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Integrative Validation

Integrative Validation. ….ist die Bereitschaft, die Wirklichkeitssicht eines Menschen mit Demenz anzunehmen, zu verstehen und zu bestätigen. Verständigung zwischen zwei Welten, die nicht kompatibel ist?.

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Integrative Validation

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Presentation Transcript


  1. Integrative Validation ….ist die Bereitschaft, die Wirklichkeitssicht eines Menschen mit Demenz anzunehmen, zu verstehen und zu bestätigen

  2. Verständigung zwischen zwei Welten, die nicht kompatibel ist? „Wenn mein Vater nicht mehr über die Brücke zu mir gehen kann, muss ich bereit sein, zu ihm zu kommen.“(Arno Geiger in seinem Buch: „Der alte König in seinem Exil“)

  3. Demenz ist ein Herausfallen aus der Zeit • Schon früh in der Demenz wird das Zeitgitter gestört, das uns Auskunft über zeitgebundene Erinnerungen gibt. • Die Zeitbindung wird aufgehoben und so kann jeder erinnerte Augenblick zur Gegenwart werden. • Ebenso verkürzt sich permanent der Lebensfaden in umgekehrter Reihenfolge, wie er entstanden ist. • Das führt zu einem Leben in der Vergan-genheit, die erneut mit ihren Rollen und Gefühlen wieder aufgeführt wird.

  4. Gefühle werden nicht vergessen • MmD vergessen ihre Geschichten. Ihre Gefühle bleiben aber trotz der Demenz vollständig erhalten. • Je mehr die Kognition abbaut, umso verschärfter nehmen MmD die Umwelt über ihre Sinne und Emotionen wahr. • Stimmungen, Atmosphäre und Kontaktmomente werden bis zuletzt gespürt und entscheiden mit über Stress oder Geborgenheit.

  5. Menschen mit Demenz entfallen die Spielregeln unserer Kultur • MmD leben jenseits unserer moralischen und sozialen Übereinkünfte • Sie haben schlicht vergessen: • was Mein oder Dein ist, • was sich gehört und was nicht • was richtig oder falsch ist • was unschicklich, kränkend oder beschämend ist • welche Folgen ihr Handeln haben könnte • MmD haben ein gestörtes Urteilsvermögen und können für ihr Verhalten nicht verantwortlich gemacht werden.

  6. Menschen mit Demenz sind sehr „verletzlich“ Ein Ratschlag für „schutzbedürftige“ Menschen: • Je heikler und emotionaler ein Thema ist, umso empfindlicher wird ein Mensch. • Er braucht nicht nur das Gefühl, dass der andere zuhört, sondern auch die Gewissheit, dass er nicht beurteilt oder gar verurteilt wird. • Sobald ein Partner über etwas spricht, für dass er sich schämen könnte, sollten Sie mehr tun, als sich neutral und still zu verhalten. • Machen Sie mit und auch ohne Worte klar: Was immer du sagst, ich bin bei dir; was immer dich bewegt, es trennt mich nicht von dir!

  7. Kommunikation mit der „inneren Welt“ • Menschen mit Demenz müssen Vertrauen spüren, um sich überhaupt auf eine für sie nicht mehr logische (pflegerische) Maßnahme einzulassen. • Das Gefühl des Wohlbefindens ist Voraussetzung für die Bereitschaft, einer Aufforderung nachzukommen und nicht erst das Ergebnis dieser Interaktion.

  8. Integrative Validation • Eine wichtige Grundhal-tung des Verstehens von Menschen mit Demenz: • Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel • Die „Brille des anderen“ aufsetzen

  9. Integrative Validation In den „Schuhen des anderen“ gehen bedeutet: sich einfühlen (Empathie) echt sein (Kongruenz) wertschätzend bleiben

  10. Integrative ValidationGesprächsmuster in drei Schritten Nach Nicole Richard

  11. Integrative Validation Dieses Bestätigen der „inneren Bühne“ geschieht stets zustimmend wertschätzend nicht verurteilend akzeptierend • Wortbedeutung: • Valide = gültig • Validation = Gültigkeit • Kurzfassung: • Das innere Erleben von Menschen mit Demenz als für sie wahr, bedeutsam und gültig erklären

  12. Integrative Validation Punkt I: Punkt II: Punkt III: • Erspüren Sie die Gefühle und Antriebe der Person.Antriebe sind die guten Eigenschaf-ten und Werte einer Person. • Bestätigen Sie diese mit kurzen, prägnanten Aussagesätzen.Umschreiben Sie also die Gefühle und bestätigen die zur Szene passenden guten Eigenschaften einer Person • Unterstreichen Sie das Ganze mit passenden Sprichworten, Redewendungen oder Floskeln.

  13. Beispiele zu Gefühlen und Antrieben • (Gefühl: Ärger)Sie ärgern sich richtig über dieses Durcheinander • (Antrieb: Ordnungsliebe) • Dabei lieben Sie Ordnung um sich herum • Bei Ihnen hat alles seinen Platz • (Sprichwort:) • Wie heißt es noch: „Ordnung ist das halbe Leben!“

  14. Integrative Validation Gefühle und Antriebe sind bei Menschen mit Demenz immer echt Wenn Gefühle nicht ernstgenommen werden, bauen sie sich stärker auf! Wenn Gefühle anerkannt, benannt und gewürdigt werden, können sie „gehen“. ParadoxerEffekt: Gefühle muss man ein- laden, spüren und anhören, damit man sie loswerden kann.

  15. Gefühle als Ressource bei Demenz Gefühle bei Menschen mit Demenz sind: • der direkte Ausdruck der momentanen Befindlichkeit • Reaktion auf Personen und Umwelterfahrungen • Empfindungen aus der inneren Erlebenswelt • direkt, pur und echt geäußert • ohne Kontrolle, Anstandsregeln und Normen • der einzig verlässliche Kompass für sie

  16. Antriebe als Ressource bei Demenz Antriebe bei Menschen mit Demenz: • sind aus der Erziehung angelegte Werte • stammen aus den Normen einer Epoche/Generation • sind oft lang ausgeübte „Tugenden“ der Person • sind auch in der Demenz Triebfedern des Handelns • funktionieren fast automatisch und unbewusst • entwickeln bei Behinderung ein hohe Energie

  17. Integrative Validation Mit Antrieben sind die „Tugenden“ einer Person gemeint. Heute hochaltrige Menschen haben z.B. folgende Antríebe: • Fleiß • Pflichtbewusstsein • Sorgfalt • Zuverlässigkeit • arbeitsam • Zucht und Ordnung • Sauberkeit • Sparsamkeit • Frömmigkeit • Gehorsam • Durchhalten • Gründlichkeit • Genauigkeit • Mütterlichkeit • Pünktlichkeit • Ehre und Anstand • Strenge • Anpassungsfähigkeit

  18. Integrative Validation Frau Weber wehrt sich • Frau Weber läuft gegen 14.30 Uhr auf dem Flur des Altenheimes St. Hedwig mit Nachthemd, Hut und Handtasche umher und ruft aufgeregt: • „Komm Sie schnell, wir müssen los. Ich muss zum Bahnhof. Meine Mutter wartet nicht gern.“ (mit erhobenem Zeigefinger) • Hektisch strebt sie den Ausgang an und wird immer erregter. Auf Ihre Beruhigungs-versuche stößt Sie sie weg und ruft energisch: „Zu-spät-kommen gibt´s bei mir nicht“. Und dann: „Oh Gott, oh Gott, wo muss ich denn hin?“ • Von vorn versuchen Sie nun, Frau Weber an die Schultern zu fassen, um sie zu besänftigen, worauf die alte Dame energisch mit dem Stock droht.

  19. Frau Weber wehrt sich Gefühle von Frau Weber Antriebe von Frau Weber • Eile • Nervosität • Aufregung • Hilflosigkeit • Wut/Ärger • Verlässlichkeit • Pünktlichkeit • Wünsche der Mutter erfüllen • Respekt vor den Eltern

  20. Frau Weber will zum Bahnhof • Gefühle • Eile • Nervosität • Aufregung • Ratlosigkeit • Wut/Ärger • Oh, dann haben Sie´s jetzt aber richtig eilig. • Sie haben gar keine Zeit mehr. • „Die Uhr im Nacken!“ Da kann man schon nervös werden. • Sie kennen sich gar nicht mehr aus hier! • Da kann man schon mal zuviel kriegen • Richtig ärgerlich sind Sie. • Es ist nicht schön, aufgehalten zu werden

  21. Frau Weber will zum Bahnhof • Antriebe: • Verlässlichkeit • Pünktlichkeit • Folgsamkeit der Mutter gegenüber • Respekt vor den Eltern • Sie lassen Ihre Mutter nicht gern warten. • Wenn Sie etwas versprochen haben, dann gilt das. • Sie sind eine, die ihr Wort hält. • Jeder weiß, dass Sie ein pünktlicher Mensch sind. • Sie wollen Ihre Mutter nicht enttäuschen. • Sie haben noch Respekt vor den Eltern.

  22. Frau Weber will zum Bahnhof Sprichworte – Redewendungen – Floskeln ( Punkt III) • Versprochen ist versprochen • Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Soldaten Pünktlichkeit • Man muss sein Wort halten • Auf Menschen wie Sie ist Verlass

  23. Frau Weber will zum Bahnhof • Ausstieg: • Sie waren ja die Älteste zu Hause. • Sie haben immer auf die Kleinen aufgepasst. • Da waren Sie ganz zuverlässig. • Überhaupt haben Sie viel gearbeitet im Leben. • Sie haben sich jetzt mal einen ruhigen Abend verdient. • Soll ich Ihnen einen schönen warmen Kakao bringen? Da träumt sich doch gleich besser!

  24. Bedeutung der Sprichworte • Sprichworte beinhalten die gesammelte Auffassung des ganzen Volkes. • Alte Menschen haben diese als Erziehungsbotschaft und als Ratschläge für das Leben erhalten. • Sie kennen sich mit den Aussagen sofort aus, weil diese zu den Lebensregeln aller gehörten. • Wenn wir die innere Erlebenswelt nicht so genau verstehen, können wir mit Sprichworten das Allgemeine sehr gut treffen.

  25. Leben in der Gefühlszeit Menschen mit Demenz leben eher in einer „Gefühlszeit“ und weniger in der „Realzeit“. Deshalb ist der logische Inhalt einer Szene eher nachrangig, das Verstandenwerden dagegen immens wichtig.

  26. Opa Willi will zur Arbeit(Enkel Tobias trifft Opa Willi, der mitten in der Nacht in die Werkstatt will) • Jetzt wird es aber Zeit für Dich, Opa! • Du willst nicht zu spät kommen. • Schließlich bist du ein ganz pünktlicher Mensch. • Du magst Deine Arbeit, stimmts? • Für deine Werkstatt setzt du dich richtig ein. • Da gibt es so viel zu tun. • Und einer muss ja auch die Arbeit einteilen. • Erzähl doch mal Opa, was da alles so gemacht werden muss… (Ausstieg: Tobias setzt sich mit Opa an den Tisch und bietet ihm ein Glas Milch an)

  27. Tipp zum validierenden Gespräch Man sollte immer nur das sagen, was wahr ist. Man muss aber nicht alles sagen, was wahr ist

  28. Validieren geschieht: Verbaldurch Sprache, Schlüssel- und Zeitgeistwortschatz Nonverbal Durch Gestik, Mimik, Körperausdruck Paraverbal Durch Tonfall, Sprachrhythmus, Betonung

  29. Wann ist Validieren angezeigt? In entspannten Situationen und im Vorbeigehen auf der „inneren Lich- tung“ und beim Aus- üben früherer Rollen in Krise und Konflikt, und bei allen starken Emotionen • können wir validieren • sollen wir validieren • müssen wir validieren

  30. Methaphern als Ausdruck für Gefühle • Methaphern sind Bildworte, die die Aussage eines Gefühls alltagssprachlich ausdrücken • So könnte man für „Erleichterung“ auch sagen:„Da fällt Ihnen ein Stein vom Herzen“ • Metaphern nimmt man lieber an, als wenn der andere mir direkt sagt, was ich fühlen könnte

  31. Achtung!Einstieg in die Validation: • Frau Weber nicht den Weg versperren! • Sich an ihre Seite begeben und mitgehen! • Sie nicht an die Schultern fassen, da sie dann festgehal-ten wird! • Die Regie hat in der Valida-tion der Mensch mit Demenz! • Immer ergebnisoffen bleiben!

  32. Regeln der Integrativen Validation • Verzichten Sie beim Einstieg auf Fragen • Validieren Sie denjenigen, der am meisten leidet • Beginnen Sie immer mit dem stärksten Gefühl • Bearbeiten Sie zunächst die „emotionale Spitze“ • Bauen Sie dann die Person mit den kraftgebenden Antrieben wieder auf

  33. Regeln der Integrativen Validation • Lassen Sie das Gespräch in ein Lebensthema einmünden. • Steigen Sie hier aus oder binden Sie die Person in eine biografische Handlung ein • Arbeiten Sie nicht mit negativen Gefühlen • Formulieren Sie diese so um, dass sie zu „Erlaubnissen“ werden

  34. Regeln der Integrativen Validation Krise Emo- tionale Spitze Kraftgebende Antriebe Einbinden In ein Lebensthema In biografische Handlung einbinden Evt. anderen Zugang wählen w Mmmmm Weg von der Krise –hin zum Allgemeinen

  35. „Kontakt vor Funktion“ • Auf Augenhöhe gehen und Blickkontakt aufnehmen • Warten, bis der Blick erwidert wird • Namentliche Ansprache: „Guten Morgen Hr. Weber“ • Gleichzeitig eine taktile Berührung machen (z.B. die Hand nehmen) • Eine vertrauenserweckende Bemerkung machen:„ Sie haben ja wunderbar warme Hände. Die haben sicher schon viel gearbeitet im Leben, nicht wahr?“ • „Ich habe mir etwas Zeit für Sie genommen……Darf ich Ihnen mit Ihrer Lieblingsseife den Rücken einseifen?“

  36. Validieren geschieht: Verbaldurch Sprache, Schlüssel- und Zeitgeistwortschatz Nonverbal Durch Gestik, Mimik, Körperausdruck Paraverbal Durch Tonfall, Sprachrhythmus, Betonung

  37. Wann ist Validieren angezeigt? In entspannten Situationen und im Vorbeigehen auf der „inneren Lich- tung“ und beim Aus- üben früherer Rollen in Krise und Konflikt, und bei allen starken Emotionen • können wir validieren • sollen wir validieren • müssen wir validieren

  38. Validation stößt an Grenzen bei: • frontotemporalen Demenzformen (Morbus Pick) • suchtbedingten Demenzformen (Korsakowsyndrom) • biografischer Prägung in Richtung „Hardliner“ • destruktiven Bindungsmustern (Persönlichkeits- störungen, schwierige Charaktere)

  39. Validieren ist die Bereitschaft: die Wirklichkeitssicht und Erlebniswelt von Menschen mit Demenz anzunehmen, zu akzeptieren, wertzuschätzen,gelten zu lassen und zu bestätigen(Nic0le Richard)

  40. „Überraschend anders“handeln • Eine beliebte Musik im Zimmer auflegen und schunkeln • Eine Tänzchen anbieten und ins Bad tanzen • Mit einer Lieblingssüßigkeit kommen • Den Besuchshund mitnehmen • Einen beliebten Duft im Bad verbreiten • Sich verschwören: „Das mache ich heute nur für Sie!“ • Einige Luftballons mitnehmen und damit „boxen“

  41. Demenz ist ein Sterben in Raten Menschen in ihrem „Rückwärtsgang“ zu begleiten, sie nicht verändern und beurteilen zu wollen, kann eine sehr beglückende Erfahrung sein. Für Menschen mit Demenz, aber auch für ihre Begleiter geht es nicht um Siegen oder Erfolge. Hier ein wichtiger Grundsatz für beide: „In der Ruhe liegt die Kraft!“ Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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