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Massenpsychologie und das Dritte Reich

Massenpsychologie und das Dritte Reich. Menschenbilder Referat am 02.06. 2003. Psychologie der Massen = Massenpsychologie? Manipulation von Menschenmassen im Dritten Reich. Johanna Schroth. Massenpsychologie: Begriffsprobleme. Herangehensweise an die Massenpsychologie:

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Massenpsychologie und das Dritte Reich

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Presentation Transcript


  1. Massenpsychologie und das Dritte Reich

  2. Menschenbilder Referat am 02.06. 2003 • Psychologie der Massen = Massenpsychologie? • Manipulation von Menschenmassen im Dritten Reich Johanna Schroth

  3. Massenpsychologie: Begriffsprobleme Herangehensweise an die Massenpsychologie: Ursache oder Lösung? 1. Was ist eine Masse? Was Massenpsychologie? 1.1.1 Le Bon 1.1.2 Ortega y Gasset 1.1.3 Peter R. Hofstätter 1.1.4 Wilhelm Reich 2. Manipulation und Propaganda • Ideologie • Propaganda • Identifikation mit dem „Führer“

  4. Huhn oder Ei? Was war zuerst da: Massenphänomene oder Massenpsychologien?

  5. "Jeder, sieht man ihn einzeln, ist leidlich klug und verständig;Sind sie in corpore, gleich wird euch ein Dummkopf daraus."Friedrich Schiller

  6. 1. Was ist eine Masse: Elias Canetti ( 1905-1994) Philosoph, Nobelpreisträger, jüdischer Abstammung postulierte folgendes: Die Masse unterscheidet sich von der Menge durch: • Wachstum • Gleichheit • Dichte und • Richtung d.h. • Menschen in einem Einkaufszentrum sind eine Menge (unterschiedliche Besorgungen, Zeiten, Richtungen) • Menschen auf einem Popkonzert sind eine Masse!

  7. 1.1.2 Le Bon (1841 -1931) • frz. Arzt und Psychologe • Interessen neben Medizin auch: Völkerkunde, Archäologie, Politik, Psychologie und Soziologie. • Werk: " Psychologie der Massen"(1895) • Gegner des Sozialismus • Das Werk thematisiert die Beziehung der fanatisierten Masse zu "ihrem Führer" Die Massenpsychologie geht also von der Masse als eigenem Gebilde aus, das eine eigene "Seele" habe, und nennt diese die Massenseele. • Hitler und Mussolini studierten Le Bons "Massenpsychologie" zur Entwicklung ihrer demagogischen Fähigkeiten.

  8. „Masse“ nach Le Bon "In [einem] Haufen, der eine Masse bildet, [gibt es] keineswegs eine Summe und einen Durchschnitt der Bestandteile, sondern eine Zusammenfassung und Bildung neuer Bestandteile, genauso wie in der Chemie sich bestimmte Bestandteile, wie z.B. die Basen und Säuren, bei ihrem Zustandekommen zur Bildung eines neuen Körpers verbinden, dessen Eigenschaften von denen der Körper, die an seinem Zustandekommen beteiligt waren, völlig verschieden sind." (Le Bon, 1895)

  9. „Die Masse“ nach Le Bon • intolerant, wandelbar (mit jedem neuen Führer, jeder neuen Idee), primitiv • kulturfeindlich und zerstörerisch • fordert Gleichheit, bedarf eines Führers • ohne Vernunft; von Führern manipulierbar/ hynotisierbar • Bewertung der Massen in der Demokratie: Massen haben einen schlechten Einfluss • keine positiven Aussagen über Massen bei Le Bon

  10. „Demokratie“ nach Le Bon die Demokratie ist zum Scheitern verurteilt

  11. Le Bon s Empfehlung: "Die Kenntnis der Psychologie der Massen ist heute das letzte Hilfsmittel für den Staatsmann, der diese nicht etwa beherrschen- das ist zu schwierig geworden- aber wenigsten nicht zu sehr von ihr beherrscht werden will.“ (Le Bon, 1895)

  12. Der „Nimbus“ • Einführung de Begriffs "Nimbus" (etwa Charisma) • Zauber, der von einer bestimmten Person ausgeht: "Diese Bezauberung lähmt alle unsere kritischen Fähigkeiten und erfüllt unsere Seele mit Staunen und Ehrfurcht. Der Nimbus ist der mächtigste Quell aller Herrschaft. Götter, Krieger und Frauen hätten ohne ihn niemals herrschen können."

  13. Kritik an Le Bon von Peter Hofstätter • Unscharfe Sprache (Massen = Mengen, Gruppen, verschiedenster Art) • die Abstützung auf überlieferte Berichte von extremsten, der Alltagserfahrung nicht entsprechenden Situationen • der moralisierende Charakter der Darstellung vom Typ "Die Masse sind die anderen", "Von Massen geht die Bedrohung der Kultur aus"

  14. 1.1.2 Ortega y Gasset (1883-1955) • Professor für Philosophie • (zumindest in jüngeren Jahren, als er noch an der Universität Philosophie lehrte) Sozialist. • Werk „La rebelión de las masas“, dt. Übersetzung „Der Aufstand der Massen“ (1930) • Bezug auf Horaz "Odi profanum vulgus et arceo" ("Ich verabscheue das gemeine Volk und halte es von mir fern.")

  15. Die „Masse“ nach Ortega „Eine Masse ist eine Agglomeration von all jenen, die sich selbst keinen besonderen Wert beimessen, sich schlichtweg für den Durchschnitt halten und damit leben können, Menschen, die sich damit begnügen, "von einem Augenblick zum andern zu sein, was sie schon sind, ohne Drang über sich hinaus." (Ortega y Gasset).

  16. „Durchschnittsmenschen“ • Der von Ortega beschriebene "Durchschnittsmensch" ist demnach ein potentieller Bestandteil einer Masse. Es wird differenziert, wer dazu neigt, "mitzulaufen" und wer nicht: • Es gibt Menschen, die von der Masse mitgerissen werden und es nicht merken, • andere, die es zwar merken, sich aber gerne in diesen Zustand versetzen lassen, • solche, die Abscheu vor der Masse empfinden, die sie meiden, weil sie um ihre eigene Identität fürchten.

  17. „Durchschnittsmensch“ und „Elite“ • Umgekehrt definiert er den Begriff "Elite" als Menschen, die sich selbst fordern, die sich nie mit sich selbst zufrieden geben. Adel ist für ihn kein Blutsadel. Adel bedeutet in seinen Augen "Anspruch an sich selbst": "Adel erkennt man am Anspruch an sich selbst, an den Verpflichtungen, nicht an den Rechten. - Noblesse oblige. [...] Die Vorrechte des Adels sind ursprünglich nicht Zugeständnisse, oder Vergünstigungen, sondern Eroberungen."

  18. Demokratie nach Ortega • genau definierte Demokratie, in der das Volk nur seine Meinung über Dinge äußert, die eine Elite zu entscheiden hat.

  19. 1.1.3 Peter R. Hofstätter • Mathematiker • kein klassischer Massenpsychologe, da Naturwissenschaftler • Werk „Gruppendynamik", Untertitel "Kritik der Massenpsychologie" : kritisiert darin Le Bon und Ortega • Massenpsychologie: "kultursoziologisches Phänomen, dessen Paradoxie darin liegt, daß der Verdammung der Massen von den Massen selbst zugestimmt wird", • Gegensatz zwischen Gruppendynamik und Massenpsychologie

  20. Machiavelli hat in den "Discorsi" gesagt : "daß ein Volk klüger und beständiger und von richtigerem Urteil ist als ein Fürst. Nicht ohne Grund sagt man daher Volkes Stimme, Gottes Stimme" (Discorsi, 1513-1519). Descartes, im „ Discours de la Méthode“ : "Stimmenmehrheit ist kein Beweis angesichts von schwer zu entdeckenden Wahrheiten, denn es ist weit wahrscheinlicher, daß ein Mensch allein sie findet als ein ganzes Volk". (Discours de la Méthode I 4) Hofstätters Ausgangspunkt

  21. Berechnung • Versuch, Entscheidungsfindung in Massen zu berechnen • Ergebnis: Die Leistung der Masse ist überhaupt nicht mehr berechenbar und mit der der Gruppe nicht vergleichbar. • Unterschied zwischen Gruppendynamik und Massenpsychologie: In der Masse können die Mitglieder nicht mehr miteinander kommunizieren, sich nicht mehr austauschen.

  22. 1.1.4 Wilhelm Reich(1897-1957) • Schüler Freuds • Vertreter einer revolutionären oder linken Massenpsychologie • Werk »Die Massenpsychologie des Faschismus« • Wieso sind die Massen trotz der gegebenen sozioökonomischen Verhältnisse nicht zur Revolution fähig sondern unterdrücken sich selbst ? • Reich versucht, mit Hilfe der Massenpsychologie Hitler und die Nazi-Bewegung zu erklären. • postulatorische Massenpsychologie, die dieses Hemmnis überwinden und die Massen für die Revolution gewinnen sollte.

  23. Linke/ revolutionäre Massenpsychologie nach Reich • Massenpsychologie : Strukturen bestimmter Massen zum Zweck der Befreiung derselben zu analysieren. • Die Gründe für den Konservativismus der Massen: in der Kindheit jedes einzelnen zu suchen. • Unterdrückung der Sexualität, • körperliche Züchtigung • Konformität gegenüber den Ordnungskräften

  24. Massenpsychologie nach Reich • Handeln der Massen (z.B. im Nationalsozialismus) entsteht nicht durch den Führer, durch einen "Nimbus", nicht durch "Behauptung, Wiederholung und Übertragung" (Le Bon) • ist durch die psychische Eigenart der deutschen Massen selbst bestimmt. • Wurzeln des Faschismus und der autoritären Ideologien: in der Familie und ihrem konservativen Charakter.

  25. „Emotionelle Pest“ • Versuch, die Beschränkungen gewaltsam zu durchbrechen, führt in eine Charakterschicht der Destruktivität = "emotionelle Pest": • Menschen, die sich in dieser Charakterebene aufhalten "emotionell pestkrank". • bricht auch epidemisch aus, ergreift Gruppen von Menschen (z.B. Lynchjustiz), Organisationen (Inquisition der katholischen Kirche) oder Staaten (Faschismus) • Die emotionelle Pest ist als Charakterebene in allen Menschen vorhanden • "völlig normale" Menschen konnten so in einer „Pest-Epidemie“ Juden ermorden und ihr Verhalten für vertretbar halten.

  26. Faschismus nach Reich • Faschismus: keine Ideologie oder politische Richtung, • Ausdruck der Sehnsucht des normalen Menschen, seine primären biologischen Bedürfnisse zu befriedigen, was ihm durch eine jahrtausendealte autoritäre Unterdrückung unmöglich gemacht wurde.

  27. Demokratie nach Wilhelm Reich "Arbeitsdemokratie" ist das Geflecht autonomer sozialer Beziehungen, auf deren Grundlage alle Gesellschaften existieren.

  28. Huhn oder Ei? Was war zuerst da: Massenphänomene oder Massenpsychologien?

  29. Versuch des Vergleichs

  30. 2. Ideologie und Propaganda

  31. 2. Ideologie und Propaganda 2.1 Die Ideologie • hat eine herausragende Position in der Diktatur • Ohne Ideologie könnte sich eine Diktatur nicht lange behaupten und nicht rechtfertigen. • Sie setzt Ziele fest, zu deren Erreichung man die Diktatur braucht. • Die Ideologie ist sehr einfach, kennt viele Schlagwörter und meistens ein Feindbild. • im Nationalsozialismus waren dies vor allem die Juden

  32. Ideologie der Diktatur nie genau festgelegt: Je nachdem, an welche Gruppe sich die Propaganda richtet : entweder das eine oder das andere Detail betont. • entscheidend, sie dem Volk immer und immer wieder zu vermitteln. • Nationalsozialismus nie festgelegt und daher interpretierbar • viele können sich dann in irgendeiner Weise damit identifizieren

  33. „ … Denn keine Partei, die zu einer Volkspartei großen Stils werden will, kann es sich leisten, ideologisch zu eindeutig festgelegt zu sein, weil sie dadurch einen bestimmten Wählerkreis automatisch ausschließt." Kurt Sontheimer (Lehrstuhl für Polit. Wissenschaften in München: „Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik“

  34. Hitlers Wortwahl Hitlers Themen waren populäre, wie • "Beseitigung der Arbeitslosigkeit", • "Befreiung vom Versailler Friedensdiktat" oder • "Freiheit und Brot für alle". Einzig festgelegtes Feindbild: die Juden Sonst vieles offen: alle „Volksgenossen“ sollen einbezogen werden

  35. Videoausschnitt • „Massenverführung“

  36. Identifikation der Masse mit einem "Führer" • „Massenführer“: kommen meist aus dem Volk oder behaupten dies zumindest • Masse kann nur einen Führer akzeptieren, der aus ihr selbst kommt • Daher betonte Hitler den Soldaten gegenüber immer, daß er selbst im Ersten Weltkrieg Gefreiter war und Verletzungen erleiden hatte müssen.

  37. Videoausschnitt „Massenverführung“

  38. 2.2 Propaganda Verwendung des Singular nimmt die Individualität: • Der Jude, • der deutsche Jungem • der Engländer, Abstrahieren ist möglich: Feindbilder können erst entstehen „Volkskörper“ • Braucht Luft zum Atmen,

  39. Videoausschnitt „Rassenlehre“

  40. Diskussion: • Sind die Massenpsychologien Ursache oder Beschreibung für Massenphänomene? • Massenpsychologie = • Anleitung für einen „guten Führer“? • Lösung eines Problems?

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