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Aspekte der internen und externen Sprachgeschichte des Italienischen

Aspekte der internen und externen Sprachgeschichte des Italienischen. 23.11.2009. Vom Fehler zur neuen Norm. Die Dokumentation des Sprachwandels vom Lateinischen zum Romanischen in antiken, spätantiken und frühmittelalterlichen Quellen. Vom Lateinischen zum Romanischen. Phonetischer Wandel

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Aspekte der internen und externen Sprachgeschichte des Italienischen

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Presentation Transcript


  1. Aspekte der internen und externen Sprachgeschichte des Italienischen 23.11.2009

  2. Vom Fehler zur neuen Norm Die Dokumentation des Sprachwandels vom Lateinischen zum Romanischen in antiken, spätantiken und frühmittelalterlichen Quellen

  3. Vom Lateinischen zum Romanischen • Phonetischer Wandel • [ĭ] > [ē] (z.B. > it. [e]) • Cicero schreibt in De oratione: • „Cottanoster, cuius tu illalata, Sulpici, nonnumquamimitaris, utilitteramtollas et eplenissimumdicas, non mihioratoresantiquos, sedmessoresvideturimitari” • („Unser Cotta, dessen Breite du, Sulpicius, gelegentlich nachahmst, indem du den Buchstaben i abschaffst und stattdessen ein ganz breites e sprichst, scheint mir nicht die alten Redner, sondern die Schnitter nachzuahmen”).

  4. Vom Lateinischen zum Romanischen • Phonetischer Wandel • [ŭ] > [ō] (> it. [o]) • In PetronsCenaTrimalchionis ist die volkstümliche Form volpis ‘Fuchs’ (> it. volpe) statt klat. vŬlpĒs (-Ĭs) belegt: • „Vah, bellaresestvolpisuda”.

  5. Vom Lateinischen zum Romanischen • MorphologischerundphonetischerWandel • Einige geläufige Fehler in Bezug auf die klassische Norm hat Petronius (ca. 27 – 66 n.Chr.) in seinem Satyricon verwendet. • Die Formen lactem und caldum (statt Akk. LAC und CALIDA, -A, -UM), die einem ungebildeten Sprecher in den Mund gelegt werden, antizipieren u.a. die romanischen Ausdrücke latte, leche, lait und caldo, chaud.

  6. Vom Lateinischen zum Romanischen • Cena Trimalchionis • [LXXI] Diffusus hac contentione Trimalchio: «Amici, inquit, et servi homines sunt et aeque unum lactem biberunt, etiam si illos malus fatus oppresserit.» • [LXVI] «…et vires facit, et cum mea re causa facio, non ploro. Sequens ferculum fuit sciribilita frigida et supra mel caldum infusum excellente Hispanum.»

  7. „VETVLVS“ NON „VECLVS“ MAGISTER *NOSTRVS *VECLVS EST

  8. Vom Lateinischen zum Romanischen • Morphologischer und phonetischer Wandel • Eine weitere wichtige Quelle zur Dokumentation des sprachlichen Wandels ist die Appendix Probi, • ein Verzeichnis von 227 falschen Formen mit ihrer korrekten (d.h. klassischen) Entsprechung, • welches ein unbekannter Autor den Institutiones grammaticae eines gewissen Probus (3.-4. Jh. n.Chr.) hinzugefügt hat…

  9. Vom Lateinischen zum Romanischen • Die Fehler in der Appendix Probi und die Weiterentwicklung im Italienischen • […] • speculum non speclum > it. specchio • masculus non masclus > it. maschio • vetulus non veclus > it. vecchio • […] • columna non colomna > it. colonna • […]

  10. Vom Lateinischen zum Romanischen • Die aufgezeigten Fehler in der Appendix Probi und die Weiterentwicklung im Italienischen • […] • calida non calda > it. caldo, -a • frigida non fricda > it. freddo, -a • vinea non vinia > it. vigna • tristisnon tristus > it. tristo, -a • […]

  11. Vom Lateinischen zum Romanischen • Die aufgezeigten Fehler in der Appendix Probi und die Weiterentwicklung im Italienischen • […] • cavea non cavia > it. gabbia • […] • cochleare non cocliarium > it.cucchiaio • […] • lanceanon lancia > it. lancia • […]

  12. Vom Lateinischen zum Romanischen • Die aufgezeigten Fehler in der Appendix Probi und die Weiterentwicklung im Italienischen • […] • oculus non oclus > it. occhio • aqua non acqua > it. acqua • […] • viridis non virdis > it. verde • […]

  13. Die Herausbildung der primären italienischen Dialekte und der Einfluss der vorrömischen Substratsprachen

  14. Der historiolinguistische Dialektbegriff • Der Dialektbegriff in seiner historischen Dimension (nach Eugeniu Coseriu) • Dialekte lassen sich unterteilen in • Primäre Dialekte (it. dialetti primari) • Sekundäre Dialekte (it. dialetti secondari) • Tertiäre Dialekte (it. dialetti terziari)

  15. Der historiolinguistische Dialektbegriff • Die vor der Konstituierung der Gemeinsprache schon existierenden Dialekte einer historischen Sprache können “primäre Dialekte” genannt werden (z. B. im Falle des Italienischen: Toskanisch, Lombardisch, Sizilianisch etc.).

  16. Der historiolinguistische Dialektbegriff • Durch die Differenzierung der Gemeinsprache können “sekundäre Dialekte” entstehen (z. B. italiano regionale in der Toskana, in der Lombardei, in Sizilien etc.).

  17. Der historiolinguistische Dialektbegriff • Durch die Differenzierung der exemplarischen Norm der Gemeinsprache entstehen “tertiäre Dialekte” (z. B. die sizilianische oder lombardische Form des “exemplarischen” Italienischen).

  18. Die Herausbildung der Primären Dialekte in Italien Die verschiedenen Varietäten des Volgare

  19. Vorrömische Völker und Sprachen (Quelle: Tagliavini, Einf. In die roman. Philologie. München 1973)

  20. Sprachkontakt und diatopische Variation Mittel- und Süditalien

  21. Sprachkontakt und diatopische Variation • Zu den italischen Substrateinflüssen des Oskischen, Umbrischen etc. gehören z.B. die lateinischen Wörter mit intervokalischem [-f-], wobei es teilweise zur Bildung von Dubletten kam (z.B. bufo, -onis ‘Kröte’ neben bubo, -onis ‘Uhu’).

  22. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die klat. Form scarabeus ‘Schabe’ hat sich in der gesprochenen Sprache auf italienischem Gebiet nicht weiterentwickelt, sondern *scarafaium (> it. scarafaggio), eine italische Dialektvariante.

  23. Sprachkontakt und diatopische Variation • Dem Oskischen wird die Assimilation von [nd] zu [nn] zugeschrieben, die in weiten Teilen Süditaliens zu beobachten ist (z.B. quando > quanno). • Gleiches gilt für die Assimilation von [mb] zu [mm].

  24. Kommunikation in Pompeji (I) Diatopische, diastratische und diaphasische Markierung des Lateinischen

  25. Kommunikation in Pompeji (II) Diatopische, diastratische und diaphasische Markierung des Lateinischen

  26. Sprachkontakt und diatopische Variation • Offensichtlich durch Sprachkontakt zwischen dem Lateinischen und anderen italischen Sprachen kam es bereits in vorklassischer Zeit zu einer Abschwächung der Auslautkonsonanten. • In nachklassischer Zeit nehmen die Belege für den Konsonantenschwund stetig zu.

  27. Sprachkontakt und diatopische Variation • Unter dem Einfluss des Umbrischen wurde auslautendes [-s] im archaischen Latein häufig weggelassen. • Die Schwächung zeigte sich insbesondere nach den Kurzvokalen [ă], [ŏ], [ŭ] und [ĭ]: bonu (Cornelius); nepoti, pieta, unu, matrona (Terentius).

  28. Sprachkontakt und diatopische Variation • In Mittelitalien ist diese Tendenz bis zur Regierungszeit Julius Caesars zu beobachten, bis -s wieder konsequent in die Schriftsprache eingeführt wurde. • Auch bei Cicero und Quintilian finden wir Kommentare zu diesem Phänomen.

  29. Sprachkontakt und diatopische Variation • Wiederum durch anfänglichen Adstrat- und späteren Substrateinfluss des Umbrischen ist bereits im archaischen Latein eine Abschwächung von auslautendem [-m] dokumentiert. • In Inschriften bis ca. 130 v. Chr. fehlt -m relativ häufig, während im Zeitraum vom Ende der Republik bis zum Beginn des Kaisertums streng auf die Verwendung dieses Buchstabens in der Schriftsprache geachtet wurde.

  30. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Schwächung von auslautendem [-t] ist wohl dem Einfluss des Volskischen und Umbrischen zuzuschreiben (vgl. volsk. fasia vs. lat. faciat; umbr. habe vs. lat. habet). • In der volkstümlichen lateinischen Umgangssprache Italiens verschwand [-t] wohl zu Beginn der Kaiserzeit. • Die ältesten Belege stammen aus Pompeji.

  31. Sprachkontakt und diatopische Variation • In spätantiker Zeit nehmen die Belege für den Schwund von auslautendem [-t], der im Süden seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert dokumentiert ist, auch in Oberitalien zu: • ama (vs. klat. amat) > it. ama; • relique (vs. klat. relinquet); • vixi (vs. klat. vixit) > it. visse.

  32. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Entwicklung [-t] > [] gilt auch für die Auslautkombination [-nt], wie aus einigen spätantiken Inschriften hervorgeht: posuerun (vs. klat. posuerunt), restituerun (vs. klat. restituerunt).

  33. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die regressive Assimilierung des Nexus [kt] zu [t(t)] ist im Süden Italiens bereits im ersten nachchristlichen Jahrhundert zu beobachten. • Die ältesten Zeugnisse dieser Entwicklung finden wir in pompejanischen Inschriften: fata (vs. klat. facta) > it. fatto, -a, otogentos (vs. klat. octogentos).

  34. Sprachkontakt und diatopische Variation • Seit dem vierten Jahrhundert n. Chr. erfasste die im Süden bereits wesentlich früher dokumentierte Assimilierung von [kt] zu [t:] die gesamte Apenninenhalbinsel: avtor (301 n. Chr.) > it. autore; otobris (380 n. Chr.) > it. ottobre. • Auch der Verfasser der Appendix Probi moniert: „auctor non autor”.

  35. Sprachkontakt und diatopische Variation Norditalien

  36. Sprachkontakt und diatopische Variation Vorrömische Völker in Oberitalien

  37. Sprachkontakt und diatopische Variation • Dem keltischen Substrateinfluss in Oberitalien werden folgende lautliche Phänomene zugeschrieben • der Wandel von lat. [a] zu [e] • die Entwicklung des Umlautes [y] aus lat. [ū] • die Palatalisierung des Nexus [ka] zu [tʃa] • sowie die Sonorisierung bzw. Verstummung der intervokalischen Verschlusslaute

  38. Sprachkontakt und diatopische Variation • Lexikalischer Substrateinfluss • Bereits in klassischer Zeit sind keltische Ausdrücke entlehnt worden • lat. carrum ‘vierrädrigerWagen’ > it. carro ‘Wagen’; • lat. betullam ‘Birke’ > it. betulla ‘id.’; • lat. bracae ‘Pluderhose’ > nordit. braghe ‘Hose’ etc.

  39. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Sonorisierung der Verschlusslaute [p], [t], [k] zu [b], [d], [g] ist sowohl in intervokalischer Stellung als auch in konsonantischen Kombinationen in mittellateinischen Quellen belegt:

  40. Sprachkontakt und diatopische Variation • Keltischer Substrateinfluss in mitellateinischen Dokumenten aus dem 8. Jahrhundert: die Sonorisierung intervokalischer Verschlusslaute • doblus (vs. klat. duplex), dogumentum (vs. klat. documentum) • lurigario (vs. klat. lorica ‘Riemenpanzer’, ‘Brustwehr an Mauern und Schanzen’) • predegationem (vs. klat. praedicationem ‘Predigt’) (Mailand, 725)

  41. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Sonorisierung intervokalischer Verschlusslaute • hedernam (vs. klat. aeternam ‘ewig’) • hocsegro (vs. klat. obsecro ‘ich beschwöre’) • consegrationem (vs. klat. consecrationem ‘religiöse Weihe’) (Novara, 729) • rogadus et pedidus (vs. klat. rogatus et petitus ‘verlangt und eingefordert’)

  42. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Sonorisierung intervokalischer Verschlusslaute • fenidum (vs. klat. finitum ‘beendet’) (Como, 735); • extimado (vs. klat. Dat./Abl. aestimato‘geschätzt’), • finidas (Bergamo, 740).

  43. Die Herausbildung der norditalienischen Dialekte Die vorrömischen Völker Norditaliens

  44. Substrateinfluss? Keltische Siedlungsgebiete in Oberitalien Heutige Grenze zwischen Ost- und Westromania

  45. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die markantesten Merkmale, die eine Klassifizierung der italienischen Dialekte ermöglichen, sind im Bereich der Phonetik zu finden. • In Abhängigkeit von den vorrömischen Substratsprachen unterscheiden sich die galloitalischen Dialekte mit keltischem Substrat von den Dialekten des Veneto.

  46. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die galloitalischen Dialekte zeichnen sich z.B. im Bereich des Vokalismus zusätzlich dadurch aus, dass sich lat. Ŏ und Ū zu den gerundeten Palatalvokalen [ø] und [y] entwickelt haben:

  47. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Entwicklung von betontem lat. [Ŏ] • lat. FOCUM (> it. fuoco) • > piem. [fø] • > lombard. [føk] • > lig. [føgu] • > emil. [føg]

  48. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Entwicklung von betontem lat. [Ŏ] • lat. FILIOLUM (> it. figliolo) • > piem. [fjøl] • > emil. [fjø] • > lig. [fiʎø]

  49. Sprachkontakt und diatopische Variation • Die Entwicklung von betontem lat. [Ū] • lat. LŪMEN(> it. lume) • > piem./lomb. [lym] • lat. LŪCEM(> it. luce) • > emil. [lyz], • > lig. [lyӡe]

  50. Sprachkontakt und diatopische Variation • Ein gemeinsames Merkmal aller oberitalienischen Dialekte ist die Degeminierung von Doppelkonsonanten sowie die Abschwächung oder völlige Tilgung der intervokalischen Verschlusslaute [p], [t], [k] (= Charakteristikum der sogenannten Westromania):

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