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Themen?bersicht. Emotionspsychologischer AnsatzPsychoanalytischer AnsatzLernpsychologischer AnsatzEntwicklungspsychologischer AnsatzPhysiologische Ans?tzeKonflikttheorienKulturtheoretische Ans?tze. 2. ?rger in den Emotionstheorien. ?rger als Ausl?ser f?r Aggressionen?. 3. ?berblick. Einl
E N D
2. Themenübersicht
Emotionspsychologischer Ansatz
Psychoanalytischer Ansatz
Lernpsychologischer Ansatz
Entwicklungspsychologischer Ansatz
Physiologische Ansätze
Konflikttheorien
Kulturtheoretische Ansätze
2
3. Ärger in den Emotionstheorien Ärger als Auslöser für Aggressionen? 3
4. Überblick Einleitung
Begriffsdefinitionen zur Abgrenzung der
Begriffe: Ärger, Aggression und Gewalt
2. Die Auffassung von Ärger als Syndrom
3. prototypische Darstellung von Ärger
MODELL
4. Wie wird aus Ärger Aggression?
5. Ziele in der Reaktion auf Ärger
6. Die Gefühle danach
7. Formen von Reaktionen auf Ärgerreaktionen 4
5. Einleitung Emotionstheorien beschreiben nur die Emotion Ärger und ihre Entstehung
Bei der Frage, wie es zu einer aggressiven Eskalation in Beziehungen kommen kann, müssen für eine Antwort die Emotionstheorien um Aggressionstheorien ergänzt werden 5
6. Begriffsdefinitionen I Aggression
? Verhalten, mit dem man einem Anderen
Schaden zufügt und auch zufügen will
Ärger
? spezifische Emotion, die das Verhalten
Aggression nach sich ziehen kann, aber
nicht muss
6
7. Begriffsdefinitionen II Gewalt
? instrumentelle Aggression
(Böhm, 2006) 7
8. Ärger als Syndrom Viele unterschiedliche Auffassungen von Ärger in verschiedenen Emotionstheorien
? integrative Auffassung geht von Ärger
als Syndrom mit 5 Komponenten aus
8
9. Prototypische Darstellung von Ärger Kognitive Komponente
*Bewertung der Situation: etwas läuft meinen Bedürfnissen und Motiven zuwider
*Urteil: an diesem Zustand hat ein anderer Mensch Schuld, der mit seinem Verhalten gegen Standards und Normen verstößt (bzw. verstoßen hat)
9
10. Prototypische Darstellung von Ärger (2) Physiologische Komponente
*Bewertung setzt eine Reihe von
physiologischen Prozessen in Gang:
a. Aktivierung der Katecholamine
?Noradrenalin-Output erhöht sich
b. zentralnervöse Details bleiben
ungelöst 10
11. Prototypische Darstellung von Ärger (3) Expressive Komponente
*angeborene Ärgermimik
? Zornesfalte, grimmig-stechender
Blick, zusammengebissene Lippen
oder Zähne zeigen 11
12. Prototypische Darstellung von Ärger 12
13. Prototypische Darstellung von Ärger *Lernprozesse, Erfahrungen, Ausdrucks-
und Gefühlsregeln, expressive
Reaktionen überlagern die angeborene
Mimik und führen zu einer unendlichen
Ausdrucksvariabilität
?die sozial brisante Emotion „Ärger“ wird
vermutlich besonders sorgfältig reguliert 13
14. Prototypische Darstellung von Ärger (4) motivational/aktionale Komponente
*biologische Sicht
? Handlungsimpulse sind darauf
ausgerichtet, ein auftretendes
Hindernis (bedürfnisblockierende
Barriere) zu beseitigen/zerstören
(verletzten/Widerstand leisten) 14
15. Prototypische Darstellung von Ärger *Frija (1986; 1987) ergänzt dies um das Handlungsziel „Wiedergewinnung von Kontrolle“ 15
16. Prototypische Darstellung von Ärger (5) subjektiv-erlebnisbezogene Komponente
*Ärger ist eine „heiße“ Emotion, die von
einem Gefühl der Stärke und Macht und
von großer motorischer Unruhe (und
dem Drang, diese Energien
„rauszulassen“) begleitet wird. 16
17. MODELL 17
18. Wie wird aus Ärger Aggression? Nach Aggressionstheorien kann Ärger Aggression fördern, muss aber nicht
emp. nur schwacher Zusammenhang zw. Ärgerneigung und Aggression
Bei Gewalttaten spielt Ärger kaum eine Rolle 18
19. Wie wird aus Ärger Aggression? MODELL 19
20. Zwischenfrage Welche alternativen Konzepte seht Ihr zur Aggression? 20
21. Ziele in der Reaktion auf Ärger In die Situation eingreifen, Kontrolle gewinnen
kommunikative Funktion
z.B. Rückmeldung geben, Widerstand
bekunden, den Anderen zur
Verhaltenskorrektur zwingen,
Vergeltung üben, Selbstwertschutz (!) 21
22. Die Gefühle „danach“ ?nach Ärgerepisode mit aggressivem Ausbruch
Demütigung, Erniedrigung
gehobene Stimmung
überstürzter Fall ins andere Extrem
kommentarlos, das Geschehen ignorieren
moralisch-religiöse Reaktionen
es mit Humor nehmen 22
23. Formen von Reaktionen auf Ärgerreaktionen ineffektiv:
Angriff gegen Dritte (verschobene Auseinandersetzung)
Selbstvorwürfe, Selbstmitleid
den anderen abwerten
passiv bleiben
Unterdrücken
verbaler Angriff 23
24. Formen von Reaktionen auf Ärgerreaktionen effektiv:
sachbezogene Problemingriffnahme
Situationsanalysen
Perspektive des Anderen einnehmen
Ablenkung suchen
positives Umdeuten
bagatellisieren
Humor
beherrschter Ausdruck 24
25. Psychoanalytischer Ansatz 25
26. 26
27. Die drei wichtigsten psychoanalytischen Grundannahmen über persönliche Beziehungen (nach Freud): (1) Primat der frühen Eltern-Kind-Beziehung: Alle persönlichen Beziehungen seien durch die frühkindlichen Beziehungen zu den Eltern geprägt
(2) Unbewusste Übertragung: Frühkindliche Gedanken, Gefühle, Wünsche und Verhaltenstendenzen gegenüber den Eltern würden auf Bezugspersonen im Erwachsenenalter übertragen; die Übertragung sei weitgehend unbewusst
(3) Internalisierung: Persönlichkeitsmerkmale der Eltern, insbesondere Normen, Werte und geschlechtstypisches Verhalten, würden durch Identifikation – vor allem mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil – übernommen 27
28. Lernpsychologische Theorien Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen
Aufmerksamkeit
Interpretieren u. Bewerten von Situationen
Planung u. Steuerung eigener Handlungen
Gedächtnisleistung
Bekräftigungs- u. Motivationsprozesse
28
29. Lernpsychologische TheorienKlassische Konditionierung Kein Erlernen von neuem Verhalten
? Erklärung für einige Ärgerreaktionen
29
30. Lernpsychologische TheorienOperante Konditionierung 30
31. Lernpsychologische TheorienSozial – Kognitive Theorie Beinhaltet operante Konditionierung und Modelllernen
Aggressive Modelle haben aktivierende Wirkung
Begünstigung von Nachahmung
Modell mit Verhalten erfolgreich
Machtausstrahlung
Verhalten als moralisch dargestellt
Frustration
Positive Beziehung zu Modell 31
32. Lernpsychologische TheorienSozial – Kognitive Theorie
Selbstbegriff und Erwartungsbegriff
(nach Bandura)
Kompetenzerwartung
Ergebniserwartung
Einfluss sozialer Umwelt 32
33. Entwicklungspsychologischer Ansatz 33
34. Modell nach Selg et al. (1988) 34
35. Modelle der Entwicklungsverläufe 35
36. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Aggressionsauslösende und -steigernde Stressoren:
Lärm-, Reizüberflutung
Raumenge
Hektik
zwischenmenschliche Rivalitäten
Monotonie
Alkoholkonsum
stoffwechselverändernde Drogen
Physiologische Indikatoren bei Wut, Ärger, Aggressionen:
Erhöhung der Pulsfrequenz
vasomotorische Reaktionen, d.h. es kommt zu einer Verengung der Blutgefäße
Veränderung der Atem-, Magen und Darmaktivität
Zunahme der elektrischen Hautleitfähigkeit
36
37. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Geschlechterunterschiede
LOEBER und HAY (1997) ? Jungen emotional labiler, zeigen häufiger negative Affekte
weibliche Säuglinge zeigen eher positive Emotionen, regulieren Emotionen und Gefühle besser
Später: Jungen billigen Gewalt eher, sind gewaltbereiter und üben auch eher Gewalthandlungen aus als Mädchen
Jungen reagieren stärker mit nach außen gerichteten Aggressionen, während Mädchen mit nach innen gerichteten Aggressionen reagieren
37
38. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Prä- und perinatale Risiken:
BRENNER & RAINE (1997) ? mögliche neuropsychologische Funktionsstörungen durch Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen
GREENOUGH & BLACK (1992) ? durch pränatale Komplikationen Qualität der neuronalen Entwicklung gestört
Rauchen, Alkohol, Drogen während Schwangerschaft
WEIZMAN et al. (1992) ? Nikotin kann schädigende Effekte auf Föten haben
SCHEITHAUER (2000) belegt Zusammenhang zwischen Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft und Störungen des Sozialverhaltens des Kindes
Mögliche Ursachen:
- fetale Hypoxie
- Veränderungen in der Serotoninresorption
- Veränderungen im dopaminergen System
- Veränderungen in der DNS-/ RNS Synthese im Gehirn
? direkte Verknüpfung
indirekte Verknüpfung ? BROOK & BROOK (1996) Zusammenhang zwischen Rauchen und Verhaltensproblemen des Kindes über psychosoziale Situation der Mutter
AUTTI-RÄMO und GRANSTRÖN (1991) ? Korrelation zwischen pränatalen Alkoholeinwirkungen und späteren kognitiven Störungen 38
39. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Neuroanatomie
Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient
vor allem Störungen im Bereich der Amygdala und Hypothalamus können zu aggressivem Verhalten führen
Stimulation des Hypothalamus kann stereotype Angriffsreaktionen auslösen 39
40. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Neurobiochemie
vor allem Zusammenspiel von Katecholaminen und Serotonin entscheidend
Serotonin ist eine Art Hemmstoff für aggressives Verhalten
Dopamin aggressionsstimulierende Funktion
McBURNETT et al. (2000) ? signifikant niedrigerer Cortisolwert mit frühem Auftreten und der Stabilität aggressiven Verhaltens verknüpft
Zusammenhänge Aggression und Hormone sehr umstritten
Interaktion zwischen biochemischen, genetischen und vor allem auch sozialen Faktoren muss betrachtet werden
40
41. Zusammenfassung Biologische Faktoren:
männliches Geschlecht
niedrige Cortisolwerte ? Ein Hormon, das in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde gebildet wird und zur Gruppe der Glucocorticoide gehört (Es ist neben den Katecholaminen ein wichtiges Stresshormon)
niedriges Aktivitätsniveau (Herzfrequenzrate)
reduzierte Serotoninaktivität
erhöhte Dopaminaktivität
Körperliche Faktoren, die die Entwicklung des Kindes beeinflussen:
Belastungen in der Schwangerschaft ? (Infektionen, fetale Mangelernährung, Unfälle, Schockerlebnisse)
Einnahme von Alkohol, Drogen, Nikotin, Medikamente während der Schwangerschaft
Geburtskomplikationen, zu niedriges Geburtsgewicht 41
42.
Die Entstehung von Gewalt ist immer ein multifaktorielles Bedingungsgefüge! 42
43.
Prädisponierende Faktoren: individuelle, familiäre, soziale, kulturelle Faktoren
Vermittelnde Faktoren: soziales Netz, soziales Stützsystem, Verbundenheit und Beziehungsqualität zwischen Familienmitgliedern, Zugehörigkeit zu Institutionen
Auslösende Faktoren: objektive Faktoren der Lebensgeschichte, Bedeutungszuschreibung biographischer Erlebnisse, individuelle Bewältigungsmöglichkeiten
Situative Faktoren: Frustration, Stress, Kränkung, Machtausübung, Alkohol 43
44. Allgemein gilt:
Eine Kombination dieser Faktoren führt zur Gewalteskalation 44
45. Verhalten, das 50 Millisekunden nach einem Ereignis/Signal eintritt und in dem nur folgende instinktive Grundmuster auftreten können:
Flucht
Aggression
Paralyse
Alle Menschen haben dieses reaktive archaische Verhaltensmuster in sich, weniger oder mehr ausgeprägt Reaktives Verhalten 45
46.
Verhalten, welches eintritt nachdem das reaktive Verhalten abgeklungen ist
Tritt erst ein, nachdem Informationen ins Großhirn eingetroffen und verarbeitet worden sind Bewusstes Verhalten 46
47.
Lautere Stimme/ auffällig leise Stimme
Tief gerötetes Gesicht/ auffälliges Erblassen
Zusammengepresste Lippen
Veränderung von Stimmklang und Stimmlage
Angespannte bzw. erstarrte Körperhaltung
Zusammengeballte Fäuste
Unruhige Bewegungsabläufe
Etc. R-Typ 47
48.
Vergleichbar ruhig
Vielleicht Anspannung in Stimme, aber kein Lautwerden
Versuch, argumentativ auf andere einzugehen
Wenn Stimmveränderung, dann leiser werdend
Gelegentlich betretener Gesichtsausdruck über die „überflüssig-ungehörige“ Verhaltensweise des reaktiven Gegners B-Typ 48
49.
Neigt zur Eskalation
Immer Risiko, dass mindestens einer der Beteiligten Gewalt anwendet
Ausgiebige Droh- und Imponierphase R-R-Konflikt 49
50.
Gekennzeichnet durch „mismatch“ der beiden Konflikt-Typen
Ausbleiben von Imponiergehabe seitens Bs wirkt aggressionsverstärkend auf R R-B-Konflikt 50
51.
Selbst bei starken Interessengegensätzen wirkt der Typus unterkühlt
Keine Eskalation des Konflikts B-B-Konflikt 51
52.
Interaktionsmuster von Paaren mit Gewalt =
Karikatur von erlernten männlichen und weiblichen Verhaltensweisen Gewalt als Funktion polarisierter Geschlechtsrollen 52
53.
Auffallend konservativ im Hinblick auf Vorstellung vom „richtigen Mann“ bzw. „richtiger Frau“
Erwartet emotionale Versorgung und Anpassungsbereitschaft von seiner Frau
Erwartet Sachlichkeit, Unabhängigkeit und die Vorherrschung in der Beziehung von sich selbst
Unfähigkeit, emotionale Anliegen auszudrücken
Kaum soziale Kontakte außerhalb der Beziehung Prototyp Mann 53
54.
Orientiert sich an traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit/Weiblichkeit
Gefangenbleiben in der Rolle des kleinen Mädchens
Wählen einen emotional ausgehungerten, chauvinistischen Partner, der es ihnen ermöglicht besonders weiblich und anziehend zu wirken Prototyp Frau 54
55.
Rückzug des Mannes in Schweigen bringt die Frau zu verzweifelter emotionaler Verfolgung
Sie erreicht ihn nicht
zieht sich aus Zorn affektiv und körperlich von ihm zurück
es kommt zur Eskalation seinerseits Aufbau des Konflikts zur Eskalation 55
56. Kulturtheoretische Ansätze Grundlegende Fragestellung kulturtheoretischer Perspektiven:
„Welchen Einfluss hat Kultur als soziales Erbgut, als Vermächtnis der Vergangenheit auf gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten?“
56
57. Definition von „Kultur“
Kultur als …
„ … Gesamtheit der Verhaltenskonfigurationen einer Gesellschaft, die durch Symbole über die Generationen hinweg übermittelt werden, in Werkzeugen und Produkten Gestalt annehmen, in Wertvorstellungen und Ideen bewusst werden.“ (Fuchs, Klima, Lautmann, Rammstedt & Wienold, 1978)
„ … die gemeinsamen Inhalte und Gebäude des Denkens, welche Menschen von Eltern und Bekannten («associates») erwerben und an ihre Nachkommen weitergeben.“ (Glaser, 1986) 57
58.
Vier kulturtheoretische Perspektiven (Levinson, 1988)
„Intergenerationelle Transmission”
„Konsistenztheorem”
„Kulturelle Unterstützung”
„Subkulturell geprägte Erklärungsansätze“ 58
59. „Intergenerationelle Transmission”
Grober Nenner bezüglich der Gewalt gegen Kinder:
„Was wir als Kinder beobachten oder als Kinder am eigenen Leib erfahren, werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit als Erwachsene gegen unsere eigenen Kinder ausüben.“
„Violence begets violence: Each generation learns to be violent by being a participant in a violent family.“ (Straus et al., 1980)
59
60. „Konsistenztheorem”
Übereinstimmung zwischen Grundwerten einer Gesellschaft und einzelnen sozialen Phänomenen, beispielsweise hinsichtlich der Gewalt im sozialen Nahraum
„Men who assault their wives are actually living up to cultural prescriptions that are cherished in Western society – aggressiveness, male dominance and female subordination (…).“ (Dobash und Dobash, 1979)
60
61. „Kulturelle Unterstützung”
Propagieren des Gebrauchs von Gewalt zur Erreichung attraktiver Ziele durch die Gesellschaft
Chance, dass Legitimation auf andere Bereiche übertragen wird
Zusammenhang zwischen kulturellen Normen und Gewalthandeln:
Familie ist liebender und schützender Ort der Geborgenheit und Wärme
steht im Widerspruch zu
„The marriage license is a hitting license“ (Straus; Mann ? Ehefrau, Eltern ? Kind)
Streit konfligierender Regeln in Familien: “normative ambiguity” (Kantor und Straus; 1990)
61
62. „Subkulturell geprägte Erklärungsansätze“
These:
Die Gesellschaft ist uneinheitlich im Hinblick auf Normen* und Werte
Besondere Normen in bestimmten Subkulturen, die gewalttätiges Handeln in spezifischen Situationen als Befolgung normativer Regeln erscheinen lassen
Beobachtung, aus der die Subkulturthese abgeleitet wurde: (Wolfgang und Ferracuti, 1967)
Schwarze in den USA unter registrierten Gewalttätern und -opfern überproportional vertreten
Grund: Armut, hohe Arbeitslosigkeit, Mangel an Lebensalternativen, Marginalität der Bevölkerungsgruppe
*«A social norm prescribes the correct thing to do when interacting with another person»
(Straus & Hotaling, 1980) 62
63. Soziokulturelle Ansätze
soziologische und feministische Perspektive der Betrachtung der Risikofaktoren
Einfluss gesellschaftlicher Werte und Normen
„Einfluss reicht weit in der Geschichte zurück und ist so beispielsweise bereits im christlichen Abendland mit dem Schicksal von Adam und Eva wiederzufinden, das auf die Überlegenheit des Mannes und die komplementäre Unterlegenheit der Frau aufmerksam gemacht hat.“
(Selg et al., 1997)
Einfluss heute: Massenmedien verbreiten grundlegende patriarchalische Dominanzverhältnisse (Selg et al., 1997)
Feministischer Ansatz: „Warum üben Frauen unter den gleichen Bedingungen, wie z.B. erlebter Gewalt in der Kindheit, ungünstigen sozialen Verhältnissen oder Alkoholismus, sehr viel weniger Gewalt als Männer aus?“ (Appelt et al., 2001) 63
64. Soziale Integration
„Physische, psychische und sexuelle Gewalt stellt keineswegs eine alle Kulturen übergreifende Universalie dar, sondern ist ein hochgradig kulturelles Phänomen, das in seiner Ausprägung in erheblichem Maße kulturell determiniert und damit erlernt ist. Gewalt ist demnach kein isoliert zu betrachtendes Phänomen, sondern kann nur vor dem Hintergrund übergreifender und überdauernder Muster des sozialen Zusammenlebens verstanden werden.“
(Dobash & Dobash, 1979) 64
65.
Erste bundesweite repräsentative Studie zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland:
„Bezogen auf die weibliche Bevölkerung Deutschlands haben die Migrantinnen türkischer oder osteuropäischer Herkunft deutlich häufiger als der Durchschnitt körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Dieses Bild verschärft sich bei Gewalt in Paarbeziehungen. Der Anteil von Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Beziehungspartner liegt in der Hauptuntersuchung bei 25% der befragten Frauen. Bei den Frauen mit osteuropäischer Herkunft liegt er bei 28%, bei denen mit türkischer Herkunft sogar bei 38%.“ 65
66. Schülerbefragung durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (1998):
9,8% der deutschen, aber 32,5% der türkischen Jugendlichen machten in ihrer Familie Beobachtung von Gewalthandlungen. (Erster Periodischer Sicherheitsbericht, 2001) 66
67. Faktoren für eine Opfergefährdung laut Projektgruppe „Verhinderung von Gewalteskalation in Paarbeziehungen bis hin zu Tötungsdelikten“ des AKII*:
„Migrationshintergrund:
bei Partnern aus verschiedenen (religiösen) Kulturkreisen und somit unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen
fehlendes Wissen über behördliche und sonstige Hilfsmöglichkeiten
ein anderes geschlechtsspezifisches Rollenverständnis“ 67
68.
Alkoholeinfluss als Stressor 68
69. Discosion 69
70. 70
Wie bewertet ihr kulturelle Perspektiven hinsichtlich der Beziehungsgewalt?
Für wie sinnvoll erachtet ihr kulturelle Ansätze?
Welchen Nutzen bringen sie mit sich?
Welche Chancen eröffnen sie?
Wo erkennt ihr mögliche Probleme?
71.
Glaubt ihr, dass man das Phänomen Gewalt in Paarbeziehungen überhaupt in Modelle fassen kann; oder ist das nicht eher eine sehr individuelle Sache, die in jeder Beziehung anders abläuft?
71