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Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments Sommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die Exegese neutestamentlicher Texte. Schritte zur Vorbereitung der Analyse. Kontextanalyse und -abgrenzung.
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Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen TestamentsSommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die Exegese neutestamentlicher Texte Schritte zur Vorbereitung der Analyse
Kontextanalyse und -abgrenzung • Einzeltext ist Teil eines größeren Zusammenhangs und nur von der Struktur der Gesamtkomposition der Schrift zu verstehen: Gestaltung der Perikope im Zusammenhang mit einer ganzen Schrift durch den Autor und Wahrnehmung der Perikope als Teil eines Ganzen durch die Adressaten • Ausdruck einer thematischen Progression und der erzählenden Entfaltung des Textes durch die der Autor seine Jesusgeschichte präsentiert und vorantreibt • Kontextanalyse: Frage nach der Stellung, der Einbindung und der Funktion des Textes in der Gesamtschrift • 1. Abgrenzung des Einzeltextes vom Kontext • 2. Eingliederung in den Kontext
1. Abgrenzung des Einzeltextes vom Kontext • Keine unkritische Übernahme der Überschriften und der Kapitel-, Perikopen- und Verseinteilung der gängigen Bibelausgaben, da diese erst sehr spät entstanden sind und das Werk des Herausgebers oder Übersetzers sind • Signifikanz nur der Gliederungsmerkmale des Textes selbst • Festlegen des Textumfangs zu Beginn der analytischen Arbeit: • Das Vorhandensein eigenständiger Sinneinheiten ermöglicht es, Anfang und Ende des zu bearbeitenden Teiltextes zu bestimmen -> Plausibilisierung der gewählten Gliederung der Texte
1.1 Szenische Gliederungsmerkmale • Anzeichen für zwei Einzeltexte: • Ortswechsel, neue Zeitangabe, Personenwechsel, Themenwechsel, Argumentationseinschnitt, Wechsel des Wortschatzes, Stilwechsel, Gattungswechsel
1.2 Direkte Lesehinweise • Metakommunikative Sätze bzw. Hypersätze: Thematisierung der Kommunikation zwischen Autor und Leser Vgl. Lk 1,1-4 • Metakommunikative Aussagen stehen außerhalb der erzählten Handlung • Substitution: Thematisierung eines vorangehenden oder nachfolgenden Teiltextes und Charakterisierung durch einen zusammenfassenden bzw. abstrahierenden Ausdruck • Mk 4,2: „Er lehrte sie viel in Gleichnissen.“ • Kataphorisch: Ausrichtung auf einen nachfolgenden Teiltext • Mk 4,33 „Und in vielen derartigen Gleichnissen redete er zu ihnen das Wort…“ • Anaphorisch: Ausrichtung auf einen vorangehenden Teiltext
1.3 Kriterien auf der sprachlich-formalen Ebene • strukturelle Beobachtungen wie Inklusionen (Rahmende Elemente trennen größere und kleinere Textabschnitte voneinander) und Sandwiching • Wiederholungen • Schlusspassagen: verallgemeinernde Aussagen (Mk 2,12: „…so dass alle außer sich gerieten…“), Summarien (Lk 1,65: „… und im ganzen judäischen Bergland wurden all diese Geschehnisse beredet.“), Chorschlüsse (Mk 2,12: „…und sie priesen Gott, sagend: ,So etwas haben wir noch nie gesehen.‘“); • formelhafte Elemente und Zitationsformeln (vgl. Szenenbeginn im Lukasevangelium häufig eingeleitet durch die Wendung „Und es geschah…“; „Dies aber ist geschrieben“)
2. Eingliederung in den Kontext • Herausarbeiten des Zusammenhangs des Teiltextes mit dem Gesamttext; Bestimmung des Standortes und des Stellenwertes eines Teiltextes innerhalb der größeren Sinneinheit bzw. Gesamtschrift (Makrokontext) und seiner unmittelbaren Umgebung (Mikrokontext) • Verbindungslinien zwischen Einzeltext und Gesamtkontext: • Syntaktische Ebene: Stichwortverbindungen, logische Verknüpfungen • Strukturelle Ebene: Vor-, Rück- und Querverweise; Argumentationsketten; erzählerische Ereigniszusammenhänge und Spannungsbögen; Personenkonstellationen • Semantische Ebene: Motivwiederholungen und –variationen; thematische Wiederaufnahmen; Kontraste und Oppositionen
2. Eingliederung in den Kontext • 1. Makrotext in Hauptteile gliedern; Bestimmung der Gliederung, des Aufbaus und des Themas des weiteren Kontextes • 2. Analyse der Gedankenführung, des Aufbaus und des Themas des engeren Kontextes und Bestimmung der Aussagen der vorausgehenden und nachfolgenden Textpartien • 3. Herausarbeitung der im Einzeltext selbst angelegten Hinweise auf den Kontext: • Anfangsgestaltung: Art des Anschlusses an das Vorangehende: Übergang, Bruch, Neuansatz, Fortentwicklung • Gestaltung des Endes: Art der Anknüpfung des Folgenden an den Text • 4. Beschreibung der Stellung und Funktion des Textes im Kontext: Schlusspunkt, Anfang einer neuen Sequenz; Höhepunkt oder Nebenglied im Makrokontext, Entwicklung typischer Themen, Motive
Segmentierung • Die Segmentierung bietet durch die graphische Zerlegung des Textes in kleinste Leseeinheiten bzw. in Sinnzeilen eine bessere Übersicht über die jeweilige Struktur und stellt damit eine Arbeitsgrundlage für die weiteren Schritte dar • Zwei Gliederungsrichtungen für die Segmentierung: vertikale Gliederung des Textes in Zeilen für die Verdeutlichung der Binnenstruktur des Teiltextes • Horizontale Gliederung für die Einteilung der Erzähl- und Kommunikationsebenen
Segmentierung von Erzähltexten • Ziel der vertikalen Gliederung: Sichtbarwerden von kleineren Sinneinheiten in den Erzähltexten bzw. von logischen Einheiten in besprechenden Texten • Trennung der einzelnen Abschnitte des Textes durch Zeilenumbruch • Orientierung der vertikalen Gliederung für Erzähltexte (und besprechende Texte innerhalb von Erzähltexten) an den Hauptsatzprädikaten d.h. für jede neue flektierte Hauptsatzform wird eine neue Zeile angefangen • Beginn neuer Zeilen für Nebensätze
Segmentierung von Erzähltexten • Horizontale Gliederung: Kennzeichnung der einzelnen Kommunikationsebenen durch Einrückung • 0. Textebene: Ebene der metakommunikativen und metanarrativen Sätze: Der Autor erzählt nicht, sondern verständigt sich mit dem impliziten Leser über den Text: direkte Anrede von Leserin und Leser • 1. Textebene: Ebene der fortlaufenden Handlung (die ganze erzählte Geschichte): Anordnung aller Sätze, deren Prädikat die Handlung einer der Figuren der erzählten Welt bezeichnet • 2. Textebene: Ebene der Kommunikation der Figuren der erzählten Welt: Anordnung der wörtlichen Rede, mit der sich die Figuren der erzählten Welt miteinander verständigen
Segmentierung von Erzähltexten • 3. (und weitere) Textebene(n): Ebene der in der Kommunikation der Figuren der erzählten Welt zitierten Texte anderer Herkunft: Anordnung von Schriftzitaten • Erzählerkommentare: Zwischeninstanz zwischen der metakommunikativen Ebene und der Erzählebene im Sinne von Hintergrundinformationen, die für die Rezipienten wichtige Leseanweisungen darstellen • Darstellung der Erzählerkommentare in Parenthese (durch Klammern gekennzeichnete Satzglieder)