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Freie Universität Berlin Arbeitsbereich “Historische Geographie des antiken Mittelmeerraumes”

Freie Universität Berlin Arbeitsbereich “Historische Geographie des antiken Mittelmeerraumes”. Einführung in die Historische Geographie (Wahlpflichtmodul 8a - Alte Geschichte). Aufbau der Vorlesung. O. Einführung und Literaturhinweise 1. Was ist Historische Geographie?

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Freie Universität Berlin Arbeitsbereich “Historische Geographie des antiken Mittelmeerraumes”

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  1. Freie Universität BerlinArbeitsbereich “Historische Geographie des antiken Mittelmeerraumes” Einführung in die Historische Geographie (Wahlpflichtmodul 8a - Alte Geschichte) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  2. Aufbau der Vorlesung • O. Einführung und Literaturhinweise • 1. Was ist Historische Geographie? • 2. Was bedeutete Geographie in der Antike? • 3. Literaturhinweise • I. Frühe Vorstellungen vom Kosmos und der Erde • 1. Vorgriechische Kosmologie • 2. Griechische Kosmologie in archaischer Zeit • II. Von Anaximander bis Hekataios: die Geburt der Geographie in Ionien • III. Ethnographie und Geographie: Herodots Weltbild • IV. Perihegese und Periplus • V. Die Oikumene von Demokrit bis Ephoros • VI. Geographische Vorstellungen bei Platon und Aristoteles (mit einem Exkurs über Aristarch) • VII. Die Erweiterung der geographischen Kenntnisse in der Zeit Alexanders d. Gr. und der Diadochen • VIII. Astronomie und Geographie bei Eratosthenes • IX. Die geographischen Vorstellungen des Hipparch • … Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  3. Aufbau der Vorlesung (II) X. Die darstellende Geographie in hellenistischer Zeit (Polybios, Agatharchides, Artemidoros, Poseidonios; mit einem Exkurs zu Krates) XI. Strabons Oikumenegeographie XII. Die römischen Geographen Pomponius Mela und Plinius XIII. Der Höhepunkt der antiken Geographie: Klaudios Ptolemaios [XIV. Geographische Werke der späten Kaiserzeit (entfällt] XV. Geographische Lehrdichtung XVI. Die Tabula Peutingerian Kursmaterialien in „Blackboard“ (http://lms.fu-berlin.de ) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 3

  4. 0. Literaturhinweise und Einführung • Kish, George: A Source Book in Geography. Cambridge; London: Harvard University Press, 1978 [nützliche Quellensammlung]. • Olshausen, Eckard: Einführung in die Historische Geographie der Alten Welt, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991 [einzige moderne Einführung in deutscher Sprache]. • Berger, Hugo: Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der Griechen. 2. Aufl. Leipzig: Veit, 1903 [immer noch maßgebendes Handbuch]. • (Weitere Literaturhinweise erhalten Sie jeweils zu Beginn eines jeden Kapitels. Eine größere Bibliographie zur Antiken Geographie finden Sie im „Blackboard“). Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  5. 1. Was ist Historische Geographie? • Eine allgemein akzeptierte Definition der Historischen Geographie gibt es nicht. Für diese Vorlesung wird die „Historische Geographie der antiken Mittelmeerwelt“ verstanden als: • „eine Wissenschaft, die sowohl die naturräumlichen Bedingungen in der Antike untersucht, unter denen die Menschen damals lebten und agierten, als auch die Vorstellungen und Beschreibungen dieser Bedingungen bei den Griechen und Römern erforscht.“ • Der Historische Geograph hat sich daher Kompetenzen in einer ganzen Reihe von angrenzenden und verwandten Wissenschaften zu erwerben. Er muss in erster Linie Historiker sein, aber auch mit philologischen, archäologischen und geographischen Methoden und Techniken vertraut sind. Zu letzteren sind etwa die Fernerkundung, GIS, Modellierungen zu zählen. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  6. 2. Was bedeutete „Geographie“ bei Griechen und Römern? Geographia und verwandte Wörter wie geographein und geographikos begegnen fast ausschließlich in fachwissenschaftlichen Texten und Kontexten. Der Titel Geographika für das Werk des Eratosthenes von Kyrene (276–194 v. Chr.) lässt vermuten, dass er das Wort Geographie geprägt hat. Geographie ersetzt den Begriff ges periodos („Erdumfahrt“) und meint ebenfalls „Erdbeschreibung (nach einer Karte)“. Im 1. Jh. n. Chr. bezeichnet Strabon (2, 4, 1 C 104) Eratosthenes als „den letzen, der über Geographie handelte“. Geographie ist für die Griechen im Wesentlichen Kartographie. Die einzige antike Definition der Geographie bei Ptolemaios (geogr. 1, 1, 1) lautet daher: „Geographie ist die Wiedergabe des gesamten bekannten Teils der Erde mittels einer maßstäblichen Karte () einschließlich dessen, was allgemein damit im Zusammenhang steht.“ Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  7. 3. Literaturhinweise • Literaturhinweise auf Blackboard (http://lms.fu-berlin.de) • klaus.geus@fu-berlin.de • www.palamedes.eu Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  8. I. Frühe Vorstellungen vom Kosmos und der Erde 0. Literaturhinweise E. Robson, Mathematics in Ancient Iraq: A Social History, Princeton / Oxford 2008. O. Neugebauer, Geschichte der antiken mathematischen Astronomie, 3 Bde., Berlin / Heidelberg / New York 1975. D. J. Furley, The Greek Cosmologists, Cambridge 1987. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  9. 1. Vorgriechische Kosmologie Frühe Kulturen stellten sich die Welt als Scheibe bzw. flach vor Die wichtigsten babylonischen Texte sind Omina, Schöpfungsmythen und astronomische Fachtexte Aus diesen Texten entwickelte sich seit der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus ein babyloni-sches Weltbild, das aber nicht kanonisch war. Die Erdscheibe ist von einem Ozean umgeben. Die babylonische Kultur befindet sich im Mittelpunkt der Welt Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  10. Babylonische Weltkarte Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  11. Die ägyptische Göttin Nut als Himmelsgewölbe Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  12. Nut = Himmelsgewölbe, das Erde von der Urflut trennt, außerdem Mutter der Sterne Nut = "Sau, die ihre Ferkel frisst" Echte „kartographische“ Darstellung? Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  13. 2. Griechische Kosmologie in archaischer Zeit Die Grundlage zur Erforschung der antiken Raumvorstellungen bilden nicht bildliche, sondern narrative Quellen Homer (8. v. Chr.) konnte in seinen Werken Ilias und Odyssee vielleicht schon auf Ergebnisse der Großen Griechischen Kolonisation zurückgreifen Überlagert sind bei ihm echte geographische Kenntnisse durch mythische Vorstellungen „Die Wege des Odysseus werde man ebenso wenig finden wie den Mann, der den Windschlauch des Aiolos angefertigt habe“ (Eratosthenes) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  14. Homers Weltbild Die „grenzenlose Erde“ ist eine kreisrunde (?) Ebene, deren äußerste Ränder der Okeanos, der sanft fließende und tiefe Weltstrom, ringsum bespült. Auf Säulen, welche im Westen der Riese Atlas stützt, ruht – einem ehernen Gewölbe gleich – der ewige Himmel und umspannt mit seiner sternenschimmernden Wölbung die Länder und Meere der Erde, während sich unterhalb davon der Tartaros wölbt. Im Zentrum der Erde ragt der gewaltige, “schluchtenreiche” Olymp empor, auf dessen höchstem Gipfel die griechischen Götter leben. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  15. Hesiod (700 v. Chr.) übernimmt Homers Vorstellungen mit geringen Modifikationen Länder „jenseits des Okeanos“? Erytheia = ampirrhytos („ringsumflossen“) Erster präwissenschaftlicher Versuch, die Größe der Welt zu begreifen (Hes. theog. 720-725): „...so weit unter der Erd', als über der Erd' ist der Himmel: Denn gleich fern von der Erd' ist des Tartaros finsterer Abgrund. Wenn neun Tag' und Nächte dereinst ein eherner Amboß Fiele vom Himmel herab, am zehenten käm' er zur Erde; Wenn neun Tag' und Nächte sodann ein eherner Amboß Fiele hinab von der Erd', am zehenten käm' er zum Abgrund. (Übers.: J.H. Voß) Bei Pindar und den attischen Tragikern ist statt des Olymps Delphi der „Nabel der Welt“ Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  16. II. Von Anaximander bis Hekataios: die Geburt der Geographie in Ionien 0. Literaturhinweise • H.-J. Gehrke, Die Geburt der Erdkunde aus dem Geiste der Geometrie. Überlegungen zur Entstehung und zur Frühgeschichte der wissenschaftlichen Geographie bei den Griechen, in: W. Kullmann / J. Althoff / M. Asper (Hrsg.), Gattungen wissenschaftlicher Literatur in der Antike, Tübingen 1998, 163–192. • K. Zimmermann, Hdt. IV 36, 2 et le développement de l’image du monde d’Hécatée à Hérodote, in: Ktema 22, 1997, 285–298. • K. Geus, Die Welt in antiken Karten und Globen, in: AU 46, 4, 1999, 7–18. 23–8. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  17. 1. Die Vorsokratiker • Östliche („ionische“) und westliche („italische“) Vorsokratiker unterschieden sich auch in ihren Vorstellungen zur Geographie • Milet war Zentrum der ionischen Vorsokratiker • Anwendung von geometrischen Mustern und Strukturen in Kosmologie und Geographie • Anximander (Anaximandros) war der Überlieferung nach ein Schüler des Thales und lebte ca. 610–547 v. Chr. • Anaximander stellte sich die Erde als einen Zylinder vor, der wegen der gleichmäßigen Entfernung, die alle Punkte seines Umfangs zum „Rand“ des Himmels einhalten, frei im Raum schwebt. Die obere Kreisfläche des Zylinders hat entweder einen erhöhten Rand, um das Wasser des Okeanos festzuhalten, oder das Wasser fällt tatsächlich an den Rändern herab. Die Scheibe dient als Wohnraum für die Menschen. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  18. Anaximander 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 18

  19. Raffaels Anaximander 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 19

  20. Anaximanders Kosmos Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  21. „Anaximander von Milet, ein Schüler des Thales, wagte es als erster, die Oikumene auf einer Tafel darzustellen; nach ihm hat Hekataios von Milet, ein weitgereister Mann, sie so verbessert, dass das Werk bewundert wurde.“ (Schol. in Dion. Perig. [GGM 2, 428, 7f.]) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 21

  22. Anaximanders Erde 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 22

  23. Anaximenes (ca. 585 – ca. 525 v. Chr.) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 23

  24. Anaximenes (ca. 585 – ca. 525 v. Chr.) beschrieb die Erde als eine sehr breite und flache Scheibe, die auf der Luft „reitet“. Das „ionische“ Scheibenmodell wird auch Thales,Anaxagoras, Demokrit, Hekataios,Herodot und Ephoros zugeschrieben. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  25. Das “ionische” Scheibenmodell(nach Hekataios, ca. 500 v. Chr.) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 25

  26. Die Welt bei den westlichen Vorsokratikern Die westgriechischen Philosophen – allen voran die Pythagoreer und die Eleaten– vertraten in der Frage der Erdgestalt seit etwa 500 v. Chr. die Kugeltheorie Bei der Formulierung spielten wohl philosophische Überlegungen eine Rolle Parmenides und den Eleaten werden eine Reihe von astronomischen Entdeckungen zugeschrieben. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  27. Parmenides (Raffael) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  28. Das frühe Erdkugelmodell (fünf Klimazonen) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  29. Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.) • Hekataios von Milet fasste um 500 v. Chr. die ihm bekannten geographischen Informationen in seinem Werk  (periodos) oder  (perihegesis tes ges („Erdbeschreibung“) zusammen. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  30. Die Karte des Hekataios von Milet (ca. 500 v. Chr.) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 30

  31. Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.) Hekataios von Milet fasste um 500 v. Chr. die ihm bekannten geographischen Informationen in seinem Werk  (periodos) oder  (perihegesis tes ges („Erdbeschreibung“) zusammen. Trotz des enormen Zuwachses an Informationen in der Zeit um 500 v. Chr. änderte sich am grundsätzlichen Aufbau des damaligen Weltbild nichts. Die Leistung des Hekataios liegt in der Quantifizierung der Karte des Anaximander durch empirische Daten. Die ihm zugänglichen Informationen integrierte er in seine schematische Karte, deren einzelne Regionen aufgrund von numerischen Angaben in „Tagesreisen“ erstmals approximativ erfass- und konstruierbar waren. 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 31

  32. “Ethnographisches Kreuz” 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 32

  33. III. Ethnographie und Geographie: Herodots Weltbild 0. Literaturhinweise Reinhold Bichler: Herodots Welt. Der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder und Völker, ihrer Zivilisation und ihrer Geschichte. Mit Beilagen von D. Feil und W. Sieberer, 2. Aufl., Berlin 2001. Reinhold Bichler, Herodots Historien unter dem Aspekt der Raumerfassung, in: Michael Rathmann (Hrsg.), Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, Mainz 2007, 67–80. Klaus Karttunen, Expedition to the End of the World: An Ethnographic  in Herodotus, in: Studia Orientalia 64, 1988, 177–181. 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 33

  34. Herodot von Halikarnassos(484-424 v. Chr.?) Herodot, pater historiae (Cicero), wollte die Taten der Griechen und Barbaren vor der Vergessenheit bewahren. Die moderne Narratologie (Irwin, Dorati) hat Komplexität des Erzählstils Herodots herausgearbeitet. Über das Leben des Herodot ist wenig bekannt (Teilnahme an der Gründung von Thurioi, 444/3 v. Chr.) Verhältnis von Herodot und Thukydides unsicher 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 34

  35. Ethnographie und Geographie bei Herodot „Ich glaube gar nicht an die Hyperboreer; denn wenn es ein solches Volk im höchsten Norden gäbe, müsste es auch eines im äußersten Süden geben. Ich muss lachen, wenn ich so manche Leute Erdkarten zeichnen sehe, die doch die Gestalt der Erde gar nicht richtig zu erklären wissen. Sie zeichnen den Okeanos rund um die Erde herum fließend und so regelmäßig wie einen Kreis. Und Asien machen sie eben so groß wie Europa.“ (Hdt. 4, 36) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 35

  36. Das “ionische” Scheibenmodell 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 36

  37. Ethnographie und Geographie bei Herodot (II) Die Kritik des Herodots zielt darauf ab, dass seine Vorgänger „die Gestalt der Erde gar nicht richtig zu erklären wissen“. Gemeint ist offenbar zum einen, dass sie über die Gestalt und Ausmaß der Kontinenten Europa, Asien und Afrika nicht richtig informiert sind, zum anderen, dass sie, veranlasst durch ihr kreisrundes Scheibenmodell zum Kompromissen bei der Verortung von Völkern gezwungen sind. Trotz des Protestes des Herodot gegen das geometrische Schema der runden Karten kommt auch Herodot nicht umhin, sich die Prinzipien der Analogie und Symmetrie zunutze zu machen (Nil/Donau). 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 37

  38. Herodots “Karte” 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 38

  39. Das Raumbild Herodots Kein zusammenhängender Okeanos Nur Afrika sicher umschiffbar, daher kleiner als Europa und Asien Asien in Abfolge von vier Völkern (Perser, Meder, Saspiren, Kolcher) bestimmt Südliches und Nördliches Meer entsprechen Persischem Golf und Schwarzem Meer Westliches Mittelmeergebiet gut getroffen Maritime (griechische) und kontinentale (persische) Perspektive vermischen sich Trotz Parallelen gibt es Unterschiede zur babylonischen Weltkarte Bild der herodoteischen Oikumene nähert sich der Rechteck-Form Herodot hat keine Karte gezeichnet, weshalb er den griechischen Doxographen nicht als Geograph galt 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 39

  40. IV. Perihegese und Periplus 0. Literaturhinweise R. Güngerich: Die Küstenbeschreibung in der griechischen Literatur, Münster 1950. N. Ehrhardt: Zur Geschichte der griechischen Handels- und Kolonisationsfahrten im östlichen Mittelmeer im Spiegel von Epos- und Periplus-Literatur, in: Orientalisch-Ägäische Einflüsse in der europäischen Bronzezeit. Ergebnisse eines Kolloquiums (Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte. Monographien; Bd. 15), Bonn 1990, 13–46. G. Hartinger: Die Periplusliteratur: Untersuchungen zu Inhalt, Sprache und Funktion der überlieferten Texte, Diss. Salzburg 1992. 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 40

  41. 1. Perihegese Perihegese, griechisch perihegesis, bedeutet wörtlich „Herumfahrt“, also die Schilderung einer durchgeführten Reise, die durch ihre Niederschrift anderen als Reiseführer dienen konnte. „Beschreibung Griechenlands“ durch Pausanias ist der antike „Baedeker“ Dionysios, der Anonymus der Perihegesis von Hawara und der so genannte Pseudo-Skymnos sind relativ komplett erhalten. In Fragmenten z. B. Nymphodoros und Polemon 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 41

  42. Pseudo-Skymnos (ca. 110 v. Chr.) (I) Die Öffnung des atlantischen Meeres soll 120 Stadien [ca. 25 km] breit sein. Das sie angrenzend umgebende Land ist das äußerste Ende sowohl von Libyen als auch von Europa. Die Inseln, die auf jeder der beiden Seiten liegen, sind voneinander fast 30 Stadien [ca. 6 km] entfernt. Sie werden von manchen die Säulen des Herakles genannt. In der Nähe der einen Säule liegt eine Stadt der Massalioten, die Mainake heißt. Sie liegt von allen griechischen Städten auf der europäischen Seite am weitesten entfernt. Für den, der in Richtung Sonnenuntergang (Westen) zum gegenüberliegenden Kap segelt, beträgt die Fahrtdauer einen Tag. Dann kommt eine Insel mit Namen Erytheia, die zwar ganz klein ist, aber Herden von Rindern und Schafen hat, die ganz ähnlich sind wie die Stiere in Ägypten und auch im epirotischen Thesprotien. Westliche Aithiopen sollen sie besiedelt haben, als eine Kolonie gründet wurde. Nahe bei ihr ist eine (berühmte) Stadt, entstanden als Kolonie tyrischer Kaufleute, Gadeira [Cadiz], wo es angeblich die größten Seetiere gibt. Danach kommt in zwei Tagesfahrten Entfernung ein paradiesischer Handelsplatz mit Namen Tartessos, eine berühmte Stadt, die Zinn, das auf dem Fluss aus dem Keltenland kommt, Gold und Kupfer in großer Menge liefert. 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 42

  43. Spanien 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 43

  44. Tartesssos 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 44

  45. Pseudo-Skymnos (ca. 110 v. Chr.) (II) Dann folgt bis zum Meer, das bei Sardinien liegt, das so genannte Keltenland. Dieses Volk ist im Westen das größte. Denn fast das gesamte Land innerhalb des Sonnenaufgangs (Osten) bewohnen die Inder, das zum Mittag (Süden) hin die Aithiopen, die dem Wehen des Notos benachbart sind. Den Bereich vom Zephyros (Westen) bis zum Sommeruntergang (Nordwesten) aber nehmen die Kelten ein, aber den beim Boreas (Norden) die Skythen. Die Inder wohnen zwischen dem Sommeraufgang (Nordosten) und dem Winteraufgang (Südosten), die Kelten jedoch umgekehrt unter dem äquinoktalem (Westen) und dem sommerlichen Untergang (Nordwesten), wie man berichtet. Diese vier Völker sind hinsichtlich der zahlenmäßigen Größe ihrer Einwohner gleich. Die Aithiopen und Skythen haben jedoch mehr Land, das aber zum größten Teil menschenleer ist, weil das eine mehr verbrannt, das andere mehr überschwemmt als die übrigen sind. Die Kelten haben griechische Sitten, da sie durch die Aufnahme von Gastfreunden mit Griechenland sehr engen Umgang pflegen. Ihre Versammlungen halten sie mit Musik ab, um die sie sich auch der Fortbildung wegen eifrig bemühen. Am äußerten Rand ihres Landes steht eine Säule, die die nördliche genannt wird. Überaus groß ist sie und reckt ihre Spitze ins wogende Meer hinaus. Die Gegenden in der Nähe der Säule bewohnen Kelten, die hier ihr Ende erreichen, die Eneter und die Randstämme der Istrer, die nach innen bis zur Adria wohnen. Von hier aus soll der Fluss Ister (Donau) seinen Ausgang nehmen. 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 45

  46. Tartesssos 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 46

  47. 2. Periplus Unter Periplus versteht man die Umschiffung einer Halbinsel oder eines Meeresbeckens in Form einer Reisebeschreibung. Der älteste Periplus, eine anonyme Beschreibung der Atlantikküste von Tartessos (Cadiz), wohl aus dem 6. Jh. v. Chr., hat sich in der ora maritima des spätantiken Dichters Avienus erhalten. 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 47

  48. Avienus, ora maritima (I) „Weiterhin wirst du hier beschrieben erhalten alle Inseln, die sich im Meer erheben, in jenem Meer nämlich, das in den Tiefen des sich spaltenden Erdkreises von dem tartessischen Sunde und den Fluten des Atlantischen Ozeans an bis zu dem in weiter Ferne gelegenen Festland die von uns bewohnte See bildet, auch die Meerbusen mit ihren Windungen und die Vorgebirge; wie sich hier ein Ufer landeinwärts erstreckt, wie Höhen weithin ins Meer ragen, wie stolze Städte von den Fluten bespült werden, welche Quellen die Flüsse haben, in welcher Weise die Ströme zu Tal fließend in das Meer treten, wie diese wiederum oftmals Inseln umschließen, und wie Häfen ihre sicheren Arme mit ausbreiten, wie Sümpfe sich ausdehnen und Seen daliegen, wie hohe Berge schroffe Gipfel auftürmen und wie die Woge des weißlichen Meeres Wälder bespült.“ (Avien. or. 51–67) 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 48

  49. Avienus, ora maritima (II) „Aber wo das tiefe Meer vom Ozean her eindringt, befindet sich der Atlantische Meerbusen. Hier liegt die Stadt Gadir [Cadiz], früher Tartessos genannt, hier sind die Säulen des unermüdliche Herkules [Gibraltar], Abila und Kalpe – diese steht auf der linken Seite des Landes; an Libyen grenzt Abila. – Sie sind umrauscht von rauem Nordwind; aber über ihre Lage herrscht kein Zweifel. Und Oestrymnis – und die hohe Masse dieses Felsabhanges neigt sich in ihrer ganzen Ausdehnung fast völlig gegen den warmen Süden. Am Fuße dieses Vorgebirges aber öffnet sich den Bewohnern der Oestrymnische Meerbusen, in dem sich die Oestrymnischen Inseln erheben, weit zerstreut daliegend und reich an Metall, Bleisilber und Blei. Groß ist hier die Kraft des Volkes, verwegen sein Sinn, ausgezeichnet seine Geschicklichkeit; von dem Bestreben, Handel zu treiben, sind alle unaufhörlich erfüllt, und auf genähten Kähnen durchfahren sie den weiten, stürmischen Sund und die Wogen des tierreichen Ozeans. Denn sie verstehen nicht die Kiele aus Fichtenholz und Ahorn herzustellen, sie bauen ihre bauchigen Schiffe nicht aus Tannenholz, wie es sonst Brauch ist, sondern sie fügen sie erstaunlicherweise dadurch zusammen, dass sie Felle miteinander verbinden, und auf solchem Leder führen sie ihre vielen Fahrten über das gewaltige Meer durch. Aber von hier ist es nach der Heiligen Insel [Irland] – so nannte man sie im Altertum – zu Schiff eine Fahrt von zwei Tagen. Diese liegt in er hohen See in großer Ausdehnung da, und weithin bewohnt sie das Volk der Hiernier. In der Nähe liegt umgekehrt die Insel der Albionen [England]. Und die Tartessier hatten die Gewohnheit, bis zu den Oestrymnischen Inseln, die ihr Endziel bildeten, Handel zu treiben … 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 49

  50. Der „Periplus außerhalb des Säulen des Herakles“ oder „Periplus des Meeres der Oikumene“ des Skylax von Karyanda (ca. 510 v. Chr.) hat die Fahrt vom Indus bis zum heutigen Suez beschrieben Der „Periplus des bewohnten Europa, Asien und Libyen“, wohl vor 338 v. Chr. abgeschlossen, gilt als Kompilation aus älteren Schriften, u.a. des Hekataios, des Herodot, des Ephoros, des Theopomp. Er wird heute als Pseudo-Skylax bezeichnet Periploi der Karthager Hanno und Himilco (um 500 v. Chr.?) Spätestens im 4. Jh. v. Chr. bilden sich zwei verschiedene Arten von Periploi heraus, praxisorientierte „Segelhandbücher“ und literarische Reisebeschreibungen Pytheas, Nearchos (Arrians „Indike“), Patrokles 22.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 50

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