1 / 37

Selbstwirksamkeit und Schreibkompetenz bei Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten

Selbstwirksamkeit und Schreibkompetenz bei Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten. Afra Sturm & Robert Hilbe Fachtagung «Lesekultur für alle – Schriftlernen zwischen Frühförderung und Nachholbildung», 31. Oktober 2008, Bern. Ü bersicht. Hintergrund Projektstruktur + Fragestellung

kalila
Télécharger la présentation

Selbstwirksamkeit und Schreibkompetenz bei Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Selbstwirksamkeit und Schreibkompetenz bei Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten Afra Sturm & Robert Hilbe Fachtagung «Lesekultur für alle – Schriftlernen zwischen Frühförderung und Nachholbildung», 31. Oktober 2008, Bern

  2. Übersicht • Hintergrund • Projektstruktur + Fragestellung • Lernfortschritte im Bereich Lesen • Selbstwirksamkeit • Fallstudien im Bereich Schreiben • Ausblick INT • Illettrismus und neue Technologien

  3. Hintergrund • ALL-Studie: 16% der Schweizer Bevölkerung erreichen im Lesen lediglich Niveau 1 • zunehmende Bedeutung von ICT • zunehmende Bedeutung von Weiterbildung und lebenslangem Lernen INT • Illettrismus und neue Technologien

  4. INT • Illettrismus und neue Technologien

  5. Fragestellungen der Begleitforschung • Welche Lernfortschritte erzielen die Kursteilnehmenden im BereichSchrifterwerb sowie im Bereich «media literacy»? • a) Wie und unter welchen Voraussetzungen erleichtert der Einsatz von ICT-gestützten Elementen das Sprachlernen und den Schrift- erwerb?b) Gibt es Personengruppen, die damit besonders angesprochen wer- den? • a) Wie beeinflussen individuelle Eigenschaften und Einstellungen der Kursteilnehmenden – insbesondere ihre Lernmotivation und ihr In- teresse – die Effektivität der Kursarbeit?b) Verändert sich das Interesse an Schriftlichkeit und ICT im Verlauf der Kursarbeit? INT • Illettrismus und neue Technologien

  6. Kursgruppen und Befragungszeitpunkte t0 Kursgruppe aprentas/ Novartis betriebliche WB (N=36) Kursgruppe Volkshoch- schule freiwilligeWB (N=12) Kontroll-gruppe ohne Kurs (N=14) • Leistungstests LesefertigkeitStolperwörtertest (Metze 2003) Leseverständnis(Tests: Eigenentwicklung) • FragebogenEinstellungen, Lese- und Schreibhäufigkeit, Selbstwirksamkeit, Attribution … 3 Messzeitpunkte: • t0 bei Kursbeginn • t1 bei Kursende • t2 6 Monate nach Kurs t1 t2 INT • Illettrismus und neue Technologien

  7. Kursgruppen • Alter: Mittelwert: 47 Jahre (s = 7.8, Min: 29; Max: 61) • Geschlecht: 41 Frauen, 18 Männer • höchstes Ausbildungsniveau: • obligatorische Schule: 5 • Anlehre, Berufslehre: 37 • Diplommittelschule, Gymnasium: 7 • höhere Berufsbildung, Hochschule: 3 • Anderes: 3 • keine Angaben: 4 • Sprachsituation: • Erstsprache Deutsch: N=29, 49.2% • Andere Sprache: N=25, 42,4% • Keine Angabe: N=5, 8.5% INT • Illettrismus und neue Technologien

  8. Lesefertigkeit (Stolperwörtertest Metze 2003) Kursgruppe: Mittelwerte: t0 6.93 t1 7.69 Effekt: 23.9% hoch signifikant Kontrollgruppe: Effekt: 5.2% nicht signifikant INT • Illettrismus und neue Technologien

  9. Lesefertigkeit (Stolperwörtertest Metze 2003) Kursgruppe: Mittelwerte: t0 6.93 t1 7.69 t2 8.39 Steigerung von t0 zu t1 und t1 zu t2 INT • Illettrismus und neue Technologien

  10. Lesefertigkeit (Stolperwörtertest Metze 2003) Kursgruppe: Keine deutliche Veränderung, leichter Anstieg der falsch bearbeiteten Sätze von t0 u t1 INT • Illettrismus und neue Technologien

  11. Lesefertigkeit: Grundkompetenzen grau: untersuchte Kursgruppen weiss: Referenzwerte Stolperwörtertest nach Brügelmann (2006) INT • Illettrismus und neue Technologien

  12. Selbstwirksamkeitserwartung Selbstwirksamkeit(Bandura, 1977, 1993, 1997) • subjektive Erwartung einer Person, eine schwierige Herausforderung meistern zu können • Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten • bereichs- bzw. aufgabenspezifisch • beeinflusst Emotionen, Verhaltensweisen, Stärke der Anstrengung und Ausdauer bei Lernhandlungen Personen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten weisen eine geringere Selbstwirksamkeitserwartung für Situationen auf, die den Umgang mit Schrift in verschiedener Form verlangen. INT • Illettrismus und neue Technologien

  13. Erfolgs- vs. Misserfolgsorientierung • erfolgsorientierte Personen … • richten ihr handeln danach aus, Erfolg anzustreben. • nehmen Risiko bei ihren Handlungen in Kauf. • haben eine grössere Frustrationstoleranz. • werden mit vielfältigen Lernmöglichkeiten konfrontiert. • misserfolgsorientierte Personen … • richten ihr Handeln danach aus, keine Fehler zu machen. • sind wenig risikofreudig, bzw. wählen zu leichte oder zu schwere Aufgaben um sich nicht zu blamieren. • profitieren weniger von Lernangeboten. vgl. Heckhausen 1989 Von Illettrismus betroffene Personen neigen dazu, misserfolgsorientiert zu sein und Situationen zu meiden, in denen sie mit Schrift konfrontiert werden. INT • Illettrismus und neue Technologien

  14. Fragebogen: Selbstwirksamkeitsüberzeugung Selbstwirksamkeit • erfasst in den Domänen Lesen, Schreiben, Umgang mit Computer, Beruf Reliabilitäten (Cronbachs Alpha): SW Schreiben (0.858) SW Lesen (0.790) SW Beruf (0.791) SW Computer (0.810) INT • Illettrismus und neue Technologien

  15. Veränderung der Selbstwirksamkeit Lesen Konstanz der SW Lesen von t0 bis t2 in der Kursgruppe Mittelwerte: t0 1.80 t1 1.91 t2 1.92 keine signifikante Veränderung in der Kontrollgruppe INT • Illettrismus und neue Technologien

  16. Veränderung der Selbstwirksamkeit Schreiben Abnahme der SW Schreiben von t0 zu t1 in der Kursgruppe Mittelwerte: t0 2.25 t1 2.85 t2 2.30 keine signifikante Veränderung in der Kontrollgruppe INT • Illettrismus und neue Technologien

  17. «Bialetti» – eine Schreibaufgabe • alltagsnahe Schreibaufgabe • vertrautes Textmuster: Bedienungsanleitung • Situierung: Jugendtreff • Fokus: Adressatenorientierung INT • Illettrismus und neue Technologien

  18. «Bialetti» – das Vorgehen • Methode des lauten Denkens • Kooperatives Schreiben (Lehnen 2000) • Halbexperimentelles Setting (Becker-Mrotzek 2004, Schindler 2004) • Pretest mit 4 Personen • Experimentalgruppe: 11 Personen INT • Illettrismus und neue Technologien

  19. Orthografie + Grammatik 3) Kaffeepulver in den Filter, 2 bis 3 Kaffeelöffel hineingeben. 4) Kaffeekanne verschrauben mit dem Unterteil. INT • Illettrismus und neue Technologien

  20. Fallstudie 1 Herr Grandi*, 37 J. • Erstsprache Italienisch, Schule ab 2. Klasse in CH, Anlehre • Schreiben Freizeit: SMS, Notizen, Mitteilungen, Mails • Schreiben Beruf: Protokolle, Notizen, Mitteilungen, Berichte • Partnerin hilft beim Schreiben • Schreiben in der Schule: Angst vor Fehlern, sehr anstrengend, kein Spass, viele Rechtschreibfehler • Wenn etwas nicht gelingt: Angst vor Fehlern, nicht genügend gelernt; aber: Glück/Pech/Zufall treffen nicht zu • tiefe Selbstwirksamkeit Schreiben INT • Illettrismus und neue Technologien

  21. Fallstudie 1: Text Bedienung Mokka Kaffee 1. Zuerst Wasser in Mokkabehälter bis oberhalb der Düse 2. Den Filter rein machen, dann mit Kaffeepulver füllen. Den Filter bis Bündung füllen. 3. Das obere Teil drauf machen und schliessen. 4. Die Heizplatte einschalten und Mokka drauf machen, warten, bis der Kaffee von der Düse herauskommt, bis der obere Behälter voll ist, dann aus der Heizplatte wegnehmen. – Achtung, der Kaffee ist sehr heiss. INT • Illettrismus und neue Technologien

  22. Fallstudie 1: Ausschnitte aus Tonaufnahmen Z 21–22: Schreibplan A1: – Muess me/was mache mr jetzt? Tüe mir zerscht vorbereite, oder denn tüe mer dr (1s, unverständlich 3:10) scho mache, als wäre mer ...? A2: Da tüe mr zerscht vorbereite. Z 39–40: Bennenungsvorgang A1: Mhm. Oder der Düse. Isch das e Düse? A2: Düse, jo. Z 70–71: Selbsteinschätzung A2: Jä, dänn bruuche mir eigentli nichts mehr. A1: Mhm. Z 140–142: Selbsteinschätzung A1: Mhm. ----- S isch einglecht fascht alles, he? Fünfevierzig Minute simmer gsi. (Lacht leicht) De müehmer e zweiti Variante schriibe (lacht) A2: Churz und bündig. INT • Illettrismus und neue Technologien

  23. Fallstudie 1: Farbprofil der Kooperation Plan, Produktion Aushandl. Benennung zuständig OrientierungBialetti Adressaten- orientierung Textrevision/Selbsteinsch. INT • Illettrismus und neue Technologien

  24. Fallstudie 4 Frau Brunner*, 56 Jahre • Erstsprache Schweizerdt., obligator. Schule, keine Ausbildung • keine Unterstützung durch Eltern, zu Hause nicht diskutiert • Schreiben Freizeit: Einkaufszettel, Formulare, Notizen, SMS • Schreiben Beruf: praktisch nichts (sei auch nicht nötig) • Schreiben in der Schule: sehr anstrengend, kein Spass, viele Rechtschreibfehler • Wenn etwas nicht gelingt: Angst vor Fehlern, aber: Glück/Pech/ Zufall treffen nicht zu, hat sich nicht zu wenig angestrengt • hohe SW Beruf + Lesen, sehr tiefe: Computer, mittel: Schreiben INT • Illettrismus und neue Technologien

  25. Fallstudie 4: Text Gebrauchsanweisung für Kaffeemaschine Bestandteile zum Kaffeekochen! Kochplatte Kaffeepulver Becher Löffel Zucker Milch 3-teiliger Kaffeekocher INT • Illettrismus und neue Technologien

  26. Fallstudie 4 • Anleitung: • 1) Bodenbehälter mit Wasser füllen • 2) Sieb einfügen, mit Kaffeepulver füllen • 3) Das [Pf]Kännchen auf den [Behälter] Bodenbehälter aufschrauben • 4) Man nehme das Ganze und setze es auf die Kochplatte. Stecker in die Steckdose und Herdplatte einschalten. Das Wasser beginnt zu kochen und steigt hoch. • Der Kaffee ist fertig und es kann in die Tassen ein feiner Kaffee eingeschenkt werden. INT • Illettrismus und neue Technologien

  27. Fallstudie 4: Ausschnitte aus Tonaufnahmen Z 206–211: Aushandlung, Adressatenorientierung, Kategorisierung A9: Also, ich würd jetz säge Stecker iistecke vo de Chochplatte. A10: Jo, das isch eigentlich normal dehei drinne. A9: Hm, ja … ja, aber weisch, wenn’s en Gebruchsawiisig isch. A10: Jo meinsch, so blöd sind die (lacht) A9: (1s; unverständlich 11:22) A10: Jo, schriibs! A9: He? A10: Jo, schriibs doch! (lacht) A9: Genau. Ich würds schriibe. INT • Illettrismus und neue Technologien

  28. Fallstudie 4: Farbprofil der Kooperation Plan, Produktion Aushandl. Benennung zuständig OrientierungBialetti Adressaten- orientierung Textrevision/Selbsteinsch. INT • Illettrismus und neue Technologien

  29. Fallstudie 1 + 4: Vergleich Farbprofile INT • Illettrismus und neue Technologien

  30. Fallstudie 1 + 4: Vergleich Kooperationen • beide: tiefe SW Schreiben, mittlere SW Lesen • viel ausgehandelt • Zeichnung: spät eingefügt; löst weitere hierarchiehöhere Textrevision aus; Herr Grandi schreibt, Partnerin zeichnet • Verlauf Schreibprozess: 1. Orientierung, 2. Schreiben, 3. Textrevison, ausgelöst durch «Bialetti» • Adressatenorientierung: neutrale Kategorisierung der Zielgruppe, durch Partnerin ins Spiel gebracht, von Herrn Grandi angenommen • Herr Grandi: von t0 zu t1 deutliche Zunahme SW Schreiben • beide: mittlere bzw. hohe SW Schreiben, hohe SW Lesen • wenig ausgehandelt • Zeichnung: früh von Partnerin ins Spiel gebracht, letztlich nicht realisiert, da sich beide das Zeichnen nicht zutrauen • Verlauf Schreibprozess: 1. Orientierung, 2. Schreiben, 3. Orientierung, 4. Schrei-ben … • Adressatenorientierung: negative Kategorisierung der Zielgruppe, von Partnerin teilweise mit Erfolg abgelehnt • Frau Brunner: von t0 zu t1 sehr starke Abnahme SW Schreiben INT • Illettrismus und neue Technologien

  31. Planungsorientierung Produktorientierung – wechselseitige Unterstellung geteilten Wissens – keine Entwicklung von Zuständig-keiten oder Verantwortlichkeiten – mangelnde Koordination – frühe Hinwendung zu schriftlichen Äusserungen – kleinschrittiges sequenzielles Abarbeiten – Bewertung oder Kontrolle fallen weit- gehend weg – hohe Koordination – gemeinsames Aushandeln – gemeinsames Verständnis – Interesse, Aufgabe zu lösen – bei «Konflikten»: Notwendig- keit der Begründung «Das Modell der frühen Produktorientierung ist bei AnfängerInnen äußerst problematisch.» Lehnen (2000: 150) INT • Illettrismus und neue Technologien

  32. Adressatenorientierung (Schindler 2004) 1) lokale Adressatenorientierung – im Rahmen von Formulierungsentscheidungen– steuert Prozess– relevant, wenn Kapazität vorhanden 2) globale Adressatenorientierung – im Rahmen der gemeinsamen Textproduktion– bestimmt Textprodukt (Textnorm/-muster, Formulierungen) INT • Illettrismus und neue Technologien

  33. Lesen und Schreiben im Kurs • SW Lesen von t0 zu t1 in gesam-ter Kursgruppe: stabil • Lesetests: hierarchieniedrige und hierarchiehöhere Lesekompe-tenzen • Lesen im Kurs: Alltagstexte, Fokus auf hierarchiehöheren Lesekompetenzen, bei Bedarf auch Training der Leseflüssigkeit • SW Schreiben von t0 zu t1 in gesam-ter Kursgruppe: nimmt ab • keine Tests zur Erfassung von Schreibkompetenzen • Schreiben im Kurs: wenig Alltags-texte, Fokus auf hierarchieniedrigen Schreibkompetenzen (Orthografie, Grammatik), teilweise Betonung normativer Aspekte INT • Illettrismus und neue Technologien

  34. Ausblick «Writing self-efficacy beliefs diminished as students moved from elementary school to middle school and then remained at that level during high school.» (Pajares/Valiante 2006: 166) «It may also serve to move learners from a state of ‹unconscious incompetence› to one of ‹conscious incompetence›.» (Grief/Meyer/Burgess 2007: 53) INT • Illettrismus und neue Technologien

  35. Ausblick «Features of the classes that made most progress Compared to the classes that made least progress, learners spent: – more time on contextualised writing tasks; – more time on writing tasks at text level; and – less time on word-level activities.» Grief/Chatterton (2007: 5) INT • Illettrismus und neue Technologien

  36. Ausblick «Features of the classes that made least progress In a number of the classes that made the least progress the researchers observed: – a lot of de-contextualised writing activity; – a lot of time spent on activities at word and sentence level; – individual learners’ needs were met through individual tasks and worksheets; and – limited time was given to the setting up of writing tasks.» Grief/Chatterton (2007: 5) INT • Illettrismus und neue Technologien

  37. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! • Weitere Informationen: • www.illett.ch • www.lesenlireleggere.ch • afra.sturm@fhnw.ch • robert.hilbe@edu.unibe.ch INT • Illettrismus und neue Technologien

More Related