentarischen Systems - Schwierigkeiten der Mehrheitsbildung im Reichstag - Instabilität der auf parlamentarischer Basis gebildeten Regierungen - Reduzierte Aktionsfähigkeit der Regierungen aufgrund der Vielzahl der im Reichstag vertretenden Parteien und Interessengruppen - Zunahme von Splitterparteien

  33. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Die Reform des Reichswahlgesetzes in der politischen Praxis Reformvorschläge Hauptziele: • Identifikation zwischen Wähler und Abgeordneten • Parteienfeld im Sinne zunehmender Integration und Konzentrierung zu beeinflussen

  34. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Reformvorschläge mit verfassungsänderndem Charakter: - Wiedereinführung der absoluten Mehrheitswahl - Relative Mehrheitswahl nach englischem Muster - Anhebung der Prozentschwelle (bzgl. Mandatsgewinn) - Prämiensystem für die stärkste Partei innerhalb der Verhältniswahl - Indirekte Wahl des Parlaments mittels Vertretertages - Zusätzliche Raummandate

  35. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Reformvorschläge zur Majorisierung der Verhältniswahl: Einerwahl im Rahmen eines Proportionalwahlsystems - Stimmabgaben für Kandidaten innerhalb der Einzelwahlkreise addiert - Mandate in Relation der Stimmen auf die jeweilige Partei verteilt - Automatisches System der Sitzverteilung wird beibehalten - Ein Mandat je 60.000 Stimmen  keine personenbezogene Wahl, sondern parteienbezogene Abstimmung

  36. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Reformvorschläge zur Proportionalisierung der Mehrheitswahl: Merkmale: Einzelwahlkreise; Direktwahl des Abgeordneten; Parteienbezogene Verrechnung der erhaltenen Stimmen auf höherer Ebene Bsp.: (Wilhelm Heile) 300 Wahlkreise; Gesamtzahl der Reichstagsabgeordneten: 400; 1.Wahlgang: Absolute Mehrheit 2.Wahlgang: Relative Mehrheit (Zusatz nach Jellinek: min.40%) Proportionalisierungder restlichen 100 Reichsmandate auf Reichsebene nach Ergebnis des 1. Wahlgangs Überhangmandate? (Zusatz nach Jellinek: Überhangmandaten an begünstigte Parteien)

  37. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Reformvorschläge zur partiellen Änderung des Reichswahlgesetzes: (Motiv: Hoffnung auf leichtere Durchsetzbarkeit) - freie statt starre Listen > Einflussnahme des Wählers auf Reihenfolge der Kandidaten - Einführung kleinerer Wahlkreise > Zurückdrängung der Splitterparteien - Verkleinerung des Reichstages und Länderparlamente > Einsparung von Steuermitteln - Erhöhung des Wahlalters - Einführung der Wahlpflicht - Wahlrecht für Auslandsdeutsche und Reichsdeutschen mit ständigem Wohnsitz im Ausland

  38. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Die Reform des Reichswahlgesetzes in der politischen Praxis Reichskanzler Heinrich Brüning und Reichsminister des Inneren Josef Wirth: Entwurf eines Wahlgesetzes Ziel: Elemente der Mehrheitswahl, soweit mit Verfassungsnormen vereinbar, in die Verhältniswahl zu integrieren

  39. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Umsetzung: Einerwahl mit späterer Proportionalisierung auf höherer Ebene - statt der bisherigen 35 „Riesen-Wahlkreise Erhöhung auf 162 Wahlkreise (Ø 385.000 Einwohner; ca. 255.000 Wahlberechtigten) - Wahlkreise zu Ländergruppen in 31 Verbänden zusammengefasst - Abschaffung langer, starrer Listen auf Reichs- und Länderebene - Wegfall des Einheitsstimmzettels - Höheres finanzielles Risiko für Wahlbewerber

  40. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter - Erhöhung der Verteilungszahl auf 70.000 Stimmen pro Mandat - Anzahl der Abgeordneten ergibt die Verteilung der Parteien - Wegfall der Reststimmenverteilung auf Reichsebene nur noch auf Wahlkreis- und Ländergruppenebene möglich - Parteien nur zugelassen, durch Gewinn eines Mandates in einem Verband der Ländergruppe - Verteilung der Mandats-Bewerber innerhalb der Partei nach d´Hondtschen Verfahren (unter Berücksichtigung des jeweiligen Wahlerfolges innerhalb des Verbandes)

  41. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter - Kabinett Brüning verabschiedet den Entwurf u leitet ihn am 20.August 1930 dem Reichsrat zu - Reichsinnenminister Wirth veröffentlicht die Denkschrift „Vorschläge zur Wahlreform“ • Reichsrat stimmt mit, einigen für das Wahlsystem unbedeutenden Änderungen, dem Entwurf zu (19. Februar 1931) - am 25. Februar 1931 fordert Minister Wirth, trotz der mangelnden Aussicht auf Erfolg, die Weiterleitung des Gesetzentwurfs an den Reichstag - Brüning sieht jedoch von einer Weiterleitung des Entwurfes an den Reichstag ab

  42. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Mögliche Gründe? • Bemühungen um eine Neugestaltung des Wahlsystems und des Wahlrechts nur von wenigen Experten der Fraktionen getragen  Mehrheit der Fraktionskollegen und Parteifreunde verharrten in Unkenntnis und Desinteresse - Brüning hatte zu keinem Zeitpunkt die erforderliche Mehrheit im Reichstag - Der Entwurf provozierte, da geplante Reformen auch die Mittelparteien schwächen würden - Reichtag war offensichtlich überfordert ein Wahlgesetz als Grundlage für stabile Regierungen zu verabschieden  hohe Vielzahl der kleineren Parteien hätten über die eigene Existenz und zukünftige Chance abstimmen müssen

  43. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Die Parteien und die Wahlreform Höchstes Gewicht: 1. Grundsätzliche Einstellung der Partei zur funktionsfähigen parlamentarischen Demokratie  2 gegenläufige Auffassungen: - Verbleib des parlamentarischen Regierungssystems - Streben nach einem Präsidialsystem 2. Erwartungen der Parteien über ihre Fraktionsstärke im Parlament nach der Wahlgesetzesänderung

  44. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter weitere Faktoren: - Oppositionsrolle gewährte größere Freiheit in der Propagierung schwer realisierbarer Forderungen Im Gegensatz: Parteien mit Regierungsverantwortung - Abhängigkeit von Koalitionspartnern - Druck regionaler und berufsständiger Interessengruppen - Abbau innerparteilichen Machtstrukturen vs. Stärkung der Parteiführung

  45. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Beispiele: „Weimarer Koalition“ - stets lebhafte Diskussionen über Wahlreform - weniger erhoffte Wahlvorteile, vielmehr tief verwurzelte Interessen ( Funktionsfähigkeit der Weimarer Reichsverfassung) Zentrum - einzige Partei die durchgängig für Wahlreform eintrat

  46. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter „Demokraten“ - In Wahlreformdebatten bemüht der „Persönlichkeit“ im parlamentarischen Leben mehr Entfaltungsspielraum einzuräumen - Volksbegehren um Wahlreform in Gang zu bringen Linksliberale - „bewundernswerte Energie und Konstanz“ für die Erhaltung des Parlamentarismus

  47. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Sozialdemokraten Verhältniswahl als - unverzichtbarer Bestandteil der Demokratie - Errungenschaft der Revolution - Grundpfeiler sozialdemokratischen Demokratieverständnisses - eher Mandatsverzicht, als die mit einer Mehrheitswahl verbundenen Ungleichheit und Verzerrung der Stimmverhältnisse - Ende der 20er Jahre Kritik jüngerer Abgeordneter am herrschenden Wahlverfahren (speziell Listenaufstellung)

  48. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Deutsche Volkspartei: - Kein Interesse an Ausgestaltung der Wahlmaterie - Prinzipielle Verfassungsopposition; bis auf Ideen Gustav Stresemanns Aber: pro Erhöhung des Wahlalters von 20 auf 25 Jahre „[…]Wir haben es damals auf 20 Jahre festgesetzt mit Rücksicht auf die Kriegsteilnehmer. Die Folge ist gewesen, dass in steigendem Maße die Jugend in die Politik hineingezogen wurde. Die weitere Folge ist, dass die Jugend heute von allen Seiten umschmeichelt wird; man läuft ihr nach. Meine Damen und Herren! Die Jugend soll nicht umschmeichelt, die Jugend soll erzogen werden, der Jugend soll klar gemacht werden, dass sie vor allen Dingen zu lernen hat, um später in der Lage zu sein, auch etwas zu leisten.“ (Stellungnahme Siegfried von Kardorffs im Reichtag vom 02.März 1931)

  49. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Splitter- und kleinere Parteien z.B. Wirtschaftspartei: Wahlreform als „Attentat auf die kleineren Parteien“ Radikale Flügelparteien Kommunisten: - Contra Anhebung des Wahlalters • Titulierung sämtlicher Reformversuche als „Wahlraub“ und „Wahlverschlechterung“ Nationalsozialisten: - Parlamentarismus als große Lüge der Fähigkeit des Volkes zur Selbstregierung - Jede Änderung des Wahlsystems ein Manöver zur Vertuschung des Dawesverbrechens

  50. J.J. Gutenberg Universität Mainz, Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Wir bedanken uns für eure Aufmerksamkeit und hoffen, im Gedenken an die Worte Herrn von Kardorffs, ihr habt etwas gelernt um später in der Lage zu sein, auch etwas zu leisten?! Vielen Dank!

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