1 / 241

Das AMDP-System

Das AMDP-System. Psychopathologie Ausgangssituation. Keine Einigung in der Beschreibung psychopathologischer Begriffe (“Privatpsychopathologie”) oft unpräzise Begriffe (z.B. “Patient ist verwirrt”) oft keine Symptome, sondern Syndrome (z.B. “Patient ist delirant”)

landers
Télécharger la présentation

Das AMDP-System

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Das AMDP-System

  2. Psychopathologie Ausgangssituation • Keine Einigung in der Beschreibung psychopathologischer Begriffe (“Privatpsychopathologie”) • oft unpräzise Begriffe (z.B. “Patient ist verwirrt”) • oft keine Symptome, sondern Syndrome (z.B. “Patient ist delirant”) • oft “Stilblüten” (z.B. “Patient ist depressiv herabgestimmt”)

  3. Was ist das AMDP-System? • Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie • umfassendes Dokumentationssystem (Kernstück: Psychischer Befund) • Fremdbeurteilungsverfahren

  4. Geschichte der AMDP (1) 1960 Erste Bemühungen um ein einheitliches System 1965 Gründung AMP 1969 Herausgabe AMP-System 1971 1. Aufl. Manual (Scharfetter) 1972 2. Aufl. Manual (Scharfetter) 1979 3. Aufl. Manual, Revision AMDP 1981 4. Aufl. Manual

  5. Geschichte der AMDP (2) 1983 Testmanual (Baumann & Stieglitz) 1988 Beginn der Trainerausbildung 1989 Interviewleitfaden (Fähndrich & Stieglitz) 1989 Gründung AMDP e.V. 1995 5. revidierte Aufl. Manual 1997 6. unveränderte Auflage 1997 Monographie, Anwendung in Forschung und Praxis (Haug & Stieglitz) 1998 2. Aufl. Interviewleitfaden

  6. Das AMDP-System: Struktur Anamnese 1 u.a. soziodemographische Daten Anamnese 2 vermutete krankheitsfördern- deEinflüsse, Veränderungen der Lebenssituation Anamnese 3 u.a. bisheriger Krankheitsver- lauf, Suizidalität, Vorbehandlungen Psychischer Befund 100 Symptome Somatischer Befund 40 Symptome

  7. AMDP Merkmalsbereiche (1) • Bewusstseinsstörungen • Orientierungsstörungen • Aufmerksamkeits- u. Gedächtnisstörungen • Formale Denkstörungen • Befürchtungen und Zwänge • Wahn

  8. AMDP Merkmalsbereiche (2) • Sinnestäuschungen • Ichstörungen • Störungen der Affektivität • Zirkadiane Besonderheiten • Andere Störungen

  9. nicht vorhanden keine Aussage leicht mittel schwer n.v. Sinnestäuschungen Illusionen 45 Stimmenhören 46 And. Akustische Halluzinationen 47 Optische Halluzinationen 48 Geruchs-/Geschmacks Halluzinationen 49 Taktile Halluzinationen 50 Ratingbogen

  10. Graduierungen Merkmals- bereiche nicht vorhanden keine Aussage leicht mittel schwer n.v. Sinnestäuschungen Nicht vorhanden Illusionen keine Aussage 45 Stimmenhören 46 And. Akustische Halluzinationen 47 Optische Halluzinationen Jede Zeile ein Item / Symptom 48 Geruchs-/Geschmacks Halluzinationen Item Namen 49 Taktile Halluzinationen 50 Aufbau Ratingbogen

  11. Merkmal 48: StimmenhörenManual Definition: Wahrnehmung menschlicher Stimmen, ohne daß jemand tatsächlich spricht

  12. Merkmal 48: StimmenhörenManual Erläuterungen und Beispiele: Die Stimmen können den Kranken direkt ansprechen, sein Handeln kommentieren, in Rede und Gegenrede über ihn sprechen. “Ich habe die Stimme meiner toten Mutter gehört. Sie hat mich immer gelobt oder getadelt, je nachdem, was ich gemacht habe” - “ Ich habe die Stimmen mehrerer Männer gehört, die sich über mich unterhalten haben. Eine davon hat mir dann den Befehl gegeben, nach Homburg zu fahren.” Die Stimmen müssen nicht immer von aussen wahrgenommen werden, haben auch nicht immer die Qualität des “Hörens” von aussen.

  13. Merkmal 48: StimmenhörenManual Hinweise zur Graduierung: “leicht”: Der Patient berichtet, daß er seinen gelegentlichen Stimmen keinerlei Bedeutung beimesse. “schwer”: Die Patientin gibt an, ganz deutlich die Stimme Gottes gehört zu haben, der ihr befohlen habe, das Familiensilber zu verkaufen und das Geld den Armen zu spenden. Abzugrenzende Merkmale: 57 Gedankeneingebung

  14. nicht vorhanden keine Aussage leicht mittel schwer n.v. Sinnestäuschungen Illusionen 45 Stimmenhören 46 And. Akustische Halluzinationen 47 Optische Halluzinationen 48 Geruchs-/Geschmacks Halluzinationen 49 Taktile Halluzinationen 50 Markierungen Ratingbogen

  15. Symptome 1 . . . . . . 100 101 . . . . . 140 paranoid-halluzinatorisches Syndrom depressives Syndrom psychoorganisches Syndrom manisches Syndrom Hostilitätssyndrom vegetatives Syndrom apathisches Syndrom Zwangssyndrom Psychischer Befund Somatischer Befund Syndrome AMDP-Syndrombildung

  16. paranoid-halluzinatorisches Syndrom depressives Syndrom psychoorganisches Syndrom manisches Syndrom Hostilitätssyndrom vegetatives Syndrom apathisches Syndrom Zwangssyndrom Klinische Syndrome:Ein- und mehrdimensionale Verfahren eindimensional mehrdimensional Hamilton-Depressionsskala (HAMD) Bech-Rafaelsen-Melancholie-Skala (BRMS) Montgomery-Asberg-Depression Rating-Scale (MADRS) AMDP

  17. Mehrdimensionale Systeme: Vorteile • Störungen (Patienten) meist nicht nur durch die Ausprägung einesSyndroms zu charakterisieren Beispiel: Depressiver Patient - depressives Syndrom - apathisches Syndrom - vegetatives Syndrom • allgemein: Veränderung der Symptomatik besser erfaßbar Beispiel: Auftreten eines paranoiden Syndroms, Zwangs- syndroms bei einem depressiven Patienten • speziell: “Switch” bei bestimmten Patientengruppen Beispiel: Wechsel von depressiver zu manischer Sympto- matik bei einem Patienten mit einer bipolaren, affektiven Störung

  18. Gegenüberstellung AMDP versus ICD-10 Symptome AMDP Syndrome ICD-10 Diagnosen

  19. Ichstörungen Wahn Akustische Halluzinationen Wahn ICD-10Schizophrenie-Kriterien (1) AMDPMerkmalsbereiche Mindestens eines der folgenden Merkmale a. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung b. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmung c. Kommentierende oder dialogische Stimmen, die über die Patienten reden oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen d. Anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer Wahn, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Ausserirdischen in Verbindung zu stehen

  20. Halluzinationen Formale Denkstörungen Antrieb und psychomotorische Störungen Affektive und Andere Störungen ICD-10Schizophrenie-Kriterien (2) AMDPMerkmalsbereiche Oder mindestens zwei der folgenden Merkmale a. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität b. Neologismen, Gedankenabreissen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt c. Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), Negativismus, Mutismus und Stupor d. “Negative” Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte.

  21. Klinische Anwendungsmöglichkeiten • (Basis-) Dokumentation • Diagnostik • Qualitätssicherung • Psychopathologie-Training

  22. Basisdokumentation • AMDP wird in vielen Kliniken als Basisdoku-mentation eingesetzt • als Ganzes (z.B. Uniklinik Berlin) • modifiziert (z.B. Uniklinik München) • Teile (z.B. Unikliniken Basel: psychopathologischer und somatischer Befund) • AMDP als Grundlage für die Krankengeschichte • (z.B. Uniklinik Berlin: Aufbau u. Inhalt der KG orientiert an AMDP)

  23. Depressive Episode Manische Episode Bipolare affektive Störung Schizophrenie Zwangsstörung Angststörung Organische Störung AMDP-System:Klassifikatorische Diagnostik (ICD-10) Geeignet Bedingt geeignet Ungeeignet • Persönlichkeits- störung • Störungen durch psychotrope Substanzen

  24. AMDP-Merkmalsbereiche Besonders relevant relevant Weniger relevant Orientierungsstörungen Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen Antriebs- und Psychomotorische Störungen Andere Störungen Bewusstseinsstörungen Wahn Sinnestäuschungen Ich-Störungen Formale Denkstörungen Befürchtungen und Zwänge Störungen der Affektivität Circadiane Besonderheiten AMDP: Pflegeunterricht

  25. Zukünftige Entwicklungen • Korrektur und Überarbeitung des Psychischen und Somatischen Befundes • Revision der Anamnesebelege • Empirische Studien: Reliabilitätsstudien (Interater-Reliabilität), Syndrombildung, Validierung • Module weiterentwickeln

  26. SymptomSyndromDiagnose

  27. Psychopathologische Beschreibung Psychopathologische Symptome sind möglichst elementare (kleinste) Be-schreibungseinheiten von Erleben und Verhalten, die sich aus dem alltäglichen Erlebens- und Verhal-tensbereich abheben.

  28. Ludwig Wittgenstein(13.11.1914) „Bei dieser Arbeit lohnt es sich mehr als bei jeder anderen, Fragen, die man für gelöst hält, immer wieder von neuen Seiten als ungelöst zu betrachten.“

  29. Psychopathologische Merkmalsbereiche (nach AMDP) • Bewusstseinsstörungen • Orientierungsstörungen • Aufmerksamkeits- u. Gedächtnisstörungen • Formale Denkstörungen • Befürchtungen und Zwänge • Wahn • Sinnestäuschungen • Ichstörungen • Störungen der Affektivität • Zirkadiane Besonderheiten • Andere Störungen

  30. SinnestäuschungenWahrnehmungs-störungen

  31. Was sehen Sie hier?

  32. Hausaufgabe für die Vorlesung Was sehen Sie hier? Bitte beschreiben Sie es in einem Satz:

  33. Auffassung der objektiven Weltwahrnehmung • Sinnesorgane dienen der Signalaufnahme objektiver, das heisst in der Welt tatsächlich vorkommender Sachverhalte • Objektiv meint, die Welt, wie sie ihrem Wesen nach ist, also unabhängig von der Verschiedenheit möglicher Beobachter, die alle eine subjektive Sicht haben • Die Genauigkeit der Annäherung der subjektiven Sicht an die objektive Welt hängt ab von der Qualität der Sinnesorgane

  34. Evolutionäre Erkenntnistheorie • Sinnesorgane und Nervensysteme haben sich im Lauf der Evolution verändert • Überlebensdruck (objektive Weltwahrneh-mung) schafft immer komplexere und leistungsfähigere Organisationsformen • Menschen bilden den Endpunkt und Gipfel dieser Entwicklung vereinfacht nach Vollmer, 1975

  35. Was sehen Sie hier? Bitte beschreiben Sie es in zwei Sätzen nach den Regeln, die Sie in der Vorlesung erfahren:

  36. Einwände zur objektiven Weltwahrnehmung • Wahrgenommen werden kann nur, was auf Grund bestimmter physikalischer Eigenschaften bestimmte dafür vorgesehene Sinnesorgane erregt • Wahrnehmung ist immer aspekthaft, bezieht sich nur auf Ausschnitte der Welt • Alle Aspekte wahrzunehmen ist unmöglich und unnütz • Wahrgenommen werden müssen überlebensrelevante Informationen

  37. Lebewesen als selbstherstellende und selbsterhaltende Systeme • Selbstherstellende und selbstorganisierende Prozesse sind in der Natur häufig (umgebungsabhängige heteronome Systeme)

  38. Selbstorganisierende Prozesse • Streichholz 1

  39. Lebewesen als selbstherstellende und selbsterhaltende Systeme • Selbstherstellende und selbstorganisierende Prozesse sind in der Natur häufig (umgebungsabhängige heteronome Systeme) • Selbsterhaltende Prozesse bei Lebewesen (autonome Systeme) • Lebewesen sind auch durch Umgebung beeinflussbar, sorgen aber aktiv für Aufrechterhaltung des Ordnungszustandes • Aktive Wechselwirkung mit der Umwelt

  40. Beispiel Sinnesorgane • Wahrnehmung von chemischen Gradienten (Pantoffeltierchen) • Wahrnehmung des Magnetfeldes der Erde (Wale) • Ultraschallortung (Fledermäuse, Delphine) • Infrarotortung (Grubenottern) • Objektgrössen-Wahrnehmung (Süsswasser-Polypen) • Passive und aktive Elektroortung (Fischarten) • Ortung von Wasserströmungen (Krebse) • Ortung von Windströmungen (Spinnen)

  41. Wahrnehmung als Realitätshypothese (1) • Nehmen wir die Wirklichkeit besser wahr als manche Tiere? • Experiment: • Stellen Sie sich vor, wir hätten zusätzlich zu unseren Sinnesorganen noch Infrarotsensoren und Ultraschall-Ortung. • Wie würden wir die Welt anders wahrnehmen? • Geben Sie Beispiele, was vermutlich anders wäre in unserer Lebensumgebung

  42. Wahrnehmung als Realitätshypothese (2) • Die Sinnesorgane nehmen die Wirklichkeit nicht wahr, wie sie wirklich ist, sondern erlauben Hypothesen über die Realität • Die Realität sieht anders aus, wenn sie die Fledermaus sieht oder der Mensch • Auch falsche Hypothesen („Fehlwahrnehmungen“) können dem Überleben dienen (Fluchtverhalten bei harmlosen Bewegungen)

  43. Wozu dient Wahrnehmung? • Nahrungssuche • Schutz vor Feinden • Erkennen von Artgenossen und Sexualpartnern • Umgehen von Hindernissen • Suche eines geeigneten Aufenthaltsortes • ..........

  44. Gerhard Roth 1999 Diese Anforderungen an das Wahrnehmungssystem können je nach der Komplexität der Umweltbedingungen mit einfachen oder nur mit sehr komplizierten Nervensystemen erfüllbar sein; das Wesentliche ist, dass sie erfüllt werden. Die Geschehnissen in der Umwelt müssen nicht „richtig“ (in den Augen der menschlichen Beobachter) erkannt, sondern nur „angemessen“ erfasst werden, d.h. in dem Masse, in dem sie das Überleben sichern.

  45. Schritte im Prozess der Wahrnehmung • Umsetzung von Umweltsignalen in Sinnesreize (Ort: Sinnesorgane)

  46. Selektivität der Sinnesorgane • Sehr verschiedene Umweltereignisse können zu Sinnesreizen führen. Diese sind aber nur ein kleiner Ausschnitt der physikalischen Welt • Auch innerhalb einer Reizqualität ist die Wahrnehmung selektiv • Menschliches Hören: 50 bis 20.000 Hz • Einige Wirbeltiere: 100.000 Hz und mehr

  47. Sinnesorgane • Umsetzung von Umweltreizen in neuronalen Code (chemische und elektrische Signale) • Der neuronale Code ist neutral (Die Signale selbst haben keinerlei Spezifität)

  48. Informationsmittel • Elektrische Potentiale • Membrane der Nervenzellen elektrisch geladen (Gradient zwischen positiv geladenen Stoffen aussen und negativ geladenen innen) • Beteiligte Ionen: Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid • „Ruhepotential“ wird durch äussere Einflüsse (Depolarisation oder Hyperpolarisation) verändert • Aktionspotential (Träger der Information) • „Transduktion“ von Aussenreizen einfach (direktes Aktionspotential) oder komplex

  49. Beispiel für Transduktion • Sehen • Einfallendes Lichtquant wird von retinalen Photorezeptoren absorbiert • Chemische Struktur der Rhodopsinmoleküle in den Photorezeptoren wird verändert • Rhodopsin zerfällt in Retinal und Opsin • Dadurch werden G-Protein (Transducin) und Phosphodiesterase (Enzym) aktiviert • cGMP wird zu (nichtzyklischer) GMP hydrolisiert • Dies führt zum Schliessen der Natriumkanäle • Hyperpolarisierung der Rezeptormembran

More Related