1 / 52

Hauptseminar: Europäische Mentalitätsgeschichte Prof. Dr. Beneke

Télécharger la présentation

Hauptseminar: Europäische Mentalitätsgeschichte Prof. Dr. Beneke

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. „Von allen Eigenheiten eines Volkes, wie eines einzelnen Menschen, ist die auffallendste seine Sprache. Die Sprache ist das von Geschlecht zu Geschlecht fortgeführte Selbstbewußtsein eines Volkes, sie ist von seinem Entstehen an die bestimmende und bestimmte Form seines Thuns, nur durch sie dauert ein Volk als Volk, denn mit ihr geht das Bewußtsein des Volkes verloren, das Volk als dieses Volk hört auf. So ist von Europas frühern Bewohnern, weil sie mit den spätern Einwanderern sich vermischt und bis auf wenige traurige Reste des Baskischen, Finnischen [...] und Irischen, ihre eigenthümlichen Sprachen aufgegeben, kaum noch das Andenken übrig, aber eben dieses hartnäckige Fortglimmen der genannten Sprachtrümmer längst verwischter Nationen ist auch ein Beweis, wie äußerst fest jedes Volk an seiner Sprache hält, und welcher Gewaltthätigkeit es bedarf, sie ihm zu rauben.“ [1] • [1] Eichinger, Ludwig M., Die Dialekte und Regionalsprachen und ihr Verhältnis zur Hochsprache. Die Lage in Deutschland und Frankreich, in: Hättich, Manfred; Pfitzner, Paul Dietmar (Hg.) 1989: Nationalsprachen und die Europäische Gemeinschaft, München: Olzog Verlag, S. 53

  2. Hauptseminar: Europäische Mentalitätsgeschichte Prof. Dr. Beneke Kommunikation und Sprache Kommunikation und Sprache Referentinnen: Catherine Vogel Nina Plaschke Maike Holzhauer-Koffi

  3. „Sie sprechen anders als wir. Also sind sie anders. Also mögen sie uns nicht.“(Crystal,1998) • Theoretische Zusammenhänge von Sprache und Identität • Geschichtliche Sprach- und Kommunikationsentwicklung • Sprachpolitik der EU

  4. Sprache und Identität • Sprache und Denken • Physische Identität • Psychische Identität • Geographische Identität • Soziale Identität

  5. Sprache und Denken • Schreibt uns Sprache die Bahnen vor, in denen wir denken können? • Jean Piaget (1896-1980): „Modell der kognitiven Entwicklung“: Sprache ist abhängig vom Denken! • Edward Sapir (1884-1939) und Benjamin Lee Whorf (1897-1941): „Sapir- Whorf- Hypothese“: • „sprachlicher Determinismus“ • „sprachliche Relativität“

  6. Physische Identität • Besteht ein Zusammenhang zwischen der Sprache und den physischen Merkmalen eines Menschen? • Anatomische Beschaffenheit der Sprechorgane • Gesundheitszustand • Alter • Geschlecht

  7. Psychische Identität • Spiegelt Sprache die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen wider? • Sprache und Intelligenz • Gefahr stereotyper Vorstellungen bezüglich der Persönlichkeit

  8. Geographische Identität • Dialekt: Varietät einer Sprache; Grammatik und Wortschatz • Akzent: besondere Aussprache • Idiolekt: individuelles Sprachsystem eines einzelnen Sprechers • Soziolekt: Deckungsbereich verschiedener Idiolekte, wenn er mit einer Gruppenbildung einhergeht (Familie, Berufsgruppe, Gesinnungsgruppe,...)

  9. Grenze zwischen Sprache und Dialekt • Geographisches Dialektkontinuum: Innerhalb eines Gebiets wird eine „Kette“ von Dialekten gesprochen • Dialektkontinua in Europa: • Skandinavisches Dialektkontinuum • Nordslawisches Dialektkontinuum • Südslawisches Dialektkontinuum • Westgermanisches Dialektkontinuum • Westromanisches Dialektkontinuum

  10. Theoretisches Problem: • An welchem Punkt der „Kette“ lässt sich sagen, dass eine Sprache aufhört und die nächste anfängt? • Linguistische versus politische/historische Gründe

  11. Soziale Identität • Was ist der Mensch in den Augen der Gesellschaft, zu der er gehört? • Gesellschaftliche Schicht: Gruppe von Menschen mit ähnlichen sozialen oder wirtschaftlichen Merkmalen

  12. Basil Bernstein (1924): • „elaborierter Code“: Sprachvariante der Mittelschicht; personorientiert • „restringierter Code“: Sprachvariante der Unterschicht; statusorientiert

  13. Soziale Solidarität versus soziale Distanz • Diglossie: In einer Gemeinschaft existieren zwei deutlich voneinander abgegrenzte Varietäten als Standardsprachen • „Low- Varietät“ für Alltagsgespräche • „High- Varietät für besondere Gelegenheiten

  14. Die indogermanischen Sprachen • Sprachfamilien: Sprachen, die ihrer Herkunft nach miteinander verwandt sind • indogermanische: eine der am besten bekanntesten und erforschten

  15. Geschichte der deutschen Sprache Das Mittelalter Althochdeutsch (750-1050): • zu Beginn der ahd. Zeit gelang es Karl dem Großen (768-814), die Sachsen zu unterwerfen und mit Gewalt zum Christentum zu bekehren • römischer Verwaltungsapparat und damit das Latein war übernommen worden • lese- und schreibkundig fast ausschließlich Kleriker, die auch Beamten des neuen Staates wurden

  16. mehrere Jahrhunderte hindurch verblieb das Lateinische Amts- Gelehrten- und Kirchensprache • aber: Kulturprogramm von Karl dem Großen konnte nur mit Volkssprachen durchgeführt werden • Kleriker beauftragt Vaterunser, etc. in jeweilige Volkssprachen zu übersetzen • ahd. Schrifttum entstand also im Dienste der Missionierung in den großen Klöstern

  17. Geschichte der deutschen SpracheDas Mittelalter Mittelhochdeutsch (1050-1350): • viele Entlehnungen aus dem Französischen, da auch Übernahme der Französisch Provenzalischen gesellschaftlichen Lebensform (Ritterstand wurde neue soziale Schicht) • von 1170-1230 erlebte höfische Ritterkultur ihre Blütezeit • aber Sprache der Kirche, Verwaltung, Unterricht noch immer in Latein

  18. Frühneuhochdeutsche Zeit (1350-1650) • Humanismus prägend: geistige Strömung aus Italien • Latein als Sprache der Bildung; als natürliches Verständigungsmittel der Gelehrten • H. befestigte Stellung des Latein a. erneuerte auch neue Sprache • Übersetzungen L-D • Grammatiken entstanden • 17. Jh. erste Sprachgesellschaften

  19. Der Weg zur deutschen Standardsprache • setzt etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts ein • mehrere Faktoren trugen dazu bei

  20. I. Die Kanzleien • Ämter und Dienststellen • in Kanzleien entwickelten sich lokale Schreibtraditionen • Herausbildung überregionaler Kanzleisprachen • Schreibsprachen verschiedener Gegenden kamen einander näher

  21. II. Erfindung des Buchdrucks • erste Bücher in lat. Sprache • um 1500 dt. Drucke • allmähliche Anlehnung an die größeren Kanzleisprachen; verschiedene dt. Druckersprachen entstehen • Einfluss des Gedruckten groß führt zu Vereinheitlichung der Orthographie und Sprachformen

  22. Um 1500 haben sich fünf größere durch die Kanzleien und die Buchdrucker geprägte Schreibsprachen auf dt. Gebiet entwickelt!

  23. Einfluss von Luther • schloss sich der ostmitteldeutschen Schreibtradition und machte sie zum Vorbild/ Gemeingut • Bibelübersetzung setzte sich in weiten Kreisen durch

  24. Neuhochdeutsch (1650-1900) • an Normierung der Sprache wird gearbeitet • Sprachgesellschaften, Grammatiker bemühen sich um Regeln • romanische Sprachen wirken auf das Deutsche ein • Aufklärung hat auch besonderen Einfluss • Dichter der Aufklärung, des Sturm und Drang und der Klassik tragen zur Weiterentwicklung bei • Ende 18. Jh. erlangte dt. Literatur europ. Bedeutung

  25. allmählich übernimmt die genormte hochdeutsche Sprache auch eine gewisse nationalpolitische Rolle • das Gefühl einer gemeinsamen sprachlichen Identität unterstützt pol. Einheitsbestrebungen und Abgrenzung nach außen • nach Reichsgründung 1871 vollzieht sich der letzte Schritt einer allgemein anerkannten einheitlichen Orthographie und Aussprache • 1885 gegründet: Allgemeiner Deutscher Sprachverein

  26. Johann Gottfried Herder (1744-1803) • 1772 erschien die sprachphilosophische “Abhandlung über den Ursprung der Sprache” • beeinflusste die Entwicklung der dt. Literatursprache, ebenso wie Sprachphilosophie • betonte Beziehung zwischen Sprache und Nation • Idee der Gemeinschaftsbildung durch Sprache • Sprache als Ausdruck der Mentalität und Denkweise eines Volkes

  27. Sprachgeschichtliche Entwicklung in Frankreich Mittelalter: • territoriale Zersplitterung bedingte Rivalität verschiedener Kulturzentren, die eine jeweils regionale schriftliche Variante verwendeten • seit 13. Jh. werden Varianten vom Franzischen überlagert/ verdrängt • Franzische: Dialekt der Ile-de-France

  28. 15.08.1539: die Ordonnanzen von Villers Cottêrets (Reform des Rechts- und Verwaltungswesens) • nach Mitte des 16. Jh. diente das Frz. überall als Amts- und Rechtssprache • das Frz.vervollkommnete sich • im späten 17. Jahrhundert war Latein als geläufiges Kommunikationsmittel aus allen Bereichen verschwunden

  29. Bedeutung der Salons • leidenschaftliche Sprachdiskussionen • Treffpunkt für auserlesene Mitglieder der Aristokratie • durch Richelieu wurde aus einem lockerem Diskussionszirkel 1635 eine nationale Institution die Académie française • kümmerte sich um Erstellung eindeutiger Regeln und Sprachreinigung

  30. Italien • Vorrangstellung des Toskanischen durch Klassiker des 14. Jh. ausgebaut, u.a. durch Dante Alighieri (1265-1321) • zur Zeit Dantes lebhafte Diskussionen um die “questione della lingua” • schon im 14. Jh. bezeichneten sich einige Autoren in bestimmten Zusammenhängen als Italiener • ab 16. Jh. öfter Äußerungen dieser Art

  31. 18. Jh.: • spätes 18. Jh. entscheidende Zeit, in der italienische Intellektuelle ein Bewusstsein für die Beziehung zwischen Sprache und nationaler Identität entwickelten

  32. Sprache in Europa heute • Durch enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene: ständiger intensiver Sprach- und Kulturaustausch • Chancen und Risiken

  33. Sprachanwendung innerhalb der Organe der EU Alle Sprachen der teilnehmenden Länder: „Amts- und Arbeitssprachen der Organe der Gemeinschaft“ 11x10 = 110 Kombinationsmöglichkeiten

  34. Probleme  riesige Übersetzungsleistung: mehr als 1 Mio. Seiten pro Jahr • Kostenfaktor • Zeitaufwand • Erhöhung der Amtssprachen in Sicht

  35. Lösungsansätze • Lingua Franca: Englisch / Französisch • Neutrale Sprache: Esperanto • Selektive Vielsprachigkeit

  36. Ideal von Vielsprachigkeit und damit verbundenem Sprach- und Kulturaustausch

  37. Minderheitssprachen • Mehr als 45 im Gemeinschaftsgebiet lebende Minderheiten • 1992: „Europäische Charta der Regional- und Minderheitssprachen“ • 95 Maßnahmen, 35 verpflichtend

  38. Ratifiziert: Dänemark, Deutschland, Finnland, Irland, Italien, Österreich, Portugal • Kritik: • nur 35 Maßnahmen verpflichtend • Fehlende Definition von Minderheit • Anwendung auf welche Sprachen in Verantwortung des Landes • Kontrolle schwierig

  39. Minderheiten in Deutschland • ca. 10 000 Friesen • ca. 50 000 Dänen • ca. 70 000 Sinti und Roma • ca. 60 000 Sorben

  40. Geschichte • 6. Jh.: Besiedlung westslawischer Stämme der Lausitz • Einbindung in das deutsche Staatsgebilde • Oberlausitz: Sorbisch Hauptsprache bis ins 3. Reich, dort Unterdrückung • Zu DDR Zeiten: Umbaggerung sorbischer Dörfer

  41. Mädchen in sorbischer Tracht Quelle: http://www.lindgren-grundschule-vetschau.de/sorbisch.html

  42. Guten Tag Ich heiße Ich wohne im Spreewald Auf Wiedersehen Dobry zen Me se gronje Ja bydlim we Blotach Na zasejwizenje Sorbisch - Intensivkurs

  43. Situation heute • Wechsel hin zur Deutschsprachigkeit • Vorwürfe an die Politik: - Kürzung der Förderungen - Kein Einrichten mehr von Schulklassen

  44. Frankreich • Erkennt keine Minderheiten an • Französisch ist: „langue officielle de la Nation“ • Keine Ratifizierung der Charta: Schutz über die Gleichheit aller Bürger„La République est une et indivisible“

  45. Frankreich • Sprachpflege lange Tradition • Bedrohung durch das Englische/ Amerikanische • Konsequenz: 1994: Loi Toubon: keine fremdsprachigen Begriffe • Besonders betroffen: Werbung

  46. Mannesmann Arcor: „The telephone people“ • Philips:„Let‘s make things better“ • Premiere World:„Your personal TV“ • o.tel.o: For a better understanding

  47. Fast-food = prêt-à-manger • Byte = octet • Fax = télécopie • Computer = ordinateur

  48. Spanien • Sprachliche Vielfalt:- Dialekte: Aragonesisch Bable - Regionalsprachen/teilweise Amtssprachen: Katalanisch Baskisch Galizisch

  49. Katalanisch • Katalonien • Valencia • Balearen • Andorra • Randstreifen von Aragonien • Frankreich: Pyrénées-Orientales • Italien: Alghero (Sardinien)

  50. Katalanisch • Massive Unterdrückung unter Franco(1939 – 1975) • Heute: Intensive Pflege des Katalanischen Einräumung von Vorteilen gegenüber dem Kastellanischen (Amts- und Gerichtssprache)  Trotz Reibungspunkte kein Sprachkonflikt

More Related