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UK 2008

UK 2008. Briefing, Potsdam 20. Juni 2008 Dr. Bernd Becker. Ablauf und Vorstellung. Überblick über UK in 5 Blöcken: Staat und Regionen im Überblick Historischer Überblick Das Verfassungsgefüge UK Aktuell (Politik und Wirtschaft)

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UK 2008

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  1. UK 2008 Briefing, Potsdam 20. Juni 2008 Dr. Bernd Becker

  2. Ablauf und Vorstellung Überblick über UK in 5 Blöcken: • Staat und Regionen im Überblick • Historischer Überblick • Das Verfassungsgefüge • UK Aktuell (Politik und Wirtschaft) • Bevölkerungs- und Sozialstruktur (v.a. ethnische Minderheiten) Jeder Block endet mit der Möglichkeit Fragen zu stellen und zu diskutieren Dauer: ca. 3 Stunden Zu meiner Person: • Promovierter Politikwissenschaftler • Fellow des Großbritannienzentrums der Humboldt Universität • Referent im Bundeskanzleramt und in No 10 Downing Street • Experte für Großbritannienfragen, • Publizist (z.B. „Politik in Großbritannien“ (UtB) • freier Journalist • Weitere Informationen: www.drberndbecker.de Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  3. Überblick und Einführung Staatsname: Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland Staatsform: Konstitutionell – parlamentarische Monrachie Staatsoberhaupt: Königin Elisabeth II. Premierminister: Gordon Brown (Labour) Hauptstadt: London Einwohnerzahl : 60.441.457 Bevölkerungsdichte: 249 EW pro km2 Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  4. Ein Staat – vier Regionen UK besteht aus vier Regionen • ausgeprägtes Nationalbewusstsein in den drei nichtenglischen Regionen und Identitätsbildung im Gegensatz zu „Engländern“! • England ist NICHT gleich UK Daher UK 4 Fußballnationalmannschaften, die international spielberechtigt sind Devolution seit 1999 – mehr Autonomie in Schottland, Wales und NI Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  5. England Der größte und am dichtesten besiedelte Landesteil Der Name England stammt vom westgermanischen Volk der Angeln (altengl. Englas) EW: etwa 51 Mio Fläche: 130.395 km² Hauptstadt: London Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  6. Schottland Schottland war bis 1707 ein eigenständiges Königreich im nördlichen Teil der Insel Großbritannien. 1707 wurde es mit dem Königreich England – mit dem es bereits seit 1603 in Personalunion regiert wurde – vereinigt. Die Hauptstadt von Schottland ist Edinburgh Seit 1999 hat Schottland wieder ein eigenes Parlament Erster Minister: Alex Salmond (SNP) EW: ca. 5.1 Mio (Census 2001) Fläche: 78.772 km² Wahlspruch: Nemo me impune lacessit" ("Niemand reizt mich ungestraft") Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  7. Wales Wales (walisisch:Cymru) ist der westliche Teil des UK seit 1536 Hauptstadt: Cardiff Amtssprache: Englisch und Walisisch Seit 1999: Assembly of Wales EW: ca. 2,9 Mio (Census 2001) Fläche: 20761 km² Wappenspruch: Y Draig Goch ddyry cychwyn (deutsch: „Der Rote Drache rührt sich“) Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  8. Nordirland Besteht aus dem größten Teil der historischen irischen Provinz Ulster im Norden Irlands, die mehrheitlich protestantisch ist. Die Teilung Irlands in die Republik Irland und NI fand 1921 statt. Geprägt von 30 Jahren Bürgerkrieg (über 3.600 Tote); IRA – Terror; Konflikt entlang der Religion pro Vereinigung mit Irland oder Verbleib im UK 1998: Karfreitagsabkommen 2007: Regierung DUP / SF bringt belastbaren Frieden Fläche: 13.843 km² EW: ca. 1,8 Mio (Schätzung 2004) Erster Minister: Peter Robinson (seit Juni 2008) Hauptstadt: Belfast Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de Es gibt zurzeit keine offizielle Flagge. Stattdessen wird der Union Jack verwendet. Im Union Jack taucht die alte Flagge Irlands, das St. Patrick‘s Cross auf.

  9. Union Jack Bis auf Wales kommen alle Regionen in der Staatsfahne, dem Union Jack vor Wappensprüche: Honi soit qui mal y pense und Dieu et mon droit Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  10. Historischer Überblick • Ab 43 n. Chr. Bis ca. 409: Britannien römische Provinz • 5.-6. Jahrhundert: Angeln und Sachsen besiedeln die Insel • 1066: William the Conqueror (letzte erfolgreiche Invasion) • 1086: Domesday Book bringt erste Übersicht über den Landbesitz • 10. Jahrhundert: Herausbildung der Monarchie • 1215 Magna Charta • Verhaftung, Ächtung und Bannung von Freien nur nach rechtmäßigem Urteil nach Landesgesetz • Eigentumsschutz • Steuererhebung erst nach gemeinsamer Beratung des Königreichs • => Beraterkreis bekommt Bezeichnung „Parlament“ • Folgezeit: Weiterentwicklung dieses „Parlamentes“ und Ausdifferenzierung in House of Lords (späteres Oberhaus) und House of Commons (späteres Unterhaus) • Machtgewinn des Unterhauses durch Steuerbewilligungsrecht und Möglichkeit zur Amtsanklage (Impeachment) => Entstehung von Konflikt mit der Krone Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  11. 1337: Beginn des 100 jährigen Krieges mit Frankreich (Verlust allen Besitzes auf dem Kontinent) • 1455 – 1487 : Rosenkriege zw. den Häusern Lancaster und York • 1534 – 1540 : Englische Reformation; Heinrich VIII. bricht mit Rom • 1536 Act of Union mit Wales • 1558 – 1603: Elisabeth I. (1588: Sieg über die spanische Armada; Beginn des Aufstiegs zur Seemacht)) • 1603 Personalunion Englands und Schottlands (Jakob VI. v. Schottland = Jakob I. v. England) • 1628 Petition of Rights: Erinnerung des Königs an die Parlamentsrechte • 1642 – 1651 : Bürgerkrieg zw. Parlament und Krone • 1641 „Langes Parlament“ setzt für sich selbst umfangreiche Rechte durch und führt damit de facto die konstitutionelle Monarchie ein. • 1649 : Hinrichtung Karls I. • 1642-60 Bürgerkrieg mit anschließender Phase der Republik und des Parlamentsabsolutismus • 1660 Restauration der konst. Monarchie unter Karl II. • 1679 Habeas Corpus Act: Schutz vor willkürlichen Verhaftungen • 1688 Glorious Revolution festigt endgültig Parlamentsvorrang • 1689 Bill of Rights: Bestätigung der Parlamentsrechte und endgültige Verankerung der konst. Monarchie • 1707 Act of Union mit Schottland Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  12. Folgezeit: Entwicklung des brit. Parlamentarismus: - Verfall des Herrschervetos - Begründung des parlamentsabhängigen Regierens - Entwicklung von Opposition - Herausbildung des Kabinetts als geschlossenen politische Einheit - Entwicklung von Parteien - Verbreitung der Wählerschaft durch Wahlrechtsreformen (Abschluss erst 1928!! – Wahlrecht auch für Frauen ab 21, damit gleich mit Männern) ab 1760 – ca 1830: Industrielle Revolution 1775 – 1783: Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg – Verlust der 13 Kolonien 1800 Act of Union mit Irland 1805 (Trafalgar) – 1815 (Waterloo): napoleonische Kriege – Großbritannien = Weltmacht – Empire – Juwel in der Krone wird Indien – Imperialismus 1833: Verbot der Sklaverei im Empire 1837 – 1901: Queen Victoria Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  13. 1907: Henry Royce und C.S. Rolls bauen (und verkaufen) ihren ersten Rolls-Royce (den Silver Ghost) 1914 – 1918: Erster Weltkrieg 1920 Goverment of Ireland Act: Nordirland bleibt im Vereinigten Königreich 1939 – 1945: Zweiter Weltkrieg leitet Ende der Weltmachtstellung UK ein 1947: Unabhängigkeit Indiens und Pakistans 1952: Elisabeth II. besteigt den Thron 1973: UK wird Mitglied der Europäschen Gemeinschaften (heute EU) 1979 – 1990 : Margaret Thatcher wird erste weibliche PM 1994: Eröffnung des Kanaltunnels 1997 – heute: Labourregierung unter Tony Blair und ab Juli 2007 Gordon Brown 1998: Goodfriday Peace Agreement Nordirland und Beginn der Dezentralisierungspolitik (Devolution – ab 1999 Parlament in Schottland und Assembly in Wales) 2003 : Zweiter Irakkrieg beginnt (Schulterschluss UK mit USA – gegen „Old Europe“) 2005. dritter Wahlsieg Labours in Folge seit 1997 2012: Olympiade in London Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  14. Monarchen seit 1500 Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  15. Verfassungsgrundlagen Verfassungsgrundlagen - GB • Konstitutionelle Erbmonarchie, praktisch: parlamentarische Monarchie • Keine geschriebene Verfassung, einfacher Mehrheitsentscheid reicht zur Abänderung aus • Staatsgewalt ist Vorrecht des Parlaments • Unteilbare Parlamentssouveränität – Konflikt mit EU Recht • Kein Verfassungsgericht wie in D • Prinzip der Gewaltenverschränkung (checks and balances) und faktische Verschmelzung von Exekutive und Legislative (PV Wahlsieger = PM) • Konventionen regeln die Interaktion der Institutionen Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  16. Monarchie • König bzw. Königin • seit 18. Jahrhundert herrscht Familie Hannover-Windsor-Mountbatten, derzeit: Elisabeth II. • parteipolitisch neutral • Wahrer der Tradition / Geschichte empfunden (bindet das Land zusammen) • Umfrage Monarchie oder Republik, Dezember 2007: 78 % stützen die Monarchie Funktionen: • formaler Regierungschef (es regiert: King / Queen in Parliament) • Ernennungsrecht für Regierung (von Bedeutung in Krisenzeiten und Zeiten unklarer Mehrheitsverhältnisse), Bischöfe, Richter und Militärspitzen • Repräsentation • Zeremonienaufgaben • Integrationsfunktion • Legalitätsreserve, wenn polit. Institutionen handlungsunfähig wären Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  17. Parlament Zweikammerparlament 1.House of Commons • direkt auf 5 Jahre gewählte Abgeordnete, in Fraktionen organisiert • Speaker (Parlamentspräsident): überparteilicher Überwacher der Geschäftsordnung und Wahrer der Interessen der Hinterbänkler (backbenchers) • dominiert durch 2 große Parteien, die Konservative Partei und die Labour Party • Redeparlament (Schlagabtausch zw. Reg. und „Her Majesty’s Opposition“ steht im Vordergrund – Gegensatz Bundestag : von Ausschussarbeit gepr. Arbeitsparlament • Kontrollinstrumente: Anfragen, parlamentarische Fragestunde (v.a. jeden Mittwoch: PMQ) Rechnungsprüfungsausschuss und Select Committees • diverse, nicht an der Gesetzgebung beteiligte ad hoc Ausschüsse • von der Exekutive, der Regierung dominiert Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  18. Funktion: Gesetzgebung, Kontrolle, Wahl der Regierung Parteivors. Wahlsieger Partei = PM (! Verlust Parteivorsitz = PM Amt weg (Thatcher)!) Parteivors. größte Opposition = Leader of her Majesty‘s Opposition (bezahlt. Amt) Vorrang Parlament (Parlamentssouveränität) demonstriert beim State Opening durch die Queen Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  19. House of Lords Lords werden ernannt, Vorschlag durch ein Komitee, Verdienste um Gemeinwesen etc. Weltliche und geistliche Lords (peers) und anglikanische Bischöfe 745 Mitglieder (Juni 2008) davon 26 Bischöfe, „92 Erbpeers“, 604 auf Lebenszeit ernannte Peers (216 L; 201 T; 76 LDP; 201 ohne Partei) 1999: Abschaffung der „Erbsitze“ (bis auf 92 erbliche Peers) Seitdem Diskussion über 2. Reform hin zur Wahl des HoL Funktionen: suspensives Veto (HoC kann mit erneuter Abstimmung aufheben) höchstes Appellationsgericht (Funktion wird durch 12 Law Lords wahrgenommen) Gesetzesinitiativrecht ergänzende Funktion zum Unterhaus z.B. Einführung von gesetzestechnischen Verbesserungen Beratung bei europäischen Angelegenheiten Diskussionsforum für im Unterhaus nicht zur Sprache gekommene Themen Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  20. Regierung Regierungsbildung • Ernennung des Premierminister durch den Monarchen • Auswahl der Minister alleinig durch den Premierminister • Premierminister und Minister bilden Kabinett • Opposition bildet Schattenkabinett – jedes Amt gespiegelt und zur Amtsübernahme bereit Regierungsorganisation Kabinettsregierung: Kabinettsdisziplin / kollektive Verantwortlichkeit / Ministerverantwortlichkeit Aber: Premierministerregierung, Dominanz des Premierministers (abhängig von der Person des PM (z.B.Thatcher, Blair) • Keine gesetzliche Festschreibung der Amtsbefugnisse, Organisation der Regierung – dadurch hohe Flexibilität für Amt des PM • Minister für ihre eigenen Ressorts zuständig (Gesetzesinitiativen) • Minister müssen dem Parlament angehören • Premierminister kann beliebig viele Kabinettsausschüsse einberufen • Entscheidungen in Kabinettsauschüssen sind bindend • PM hat die absolute Personalhoheit (Kabinettsumbildungen) und damit Schlüssel für Loyalität in Fraktion – Karriere nur über PM The Primeminister gives it and takes it away Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  21. Premierminister und Regierungen seit 1945 Premierminister Partei Amtszeit Unterhausmehrheit Clement Attlee Labour 1945 – 1950 146 Sitze Clement Attlee Labour 1950 – 1951 5 Sitze Sir Winston Churchill Conservative 1951 – 1955 17 Sitze Sir Anthony Eden Conservative 1955 – 1959 58 Sitze (ab1957 Harold Macmillan) Harold Macmillan Conservative 1959 – 1964 100 Sitze (ab 1963 Sir Alec Douglas-Home) Harold Wilson Labour 1964 – 1966 4 Sitze Harold Wilson Labour 1966 – 1970 96 Sitze Edward Heath Conservative 1970 – 1974 30 Sitze Harold Wilson Labour 1974(Feb.) – 1974(Okt.) - 33 Sitze Harold Wilson Labour 1974 (Okt.) – 1979 3 Sitze (ab1976 James Callaghan) Maragret Thatcher Conservative 1979 – 1983 43 Sitze Margaret Thatcher Conservative 1983 – 1987 144 Sitze Margaret Thatcher Conservative 1987 – 1992 102 Sitze (ab 1990 John Major) John Major Conservative 1992 – 1997 21 Sitze Tony Blair Labour 1997 – 2001 179 Sitze Tony Blair Labour 2001 – 2005 166 Sitze Tony Blair Labour 2005 – 2007 66 Sitze Gordon Brown Labour 2007 - Aus: Politik in Großbritannien, S.315 f Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  22. Wahlrecht • PM bestimmt innerhalb 5 Jahreslegislaturperiode den Wahltermin • Einteilung des Landes in 646Wahlkreise • Einfaches Mehrheitswahlrecht (Winner takes all) nur Stimmen für den Sieger im Wahlkreis werden bei der Sitzverteilung im Parlament berücksichtigt • Bspl.: Lab: 8 St., Tor: 7, LDP: 6 = obwohl mehr Menschen gegen Lab stimmten gewinnt Lab • Nachwahl bei Ausscheiden eines Abgeordneten (sog. Byelection) • wahlberechtigt: jeder über 18 Jahren und nicht angehörig im Oberhaus • Wählbarkeitskriterien: 21 Jahre alt, Nicht: im Oberhaus, im Kirchenamt, best. öffentliche Ämter inne haben, geisteskrank sein • Stabile Einparteienregierungen und klare Zuständigkeiten; Bevorteilung der beiden großen Parteien, • aber auch • Verzerrung des Public Vote und Benachteiligung der kleineren Parteien Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  23. Wahlergebnis 2005(Graphik SZ,08.05.2005) Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  24. Parteiensystem • Mehrparteiensystem jedoch Dominanz bei Regierungsbildung durch zwei Parteien (Konservative Partei und Labour Party) aufgrund des Wahlrechts • Labour Party: trad. Arbeiternähe; Parteivorsitzwahl: Entscheidung zu je einem Drittel durch Mitglieder (OMOV), Gewerkschaften und Abgeordnete – rund 280.000 individuelle Mitglieder • Konservative Partei (Tories): trad. Unternehmernähe; Parteivorsitzwahl durch Abgeordnete im HoC und dann durch Mitglieder – rund 300.000 Mitglieder • Liberaldemokraten: dritte Kraft aber durch Wahlrecht behindert -rund 75.000 Mitglieder • Keine staatliche Parteienfinanzierung, daher Finanzierung durch Spenden, Kredite, Nahestehende und Interessengruppen (Labour: Gewerkschaften) • Finanzielle Beschränkungen für den Wahlkampf PV Labour: Gordon Brown (seit 2007) davor Tony Blair 1994 – 2007 PV Tories : David Cameron (seit 2005) Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  25. Legalisiert seit 1824 1979 – 1993: Anti- Gewerkschaftsgesetze (Thatcher); keine Änderung unter Labour Mitglieder: 1979: 12,2 Mio – 2007:6,5 Mio Dachverband: TUC 59 Einzelgewerkschaften, die 85 % der Gewerkschaftsmitglieder repräsentieren Fragmentierung zw. Industrie und Finanz führt zu großer Zahl an Gruppen. Wesentlich z.B.: CBI (Confederation of British Industry) Small Business Association British Chambers of Commerce (Handelskammerverband – auch in D vertreten durch: www.bccg.de/) InteressengruppenGewerkschaften - Unternehmer Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  26. Rechtswesen • englisches Rechtswesen von Gewohnheitsrecht und case Law (Entwicklung über Präzedenzfälle und Richterrecht) geprägt • schottisches Rechtssystem von kontinentaleuropäischen und römischen Recht geprägt (ähnl. unserem System) • Ernennung der Richter nichtöffentlich und nach der Entscheidung durch Premier- oder Justizminister • Existenz einer Gerichtshierarchie (superior courts, inferior courts) • Formalisierung des britischen Rechts zunehmend durch Einfluss des Europäischen Gerichtshofs = EU Recht geht nationalem Recht vor – Durchgriff EU recht auf UK Bürger – Möglichkeit der Klage in Luxemburg gegen UK – Konflikt mit Parlamentssouveränität! Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  27. Medien Zeitungen: • Markt hart umkämpft / Ständiger Kampf um Auflagen und Marktanteile => Zeitungen recht billig • Medienimperium R.Murdoch (Zeitungen (Sun, Times, und Sky TV) • 3 Segmente (Tabloids (Sun etc.) – Mid Market – Quality Papers (Times, Guardian) • Keine politische Neutralität erwünscht sondern klare Ausrichtung (z.B. Guardian – Linke Mitte, Labour) • grundsätzlich konservative Haltung der meisten Tageszeitungen, aber nach 1997 Schwenk zu Labour (Gewinner machen bessere Schlagzeilen) – aktuelle wieder am schwenken zu den Tories Fernsehen • Fernsehlandschaft geprägt durch private Sender und öffentlich - rechtlichem Angebot der BBC • Politischer Neutralität verpflichtet • Hauptinfoquelle der Briten: 70 % trauen TV mehr als den Zeitungen Journalismus mit „härterer“ Gangart und weniger „Ehrfurcht“ und Respekt gegenüber politischer Klasse als etwa in D Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  28. Großbritannien in Europa Schwierige Beziehung aufgrund: • Historische Erfahrung (Empire, Sieg 2.WK) • Politische Elite ignoriert Europa nach 2. WK lange – erst nach Suez Umdenken • Später Beitritt (1973) – kein Gründungsmitglied • EU wird als wirtschaftliches – nicht als politisches Instrument gesehen – Vehemente Verteidigung der brit. Souveränität gegen Brüssel – KeinEuro als Symbol • Trotzdem: verlässlicher Partner – weniger Verfahren in Luxemburg als D Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  29. Politische Kultur UK politische Kultur ist geprägt von: • Konfrontation und Auseinandersetzung statt Konsens (wie in D) – Symbol Sitzordnung HoC - BT • Hart aber fair - Sportsgeist und Achtung des Verlierers • Achtung ungeschriebener Konventionen – Konsens, dass Bruch zum Ausschluss aus politischer Klasse führt • Flexibilität • Pragmatismus • Sarkasmus und schwarzer Humor • Akzeptanz der Klassenunterschiede - geringe Durchlässigkeit der Klassen • Hoher Stellenwert der Tradition • Vertrauen in selbstregulierende Kräfte der Gesellschaft Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  30. Regierung Brown: Druck durch schlechter werdende Wirtschaftslage Politische Fehleinschätzungen Election that never was Kurz: Murphy‘s Law Mai 2008 Wahldesaster: Wechsel 2010 erscheint möglich Tories: Cameron – wie Blair 1994 ff. Medientauglich – Brown nicht Programmatische Neuausrichtung – Bruch mit Thatcherismus Partei gewinnt Vertrauen zurück Aber: Stärke bedingt durch die Schwäche Labours – Noch ist 2010 nicht gewonnen Politik und Wirtschaft Aktuell Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  31. 2010 – Machtwechsel möglich Kommunalwahl Mai 2008: Labour verliert London und kommt nur noch auf 24 % (dritter hinter T und LDP) Labour so schlecht wie seit 1983 nicht mehr Tories auf dem Weg zum Sieg 2010 ? Umfrage Mai 2008: Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  32. Wirtschaftsstruktur • international bedeutender Dienstleistungsstandort. • Neben Banken und Versicherungen sind es Rechts-, Unternehmens- und Wirtschaftsberatung, Wirtschaftsprüfung, aber auch Werbung, Design, Softwareentwicklung, Film und Medien etc., die das Bild prägen. • Traditionelle Industriezweige (verarbeitendes Gewerbe, Kohle, Textil) sind im Zuge des Wandels zur Dienstleistungsökonomie und aufgrund der Globalisierung deutlich geschrumpft oder zeigen sich marginalisiert. • Gewandelte Wirtschaftsstruktur wird v.a. an der Bevölkerungsentwicklung in London einerseits und den alten Industriestandorten (z.B. Liverpool, Manchester andererseits deutlich: 1991 – 2001: London: + 34 %, Liverpool: - 7,6 %, Manchester: - 9,2 % Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  33. Sektorale Aufschlüsselung • Tertiärer Sektor (Dienstleistungen) Herzstück der britischen Wirtschaft ( vgl. Schaubild) • Anteil der Öffentlichen Hand in 2007 am BIP 42 % (1999: 37,7 %) • Steuerquote: 36,7 % des BIP (Fiskaljahr 2006/2007) Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  34. Arbeitsmarkt • Historisch niedrige Arbeitslosigkeit (Mai 08: 5,7 %) • Hoher Beschäftigungsgrad (Mai 08: 74,9 %) • Max Arbeitszeit 48 h (Schnitt: 37,5 h) • Urlaubsanspruch: 4 Wochen • Statt Tarifautonomie „Free Collective Bargaining“ (freiwillige, autonom gestaltete Beziehungen zwischen Unternehmern und Gewerkschaften Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  35. Lohnniveau / Arm und Reich • Nationaler Mindestlohn z.Z. (seit 10/2007): £5.52 pro Std. ( für 22 + Jahre ), £4.60 (18-21) und £3.40 (16 – 18) • Durchschnittl. Wocheneinkommen: 475 Pfund (Männer: 498 / Frauen: 394) • Großes Gefälle zw. Arm und Reich • Welfare to Work / Fokus auf Hilfe für Kinder Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  36. Hypothekenkrise Wirtschaftstruktur zu einseitig auf Finanzsektor etc. fokussiert Wachstum getragen von privaten Konsum (Verschuldungsquote!) auf Basis steigender Immobilienpreise Hohe Verschuldung privater und öffentlicher HH Hohe Kreditverpflichtungen massive Konsumentenverschuldung geringe Sparquote Handelsbilanzdefizit (mehr Import als Export) Die „verwundbare“ britische Volkswirtschaft Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  37. Prognose Wirtschaft UK • Wirtschaft tritt 2008 ff. in eine Konsolidierungsphase ein (Prognose Reg.: +0,5 %) • Flachere Wachstumsraten – oder sogar Rezession möglich • Zeit dynamischen Wachstums (1993 – 2007) ist vorbei • Belastung v.a. durch Finanzkrise und Abschwung Immobilienpreise Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  38. Immigration, Bevölkerungs- und Sozialstruktur Immigration UK • Nebenprodukt der Entstehung des Empire • Zusammenleben von Weißen und Nicht-Weißen (Ethnic Minorities) weitestgehend gelebte Normalität • Viele kulturelle Mitbringsel will auch die weiße Mehrheit nicht mehr missen (Musik, Kleidung, Nahrung (Currys) • Dieser Pluralismus hat aber nach wie vor klare Grenzen Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  39. Gesetzgebung seit 1945 • Hauptphase der Einwanderung nach UK von 1948 – 1962 bedingt durch den Wirtschaftsaufschwung im „Mutterland“ • 1948: Menschen aus dem Commenwealth wird brit. Staatsangehörigkeit garantiert • Zustrom von African Caribbeans – ab Mitte 50iger Jahre dann verstärkt Inder und Pakistanis • Aufnahme in UK geprägt von Ausgrenzung und offenem Rassismus – bedingt v.a. durch die Konkurrenz mit der weißen Working Class (ebenso am unteren sozialen Ende angesiedelt) um Wohnraum Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  40. Immigration wurde zunehmend als Problem definiert, das den öffentlichen Frieden gefährdet und eingeschränkt werden muss Daher: Stufenweise Einschränkung der Zuwanderungsmöglichkeiten in Gesetzen von 1962, 1968, 1971 und 1981 – Abschaffung der Privilegien für Commenwealth Bürger 80er verschieben den Fokus weg von Immigration hin zur Asyl, wobei 2002 die Zahl der Asylsuchenden mit 84.130 ihren Höchststand erreichte – 2007 23.430 In jüngster Zeit verstärkte Bemühungen zu Definition des Begriffs „Britishness“, britischer Werte und „britischer Bürger“ Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  41. Die Zusammensetzung der brit. Bevölkerung stellt sich daher wie folgt dar: 4,6 Mio (7,9 %) der Gesamtbevölkerung gehören ethnischen Minderheiten an 53 % Anstieg seit 1991 (3,0 Mio 1991 auf 4,6 Mio 2001) Klare räumliche Konzentration: 45 % aller ethn. Minderheiten leben in London (78 % black African, 61 % black caribbean, 50% Bangladeshi) und v.a. im den West Midlands (13 %), Südosten (8%), North West (8 %) und Yorkshire (7 %) Datengrundlage. Census 2001 Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  42. Der ethnische Mix Herkunft und Religion Größte Gruppe aus Südasien: Inder (1,8 %), Pakistanis (1,3 %), Black Caribbean (1,0 %) Black African (0,8 %), Mixed (Herkunft aus unterschiedlichen Gruppen – 2. Generation 1,2 %) Religionsverteilung:Muslime (2,7 %), Hindus (1 %), Sikh (o,6 %), Jüdisch (0,5 %), Buddisten (0,3 %) – 71,6 % bezeichnen sich als Christen Religion , v.a. der Islam, wurde nach dem Beginn des Irakkrieges (Bildung einer stärkeren Gefühls einer „islamischen Identität“ bei in UK geborenen) und den Anschlägen vom Juli 2005 zu einem wichtigen Faktor bei der Frage der innergesellschaftlichen Beziehungen Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  43. EU interne Migration Seit der EU Osterweiterung großes Thema: Zuzug von Arbeitskräften (Handwerker) v.a. aus Polen (UK ohne Restriktion, anders als BRD – zw. 2004 und 2007 65 % der Arbeitserlaubnisse an Polen, 10 % an Litauer, 10 % Slovaken). Fast 400.000 Arbeitserlaubnisse allein an polnische Staatsbürger. Bulgaren und Rumänen (2. Erweiterungsrunde) dürfen nur unter Auflagen einreisen und arbeiten: 2007 30.540 Arbeitserlaubnisse bei einer Antragszahl von 214.500). Regierung: großer Anteil am wirtschaftlichen Erfolg UK - geringe Belastung für das Sozialsystem Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  44. Race Relations-Gesetze • In UK wird Diskurs der Thematik nach wie vor mit dem (gerade für deutsche Ohren) problematischen Begriff „Race“ geführt Hauptstrategie brit. Regierungen dabei: • Einwanderung restriktiv kontrollieren und kanalisieren (managed imigration) flankiert von einer • zielgerichteten Integrationspolitik, die Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung unterbinden soll – Race Relations-Gesetze Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  45. Die Race Relations-Gesetze • Doppelstrategie seit 1945: • Zuwanderung (zunehmend restriktiv) regulieren und andererseits • integrationspolitische Maßnahmen sollen ein problemloses Zusammen-leben von weißer Mehrheit und ethn. Minderheiten zu gewährleisten • Quelle: Berg, Sebastian, Einwanderung und multikulturelle Gesellschaft, Länderbericht GB, S. 257 Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  46. Integration auf lokaler Ebene Neben den Race Relations-Gesetzen gab es auf lokaler Ebene in von Labour dominierten Städten integrationspolit. Maßnahmen. Kernpunkte: • Kontrolle und Reform der lokalen Behörden • Vergabe von kommunalen Arbeitsplätzen an Angehöriger ethn. Minderheiten • Multikulturelle Erziehung an öffentlichen Schulen • gezieltes Werben für ein positives Verständnis Heute Standard nicht mehr nur in Labour dominierten Councils Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  47. Lebenswirklichkeiten • Generell gilt: materielle und ökonomische Situation Angehöriger ethn. Minderheiten prekärer als die der weißen Bevölkerung • Arbeitslosenrate bei ethn. Minderheiten mit im Schnitt 13 % fast drei Mal so hoch wie bei der weißen Mehrheit (ähnliche zahlen bei Bildung und Gesundheit) Gefahr der Abkopplung von der britischen Gesellschaft v.a. bei 2. Generation Muslime Gefahr der Übertragung internationaler Konflikte auf die ethn. Gruppen (Hindu – Muslim / Muslim – Jewish) Es gibt aber große Unterschiede innerhalb der ethnischen Gruppen: Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  48. Im Vergleich von Arbeitslosigkeit, Einkünften, Bildung, Wohnraum und Gesundheit: • Bangladeshis besonders schwierige Situation • Pakistanis, Black Africans und Caribbeans nehmen mittleren Platz ein • Chinese und Indian nähern sich stark der Lebenssituation der weißen Mehrheit an – am Bildungsmarkt häufig diese schon überflügelt Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  49. Dies führt, va. in den letzten 20 Jahren, zur: Herausbildung einer akademisch gebildeten ethnisch geprägten Mittelklasse, die aber nicht den oberen Rand hin zu den 10 % Spitzenjobs durchbrechen kann (Calls Ceiling) Am gegenüberliegenden Ende des Spektrums werden ethn. Minderheiten (zusammen mit weißen Langzeitarbeitslosen etc.) zur Underclass mit zunehmender sozialer und ökonomischer Marginalisierung (Social Exclusion) Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

  50. Gemeinsame Erfahrung: Rassismus Erfahrung von Rassismus ist nach wie vor allen ethn. Minderheitsgruppen gemeinsam Nach wie vor muss man diese Gruppen als Class Fractions begreifen: Sie gehören zwar etwa zur Arbeiterklasse oder zur Mittelklasse, werden aber innerhalb dieser Gruppen partiell durch rassistische Diskriminierung ausgegrenzt Britain is not at ease with its racial diversity (BBC, 2005) When we leave work, we leave multi-ethnic Britain behind (T. Phillips, Commission for racial Equality, 2005) Erstellt durch Dr. Becker: www.drberndbecker.de

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